23 Januar 2007

Kiez-TV, überall

Nein, natürlich sind die Hamburger Kollegen von Spiegel TV nicht reisefaul. Sie würden protestlos in Timbuktu drehen und ohne zu schmollen in Schmalkalden. Doch die interessantesten Themen finden sie nun mal im unmittelbaren Einzugsgebiet meines Blogs.

Just ist die dreiteilige Sat1-Horrorshow über den Penny-Laden an der Reeperbahn ausgelaufen. Und gestern zeigte Vox eine mehr als zweistündige Dokumentation über die Esso-Tankstelle am Spielbudenplatz.

Diese Tanke ist nicht gerade mein Wohnzimmer, aber immer wieder Anlaufstelle bei nächtlichen Notlagen. Wo bekommt man morgens um zwei noch einen Sixpack Bier oder die rettende Klorolle? Natürlich nur dort.

Beide Filme verdeutlichten die komplette Durchalkoholisierung unserer Nachbarschaft. Ohne Sprit geht hier offenbar keiner mehr vor die Tür, und sobald er dort ankommt, gibt es in der Regel Ärger; zum Glück steht dann wenigstens eine Spiegel-TV-Kamera parat, weil sie vorher doch nicht nach Schmalkalden oder Timbuktu verbracht wurde.

Meist sind die auftretenden Torkler, Zausel und Trantüten aber einfach nur schrullige Suffköppe mit schwerer, vor allem schwer hanseatischer Zunge. Ein äthanolbeeinträchtigter Partyjunge etwa lallte den Spiegel-TV-Leuten im Tankstellenfilm folgenden großartigen Satz über eine benachbarte Disco ins Mikro: „Das Doggs is kagge. Die Türsteher ham Mundgeruch.“

Ich kann das nicht beurteilen, so nah bin ich noch nie einem dieser vierschrötigen Herren gekommen. Falls das doch einmal geschehen sollte, kann ich ihm das einzig wahre Mittel gegen Mundgeruch empfehlen: einen Zungenschaber (Abb.). Ich hoffe, der Vierschröter nimmt es dann als guten Rat und nicht persönlich.

Das zweitbeste Zitat verantwortete Henry Hübchen, der brockenartige Koberer vom Moulin Rouge an der Reeperbahn. Man nennt ihn Inkasso-Henry, sein grollendes Organ kennt jeder Mann, der mal den Fehler machte, ohne weibliche Begleitung die Meile zu erbummeln.

Inkasso-Henry jedenfalls, der an der Tanke seinen Mercedes waschen ließ, steuerte dem Stammbuch der Kiezweisheiten ein doppelköpfiges Credo bei: „Ein Auto muss sauber sein. Eine Frau muss sauber sein.“

Bei einem von beiden hülfe übrigens in bestimmten Regionen ein Zungenschaber.

2 Kommentare:

  1. ... aber die Bauchtänzerin im Penny hat Dir doch gestern sicher auch gefallen, oder?

    Dass Herr Littmann seine Zeitung nicht kauft, sondern vor Ort im Laden liest (diese anschließend aber wieder ordentlich zusammengefaltet wieder auf den Stapel legt, immerhin), haben wir auch nicht gewusst. Abgesehen davon, dass die Welt am Sonntag nicht unterstützenswert ist: Corny hätte sicher etwas dagegen, wenn wir künftig St. Pauli-Spiele oder Theateraufführungen ansähen ohne dafür Eintritt zu behalen.

    Sicher waren die beiden Dokumentationen nicht repräsentativ, aber doch äußerst unterhaltsam ...

    Ansonsten: immer schön Buttermilch trinken. Die ist nämlich sehr gesund.

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  2. unmittelbar nach der Penny-doku mied ich ich ja die nachbarschaft, nachdem mich eine freundliche stimme die bitte um einen euro mit den worten "ich war im feeeeernsehen!" schloss. flucht ;) war allerdings zwecklos: zwei der hauptdarsteller aus der Penny-doku traf ich dann die tage bei Penny am Hbf wieder.

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