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14 Oktober 2023

Die gemütlichsten Ecken St. Paulis (200)

Es ist ja schon zum Fremdschämen, wenn Hamburger sich nicht entblöden, in Dirndl und Krachlederner ein „Oktoberfest“ in der Fischauktionshalle aufzusuchen.

Wenn aber just dann eine Sturmflut kommt und all die Pseudobayern sich draußen ratlos das Dekolletee und ihre weißen Waderln verkühlen, weil die Halle überschwemmt ist und sie nicht reinkönnen, dann ist das sogar zum Fremdhämen.


28 September 2021

Die gemütlichsten Ecken Hamburgs (169)





Ambitionierte Quellwolken über der Elbe vor Blankenese.
Fotografiert heute Nachmittag an Bord der Fähre 62 Richtung Finkenwerder.


24 September 2021

Die langweilige Katastrophe






Die App Katwarn hat sich für uns Kiezbewohner schon mehrfach als äußerst nützlich erwiesen. Zum Beispiel, wenn auf St. Pauli mal wieder eine scharfe Weltkriegsbombe entdeckt wurde, die sich nach einer missmutig ertragenen rund achtzigjährigen Zwangspause danach verzehrt, endlich doch noch ihrem Sinn und Zweck nachkommen und unser Viertel endlich nachhaltig verwüsten zu dürfen.

Allerdings ist die Lage nicht immer so ernst, wenn es Ping macht und Katwarn aufgeregt den Finger hebt. Gestern zum Beispiel warnte uns die App wieder einmal vor einer Sturmflut, und das klingt nach den Erfahrungen von anno neunzehnhundertzweiundsechzig (die Geburtsstunde des Mythos Helmut Schmidt) erst einmal nicht unbedrohlich. Die heutige Sturmflut sollte mit drei Meter neunzig über Normalhöhe Hamburg heimsuchen, doch anders als dereinst ist das Einzige, was eine solche Meldung bei eingesessenen Hafenanrainern hervorruft, das gelangweilte Heben einer bis anderthalb Augenbrauen. Und mehr ist die Meldung auch nicht wert.

Zugezogene wie ich lassen sich allenfalls dazu herab, den Termin des Scheitelpunkts der Welle zu ermitteln (gestern war er für 19:09 Uhr angekündigt), seufzend das Smartphone einzustecken, gemütlich zum Fischmarkt zu radeln und dort pflichtgemäß zu dokumentieren, wie Elbwasser träg über die Waterkant schwappt, Vorschulkinder in rosa Overalls durch Pfützen hüpfen, Abendstimmung sich über der wassersatten Elbe breitmacht – und wie diverse andere Fotografen und -innnen, die ebenfalls gemütlich zum Fischmarkt gepilgert sind, all das ebenfalls dokumentieren.

Kurzum: Eine Sturmflut ist hier am Hafen – trotz des aufgeregten Pings der Katwarn-App – längst keine Katastrophe mehr, sondern allenfalls Anlass eines Verdauungsspaziergangs nach dem Dinner.

Quod erat demonstrandum in der der heutigen kleinen Bilderstrecke.







07 August 2021

Die gemütlichsten Ecken St. Paulis (167)


Immer wenn ich durch den Alten Elbtunnel laufe, 
bin ich mir der 24 Meter hohen Wassersäule über meinem Kopf bewusst. 

Manchmal ein wenig zu sehr.


22 September 2020

Die gemütlichsten Ecken Hamburgs (161)

Pünktlich nach dem Verzehr zweier von Astraknollen flankierter Matjesbrötchen, die Nuggi’s Elbkate zur Verfügung gestellt hatte, geruhte die Sonne spektakulär unterzugehen.

Kann man machen.


06 September 2018

Die Bilder des Monats


Während die Welt sich mehrheitlich darauf geeinigt hat, dass Männer gefälligst im Sitzen zu pieseln haben, fordert das Café Caravela unsereins schon beim Betreten der Örtlichkeit zum Gegenteil auf. Mit den Reinigungskräften war das gewiss nicht abgestimmt. Entdeckt in den Colonnaden.



Nannte man das früher nicht „Praxis für Schönheitschirurgie“? Schön, dass man hier wieder auf ein putziges einheimisches Wort zurückgreift, wenngleich man es versäumte, den Deppenbindestrich zu vermeiden. Aber man kann nicht alles haben. Entdeckt in Eppendorf.


Wer anhand dieser Takelage das zugehörige Segelschiff korrekt identifizieren kann, kriegt einen Bommerlunder ausgegeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, und nicht mitspielen darf Amerigo Vespucci. Entdeckt an den Landungsbrücken.



Letzte Sommertage an der Außenalster. Bald werden Sie diesbezüglich hier Niesel- und Nebelbilder vorfinden.



Entdeckt auf dem Schlachthofflohmarkt. Apropos passgenau:


Ich stelle mir gerne vor, dass dieser Käfer stundenlang ruhelos über den Kiez karriolte und trotz einer Vielzahl von Parkmöglichkeiten (bitte lachen Sie JETZT) solange weitersuchte, bis er einen ästhetisch perfekt passenden Abstellplatz entdeckt hatte. Und siehe, es war gut. Entdeckt in der Seilerstraße.



Das Schild hat Recht, wahrscheinlich sogar in beiderlei Hinsicht. Entdeckt im Niendorfer Gehege.



Weiß irgendjemand, wozu dieser Automat gut ist? Was er ausspucken würde, würfe man Münzen ein? Wo überhaupt der Einwurfschlitz ist? Wo das Ausgabefach? Und ob das überhaupt ein Automat ist? Jedenfalls steht das Ding mit dem perfekten Unterbau natürlich auf dem Kiez, nämlich vor der Toilette des Sommersalons auf dem Spielbudenplatz, und es gäbe keinen besseren Ort dafür.



Kräne gab es hier schon lang nicht mehr. Grund genug.



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22 Februar 2018

10 Mai 2014

Danke


Pünktlich zu Hafengeburtstag und ESC: Sturmböen, Regen und gefühlte 8 Grad.

Manchmal liebe ich den Wettergott.


21 März 2014

Immer wieder Nuggi

Kramer, der Franke und ich hatten bereits gestern den frühlingsbeseelten Entschluss gefasst, heute sofort nach der Arbeit runter zu radeln zum Museumshafen in Övelgönne. 

Das Ziel unserer Träume: Nuggi’s Elbkate. 

Bei Nuggi’s Elbkate handelt es sich um einen vergrößerten Kiosk mit verkleinerten Preisen direkt an der Hafenkante, in dem eine dralle schwarze Lebefrau die köstlichsten Matjesbrötchen seit Erfindung der Niederlande rüberreicht, und zwar im Takt eines melancholischen Calypsos oder so ähnlich. 

Sie dreht diese hier so herrlich unpassende Begleitmusik immer runter, wenn jemand was bestellen will, und dann wieder rauf, wenn sie z. B. eine Bockwurst in den Kochtopf wirft.

Wir würden – so der genial ausgetüftelte Plan – die dralle Lebefrau, bei der es sich möglicherweise um Nuggi höchstselbst handelt, um Matjesbrötchen und Astraknollen bitten, uns damit ans Ufer setzen und sinnierend gen Westen schauen, in die untergehende Sonne. Schweigend würden wir essen und trinken. 

Es würde Stille herrschen – bis auf das leise Lecken der Elbwellen am dümpelnden Eisbrecher Stettin. Bis auf das Geräusch, das ein Kronenkorken macht, wenn er sich vom Flaschenrand der Astraknolle löst. Bis auf das Knirschen und Knacken der Zwiebelringe zwischen unseren Zähnen. 

Und genau so kam es dann auch – wenn man vom Sabbeln, Sülzen, Flachsen, Labern, Lachen und Lästern absieht, mit dem Kramer (l.) und der Franke (r.) diesen genial ausgetüftelten Plan genussvoll zunichte machten. 

Der Franke und ich durchliefen dabei, wie ich gestehen muss, drei komplette Zyklen mit Matjes und Astra, während der berufsrenitente Kramer in Richtung Erbsensuppe und Krakauer ausscheren zu müssen glaubte.

Tja, und wegen all dem müssen wir schon bald wieder runterradeln zu Nuggi’s Elbkate. Am besten sobald die Sonne das nächste Mal plant, in der Elbe unterzugehen. Morgen?

15 August 2013

Franke ahoi!

Unglaublich, aber wahr: Der Franke – haha, halten Sie sich bitte gut fest! –, hat den Segelschein gemacht. Den Segelschein! Original aufm Wasser! 

Ich weiß, das ist ungefähr so, als bewürbe sich ein Usbeke ums Jodeldiplom. Doch dem im Schatten des Josefspitals aufgewachsenen Naturburschen kam sein Ansinnen komischerweise überhaupt nicht komisch vor.  

Als Folge desselben nervte er uns monatelang – und zwar mittags mit unvermittelt heruntergemurmelten Knotenknüpftechniken, nachmittags mit sorgenvollen Windstärkenmeldungen und abends mit dauerhafter Unabkömmlichkeit – er musste ja zum Segeltraining.  

Wenn er ausnahmsweise doch mal mitkam zum Grillen an die Elbe, knechtete er uns mit komplett uninteressantem Fachwissen. Düste zum Beispiel ein Motorboot im Abendlicht von rechts nach links elbaufwärts, fragte er mich: „Was fällt dir an diesem Boot auf?“  

„Es fährt im Abendlicht von rechts nach links elbaufwärts“, rollte ich mit den Augen. „Und woran erkennst du, dass es von rechts nach links fährt?“, bohrte der Franke weiter. „Eventuell daran, dass es offenkundig von rechts nach links fährt …?“, versuchte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen zur Räson zu bringen.

„Nein!“, rief der Franke daraufhin triumphierend aus, „sondern daran, dass du ein GRÜNES LICHT siehst! Wenn es nämlich von links nach rechts führe, sähst du ein ROTES Licht!“

Vielleicht verhielt es sich auch umgekehrt mit den Farben, so genau weiß ich das nicht mehr. Jedenfalls war alles absolut hoffnungslos, und ich nagte verdrossen weiter an meiner gegrillten Aubergine, während der Franke sich glühenden Blicks auf die rot und grün die Elbe durchpflügenden Boote die dritte Bratwurst reinpfiff.

Wir alle sehnten den Tag seiner Theorieprüfung herbei, die er dank einer appgestützt fehlberechneten Fahrtzeit („Scheiß Google Maps!“, schimpfte er noch Tage später) und einer unerklärlich frankenfeindlichen roten Welle erst mit zehnminütiger Verspätung antrat und gleichwohl bestand.

Vor der einige Tage später folgenden praktischen Prüfung gerierte er sich als fahriges Nervenbündel, das von zu rettenden Bojen faselte, wegen der vorhergesagten Windstärke vier Panik schob und drauf und dran war, Steuer-, Back- und Bücherbord zu verwechseln. Doch auch dieses Examen absolvierte der Mann aus dem weinberggesprenkelten Binnenland erfolgreich.

„Einen Vorteil hat das Ganze ja“, wandte ich mich in des Franken Gegenwart seufzend an Kramer. „Ich sehe uns schon auf dem Sonnendeck Cocktails schlürfen, während Käptn Ahab uns über die Weltmeere schippert.“  

Warum der Franke daraufhin irgendwas von einem Baum salbaderte, der uns beide von der Jolle fegen würde, weiß ich auch nicht. Im Herbst will er übrigens weitere Prüfungen ablegen, die ihn dazu berechtigen, nicht nur über die Alster, sondern auch quer durch Dreimeilenzonen zu marodieren. 

Wo ist eigentlich Windstärke zwölf, wenn man sie mal braucht?


PS: Weiteren Frankenhorror gibt es in meinem E-Book „Die Frankensaga“ für einen stark untertriebenen Preis bei Amazon.


06 Juli 2013

Der ewige Kreislauf



Immer dasselbe anner Elbe: Strand, Wellen und Containerschiffe, rotgoldenes Sonnenuntergangslicht auf Hafenkränen, im Südwesten schwerfällig aufsteigende Airbusse, Bier am Lagerfeuer, nach Bratwurst duftender Grillrauch.

Es hätte alles viel schlimmer kommen können, was es auch bestimmt noch tut, aber bis dahin gilt es, der Elbe noch so oft wie möglich immer dasselbe abzutrotzen:
 

Strand, Wellen und Containerschiffe, rotgoldenes Sonnenuntergangslicht auf Hafenkränen, im Südwesten schwerfällig aufsteigende Airbusse, Bier am Lagerfeuer, nach Bratwurst duftender Grillrauch.

Wo war ich stehengeblieben?

12 Juni 2013

Die Qual der Wale

„Ich hätte mir damals, als ich am Fuße des Westerwaldes lebte, ja niemals träumen lassen, mal in einer Stadt zu leben, in der es Wale gibt“, sage ich versonnen beim Lesen eines Mopo-Artikels. In dem Text geht es um die Rückkehr der Schweinswale in die Elbe (wo sie dann umgehend von Schiffsschrauben zerstückelt werden).

„Ja“, sagt Ms. Columbo, „und das Beste: Es ist nicht Tromsø!“

Apropos Elbe: Sie ist ja andernorts gerade schwer im Gerede. Wenn man zynisch wäre, könnte man auch sagen: schwer im Kommen … 
 

Hier in Hamburg hingegen, so heißt es, wird die  Scheitelwelle des Hochwassers sich mit unmerklichen 40 Zentimetern Höhe Richtung Nordsee verflüchtigen; nicht mal die Schweinswale, die bisher noch nicht von Schiffsschrauben zerstückelt wurden, werden was davon mitkriegen.

Und weil das so ist, kann man hier in dieser Stadt auch mit dem Phänomen Regen so flapsig umgehen, wie es das Foto oben dokumentiert.


Morgen übrigens soll es schütten wie aus Kübeln, dabei wollen wir abends zum Frankenweintrinken auf den Gänsemarkt. Und dabei bleibt es jetzt auch, Punkt. Denn Menschen, die in einer Stadt leben, in der es Wale gibt, sind nun mal nicht aus Zucker.

Wohl sein!

PS: Nichts gegen Tromsø übrigens, alles bestimmt ganz super da!