16 Oktober 2007

Willenlos im Streicherzoo


Link: sevenload.com

Heute setzten sich zwei völlig außer Rand und Band geratene Bloggerinnen (FrauvonWelt und Anna) virtuell auf unser Sofa, was ganz fatale Folgen für das arme Möbelstück hatte.

Doch nicht das lähmte mich abends, sondern das isländische Streichquartett Amiina, über die ich an anderer Stelle schon einiges gesagt habe. Zunächst fühlte ich mich noch ganz quick, doch schon bald nachdem die vier Frauen ihren Streicherzoo eröffnet hatten, fiel ich in eine Art saitengenerierte Duldungsstarre.

Alles verschwamm, wurde träge und zäh. Die Zeit gerann, die Luft dickte ein. Mit letzter Kraft schaffte ich es unterm Diktat der sich materialisierenden Langsamkeit, die Kamera träge zu schwenken, um den üblichen Erinnerungsfilm nicht gar zu anspruchslos geraten zu lassen.

Bands wie Amiina kennt kein Schwein; für sie ist das schlecht. Wir aber, das Publikum, können dank dieses Umstands den Abend gleichsam Auge in Auge mit den Künstlerinnen verbringen. Mit Madonna ginge das nicht.

Deshalb gehe ich lieber zu Bands wie Amiina. Auch wenn sie mich sedieren; auch wenn die Cellistin Sólrún Sumarliðadóttir heißt und ich nie, nie, niemals Isländisch lernen möchte.

Nach dem Konzert radelte ich schwerbeinig nach Hause wie durch Akazienhonig. Und das lag keineswegs am Grünen Veltliner, den sie im Westwerk für soziale 2,50 Euro rausrücken.


14 Kommentare:

  1. Willenlos? Ich hätte mich schon vorher sämtlicher materieller Güter entledigt, nur um dabei gewesen sein zu dürfen. Allerdings kannte ich die Kammermusiktruppe erst seit gestern. Wurde die Säge auch bespielt?

    Nach Antony and the Johnsons trafen Sie damit bei mir voll ins Schwarze.

    Danke.

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  2. Was herumlag und -stand, wurde auch bespielt. Man schleppt nichts umsonst aus Island herbei, dafür liegt das zu weit weg.

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  3. Logistisch nachvollziehbar, musikalisch wundervoll.

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  4. Ein Genuss für Auge und Ohr.

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  5. Mein Isländer "Hengist" verfiel bei diesen Klängen immer ins Tölten.
    Meine Katze ist allerdings geradewegs auf den Bücherschrank geflüchtet.

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  6. hallo
    ich empfinde diese art der sedierung als durchaus angenehm. etwa so wie die postkoitale schlummrigkeit.

    gruß
    blondyonly

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  7. Bin soeben zum Glas geworden.
    Danke. Wunderbar.

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  8. schwerbeinig durch akazienhonig,
    hu, das zieht sich.
    schön.

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  9. Außer Rand und Band also. Herr Matt, ihre Wahrnehmung scheint defekt. Wir saßen ganz brav auf dem Sofa und haben andächtig der Musik gelauscht. Sonst nichts. Kein Schampus, keine Jukeboxerotik, nichts. Also wirklich.

    Sie haben geträumt.

    Total ausgeschlafen
    Ihre FrauvonWelt

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  10. Traumvisionen will ich nach dem gestrigen Abend nicht ausschließen, verehrte FrauvonWelt. Insofern haben Sie mich erwischt.

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  11. Stets zu Diensten, werter Herr Matt. Wenn Sie noch jemanden bräuchten, der Ihre Träume deutet, ich könnte da behilflich sein. Ich kenne mich da aus. Ganz schlimm sind zum Beispiel Träume von frauenverschlingenden Sofas. Also, wenn Sie die haben, dann sind Sie quasi verloren. Aber sowas von, würde unsere liebe Anna jetzt ausrufen.
    Am besten, werter Herr Matt, legen Sie sich entspannt zurück und erzählen mir Ihre Träume. Neeeeiiinn, nicht auf das Soofaaa....
    Ohje, jetzt isser weg...
    Matt? Hallooo?
    Hm.

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  12. … nein, ich bin … (ächz) … schon wieder … da …

    Zu mehr aber auch nicht bereit. Unter keinen Umständen.

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  13. Don't panic. Bin ja kein Sofa ;-)

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  14. Vielen Dank für den Hinweis auf amiina.
    Meine Cousine ist seit einer Woche Mutter einer kleinen Margarete. Und amiina dient nun als Stillmusik. So wird die Kleine schon früh an schöne, ätherische, sphärische Feenmusik herangeführt. *lächel*

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