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29 Juli 2010

Bye, bye, kleine Tagespizza

Ach herrje, nach zwölf Jahren und unzähligen Lunches im Restaurant Eisenstein, wo sie im Winter die Tanne kapriziöserweise immer kopfüber aufhängen (Foto von 2008), neigen sich meine mittäglichen Besuche dort völlig überraschend dem Ende entgegen.

Und das liegt nicht daran, dass die Küche gestern volle 35 Minuten benötigte, um meine bestellte Gemüsepizza zu servieren („Der Bon war in einen Spalt gerutscht“). Und nicht mal daran, dass besagte Gemüsepizza, als sie dann endlich kam, mit ungenießbaren strohigen Fasern undefinierbarer Provenienz belegt war.

Nein, meine zwölf Jahre Eisenstein werden aus einem anderen, erheblich substanzielleren Grund auslaufen: weil nämlich das offenbar von einem bösartigen Stammkundenvergrämungsbazillus befallene Restaurant die kleine Tagespizza von der Mittagskarte gestrichen hat.

Es handelte sich dabei um eine täglich wechselnde Kreation mit bisweilen kühn kombinierten Belägen; da wurden Sachen wie Räucherlachs, Ananas und anderes Obst, Chorizo, Rauke, Bärlauchpesto, Sellerie, Speck, Ziegenkäse im Aschemantel und allerlei mehr munter kreuz- und querkombiniert.

Natürlich, nicht immer war die kleine Tagespizza eine sinnliche Offenbarung, manchmal dominierte der Experimentier- und Gestaltungswille des Maître die Kulinarik. Doch interessant war sie immer, und ihr Preis war mit 5,90 Euro sehr reell für einen gehobenen Laden wie das Eisenstein.

Ach ja, goldene Zeiten! Doch nun sind sie vorbei. Jetzt kann man nur noch À-la-Carte-Pizzen ordern und muss dafür (mittags!) mindestens 7,30 Euro auf den Tisch legen – selbst wenn es sich um eine handelt, die mit ungenießbaren strohigen Fasern belegt ist.

Doch halt, nein, das stimmt nicht ganz, das kann so nicht stehenbleiben: Gestern Mittag haben sie mir den Fraß fairerweise nicht berechnet.

Und zwar freiwillig. Ich musste nicht mal explodieren.

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08 Januar 2008

Schlechter Geschmack

Auf einer Betriebsfeier testete unlängst eine bekannte Sommelière unseren Geschmackssinn. Wir mussten an zehn schwarzen Bechern schnuppern, die jeweils andere Duftnoten enthielten.

War ich während des Tests noch selbstbewusst und gegenüber dem Franken sogar arrogant („Das riechst du nicht??? Das ist Rosmarin, Franke! Rosmarin!“), so lag ich nach der Aufklärung völlig zerschmettert darnieder.

Denn was ich für Zitronengras gehalten hatte, entpuppte sich als Ingwer. Das zweifelsfrei identifizierte Lakritz verlachte mich als Soja, die Seife als Rosenwasser. Dafür kam der sofort und selbstbewusst öffentlich benannte Odeur des Marzipans (eins meiner Leibgerichte!) zu meiner totalen Verblüffung von der Haselnuss.

Der Duft, bei dem ich die Verdächtigen umstandslos auf Kirsche oder Schwarze Johannisbeere eingrenzen konnte, erwies sich als olfaktorische Folge einer Maracuja, während sich die echte Johannisbeere meiner Nase als Minze vorgestellt hatte.

Die von Wunderschnüffler Matt ohne jeden Anflug von Unsicherheit enttarnte Rote Grütze hingegen hob hämisch das Röckchen und rief: „Vanille!“

Richtig lag ich lediglich bei Kaffee und Paprika, und das war ungefähr so, als hätte ich beim Fußball kurz vor Schluss noch den Ehrentreffer erzielt – zum 1:8-Endstand.


Die bekannte Sommelière versuchte mir das Desaster mit unverbundenen Hirnregionen zu erklären, doch sie erreichte mich längst nicht mehr.

Übrigens war mein Rosmarin Pfeffer. Beim Franken habe ich danach das Thema einfach nicht mehr angesprochen.

07 Mai 2007

Der Allererste

Die Verkäuferin an der MiniMal-Kasse strahlt mich an, als sei sie eng mit der Sonne verwandt. „Es kann ein bisschen länger dauern“, strahlt sie entzückend großäugig, „heute ist mein erster Tag!“

„Oh, bin ich sogar ihr allererster Kunde?“, frage ich in unzulässiger, doch der Situation angemessener Tautologie. „Ja!“, juchzt sie.

Ich finde es fast ein bisschen schade, diesen bedeutsamen Kaufakt mit lediglich drei Tafeln Schokolade bestreiten zu müssen. Doch sie hätte ja auch Pech haben können, und jemand wäre mit einer Rolle Klopapier und zwei Dosen Schwartenmagen angekommen.

„Dann wünsche ich Ihnen eine fantastische Karriere!“, übertreibe ich herzlich, während sie sich von einer Kollegin zeigen lässt, wie die Kasse aufgeht und wie man drei Cent Wechselgeld herausnimmt.

Mein Begleiter, der Franke, wird nur wenig später meinen Karrierewunsch als zynisch brandmarken. Doch hey: Kennt etwa nicht jeder von uns einen Tellerwäscher, der zum Millionär aufstieg? Und eine Supermarktverkäuferin, die irgendwann handstreichartig die Filiale übernahm?

Na gut, wahrscheinlich nicht. Alles nur Hollywoodlegenden. Draußen bin ich dann auch schon wieder runter. „Ihr wird das Strahlen bald vergehen“, jammere ich Kassandro dem Franken einen vor, und er zeiht mich zurecht der Wankelmut.

Trotzdem bleibt es ein sehr schönes Gefühl, ihr erster Kunde gewesen zu sein. Ein fast noch schöneres als damals, als mir Annett Louisan im Nachhinein verriet, dies sei gerade ihr allererstes Interview gewesen.

So etwas kann einem einfach keiner mehr nehmen.

15 April 2007

Alle Vöglein sind schon weg

Touristen schieben sich schwarmartig über die Landungsbrücken, die eklen Dieselschwaden der Schiffe hängen träg im traumhaften Tag, und wir suchen einfach nur Enten. Gerne auch Möwen. Denn wir haben Brotkanten dabei, und Vögel sollen sie fressen, solange es keine Tauben sind, diese elenden Ratten der Lüfte. 

Hierher aber, ans hochsommerliche Glitzerfunken sprühende Wasser, trauen sich die Tauben nicht. Sie fürchten sich vor der Aggessivität und den Hakenschnäbeln der Möwen. Aber wo sind die Möwen bloß? Und wo die Enten? Wir sehen keine. Eine Brücke nach der anderen laufen wir zunehmend verwundert ab, doch die Elbe scheint jetzt, wo endlich die Lachse wieder da sind, vom gefiederten Volk völlig verlassen. 

Wir sind schon wieder auf dem Rückweg, als ich auf dem kleinen Ponton unter Brücke 10 endlich ein faules Entenpaar entdecke. Es sitzt träg im Schatten des traumhaften Tages und verdöst die Mittagszeit, statt seiner evolutionären Pflicht zu folgen und Nahrung zu suchen. Doch heute erweist sich Tatenlosigkeit als genau richtige Taktik im Sinne Darwins, und als das erste Stückchen Brot neben ihnen ins Wasser platscht, sind die beiden sofort hellwach – genauso wie die gefühlten dreißig Möwen, die urplötzlich aus dem Nichts materialisieren, als hätte Scotty sie hierher gebeamt, an die Landungsbrücke 10. Wo, verdammt, waren diese Vögel die ganze Zeit? Und wie, in Phoenix’ Namen, kriegten sie die Mannalieferung derart schnell spitz? 

Jedenfalls herrscht binnen Sekunden ein Hauen und Stechen. Wir versuchen die Enten zu bevorzugen, weil sie keine Chance hätten im Kampf mit den Möwen, doch wir haben eh genug für alle dabei. Schon bald sind Enten und Möwen satt und prall und zunehmend desinteressiert. Ich kann Ms. Columbo zu Hause abliefern und sofort rübergehen zum Stadion, wo ich auf den letzten Drücker noch eine Schwarzmarktkarte fürs Spiel meines kleinen Stadtteilvereins gegen Holstein Kiel ergattere. St. Pauli siegt 2:0, ich stehe in der Nordkurve träg im traumhaften Tag und hole mir – Mitte April – einen leichten Sonnenbrand auf beiden Lippen.

Ich liebe den Klimawandel.

18 März 2007

Ganz viel Gouda – aber wozu?

Manchem hier missfallen ja meine sonntäglichen Ausflüge zum Penny-Markt an der Reeperbahn, doch auch heute habe ich es wieder getan. Und immer erlebt man was.

Der Mann trägt Siebentagebart und Pferdeschwanz, und er wuchtet nur ein einziges Produkt aufs Kassenband, das aber reichlich: Gouda. Das holländische Exportgut, welches im Alter durchaus zu einem genussreichen Lebensmittel heranzureifen in der Lage ist, was man ihm in der bedrückenden Mittelmäßigkeit seiner jungen Jahre kaum zugetraut hätte, ist abgepackt in etwa halbpfündige Portionen keilförmigen Zuschnitts.

Es sind genau 22 Stück. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich hinter ihm stehe und die Kassiererin sie durchzählt. 22 Packungen Gouda. Macht mehr als fünf Kilo.

„Bestimmt“, theoretisiert Ms. Columbo später zu Hause, „gab es die im Sonderangebot, und er friert sie ein.“ Mir hingegen schweben spontan – keine Ahnung warum – sexuelle Verwendungsarten vor, alternativ auch ein Fondue. Wahrscheinlich aber stimmt das alles nicht.

Gegen das Sonderangebot zum Beispiel spricht eine Beobachtung auf dem Heimweg. Ich sehe den Goudamann noch mal am Hamburger Berg, wie er die Käsemasse in den Kofferaum seines Kleinwagens packt. Nummernschild: Winsen an der Luhe.

Das widerlegt Ms. Columbos Theorie: Niemand fährt 40 Kilometer von Winsen an der Luhe nach Hamburg, um auf St. Pauli billigen Gouda zu kaufen. Abgehakt. Einen genauen sexuellen Verwendungszweck für 22 Päckchen Gouda vermag ich allerdings auch nicht anzugeben; selbst eine imaginierte Verflüssigung des Milchproduktes hilft meiner Fantasie nicht entscheidend auf die Sprünge.

Und Fondue? Nein, falscher Käse. Jedenfalls fährt er davon, der bezopfte Siebentagebart, um in Winsen an der Luhe irgendwas zu veranstalten mit ganz viel Gouda.

Der Fall wird ein Rätsel bleiben. Auf ewig.

12 Februar 2007

Angst und Schrecken in Altona

Im Altonaer Restaurant Eisenstein, wo ich unlängst das Chorizo-Erlebnis hatte, bekommt man stets vorab ein paar Scheiben Brot mit Butter. Ein begrüßenswerter Service, aber in quantitativer Hinsicht ausbaufähig. Denn das Eisenstein knappst. Dabei sind die maximal drei winzigen Scheibchen lebenswichtig, wenn man etwa ein Pastagericht bestellt, denn was ist das Schönste daran? Das Soßentunken mit saugfähigem Brot.

Bei den üblichen Eisenstein-Portiönchen reicht das Brot aber nur bis zum ersten Drittel der Pastaportion. Also ordere ich gewöhnlich nach – was sich leichter anhört, als es ist. Denn dieser verständliche Wunsch des Königs Gast stößt beim Bedienungspersonal auf Abwehrreflexe. Offenbar manövriert das Restaurant derart knapp an der Klippe des ökonomischen Kollaps’ entlang, dass es mitentscheidend für seine Existenz ist, ob man einen weiteren Kanten des Mehlgebäcks herausgibt oder nicht.

Vor allem die ältere verkniffene Blonde mit der Brille („die stumme Hexe“) ist eine Meisterin im Ignorieren lockender Rufe und windmühlenartiger Armbewegungen. Und wenn ich es schließlich doch geschafft habe, ihr mit einem Hechtsprung um die Knöchel zu fallen und keuchend meinen Brotwunsch zu japsen, schnappt sie sich mit eisiger Miene das leere Schälchen und schreitet wortlos davon.

Ihre in ebenso schneidender Stille ablaufende Rückkehr nach einigen Minuten ist von Hass und Verachtung geprägt. Ohne jeden Blickkontakt wirft sie im Vorübergehen das nur noch mit zwei winzigen Scheibchen Nachlieferungsbrot erbärmlich bestückte Schälchen auf den Tisch und hinterlässt in mir ein Gefühl der Zerschmetterung und Scham – ganz so, als hätte ich einem taubblinden und halsabwärts gelähmten Waisenkind die Barbiepuppe entwunden und ihr höhnisch auflachend den Kopf abgebissen.

Das alles muss man wissen, wenn man den Ablauf meines heutigen Eisenstein-Besuches korrekt einstufen möchte. Ich hatte eine kleine Tagespizza bestellt, erhielt allerdings versehentlich eine große. Mir fehlte die Zeit und vor allem die moralische Kraft, sie umzutauschen, deshalb aß ich tapfer das über den Tellerrand lappende Teigmonster.

Ein Mordstrumm, ich schaffte ihn gerade so – doch als Folge davon scheiterte ich erstmals in meiner Eisenstein-Geschichte bereits an der ersten Brotportion. Gleich zwei Scheiben blieben übrig, und daraus, das dämmerte mir schnell, erwuchs ein ungeheures Problem für künftige Besuche.

Denn eins war klar: Das Übriglassen dieses Brotes signalisierte der Blonden etwas Grundfalsches – eine überdimensionierte Portion. Möglicherweise schlösse sie daraus, sie könne die Erstration von nun an von drei auf zwei Scheiben reduzieren. Die daraus resultierende Notwendigkeit für mich, in Zukunft noch früher Brot nachbestellen und diesen Bestellvorgang vielleicht sogar ein weiteres Mal wiederholen zu müssen, erfüllte mich mit namenlosem Schrecken.

Nein, an diesen zwei übrigen Scheiben entschied sich alles, hier mussten Weichen gestellt werden. Es gibt ja solche Momente im Leben, wo einem das unmittelbar klar wird – zum Beispiel in diesen Filmen, wo sich der schweißüberströmte Held im Angesicht des tickenden Zeitzünders entscheiden muss, ob er den roten oder den blauen Draht durchschneidet.

Doch was sollte ich tun? Ich war pappsatt, rien ne va plus. Natürlich konnte ich das Brot verschwinden lassen, es somit als aufgegessen suggerieren – aber wohin? Zufällig führte ich keine Tüte mit mir. Und es einfach so in die Jackentasche stecken und hinfort die Restkrümel gedanklich beim Verschimmeln beobachten? Nein, mein Hygieneempfinden ließ das nicht zu.

Es gab schlicht keine Lösung für alle Probleme gleichzeitig, das musste ich mir eingestehen. Und so schnitt ich weder den roten noch den blauen Draht durch, sondern zog aufgewühlt davon und ließ zwei Scheiben Brot auf dem Tisch zurück. In meinem Rücken spürte ich den Hass und die Verachtung der Blonden, vergiftet von zwei, drei Tropfen eisigen Triumphs.

Die einzige Lösung, das fällt mir jetzt erst ein, wäre die, künftig nur noch große Pizzen zu bestellen und nie mehr Pasta. Dann hätte ich gesiegt.

Gewissermaßen.

04 Februar 2007

Mit Suppe oder gar nicht

Als ich morgens in „Bigi’s Shop“ in der Hein-Hoyer-Straße die Sonntagszeitung aus dem Ständer zu friemeln versuche, eilt Bigi, eine schnauzbärtige, runde und sehr wahrscheinlich türkische Frohnatur herbei, um mir eine helfende Hand zu reichen.

Das ist auch nötig, denn heute klebt der Sonntagszeitung etwas auf, was nicht abfallen soll, und natürlich ist mir das beim Friemeln schon passiert. Jetzt muss das abgefallene Etwas zwischen den anderen Zeitungen herausgefischt werden.

Bigi gelingt das rasch – und reicht mir zufrieden die Sonntagszeitungsbeilage von heute: eine Tüte „Waldpilz Suppe“ von Knorr, für zwei Teller.

Ich mustere die Tüte, vermag es aber nicht, Begeisterung zu heucheln. Im Gegenteil: Ich signalisiere Bigi schonend, lieber auf die Suppe verzichten zu wollen – und schlage hintersinnig vor, er könne mir doch die Zeitung schenken, sofern ich die Suppe daließe.

Bigi lacht auf, der Schnauzer wackelt, und seine Augen weiten sich, aber auch vor Wachsamkeit. Nein, nein, erklärt er unvermittelt ernst, er müsse die Suppe mit der Zeitung herausgeben und umgekehrt, das eine nicht ohne das andere, dazu sei er verpflichtet. Man habe es ihm ernsthaft eingeschärft: keine Zeitung ohne Suppe. „Die haben dafür bezahlt“, raunt er verschwörerisch und meint damit ohne Zweifel Knorr.

Na gut, sage ich, dann nehme ich eben beides. Und jetzt besitze ich eine Tütensuppe, für zwei Teller, laut Packung mit edlen Steinpilzen. „Eine“, wie es unbeholfen tautologisch weiter heißt, „feine Weißweinnote gibt dieser Suppenkreation eine besondere Note“ – offenbar hatte Knorr angesichts der nicht mal ausreichend hohen Investitionen in edle Steinpilze kein Geld mehr für fähige Texter.

Das scheint mir übrigens auch oft für die Sonntagszeitung zu gelten.
Insofern: eine logische Verbindung.

(Und wer mir jetzt spitzfindig damit kommt, die Sonntagszeitung investiere doch gar nicht in edle Steinpilze, den schimpfe ich lauthals KORINTHENKACKER.)

14 November 2006

Negerkuss als Bumskopf

Unbemerkt hat sich Schmalhans bei uns zum Küchenmeister aufgeschwungen, zumindest was das Dessert angeht. Keine Schokolade mehr da, nicht mal Erdbeerjoghurt. Und bei mir keine Bereitschaft, noch schnell zu Penny auf der Reeperbahn zu laufen – was nicht ausschließlich abendlicher Faulheit zuzuschreiben ist, sondern vor allem der mangelnden Sachkompetenz Pennys in punkto Süßigkeiten.

Bei Penny, mal ehrlich, kauft man doch nur das allerdings sehr passable Klopapier „Happy End“. So füge ich mich in mein temporäres Schicksal als frustrierter Süßschnabel und schleiche moderat missmutig hinüber in die Prinzenbar, wo John Vanderslice im Angesicht von Stuckengeln ein Konzert spielt.

Und was passiert? Nach dem dritten Stück fragt der Mann, ob es eigentlich schon spät genug für „candy“ sei. Das Publikum, inklusive mir, bejaht ahnungsvoll, woraufhin der vergötterungswerte Künstler anfängt, Schüsseln voller Süßigkeiten zu verteilen, darunter Schokoladenplätzchen mit ganzen Nüssen und Exemplare jenes Schaumgebäcks, welches in Zeiten, als man die Abkürzung „pc“ noch für einen Rechner hielt, als Negerkuss bekannt und beliebt war.

So komme ich doch noch zu meinem Dessert und muss an eine alte Weisheit denken: Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Im Zuge meiner Recherchen zum Negerkuss, der mittlerweile unter dem Tarnnamen „Schokokuss“ eine erneut erfolgreiche Existenz aufgebaut hat, stoße ich auf weitere Bezeichnungsvarianten, wovon mir am meisten die aus dem Bayerischen Wald behagt.


Dort nennt man das Süßgebäck nämlich „Bumskopf“.