Seitdem es in den Zeisehallen das Restaurant Lila Nashorn gibt, landen ich und der Franke mittags immer wieder dort. Wir sind zu Marionetten – nein: eher Sklaven – der dortigen hohen Kochkunst geworden.
Vor einiger Zeit spendierten uns die Betreiber einfach so mal ein Mittagessen, weil wir „immer wiederkommen“. Wahrscheinlich hätten sie das sogar gemacht, wenn sie gewusst hätten, dass wir sowieso immer wiedergekommen wären. Aber jetzt erst recht.
Das Ausgeben eines Mittagessens haben sie inzwischen mit Hilfe von Jetons formalisiert. Pro Essen gibt es einen, wenn man zehn Stück beisammen hat, wird man zum nächsten Lunch eingeladen – und kurioserweise kriegt man dafür auch wieder einen Jeton.
Allerdings habe ich den Verdacht, dass sie das nicht mit jedem machen, sondern nur mit mir und dem Franken. Zumindest rede ich mir das in meinem charakterlich zweifelhaften Bedürfnis, mich geschmeichelt fühlen zu wollen, gerne ein.
Die Küche ist, wie gesagt, von hoher Kunst geprägt, allerdings auch gutbürgerlichen Zuschnitts, will sagen: tierlastig. Da ich mich seit einiger Zeit einer massentierhaltungsnachfragevermeidenden Nahrungszuführung befleißige, das Lila Nashorn aber gleichwohl nie mehr missen möchte, bin ich weitgehend zurückgeworfen auf den zum Glück gloriosen Salatteller mit (hoffentlich keiner Massentierhaltung entspringenden) gebratenen Shrimps.
Ich höre Sie, liebe Veganer und -etarier, vor ihren stationären und mobilen Endgeräten jetzt empört aufjaulen, doch es ist nun mal noch kein Meister vom Himmel gefallen, und ich bin halt noch in der Ausbildung.
Der Franke indes haut sich fröhlich die Rouladenkreationen, Rinderfiletformadibilitäten, Kasselerkunstwerke und Wunderschnitzel rein, als wäre gehobene Hausmannskost ab morgen verboten. (Dabei sind die Grünen doch in der Opposition.)
Apropos Franke: Wenn der mal ein paar Kilo abnehmen wollte, bräuchte er sich nur das Brusthaar zu rasieren. Zum Glück aber ist die Jahreszeit vorbei, in der man Gefahr läuft, hie und da an diese doch recht bedrückende Tatsache erinnert zu werden. Aber das nur nebenbei.