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28 März 2015

Danke für nichts, Rabat!




Jene steinernen Häuser, welche das Gassengewirr der Kasbah von Rabat bilden, sind oben weiß und am Sockel blau getüncht. Und dieses Blau protzt mit einem derartig saftigvollen Leuchten, dass der Himmel über der Stadt unablässig die Konkurrenz verfluchen dürfte.

Mitten im Gewirr der Treppchen, Plätzchen und Schlängelgänge plötzlich etwas Lebensnotwendiges: eine öffentliche Toilette. Sie wird bewacht von einem jungen Mann, der den Zutritt restriktiv regelt und für die Vielzahl der Aufgaben, die der Betrieb einer öffentlichen Toilette mitten in der Rabater Kasbah naturgemäß mit sich bringt, einen Obolus erwartet.

Als ich dran bin und endlich eine der beiden geschlechtsübergreifenden Kabinen betreten darf, überkommen mich allerdings schnell Zweifel an seiner Kernkompetenz. Die Toilette ist ein Trümmerhaufen, die Brille ruht separiert von der Keramik arbeitslos in der Ecke, und die Sauberkeitsdefinition des Toilettenburschen scheint zudem nicht unbeträchtlich abzuweichen von meiner. Habe ich schon erwähnt, dass nirgendwo Klopapier zu sehen ist?

Von den beiden Waschbecken vor dieser kaum funktionstüchtigen Toilettenkabine ist nur eins im Betrieb – und das gerade belegt. Eine deutsche Touristin hat sich beim Gang durch die Kasbah von einer der zahlreichen mit Spritzen bewaffneten Hennadamen zur Verzierung ihrer Hände hinreißen lassen und sich anschließend durch unbedachte Bewegungen Jacke, Hemd und Hose beschmiert.

Jetzt rubbelt sie das Zeug wütend wieder ab, doch Henna ist, wenn es erst einmal Hautkontakt aufgenommen hat, recht hartnäckig. Dort, wo die Frau die gröbsten Schlieren abgewaschen hat, sehen ihre Hände aus, als wäre beim Nachspielen von „50 Shades of Grey“ etwas schrecklich schiefgegangen.

„Na das war wohl eine Fehlinvestition“, versuche ich Trost und Mitgefühl zu simulieren. Sie grummelt irgendwas und schubbert verbissen weiter. Das einzige funktionsfähige Waschbecken der öffentlichen Toilette der Rabater Kasbah bleibt also dank der Hennahennen erst mal unzugänglich. Derweil lehnt der Kloboy vorn am Eingang weiterhin gelangweilt am Rahmen und gewährt dem Nächsten Zugang, sobald jemand mit entsetztem Gesicht aus der Kabine taumelt.

Trotz alledem will der Bursche natürlich Geld – für nichts. Nach der Zusammenlegung unserer beiden Länder (s. Blogeintrag von gestern) muss das Toilettenaufsichtswesen in den Südprovinzen dringend neu geregelt werden. Klar, man sollte dort auch Arbeitslosengeld und so was einführen. 
Aber bitte erst danach.




27 März 2015

Marokko gehört zu Deutschland – und umgekehrt

Marokko vergreist nicht gerade: 60 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 25. Deutschland hingegen liegt am gegenüberliegenden Ende der Skala. 
Während unserer Stadtrundfahrt durch Casablanca fällt mir eine nobelpreisverdächtige Lösung für gleich beide Probleme ein: Warum nicht kurzerhand unsere beiden Länder zusammenlegen?

In der dadurch demografisch von Null auf jetzt harmonisierten neuen BRDuM (Bundesrepublik Deutschland und Marokko) hätten wir alle eine gemeinsame Staatsangehörigkeit, lernten in der Schule Deutsch und Arabisch als gleichberechtigte Erstsprachen, würden ermuntert, uns kräftig reproduktiv zu vermischen (vor allem für BRDuM-Bewohner aus den nördlichen Provinzen ein Fest, das kann ich Ihnen sagen!), und der zunächst wahrscheinlich zukunftsängstlich herummaulende marokkanische König Mohammed VI. ließe sich gewiss leicht kalmieren, indem man ihn lockte mit dem Amt des Bundespräsidenten.

Der Mann dürfte meinetwegen auch in seinem Casablancer Königspalast (Foto) verbleiben, statt ins Schloss Bellevue umziehen zu müssen – aber nur, wenn er die beiden wenig repräsentablen Sonnenschirme vorm Eingangsportal endlich zum Sperrmüll gäbe. Deal, Mohammed?

Kurz: Ich sehe bei dieser ganzen Sache – bis auf das zugegebenermaßen nicht ganz leicht zu lösende Problem einer Anschlussverwendung für Joachim Gauck – insgesamt wenig Probleme, ehrlich gesagt. Das gilt auch in optischer Hinsicht, denn Casablanca wirkt – wie Ms. Columbo schon wenige Minuten nach unserer Ankunft herausgefunden hat – „ein wenig wie Wilhelmsburg“.

Rege hiermit die ersten bilateralen Sondierungsgespräche noch in diesem Sommer an.