21 Oktober 2007

Ums Verrecken cool

„Das ist das Drama: Alles hat seinen Preis in der Marktwirtschaft, jeder Kauf entscheidet darüber, wie wir leben, und jene, die am wenigsten haben, sind gleichzeitig diejenigen, die mit der Kaufentscheidung dafür sorgen, dass es weiterhin Dampf für die Maschinerie des Niedergangs gibt.“ Don Alphonso

Zurzeit hält jeder Hype nur noch zehn Minuten. Die hippe MySpace-Band von heute Morgen ist schon mittags wieder öde. Dem noch gestern ultracoolen Laptop fehlt die Killerapplikation des Folgemodells. Und das iPhone gibt’s erst ab November. Verdammt.

So denken sie, die Trendlämmer.
So denken wir doch, nicht wahr?

Noch nie hatten die Profi(t)trendsetter uns Dummerchen so im Griff wie heute. Lemminggleich hecheln wir Teens, Twens und Berufsjugendlichen dem neuesten Hype hinterher und gleich danach dem allerneuesten. Wie die Karnickel sollen wir den geilen Akt des Konsumierens vollziehen – und wehe, es wird dank des überzogenen Dispos ein Coitus interruptus. Autsch.

Wir wundern uns, dass die Welt vor die Hunde geht – aber warum wundern wir uns bloß? Unser eigener Erneuerungswahn ist doch schuld daran. Denn dem geilen Konsumakt geht in aller Heimlichkeit etwas viel Ungeileres voraus: ein Akt der Zerstörung durch Produktion.

Das ist doof, das ist unschön, und deshalb sollten die Dinge am besten recht lange halten. Sollte man meinen. Doch ganz im Gegenteil: Nur das erwünschte Kaputtgehen und Uncoolwerden von allem und jedem hält uns Hamster im Riesenrad am Laufen – und verzehrt zugleich die Ressourcen, die wir doch retten wollten, als wir neulich auf Ökostrom umstiegen.

Mal ehrlich: Wer die Welt wirklich retten will, der muss aufhören, sie zu verbrauchen. So simpel ist das.

Und so schwer ist das.

Unser ganzer Lebensstil nämlich – und mit ihm diese Ikone namens Wachstum – gehört vor Gericht. Klingt übel, ist es auch. Aber es ist wahr.

Jeder, der sich neue Schuhe kauft, obwohl die alten noch halten, beteiligt sich an der Zerstörung, ob er nun Grün wählt oder nicht. Jeder, der Auto fährt, obwohl er auch laufen könnte, bricht ein Stückchen Substanz aus dem Gefüge der Dinge. Jeder, der irgendeinem Trend folgt, obwohl er bis jetzt auch ohne ganz zufrieden war, schubst die Erde weiter Richtung Abgrund, selbst wenn er ein Hemd von American Apparel trägt und Burger bäh findet.

Das Bescheuertste daran: Trendhörigkeit – also unsere hocherwünschte Jagd nach der Coolness, dem Hype, dem jüngsten Schrei – geht immer aus wie das Rennen zwischen Hase und Igel. Du kannst nicht gewinnen. Oder für höchstens zehn Minuten. Denn überall ist es cooler, wo wir nicht sind. Momentan zum Beispiel in den USA, wo sie das iPhone schon kaufen können. Verdammt.

Wer die Welt wirklich retten will, muss ans Eingemachte.
Er. Muss. Den. Kapitalismus. Abschaffen.
So einfach ist das.

Und so schwer ist das.

Denn natürlich heißt das nicht, dass ein anderes System automatisch die Welt retten würde. Doch keinem anderen ist die permanente Zerstörung des Bestehenden so sehr ein Herzenswunsch wie der – ähem – sozialen Marktwirtschaft. Ihre ganze Dynamik schöpft sie aus dem möglichst raschen Uncoolwerden all dessen, was verkauft ist. All das schon Bezahlte ist aus ihrer Sicht mausetot, und deshalb muss sie neue Hypes ausrufen, möglichst global. Sie muss das aus ihrer Sicht Tote, weil Bezahlte auch uns Dummerchen als tot suggerieren, selbst wenn’s noch wunderbar funktioniert.

Weil die Dinge nicht schnell genug verrecken, macht die Marktwirtschaft uns zu Trendlämmern – ums Verrecken.

Ihre schlimmsten Alpträume drehen sich deshalb um die Schrecken unkaputtbarer Kleidung und ewig brennender Glühbirnen. Sie gruselt’s beim Gedanken an rostfreie Autos, an korrosionsfeste Häuser. Und die schlimmsten Depressionen kriegt sie, wenn sie sich vorstellt, wir, die Konsumenten irgendwo hier draußen, würden keinen Hypes mehr folgen. Der Horror.

Deshalb muss die Marktwirtschaft mit ihren Hilfstruppen, den Werbern, die Coolness täglich neu definieren, muss panisch neue Hypes kreieren und befeuern.

Der Todfeind des Kapitalismus ist unsere Bedürfnislosigkeit. Doch nur sie würde die Welt retten.

Wer cool sein will, sollte das wissen. Und erst dann losgehen, um sich ein iPhone zu kaufen. Und natürlich die nächste Ausgabe des U_mag.

(Dieser Text steht auch in der Oktoberausgabe des U_mag.)

47 Kommentare:

  1. In absehbarer Zeit wird das laut jammernde Schweigen der
    Lämmer verstummen. Wenn sie nämlich gewahr werden,
    daß die Untouchables des Konsumwahns sich weigern, die
    Kosten weiterhin zu tragen.
    iPod oder iSonstwas wird ersetzt durch iStiefel und iArbeit.
    Der Wahn ist dann schnell vorbei. Schuld am Mißstand?
    Werber. Schreiber. Hudler. Mütter, Väter, Bildungssystem(e).

    Winter-kalt: Eine warme Jacke anstelle Modefirlefanz.
    Ich sehe es schon täglich hier.
    Wir sind auf dem richtigen Weg.

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  2. ..und das alles wegen eines so dummen Dings wie dem iPhone? Sie sind aber heute weltverbessererisch unterwegs.. Amen.
    Ich vermisse übrigens die Berge aus entsorgten Lümmeltüten und Dosenbier, Sie hätten auch das beklagen sollen, vielleicht nicht in der U_mag, aber hier, und ja, alles ist schlimm, doch das kommt, weil richtige Werte fehlen. Überall. Kinder spielen mit drei schon Barbie im Internet. Fernsehen macht die Welt noch blöder. Man könnte jetzt die Kirche einmischen, oder überhaupt den Glauben, und vielleicht auch noch die "Gesellschaftsmodelle" anderer Länder, ach, oder eine Opernarie schreiben, aber Sie dürfen sich nicht gleichzeitig nach dem iPhone sehnen und sich wegen des Plasma-TVs bei 3Sat beklagen, und dann ohne jede weitere Vorwarnung mit so moralapostolischen Aufsätzen um die Ecke kommen.

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  3. Ich hänge ja auch mit drin in diesem Dilemma. Das wollte ich nicht verschweigen.

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  4. Ich bin überrascht über Ihren recht deutlichen Text ... stolpere aber vor allem und erst einmal über den Begriff der nicht eingegrenzten und damit menschlich allgemeingültigen Bedürfnislosigkeit. Sie meinen sicher eine Form des bewußten Konsums, oder? Bedürfnislosikeit an sich bedeutet imvho das Ende jedwelcher menschlicher Entwicklung in jedwelche Richtung. Ihre Generalisierung des Begriffs "Bedürfnis" würde Ihre eigentliche Botschaft also konterkarieren, was ich schade fände.

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  5. Haben Sie auch keineswegs. Marktwirtschaft ist gar nicht so schlimm, es ist nur ungerecht verteilt, wie alles, wo sozial dran steht, wenngleich es mit der Marktwirtschaft doch so viel besser als ganz ohne, nicht wahr? In der Jugend will man alles haben, sein und gelten (dass einer hat ist selten - sagte glaub ich Kästner), und im Alter wird man lockerer. Vielleicht ist das nicht richtig, dennoch hilft es der Welt auch dabei besser zu werden, wenn junge Leute nach irgendwas Streben, und sei es (zunächst) nur materieller Natur. Wirklich glücklich gemacht hat „Besitz“ sowieso noch niemanden und leider glaube ich übrigens nicht, dass Sie die Jünger dieser Konsumreligion mit Worten wie Kapitalismus und Bedürfnislosigkeit erreichen. iStiefel sind da weitaus reizvoller.

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  6. Wenn man etwas zu Ende denkt, Amber, muss man auch die richtigen Worte verwenden – und nicht die hässliche Fratze der Wahrheit überschminken … ;-)

    Joshuatree, ich habe nie behauptet, der Erde ginge es NICHT besser, wenn sie mal eine Zeitlang ganz ohne Menschheit auskäme. Andererseits wär’s hier dann ziemlich langweilig, nicht wahr? Ich meine: Es gäbe nicht mal Internet!

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  7. tjaja lieber matt was soll ich sagen?
    zuerst wohl, daß mir dieser text aus der seele spricht. das traurige ist nur, daß das zwar eigentlich alle wissen, aber fast keiner auch nur beherzigt - auch ich leider nicht. schade eigentlich.

    blondyonly

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  8. = Bedürfnislosigkeit würde die Welt retten??
    (Und wie kann ein Gedanke über die Welt überhaupt ENDEN?)

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  9. Damit meinte ich eher das konsequente zu Ende denken einer logischen Argumentationskette. Aber das wissen Sie wahrscheinlich selbst und wollen mich nur sophistisch reizen, was natürlich völlig legitim ist, wenn ich hier schlau daherrede, ohne selbst gewisse Dinge zu beherzigen – ich sage nur Plasma.

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  10. Lieber Matt, doppelte Verneinungen hin oder her - bitte stehen Sie doch zu ruhig zu Ihrer leisen Botschaft. Das Vorwort eines sonnenbebrillten Herrn vor einem Kraftfahrzeug hätte es imvho auch nicht bedurft. Man möchte Ihnen fast Mut machen, die nächsten 200 Kommentare zu überstehen ;-)

    @amber: Marktwirtschaft hat(te) nie die Aufgabe, sozial gerecht verteilt zu sein. Der Begriff "Soziale Marktwirtschaft" steht für mich übrigens ganz nahe am Rand der Nekrophilie.

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  11. „Leise“ Botschaft, Herr Joshuatree? Da habe ich aber schon andere Sachen gehört … Und bei 200 Kommentaren mache ich eine Flasche Schampus auf und teile sie brüderlich mit Ihnen.

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  12. Ich konnte es nicht glauben, als der Professor in der Marketingvorlesung Sollbruchstellen tatsächlich als produktstrategische Massname pries. Es war aber so. Man lernt das an der Uni, wie man Leute verarscht. Die, also die BWLer, die lernen das für die Klausur.

    Ansonsten: Super Text! Du solltest öfter mal über Deine Meinung schreiben.

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  13. Matt: Meine missbilligende Peristaltik in Sachen Schampus nivellierte gerade meine Voreinschätzung mit ihrer angenommenen stillschweigenden Zustimmung. 100 und ein Astra. Das muss der Markt hergeben ;-)

    @mspro: Echt, die BWLer sind auch so drauf? Ich dachte stets, Wirtschaftspsychologen und Medien- und Kommunikationswissenschaftler, die sich einige Jahre auf dem Markt behauptet haben, kennen den Hintergrund.

    Ich halte übrigens den Erfolg von über 90% aller Marketingkampagnen für reinen Zufall.

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  14. Na gut, bei 100 in Astra. Ich Sekt.

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  15. Ich unterschreibe jedes Wort des obigen Beitrags, ohne jede Einschränkung.

    PS:
    Es gibt auch menschliche Sollbruchstellen, ich bin eine solche. Aber eine zähe.

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  16. Reklame

    Ich wollte von gar nichts wissen.
    Da habe ich eine Reklame erblickt,
    Die hat mich in die Augen gezwickt
    Und ins Gedächtnis gebissen.

    Sie predigte mir von früh bis spät
    Laut öffentlich wie im stillen
    Von der vorzüglichen Qualität
    Gewisser Bettnässer-Pillen.

    Ich sagte: “Mag sein! Doch für mich nicht! Nein, nein!
    Mein Bett und mein Gewissen sind rein!”

    Doch sie lief weiter hinter mir her.
    Sie folgte mir bis an die Brille.
    Sie kam mir aus jedem Journal in die Quer
    Und säuselte: “Bettnässer-Pille.”

    Sie war bald rosa, bald lieblich grün.
    Sie sprach in Reimen von Dichtern.
    Sie fuhr in der Trambahn und kletterte kühn
    Nachts auf die Dächer mit Lichtern.

    Und weil sie so zäh und künstlerisch
    Blieb, war ich ihr endlich zu Willen .
    Es liegen auf meinem Frühstückstisch
    Nun täglich zwei Bettnässer-Pillen.

    Die ißt meine Frau als “Entfettungsbonbon”.
    Ich habe die Frau belogen.
    Ein holder Frieden ist in den Salon
    Meiner Seele eingezogen.

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  17. Diese "Sollbruchstellen" sind ein Amerikanismus. Ich habe letztens gelernt, dass die Amis Qualität nicht mit Perfektion gleichsetzen, sondern damit, dass etwas schnell repariert oder ausgetauscht werden kann.

    Unternehmen, deren Produkte permanent kaputt gehen, die aber telefonisch permanent erreichbar sind, haben drüben größere Chancen wieder gewählt zu werden als die Unternehmen, deren Produkte einfach ewig halten.

    Anonsten ist es natürlich nicht der Kapitalismus, der die Welt zugrunde richtet. Das hatte der Sozialismus viel besser drauf. Es sind auch nicht die Trends. Würden Trends von der Industrie (oder gar der Werbung) bestimmt, dann gäbe es nämlich keine Retro-Trends. Bei einem Retro-Trend ist immer der am coolsten, der das Original hat. Und das findet er nicht bei H&M sondern auf dem Dachboden und auf dem Flohmarkt.

    Was die Welt zugrunde richtet, ist die Dummheit. Das war natürlich schon immer so, wird allerdings durchs Internet verstärkt, denn hier wird Dummheit als Clevernes verkauft: Preisvergleiche noch und nöcher, immer schön das Billigste. Dass das Billigte einmal um den Erdball geschickt werden muss und trotzdem noch mehr Profit abwirft als das Produkt von nebenan - wen interessierts?

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  18. Es ist ja auch gar nicht so, daß die Dinge immer kaputtgehen müssen, damit ein Anreiz geschaffen wird, etwas Neues zu kaufen. Es kann durchaus sein, daß Dinge ewig halten – und Menschen dennoch gerne weiter ähnliche, aber eben neuere Produkte kaufen.

    Nehmen Sie als Beispiel doch Schuhe und elektronische Geräte. Wunderbarer Kontrast.
    a) elektronische Geräte
    Das alte Gerät mag noch absolut in Ordnung sein (wie mein alter Palm III), dennoch möchte ich gerne nach ein paar Jahren ein neues kaufen, weil es mehr Funktionen bietet. Oder weil es leichter geworden ist, weniger Strom verbraucht, was weiß ich.

    In diesem Fall werde ich den alten Schrott eventuell weiterveräußern (oder -schenken), so daß ein zweiter Wirtschaftskreislauf erhalten bleibt. Oder ich behalte diese ganzen Geräte und erfreue mich irgendwann an den nostalgischen Gefühlen, die mir der Anblick des ganzen Unsinns bringt.

    b) Schuhe
    Meine Schuhe halten ungefähr ein Leben lang, weil ich stets darauf achte, keine geklebten zu kaufen. Und weil mir die Pflege wichtig ist. Dennoch möchte ich ab und an gerne ein neues Paar haben, einfach weil ich gerne eine gewisse Auswahl an Schuhen zu den verschiedenen Anlässen habe.

    In dem Fall benutze ich weiterhin alt und neu, nur eben beides nur noch zu einem kleineren Teil.

    Ich schmeiße also nicht unbedingt den alten Schrott raus, damit neuer Schrott her muß. Um mal sinngemäß EoC zu zitieren.

    Jedenfalls großartiger Artikel, den Sie da geschrieben haben, man könnte glatt versucht sein, eine Gegendarstellung zu schreiben ;-)
    (Aber Sie wissen ja, das tue ich gerne, selbst wenn es meiner Meinung nicht entspricht)

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  19. Ein großartiger, unbequemer Text, ja. Weil er die Wahrheit spricht.

    Es handelt sich bei einer Sollbruchstelle übrigens keineswegs um eine amerikanische Erfindung, sie ist auch nicht auf die Technik beschränkt.

    Das politisch kleinste Übel stellt für mich grundsätzlich die sozialliberale Koalition dar, ebenfalls mit eingebauter Sollbruchstelle.

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  20. @Opa: Der Versuch, den Kreislauf zu "beschleunigen" mag keine amerikanische Erfindung sein - schnellere und billigere Fertigung geht natürlich auch zu lasten der Qualität. Aber die Erkentnis (oder der Glaube) dass ein DVD-Player, der nach einem Jahr nicht mehr funktioniert, der Marke nicht schadet, kommt definitiv aus Amerika. Und die Nachhaltigkeit wurde da ja nun auch nicht gerade erfunden ;-)

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  21. Sie reden mit einem Handwerker, nicht mit einem Akademiker. Für mich hat der Begriff Sollbruchstelle zuallerst die Bedeutung: durch diesen Bruch soll größerer Schaden verhindert werden. Im Idealfall kann der eingetretene Schaden eigenhändig repariert werden.

    Ihre Definition ist eine andere.

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  22. Da es sich hier natürlich nicht um eine Sollbruchstelle im klassischen Sinne handelt, habe ich sie ja auch in Anführungszeichen gesetzt. Klang halt besser als "Billigend-in-Kauf-genommen-wenn-
    nicht-gar-vorsätzlich-Bruchstelle"

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  23. Wenn Sie mit klassisch den Begriff meinen, den z.B. Wikipedia definiert: diese Definition ist mir zu eng gefasst. In meiner Jugend - ich war zum Kriegsende fünf Jahre alt - nannten die Großen , also Eltern, Onkel und Tanten usw. Qualitätsprodukte Friedensware im Gegesatz zum während des Krieges vielfach hergestellten Ramsch. Diese damals hergestellten Billigartikel, hatten freilich andere Ursachen (Rohstoffmangel usw.)

    Für Ihre Definition lässt sich bestimmt ein besseres Wort finden.

    Für mich geht der Begriff Sollbruchstelle weit in den humanen, politischen, ja sogar philosophischen Bereich hinein, durchaus abstrakt also. Doch ich finde, wir verlieren das Thema etwas. Meine Aufgabe ist es ohnehin, hier im Blog von Zeit zu Zeit einen dümmlichen Kommentar abzusondern.

    Wie gesagt, ich habe (Jubelperser) gelernt, nicht studiert.

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  24. Billigend-in-Kauf-genommen-wenn-
    nicht-gar-vorsätzlich-Bruchstelle gefällt mir besser als Sollbruchstelle. (fünfundzwanzig!)

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  25. Herr Matt,
    das ist das Thema, zu dem man Endloskommentare schreiben könnte und müßte. Jedenfalls war das "früher" so. In den siebziger Jahren.
    Bei Robert Pirsig ("Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten", der Originaltitel klingt viel besser: "Zen and the art of motorcycle maintainance") ist es die Sekretärin, die ihn in seinen Denkstrudel bugsiert mit der Frage, ob er seine Studenten auch Qualität lehre.
    Und da hapert es in dieser Welt. Die Qualität von Wahrnehmung im Alltag. Die Qualität von Wertungen und Entscheidungen - gibt es noch viele Leute, denen ihre Haltung wichtiger wäre als ein Arbeitsplatz ? Die wirklich fair mit anderen umgehen ? Nach diesen achtziger und neunziger Jahren unter der Kohl-CDU dennoch eine wohlwollende Ethik haben ?
    Und solche Leute bräuchte man für vernünftiges Handeln und Leben, soweit das heutzutage überhaupt bestimmbar ist im Sinne eines contrat sociale.
    (Ja, mit dem Alter wird der Mensch philosophisch. Vielleicht werde ich auch nur langsam absonderlich. Oder habe meinen Hau schon weg.)
    Die Welt ist sehr "amerikanisch" - unvergessen zum Beispiel die Bilder von den Coladosenhalden bei Saigon zum Ende des Vietnamkrieges. Grotesk.
    Müll und Schrott, wohin man blickte. Das ist hier im Land oder in Hamburg im wesentlichen nicht anders, es wird nur fast sofort (zwei Mal pro Woche) der Müll "entsorgt". Genaugenommen werden natürlich wir ent-sorgt, wenn wir uns denn jemals Sorgen darum gemacht haben. Etc.
    Oh je. Ich höre einmal auf.
    Und gucke jetzt Weltraum ("Sternstunden") auf Phoenix...

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  26. Ööhm?
    Das is jetzt aber bisschen mager. Darf ich Olly sagen :-)
    ACHTUNDZWANZIG!!

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  27. GP, das Bedürfnis, neue Produkte kaufen zu wollen, ohne dass die alten bereits kaputt sind, darf aber auch ruhig mal hinterfragt werden. Woran liegt das? Es gibt ja kein naturwüchsiges Bedürfnis nach einem Handy, das auch fotografieren kann, dem 19. Paar Schuhe oder einer Anticellulitiscreme (die nicht mal funtioniert). Diese Bedürfnisse werden erst geschaffen von interessierter Seite – und halten somit den für den Systemerhalt lebenswichtigen Konsumkreislauf ebenso am Laufen wie die bereits ausführlich diskutierten „Sollbruchstellen“.

    Das unablässige Kreieren von Bedürfnissen ist essentiell, und es ist aus Sicht er Produzenten grandios, wenn wir glauben, sie wüchsen auf unserem eigenen Mist und nicht auf deren.

    Olaf, mit Ihrer Entsorgungsprophezeiung liegen Sie wahrscheinlich richtig, über kurz oder lang.

    Was die Zahl der Kommentare angeht, wenn ich das mal zwischenbemerken darf, so liegt mir nichts an der reinen Quantität, meine Damen und Herren Amber, Olaf und Tja …

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  28. Wie lauwarm hier. Nicht mal GP lässt eine Flanke offen.

    btw. Verkaufe Chrysler Voyager II, Bj.96, 130 TKM, dunkelgrün, 158 PS V6, TÜV 09, Automatik mit Getriebekühlung (!), Lackschäden durch Vandalismus, optisch trotzdem annehmbar. Klima, Radio/MD Blaupunkt, im Zweitbesitz seit 2000, Schneeketten (unbenutzt), verschiedenes Zubehör, fahrbereit, weil im Einsatz.

    Ms. Columbo und Matt wurden damit chauffiert. 10% des Verkaufspreises durch einen Blogkäufer gingen deshalb an den Inhaber dieses Blogs zur Verwendung für soziale und/oder caritative Zwecke.

    Preis nach Besichtigung und Probefahrt im Rhein-Neckar-Raum. Kenntnisse über amerikanische Fahrzeuge sollten vorhanden sein, obwohl er einen japanischen Motor hat (Mitsubishi).

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  29. Wie lauwarm hier. Nicht mal GP lässt eine Flanke offen.

    btw. Verkaufe Chrysler Voyager II, Bj.96, 130 TKM, dunkelgrün, 158 PS V6, TÜV 09, Automatik mit Getriebekühlung (!), Lackschäden durch Vandalismus, optisch trotzdem annehmbar. Klima, Radio/MD Blaupunkt, im Zweitbesitz seit 2000, Schneeketten (unbenutzt), verschiedenes Zubehör, fahrbereit, weil im Einsatz.

    Ms. Columbo und Matt wurden damit chauffiert. 10% des Verkaufspreises durch einen Blogkäufer gingen deshalb an den Inhaber dieses Blogs zur Verwendung für soziale und/oder caritative Zwecke.

    Preis nach Besichtigung und Probefahrt im Rhein-Neckar-Raum. Kenntnisse über amerikanische Fahrzeuge sollten vorhanden sein, obwohl er einen japanischen Motor hat (Mitsubishi).

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  30. Eine Kleinanzeige ausgerechnet in den Kommentaren zu DIESEM Beitrag? Das ist ja unerhört!

    Sie sind sich wohl nicht bewusst, Herr Joshuatree, was links in schreiend grüner Schrift unmissverständlich festgelegt wurde: Wer werblich kommentiert, zahlt 900 Euro pro angefangenem Monat! Meine Kontoverbindung geht Ihnen per Mail zu; Sie können die Rechnung ja als „Werbungs“kosten absetzen, nicht wahr … ;-)

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  31. Ups. Dann gebe ich das mal schnell an die hiesigen Alpha-Bloganwälte weiter mit moralischem Nachwort. ;-)

    btw: Der Wagen wird wahrscheinlich zu einem günstigen Preis nach Osteuropa überführt, wo er global gesehen weiterhin seine ökologischen Fußabdrücke in den nächsten Jahren hinterlassen wird.

    Hauptsache, er ist in Deutschland aus dem Blickfeld.

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  32. Der Orginalartikel im U_mag enthält eine Unterüberschrift:

    100 zornige Zeilen gegen die bescheuerte Jagd nach Coolness, die unsere Welt kaputt macht.

    Diese wesentliche Aussage fehlt hier. Trotzdem habe ich nur ungefähr 82 Zeilen gezählt (Ich bin ein Zeilen- und kein Erbsenzähler).

    Hingegen fehlt im U-mag das Zitat des Don Alphonso. Was lehrt uns das?

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  33. Hätte ich vielleicht 18 mal zwischen den Zeilen lesen sollen, obwohl da gar nix stand?

    Oder gibt es 18 Zwischenüberschriften? Wäre das nicht ein bisschen viel?

    Fragen über Fragen wieder einmal.

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  34. überraschend klarer, schöner Artikel.

    Am Ende landet man bei der Frage, ob es denn künstlich erzeugte Bedürfnisse gibt, oder ob nur vorhandene Bedürfnisse "künstlich" angesprochen und ausgenutzt werden, als Motor für Profit. Woran würde man das festmachen, ohne alternativ eine rigide Welt, eine Ökodiktatur zu entwerfen?

    Z.B. Mode: das Bedürfnis, sich durch Kleidung auszudrücken, oder sich in einem bestimmten Stil zu kleiden, auch andere zu übertrumpfen, weil man ihnen was vorraus hat, hat ja auch mit Kommunikation, Kreativität, Zitaten und Repräsentation zu tun. Das würde es wohl immer geben, bzw. es wäre inakzeptabel, wenn das irgendwie verboten wäre, meine ich.

    Auf der anderen Seite: Kleidung, Technik, die schnell kaputtgeht, veraltet ist, nicht reparierbar, und ein Blumenstrauß an Magazinen, die einen informieren, was in der nächsten Saison zu kaufen/tragen ist und folglich fast ausschliesslich angeboten werden wird - all das wäre wohl nicht unbedingt notwendig, und anders organisiert denkbar.

    Die Frage ist, wie wäre es, wenn es anders wäre? Also nicht die DDR. Wie wär das dann? Grundeinkommen und Selbstverwaltung? Vollautomatisierter Hightechsozialismus mit on-demand-Produktion? Wie kämen unsere Bedürfnisse dabei vor, was wären unsere Wünsche? Auch die, die zur Zeit nicht erfüllbar sind, nach weniger Konkurrenz, nach Selbstbestimmung, nach Freiheit, Gerechtigkeit und Respekt, nach Langsamkeit, nach Schönheit? Wo gibt es heute schon Ansätze? Könnte man eine Fahrrad-Fabrik, eine Chip-Fabrik, eine Universität, ein Forschungsinstitut, ein Restaurant so betreiben wie Wikipedia oder Suse-Linux?

    Und der Wettbewerb?

    Menschen konkurrieren doch sowieso auf allen möglichen Gebieten miteinander: fantasievoller zu schreiben, sexuell attraktiver sein, gebildeter sein, sauberer gekleidet sein, krasser gekleidet sein, schneller rennen können, humaner zu sein, besser hacken zu können, sensibler zu sein, cooler zu sein...

    Ist es wirklich notwendig, zusätzlich noch auf Arbeitsmärkten und in Universitäten gegeneinander dauernd als wirtschaftlicher Konkurrent anzutreten, als strahlender Gewinner und Verlierer mit dem Risiko eines Lebens auf geht-gerade-noch-so-Niveau zu enden? Das menschliche Leben ist auch so schon riskant genug, zahllose Schicksalsschläge und Krisen drohen. Partnerschaft, die Gesundheit, Unfälle, das ganze Leben ist sowieso auch immer Risiko. Aus diesem Grund schlossen sich Menschen mal zusammen und erfanden sowas wie Kultur und Wirtschaft und Solidarität.

    Neid, Gier und Überheblichkeit als Antriebsmotor eines hypermodernen Wirtschaftssystems zu nehmen, das kitzelt doch nur unangenehme menschliche Eigenschaften aus den leuten, während manche eigentlich förderungswürdigen positiven Eigenschaften zum Wettbewerbshindernis werden - Menschlichkeit, Mitleid, Zivilcourage, Eigensinn, Rückgrat, Solidarität, Bedächtigkeit, Unverstelltheit.


    soweit einige ungeordnete Gedanken zur Nacht.

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  35. Sehr interessante und bedenkenswerte Überlegungen – aber von wem? Das wüsste ich, das wüssten bestimmt wir alle allzu gerne.

    Herr Opa Kontrolletti, beim Gang zur Kirche ziehen Sie doch auch was anderes an als aufm Bau, nicht wahr? Und ich überlasse es Ihnen zu beurteilen, wo wir uns hier gerade eher befinden …

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  36. Wie sagte schon Peter Licht so schön: "Der Kapitalismus, der alte Schlawiner, hat uns schon lange genug auf der Tasche gelegen!"

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  37. Werter Herr Wagner,
    die von Ihnen genannten Hilfstruppen der Marktwirtschaft hätten doch ganz andere Möglichkeiten, das Hamsterrad zu beschleunigen. Sie halten sich geradezu zurück. Würden sie wie in goldenen Epochen z.B. schöne, stilvolle Schuhe und dezente Oberbekleidung anbieten anstatt ausschließlich diese plumpen, quadratischen, wahrscheinlich in Gießereien hergestellten Schneeschippensurrogate und grellkarierte Textilien, die wir aus unserer Kinderzeit vom Kasperltheater kennen, würden sie zumindest über mich die Marktwirtschaft wesentlich mehr anheizen, anstatt mich wie aktuellerweie zum Sparen auf hoffentlich wiederkehrende Normalzeiten zu veranlassen. Ob ich ein ewiggestriger Einzelfall bin und die Mehrheit einen Hype darin sieht, für ein Paar Schneeschippensurrogat Übergepäck im Flugzeug zu bezahlen und das zweite per Paketdienst vorausschickt, wenn dieser seine Gewichtsobergrenze flexibiliseren würde, kann ich nicht beurteilen, aber wenn nicht, stehen wir vielleicht erst am Anfang der von Ihnen geschilderten Entwicklung, sollte das mal publik werden. Wobei der marktwirtschaftliche Staat selbst enorm viel dazu beitragen könnte, indem er zeitgleich die kleine Währungsreform von 2002 zurücknimmt. Stellen Sie sich vor, alles kostet dann nur noch die Hälfte wie heute und die "Hilfstruppen" erkennen die Zielgruppe von vielleicht zahlreichen "Ewiggestrigen" Eine Katastrophe würde sich anbahnen.

    Haben Sie im Eisenstein Ihre Brotration geschafft?

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  38. Nein, von diesem Brot bin ich weg. Meine Prioritäten haben sich längst verschoben.

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  39. Nicht unbedingt.

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