Im Stripzelt, wohin ich Dr. K. am Wochenende auf ein Bier verschleppte, gilt das besonders. Das aktuelle Ausmaß der Besinnlichkeitsabsenz indes wunderte uns doch. Denn es trat auf: das Kunstbusenwunder Biggi Bardot, gehüllt in orientalische Gewänder. Allerdings nur kurz.
Die kühn Erblondete legte bald ab. Nachdem sie ihr des Wippens ganz und gar unfähiges Silikon eine Weile ins pietätlos grelle Scheinwerferlicht gehalten hatte, holte sie einen etwa 30-jährigen Mann auf die Bühne, der ob dieser Situation keineswegs peinlich berührt zu sein schien. Im Gegenteil, er fühlte sich pudelwohl.
So deuteten Dr. K. und ich jedenfalls seinen halboffenen, zu einem grenzdebilen Lächeln verzogenen Mund. Duldsam setzte er sich auf einen parat stehenden Stuhl und ließ sich von Biggi das Hemd über den Kopf ziehen. Zum Vorschein kam etwas obzön Brusthaartoupetartiges, das mich sofort entgeisterte. Anscheinend war dem Mann die technische Möglichkeit (Langhaarschneider!) großflächigen Mähens überhaupt nicht bewusst.
Doch darum geht es gar nicht. Sondern um Biggi Bardot. Bisher zog sie eine Stripshow ab, wie man sie auch im Dollhouse hätte sehen können. Doch jetzt durfte ihr das Brusthaartoupet auch noch den String runterziehen – und Biggi griff sich in den Schritt.
Das tat sie aber nicht etwa, um ihre Blöße verführerisch zu bedecken. Nein, zu unserem grenzenlosen Erstaunen zog sie sich eine ganze Wäscheleine mit Liebeskugeln aus dem Schacht.
Schnappatmung in der heterogenen Zuschauermenge; von 18-jährigen Kicherteenies bis zu fetthaarigen Frührentnern war alles vertreten. Dazu ein Blogger und ein Doktor der Physik. Wir zählten vier Liebeskugeln, alle etwa tischtennisballgroß. Eine nach der anderen fluppte aus Biggi raus nach kurzem Bremswiderstand, der anscheinend ihrem engen Beckenbau zu schulden war.
Das Brusthaartoupet lächelte weiter wie erstarrt, während Biggi sich diversen neckischen Spielchen mit ihren Tischtennisbällen widmete. Und dann – simsalabim – ließ sie alle wieder verschwinden. Und zwar genau dorthin, wo sie sie eben hervorgezaubert hatte.
Dr. K. und ich schauten uns an. Der Abend, darin waren wir uns stumm einig, war in Nuancen anders verlaufen als erwartet, Kiez hin oder her. Dann tranken wir weiter unser Bier.
Ob der Versuch, dabei möglichst undebil zu lächeln, halbwegs gelang, müssen andere beurteilen.
(Dieser Beitrag stammt von 2009 und wird hiermit hoffnungsfroh reaktiviert.)