Alle paar Monate ruft mich eine ältere Dame namens Ottilie auf dem Handy „zurück“, weil ich sie angeblich angerufen hätte.
Sie verlangt dann mit Berliner oder Brandenburger Zungenschlag eine gewisse Katharina Wagner zu sprechen, mit der ich allerdings trotz des geteilten Nachnamens nicht aufwarten kann.
Ottilie ist immer sehr aufgeregt, sie versteht schon nach wenigen Sekunden die Welt nicht mehr und verlangt immer ultimativer, Katharina Wagner ans Telefon zu holen. Beim letzten Mal drohte sie mir sogar mit der Polizei.
Während des zweiten Telefonats mit ihr, es muss im Februar gewesen sein, gelang es mir immerhin in mühsamer rhetorischer Kleinarbeit, ihr die Telefonnummer zu entlocken, von der aus ich sie angeblich öfter anrufe. Und siehe da: Es ist eine Internetnummer mit Hamburger Vorwahl, die ich mir mal beim Anbieter Sipgate zugelegt habe.
Meine Fritzbox habe ich so eingerichtet, dass sie auf dieser Sipgate-Nummer eingehende Anrufe automatisch auf mein iPhone weiterleitet – ein kleiner Trick, der dem Anrufer Kosten spart. Gedacht war diese Nummer für meine Mutter, die über keinen Pauschaltarif verfügt. Auf der ganzen weiten Welt ist sie deshalb die einzige, die diese Nummer kennt.
Und Ottilie natürlich.
Wer die Gute allerdings von dieser Nummer aus angerufen hat, ohne dass ich als Anschlussinhaber dabei meine Finger im Spiel habe, ist mir schleierhaft. Ottilie geht es genauso, doch das ist ihr kreuzegal. Sie will nun mal Katharina Wagner sprechen, jeder Einwand ist zwecklos, vor allem und gerade, wenn er von mir kommt. Schließlich habe ich mich im Lauf des zurückliegenden Vierteljahres in ihren Augen mit meiner störrischen Haltung komplett disqualifiziert.
Dass ich im Verlauf unserer stets sehr munteren Gespräche manchmal ein Glucksen nicht unterdrücken kann, verbessert die emotionale Gesamtsituation nicht unbedingt. Bislang konnte ich zudem kaum Details von Ottilies Gesamtproblematik in Erfahrung bringen, denn eine strukturierte Darlegung komplexer Sachverhalte ist ihr fremd.
Sie vermag dieses Manko allerdings mühelos auszugleichen mit einem übergroßen Maß an Echauffage. Ihre Empörung ist dabei mit einer stark vorwurfsvollen Haltung mir gegenüber verbunden, und das schmerzt. Ich fühle mich nämlich unschuldig, komplett unschuldig.
„Ja, hören Se mal, dit is ja eene eenzije Abzogge!“, hub Ottilie heute Nachmittag hocherregt an, als ich ihr eröffnete, Katharina Wagner leider nicht ans Telefon holen zu können.
„Ne eenzije Abzogge!“, schimpfte sie, „dit hat mir ooch die Polizei schon jesacht! Und der Herr Koch ooch! Aber mit uns alte Leute könnses ja machen! Jrade wenn wir aus der ejemalijen DDR kommen!“
Wer ist denn jetzt Herr Koch … ? Ich glaube, ich lege mir eine neue Sipgate-Nummer zu. Oder eine Katharina Wagner.
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27 April 2013
01 Dezember 2009
Effizienz am Arbeitsplatz
Matt: (stellt der vermeintlich zuständigen Mitarbeiterin das defekte Homehandy auf den Tisch): „Putt.“
Vermeintlich zuständige Mitarbeiterin: „Sarah.“
Matt: „Ist nicht da.“
Vermeintlich zuständige Mitarbeiterin (nimmt Telefon, drückt ein paar Tasten, es funktioniert sofort wieder): „Da.“
Matt: „Wtf?”
Vermeintlich zuständige Mitarbeiterin: „Vorführeffekt.“
Matt (geht. Kann ab sofort wieder angerufen werden.)
Vermeintlich zuständige Mitarbeiterin: „Sarah.“
Matt: „Ist nicht da.“
Vermeintlich zuständige Mitarbeiterin (nimmt Telefon, drückt ein paar Tasten, es funktioniert sofort wieder): „Da.“
Matt: „Wtf?”
Vermeintlich zuständige Mitarbeiterin: „Vorführeffekt.“
Matt (geht. Kann ab sofort wieder angerufen werden.)
13 Juni 2008
Telefonprotokolle (3)
Heute rief mich ein Musikpromoter aus Berlin an. Es entspann sich folgender Dialog (Gedächtnisprotokoll):
„Hey, Matt, sag mal, mit was muss ich dich denn bestechen, damit du die Platte besprichst?“
„Der Veröffentlichungstermin ist wichtiger.“
„Die Platte kommt am 25. Juli.“
„Na, dann schick doch mal. Vielleicht kann sie sich ja im August gegen die Konkurrenz durchsetzen.“
„Okay. Aber noch mal: Goldene Rolex? Sportwagen?“
„Sexuelle Vergünstigungen sind mir lieber.“
„Au-ha! … Aber wir sind gut bestückt.“
„Dann leg der CD doch einfach Fotos bei.“
„Alles klar. Du hast bald Post.“
„Hey, Matt, sag mal, mit was muss ich dich denn bestechen, damit du die Platte besprichst?“
„Der Veröffentlichungstermin ist wichtiger.“
„Die Platte kommt am 25. Juli.“
„Na, dann schick doch mal. Vielleicht kann sie sich ja im August gegen die Konkurrenz durchsetzen.“
„Okay. Aber noch mal: Goldene Rolex? Sportwagen?“
„Sexuelle Vergünstigungen sind mir lieber.“
„Au-ha! … Aber wir sind gut bestückt.“
„Dann leg der CD doch einfach Fotos bei.“
„Alles klar. Du hast bald Post.“
04 Mai 2008
Wie man zeitgemäß Schluss macht
Manchmal meint man es mit Irren zu tun zu haben, doch sie telefonieren nur öffentlich mit Headset.
Die scheinbar mit sich selbst plappernde Frau in der Friedensallee halte ich denn auch zunächst für komplett plemplem, als ich sie mit geradezu breitärschigem deutschen Akzent auf Englisch sagen höre: „Dound lai tu mii! Stopp itt!“
Ich schaue mich um, doch nur wir beide halten uns im kommunikationsrelevanten Radius auf; mich kann sie aber nicht meinen. Und das tut sie auch nicht: Sie telefoniert nur, halt mit weitgehend unsichtbaren Utensilien.
Die Frau ist eine rustikale Blondine im grünen Parka, und jetzt nimmt sie gut hörbar ihrem fernen Gegenüber jede Hoffnung auf Versöhnung: „Ei dount wonn’tu sey guttbai!“, ruft sie erregt ins Nirgendwo, „ju nou sätt!“
Das alles absolviert sie im gemütlichen Schlendermodus und mit lässig vorm Mund schwebendem Mikro. Keine Irre also. Einfach nur eine rustikale Blondine im Parka, die gerade öffentlich Schluss macht – endgültig, unwiderruflich und mithilfe zeitgemäßer Technik.
Schon komisch, dieses 21. Jahrhundert.
PS: Das heutige Foto hat natürlich nicht das Geringste mit der Geschichte zu tun. Es zeigt ein blauäugiges Finkenwerder Hausgesicht, das uns heute kackfrech angrinste. Erinnert mich an Bernd das Brot.
Die scheinbar mit sich selbst plappernde Frau in der Friedensallee halte ich denn auch zunächst für komplett plemplem, als ich sie mit geradezu breitärschigem deutschen Akzent auf Englisch sagen höre: „Dound lai tu mii! Stopp itt!“
Ich schaue mich um, doch nur wir beide halten uns im kommunikationsrelevanten Radius auf; mich kann sie aber nicht meinen. Und das tut sie auch nicht: Sie telefoniert nur, halt mit weitgehend unsichtbaren Utensilien.
Die Frau ist eine rustikale Blondine im grünen Parka, und jetzt nimmt sie gut hörbar ihrem fernen Gegenüber jede Hoffnung auf Versöhnung: „Ei dount wonn’tu sey guttbai!“, ruft sie erregt ins Nirgendwo, „ju nou sätt!“
Das alles absolviert sie im gemütlichen Schlendermodus und mit lässig vorm Mund schwebendem Mikro. Keine Irre also. Einfach nur eine rustikale Blondine im Parka, die gerade öffentlich Schluss macht – endgültig, unwiderruflich und mithilfe zeitgemäßer Technik.
Schon komisch, dieses 21. Jahrhundert.
PS: Das heutige Foto hat natürlich nicht das Geringste mit der Geschichte zu tun. Es zeigt ein blauäugiges Finkenwerder Hausgesicht, das uns heute kackfrech angrinste. Erinnert mich an Bernd das Brot.
18 Januar 2008
Ein Ort der Scham und Schande
Bereits seit Oktober 2006 haben wir theoretisch die Möglichkeit, den Mailverkehr über unseren Telefonanbieter Alice/Hansenet (Foto) abzuwickeln. Das taten wir aber nie; wir sind schließlich anderweitig gut versorgt.
Heute aber dachte ich wie aus heiterem Himmel, ich schaue mal rein und überlege, ob ich nicht vielleicht doch via Alice mailen sollte.
Noch niemals war, wie gesagt, von diesem Anschluss eine Elektropost versandt worden, nur zwei Testmails hatte ich anno 2006 hingeschickt. Praktisch niemand auf der ganzen weiten Welt und darüber hinaus kennt also diese Mailadresse.
Ich kenne sie ja selber nicht.
Umso frappierender war der Zustand, in dem sich mir heute dieses Mailfach präsentierte. Es war geflutet mit Spam. Mir flimmerten die Augen vor lauter Betreffs wie „Hello“, „Re:“, „Uqtvyujsoiqfgoiv“, „Hi“ oder „Your Account is Suspended For Security Reasons“.
Irgendwo mittendrin – auffindbar nur nach alphabetischer Sortierung – dümpelten meine zwei alten Testmails herum und piepsten ersterbend um Hilfe. Ichlöschte rettete sie und beschloss, nie mehr zurückzukehren an diesen Ort, der jungfräulich hätte sein sollen und doch einer der Scham und Schande war.
Dann ritt ich in den Sonnenuntergang.
Heute aber dachte ich wie aus heiterem Himmel, ich schaue mal rein und überlege, ob ich nicht vielleicht doch via Alice mailen sollte.
Noch niemals war, wie gesagt, von diesem Anschluss eine Elektropost versandt worden, nur zwei Testmails hatte ich anno 2006 hingeschickt. Praktisch niemand auf der ganzen weiten Welt und darüber hinaus kennt also diese Mailadresse.
Ich kenne sie ja selber nicht.
Umso frappierender war der Zustand, in dem sich mir heute dieses Mailfach präsentierte. Es war geflutet mit Spam. Mir flimmerten die Augen vor lauter Betreffs wie „Hello“, „Re:“, „Uqtvyujsoiqfgoiv“, „Hi“ oder „Your Account is Suspended For Security Reasons“.
Irgendwo mittendrin – auffindbar nur nach alphabetischer Sortierung – dümpelten meine zwei alten Testmails herum und piepsten ersterbend um Hilfe. Ich
Dann ritt ich in den Sonnenuntergang.
05 September 2007
Eine Definition von Einsamkeit
19 Juli 2007
Das blaue Wunder
Re:Re: Ihre Anfrage vom 16.07.2007: Produktverbesserungsvorschläge
Sehr geehrter Herr Bxxxx, sehr geehrter Herr Pxxxxxxx,
dass ich mich heute erneut bei Ihnen melde, liegt an keinem Geringeren als dem Bundesgerichtshof. Nicht schlecht, was?
Denn unser kleiner Disput über Ihre SMSse, die Sie mir trotz meines ausdrücklichen Widerwillens störrischerweise immer weiter zusenden wollen, fand heute lustigerweise seine Entsprechung in den Hauptnachrichten.
Wie Sie gewiss vernommen haben, billigt der BGH Handynutzern nun das Recht zu, die Versender unverlangter SMS-Nachrichten zu ermitteln. Der jeweilige Netzanbieter muss also den Namen des Spammers rausrücken, damit der gequälte Adressat den Unhold dingfest machen und nach Gutdünken vermöbeln kann (im übertragenen Sinne, haha).
Das ist sehr, sehr gut so, dafür liebe ich den Bundesgerichtshof sogar ein bisschen, denn unverlangte SMS-Nachrichten sind nicht nur die Pest, sondern auch illegal. In unserem Fall ist es sogar noch simpler: Denn Sie, blau.de, mein eigener Telefonanbieter also, sind höchstselbst der Unhold, der mir unverlangte SMSse schickt. Unglaublich, aber wahr!
Auf mein daher doch eigentlich sehr gut nachvollziehbares Begehr, dies sofort zu unterlassen, teilten Sie mir mehrfach bedauernd mit, das Versenden dieser SMS-Spams sei leider nicht zu stoppen, da „systemgeneriert“.
Interessante Begründung, blau.de. Nein: gewagte Begründung. Denn wenn ich Sie richtig verstehe, ist die Sachlage höchst brisant: Sie haben eine Technik erfunden, die systematisch illegale Handlungen Ihrerseits planbar, durchführbar und vor allem unstoppbar macht – und Sie geben das sogar zu. Wow!
Aber mal ehrlich: Nehmen Sie wirklich ernsthaft an, damit über alle Instanzen hinweg siegreich zu bleiben ...?
Tut mir Leid, blau.de: Ich bezweifle das. Daher bin ich ganz gelassen und trotz der Allmacht Ihres „Systems“ sehr optimistisch, wenn ich Sie hiermit ultimativ auffordere: Behelligen Sie mich nie, nie, niemals mehr mit unverlangten SMS-Nachrichten. Verständlich?
Wenn ja, dann können Sie mir das bestimmt auch umgehend bestätigen. Oder wollen wir das doch lieber in andere Hände geben, zum Beispiel in die eines Verbraucherschutzverbandes?
Von mir aus gerne, doch es liegt ganz an Ihnen.
Ich bin gespannt auf Ihre Entscheidung. Nein: sehr gespannt.
Mit freundlichen Grüßen
Matt Wagner
PS: Sie haben sicherlich Verständnis dafür, dass ich diesen Fall wegen seines besonderen öffentlichen Interesses auch in meinem Blog offen zur Diskussion stelle. Ihre Namen werde ich natürlich nicht nennen, das ist Ehrensache.
Sehr geehrter Herr Bxxxx, sehr geehrter Herr Pxxxxxxx,
dass ich mich heute erneut bei Ihnen melde, liegt an keinem Geringeren als dem Bundesgerichtshof. Nicht schlecht, was?
Denn unser kleiner Disput über Ihre SMSse, die Sie mir trotz meines ausdrücklichen Widerwillens störrischerweise immer weiter zusenden wollen, fand heute lustigerweise seine Entsprechung in den Hauptnachrichten.
Wie Sie gewiss vernommen haben, billigt der BGH Handynutzern nun das Recht zu, die Versender unverlangter SMS-Nachrichten zu ermitteln. Der jeweilige Netzanbieter muss also den Namen des Spammers rausrücken, damit der gequälte Adressat den Unhold dingfest machen und nach Gutdünken vermöbeln kann (im übertragenen Sinne, haha).
Das ist sehr, sehr gut so, dafür liebe ich den Bundesgerichtshof sogar ein bisschen, denn unverlangte SMS-Nachrichten sind nicht nur die Pest, sondern auch illegal. In unserem Fall ist es sogar noch simpler: Denn Sie, blau.de, mein eigener Telefonanbieter also, sind höchstselbst der Unhold, der mir unverlangte SMSse schickt. Unglaublich, aber wahr!
Auf mein daher doch eigentlich sehr gut nachvollziehbares Begehr, dies sofort zu unterlassen, teilten Sie mir mehrfach bedauernd mit, das Versenden dieser SMS-Spams sei leider nicht zu stoppen, da „systemgeneriert“.
Interessante Begründung, blau.de. Nein: gewagte Begründung. Denn wenn ich Sie richtig verstehe, ist die Sachlage höchst brisant: Sie haben eine Technik erfunden, die systematisch illegale Handlungen Ihrerseits planbar, durchführbar und vor allem unstoppbar macht – und Sie geben das sogar zu. Wow!
Aber mal ehrlich: Nehmen Sie wirklich ernsthaft an, damit über alle Instanzen hinweg siegreich zu bleiben ...?
Tut mir Leid, blau.de: Ich bezweifle das. Daher bin ich ganz gelassen und trotz der Allmacht Ihres „Systems“ sehr optimistisch, wenn ich Sie hiermit ultimativ auffordere: Behelligen Sie mich nie, nie, niemals mehr mit unverlangten SMS-Nachrichten. Verständlich?
Wenn ja, dann können Sie mir das bestimmt auch umgehend bestätigen. Oder wollen wir das doch lieber in andere Hände geben, zum Beispiel in die eines Verbraucherschutzverbandes?
Von mir aus gerne, doch es liegt ganz an Ihnen.
Ich bin gespannt auf Ihre Entscheidung. Nein: sehr gespannt.
Mit freundlichen Grüßen
Matt Wagner
PS: Sie haben sicherlich Verständnis dafür, dass ich diesen Fall wegen seines besonderen öffentlichen Interesses auch in meinem Blog offen zur Diskussion stelle. Ihre Namen werde ich natürlich nicht nennen, das ist Ehrensache.
30 Mai 2007
Re: Ihre Nachricht auf meinem Anrufbeantworter
Sehr geehrter Herr German Psycho,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihren Hinweis auf konzeptionelle Schwächen der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ nehme ich sehr ernst.
Sie monieren korrekterweise, bisher beschränke sich die freiwillige Kooperation mit dem Bundesinnenministerium lediglich auf die gesamtdeutsche E-Mail-Korrespondenz, die wir alle seit Pfingsten aus patriotischem Pflichtgefühl automatisch an Herrn Minister Schäuble weiterleiten.
Gleichzeitig – und für diese konstruktive Kritik muss ich Sie ausdrücklich loben – schlagen Sie ein Update der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ vor: Auch Telefonate, so Ihre höchst interessante Anregung, sollten unbedingt Herrn Schäuble zur Kenntnis gebracht werden, denn erfahrungsgemäß seien auch dieser Kommunikationsform interessante und oftmals sogar sicherheitsrelevante Erkenntnisse abzugewinnen.
Was soll ich sagen? Sie sehen mich ebenso erfreut wie bestürzt – denn warum habe ich nicht selbst daran gedacht?
Doch so bestechend Ihr Vorschlag auch ist, Sie sehen bei der praktischen Umsetzung zu Recht gewisse Probleme auf die Deutschen zukommen. Man könne ja, führen Sie nachvollziehbarerweise aus, nicht bei jedem Gespräch eine Telefonkonferenz mit dem Innenminister auf die Beine stellen (wenn Sie mir diese saloppe Ausdrucksweise gestatten), zumal bei dem ein oder anderen Telefonpartner – im Gegensatz zum Innenministerium – die technischen Voraussetzungen womöglich (noch) nicht gegeben sind.
Nun, wo ein patriotischer Wille ist, da ist auch ein ebensolcher Weg, wenngleich ein etwas umständlicher: Wir alle könnten doch hinfort einfach unsere privaten Telefonate mitschneiden (z. B. mit einem handelsüblichen Diktiergerät, welches es schon für wenig Geld im Media Markt gibt). Danach könnten wir die so enstandenen Dateien ins weitverbreitete MP3-Format konvertieren und dem Herrn Bundesminister sodann per Mailanhang (an die bekannte Adresse wolfgang.schaeuble@bundestag.de) zusenden, so dass sie seinem sicherlich hocherfreuten Stab zu Analysezwecken zur Verfügung stünden.
Übrigens reicht eine Komprimierungsrate von 64 kb völlig aus; der Bundesserver sollte keinesfalls über Gebühr belastet werden. Das kostet sonst wieder unsere Steuergelder! Immer mitdenken.
Mitgeschnitten werden sollten – wie schon erwähnt – konsequenterweise alle Telefonate. Ich denke dabei ebenso wie bei den Mails auch und gerade an private und privateste Gespräche. Wie etwa solche:
„Hallo?“
„Hallo, Schatz, ich bin’s. Ich komme heute später.“
„Ha! Und wer kauft jetzt die Runkelrüben?“
„Könntest du das übernehmen? Ausnahmsweise? Ooooh, bitte …“
„Na gut.“
„Bist ein Schatz!“
„Ich weiß. Du aber auch.“
„Bussi!“
„Bussi!“
Ich hoffe sehr, wir sind nun in dieser Angelegenheit ein gutes Stück weitergekommen. Dank Ihnen, werter Herr Psycho, was ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich hervorheben möchte. Ohne Menschen wie Sie hätten wir eine andere Republik.
Für Deutschland:
Matt
--
Zur Information: Diese Mail geht in Kopie auch an Dr. Wolfgang Schäuble und das Bundesministerium des Innern, um sie in ihrem Dienst am deutschen Volk in optimaler Weise zu unterstützen. Ich zähle fest auf Ihr Verständnis. Es geht um so viel.
Näheres hier.
--
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihren Hinweis auf konzeptionelle Schwächen der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ nehme ich sehr ernst.
Sie monieren korrekterweise, bisher beschränke sich die freiwillige Kooperation mit dem Bundesinnenministerium lediglich auf die gesamtdeutsche E-Mail-Korrespondenz, die wir alle seit Pfingsten aus patriotischem Pflichtgefühl automatisch an Herrn Minister Schäuble weiterleiten.
Gleichzeitig – und für diese konstruktive Kritik muss ich Sie ausdrücklich loben – schlagen Sie ein Update der Aktion „Blogger helfen Schäuble“ vor: Auch Telefonate, so Ihre höchst interessante Anregung, sollten unbedingt Herrn Schäuble zur Kenntnis gebracht werden, denn erfahrungsgemäß seien auch dieser Kommunikationsform interessante und oftmals sogar sicherheitsrelevante Erkenntnisse abzugewinnen.
Was soll ich sagen? Sie sehen mich ebenso erfreut wie bestürzt – denn warum habe ich nicht selbst daran gedacht?
Doch so bestechend Ihr Vorschlag auch ist, Sie sehen bei der praktischen Umsetzung zu Recht gewisse Probleme auf die Deutschen zukommen. Man könne ja, führen Sie nachvollziehbarerweise aus, nicht bei jedem Gespräch eine Telefonkonferenz mit dem Innenminister auf die Beine stellen (wenn Sie mir diese saloppe Ausdrucksweise gestatten), zumal bei dem ein oder anderen Telefonpartner – im Gegensatz zum Innenministerium – die technischen Voraussetzungen womöglich (noch) nicht gegeben sind.
Nun, wo ein patriotischer Wille ist, da ist auch ein ebensolcher Weg, wenngleich ein etwas umständlicher: Wir alle könnten doch hinfort einfach unsere privaten Telefonate mitschneiden (z. B. mit einem handelsüblichen Diktiergerät, welches es schon für wenig Geld im Media Markt gibt). Danach könnten wir die so enstandenen Dateien ins weitverbreitete MP3-Format konvertieren und dem Herrn Bundesminister sodann per Mailanhang (an die bekannte Adresse wolfgang.schaeuble@bundestag.de) zusenden, so dass sie seinem sicherlich hocherfreuten Stab zu Analysezwecken zur Verfügung stünden.
Übrigens reicht eine Komprimierungsrate von 64 kb völlig aus; der Bundesserver sollte keinesfalls über Gebühr belastet werden. Das kostet sonst wieder unsere Steuergelder! Immer mitdenken.
Mitgeschnitten werden sollten – wie schon erwähnt – konsequenterweise alle Telefonate. Ich denke dabei ebenso wie bei den Mails auch und gerade an private und privateste Gespräche. Wie etwa solche:
„Hallo?“
„Hallo, Schatz, ich bin’s. Ich komme heute später.“
„Ha! Und wer kauft jetzt die Runkelrüben?“
„Könntest du das übernehmen? Ausnahmsweise? Ooooh, bitte …“
„Na gut.“
„Bist ein Schatz!“
„Ich weiß. Du aber auch.“
„Bussi!“
„Bussi!“
Ich hoffe sehr, wir sind nun in dieser Angelegenheit ein gutes Stück weitergekommen. Dank Ihnen, werter Herr Psycho, was ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich hervorheben möchte. Ohne Menschen wie Sie hätten wir eine andere Republik.
Für Deutschland:
Matt
--
Zur Information: Diese Mail geht in Kopie auch an Dr. Wolfgang Schäuble und das Bundesministerium des Innern, um sie in ihrem Dienst am deutschen Volk in optimaler Weise zu unterstützen. Ich zähle fest auf Ihr Verständnis. Es geht um so viel.
Näheres hier.
--
05 Dezember 2006
Wichtige Fragen (3)
19 September 2006
Telefonprotokolle (2)
Noch kurioser als das erste Telefonprotokoll verlief einst ein „Gespräch“ mit einem gewissen Marco vom italienischen Weinversand Giordano.
Der gute Giordano-Mann glaubte die ganze Zeit, er hätte mich höchstselbst am Apparat – dabei war es nur unser Anrufbeantworter.
Durch den Hintergrund geistern seltsame ätherische Stimmfetzen, die er offenbar für Antworten meinerseits hält. Und wie man hört, bin ich sogar in Abwesenheit fähig, einen guten Witz zu reißen. Zumindest Marcos pflichtschuldiges Lachen legt das nahe. Unten folgt das bizarre Zeitdokument in seiner ganzen Schönheit.
Giordano-Kunde bin ich übrigens trotz immer neuer Gutscheingeschenke nicht mehr. An der furiosen Performance von Marco liegt das aber keineswegs, das muss ich deutlich klarstellen.
Der gute Giordano-Mann glaubte die ganze Zeit, er hätte mich höchstselbst am Apparat – dabei war es nur unser Anrufbeantworter.
Durch den Hintergrund geistern seltsame ätherische Stimmfetzen, die er offenbar für Antworten meinerseits hält. Und wie man hört, bin ich sogar in Abwesenheit fähig, einen guten Witz zu reißen. Zumindest Marcos pflichtschuldiges Lachen legt das nahe. Unten folgt das bizarre Zeitdokument in seiner ganzen Schönheit.
Giordano-Kunde bin ich übrigens trotz immer neuer Gutscheingeschenke nicht mehr. An der furiosen Performance von Marco liegt das aber keineswegs, das muss ich deutlich klarstellen.
15 September 2006
Telefonprotokolle (1)
Matt: Hallo, mw von kn. Ihre Kollegin Frau P. hat mich vorhin versucht zu erreichen. Ist sie zu sprechen?
Promofraukollegin: Nein, sie ist heute nicht mehr da und morgen auch nicht, erst am Montag wieder. Kann ich etwas ausrichten oder schon mal was aufschreiben?
Matt: Wie gesagt, sie wollte mich erreichen. Ich rufe lediglich zurück.
Promofraukollegin: Ach so, ja, klar. Dann geben Sie mir doch mal Ihre Nummer, dann notiere ich Frau P., dass Sie angerufen haben.
Matt: Frau P. hat meine Nummer – sie hat ja eben versucht, mich anzurufen.
Promofraukollegin: Stimmt … hm … Gut, dann sage ich Ihr Bescheid, sie ruft dann am Montag zurück.
Matt: Vielen Dank. Schönes Wochenende.
Promofraukollegin: Danke, Ihnen auch.
So gehen die Bürotage dahin. Und irgendwann wird man sich fragen, ob das alles gewesen ist.
PS: Immer wenn hier Dinge passieren, die nicht zu bebildern sind, nutze ich herzlich gern die Chance auf sachfremde, aber ansprechende Bebilderung. Heute: der U-Bahnhof Messehallen.
Promofraukollegin: Nein, sie ist heute nicht mehr da und morgen auch nicht, erst am Montag wieder. Kann ich etwas ausrichten oder schon mal was aufschreiben?
Matt: Wie gesagt, sie wollte mich erreichen. Ich rufe lediglich zurück.
Promofraukollegin: Ach so, ja, klar. Dann geben Sie mir doch mal Ihre Nummer, dann notiere ich Frau P., dass Sie angerufen haben.
Matt: Frau P. hat meine Nummer – sie hat ja eben versucht, mich anzurufen.
Promofraukollegin: Stimmt … hm … Gut, dann sage ich Ihr Bescheid, sie ruft dann am Montag zurück.
Matt: Vielen Dank. Schönes Wochenende.
Promofraukollegin: Danke, Ihnen auch.
So gehen die Bürotage dahin. Und irgendwann wird man sich fragen, ob das alles gewesen ist.
PS: Immer wenn hier Dinge passieren, die nicht zu bebildern sind, nutze ich herzlich gern die Chance auf sachfremde, aber ansprechende Bebilderung. Heute: der U-Bahnhof Messehallen.
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