„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
04 Dezember 2006
Eine Riesenschweinerei
Die Abmahnwelle gegen Blogger und kleine Elektrogeschäfte, die Media-Markt-Anwalt Joachim Steinhöfel, der „Pitbull in Robe“, bundesweit entfacht, zeigt erste deutliche Folgen: Von meiner geplanten Anschaffung eines Flachfernsehers plus 5.1-Anlage wird garantiert ein Händler nicht profitieren – der Media-Markt.
Heute Abend brachte Wiso (s. Ausschnitt) die schäbige Praxis des angeblichen Billigheimers noch einmal auf den Punkt. Pikant: Im Werbeblock direkt vor dem Beitrag lief ein Media-Markt-Spot … Sie haben also die Sendung mitfinanziert, die ihre fiesen Praktiken entlarvt – eine sicherlich in den Sand gesetzte Investition.
Was mich an diesem Werbeclip besonders bestürzt, ist zweierlei. Zum einen, dass ein alter Held von mir sich hergibt für ein Unternehmen wie dieses, nämlich Harald Schmidt. Er leiht seine Stimme im Spot einem Schwein. Ist die Verwendung eines Schweins eigentlich nur zynisch oder ein in seiner Offenheit umso arroganterer Hinweis, wie wir den Media-Markt wahrnehmen sollen?
Noch bestürzender, geradezu schockierend aber ist der „Saubillig“-Song, den das Schwein singt. Es ist eine Adaption von Rio Reisers „König von Deutschland“. Die Älteren unter uns werden sich noch an Rio erinnern, diesen wilden, romantischen Linken und leidenschaftlichen Antikapitalisten. Er erfand unsterbliche Songslogans wie „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „Keine Macht für niemand“ oder „Allein machen sie dich ein“ – und sang diese Zeilen, als risse er sich dabei das Herz aus dem Leib.
Rios Melodie singt jetzt ein Schwein. Und sie wird eingesetzt als Werbung für einen Konzern, der einen marodierenden Pitbull in Robe von der Leine lässt und kleinen Händlern und Bloggern die hässliche Fratze des Kapitalismus zeigt. Was haben sich Rios Erben bloß dabei gedacht?
Schmidt (freiwillig) und Rio (posthum) als Büttel des Media-Markt-Schweins: Ich habe mich schon mal wohler gefühlt in dieser Welt.
Auch wenn ich jetzt besser weiß, wem ich mein Geld gebe und wem nicht.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
So zornig las ich Dich bisher nie. Ich gestehe, Dein Zorn gefällt mir aus den gleichen emotionalen und sinnhaften Gründen.
AntwortenLöschenMarketingtechnisch wurden Schmidt und Rio mit den Ferkeleien der Handelsgruppe gleichgestellt. Schmidt mag das honorierend mitnehmen, bei Rios Erben könnte sich aber eine Kotzeritis einstellen. Ich schweife wieder ab, sorry.
Ich glaube, Bestürzung entspricht eher meiner Gefühlslage. Aber Kotzeritis trifft es auch ganz gut.
AntwortenLöschenLieber Matt,
AntwortenLöschendu hast treffend auf den Punkt gebracht was ich seit Beginn dieser Werbekampagne denke!
Danke!
Herr Schmidt spricht das Schwein?!
AntwortenLöschenVerdammt! Ohne diese Information konnte ich die Spots ja einfach noch ignorieren aber jetzt werde ich mich wohl auch jedesmal ärgern...
Einen, zugegeben etwas versteckten, aber ebensolche Missbilligung ausdrückenden Kommentar gab's hier und noch mehr Ekel hier.
AntwortenLöschenDie Rechte liegen bei Sony. Ich glaube, Herr Reisers Erben können nix dafür.
Danke für die Hinweise!
AntwortenLöschenUnd was besagten Staranwalt betrifft, kann ich gar nicht so viel essen, wie ich kotzen könnte. Wird Zeit, dass man sich in Deutschland Gedanken über dieses leidige Thema Abmahnung macht, mit denen sich Anwälte für wenig Aufwand gesundstoßen können, nur weil man eine vergilbte Falk-Seite einscannt, um seinen Kumpels via Internet zu zeigen, wo man wohnt. Boah is mir übel.
AntwortenLöschenNicht nur kleine Händler müssen unter dem Steinhöfel leiden - mich hat's auch erwischt - siehe hier:
AntwortenLöschenhttp://www.rainersacht.de/2006-11/steinhofel-days.php
Vor ein paar Wochen kam in der NDR Sendung "Extra3" auch ein schöner Bericht.
AntwortenLöschenLeider kann ich den Namen des "Medienexperten" nicht mehr eroieren. Auf die Frage hin, ob denn Schmidts guter Ruf jetzt darunter leide das er dem Mediamarkt Schwein seine Stimme lieh, antwortete er:"Nein, keinesfalls! Jedoch sollten die Schweine sich Sorgen um den guten Ruf machen das Harald Schmidt ihnen seine Stimme geliehen hat." ;)
Ansonsten waren die Themen wohl denkungsgleich.
Rainer, deswegen hatte ich dich doch unter „Blogger“ schon verlinkt … Aber doppelt hält natürlich besser. ;-)
AntwortenLöschenFür mich ist diese Werbekampagne eh eine Art Antiwerbung, will sagen, sie animiert mich nicht, dort zu kaufen, sondern eher dazu, dort nicht zu kaufen
AntwortenLöschenDa sind wir ja schon zwei.
AntwortenLöschenDREI !
AntwortenLöschenIch kaufe da auch nciht mehr
"Auch wenn ich jetzt besser weiß, wem ich mein Geld gebe und wem nicht."
AntwortenLöschenAuf meinem Konto is noch Platz, wenn du was zwischenparken musst...
Übrigens hab ich da nie gekauft. Inkompetentes Personal, Preise als würd ich im Fachhandel kaufen, extreme Unfreundlichkeit und Mitarbeiter, die unglaublich wenig Spaß an ihrer Arbeit haben - und die Kunden das spüren lassen.
Ich als angehende Bankkauffrau merke ja nun so ziemlich täglich, wie unterschiedlich Kunden sind, und auch ich hab so meine schlechten Tage. Aber sowas ist mir dann doch noch nie passiert, dass ... naja, wie auch immer.
Ich jedenfalls hab da ein "Beratungs"gespräch über mich ergehen lassen und bin dann ganz schnell Richtung Ausgang verschwunden. Diesen Laden betret ich nie mehr mit der Absicht, irgendwas wissen geschweige denn kaufen zu wollen.
Sow, Arbeit ruft, wa. Bis späer ;)
Vier! Und Saturn meide ich auch. Diese "Geiz ist geil"-Nummer löste und löst bei mir allergische Reaktionen aus.
AntwortenLöschenPenetranz, Arroganz und Schweinchen Babe als Werbeikone führen nicht gerade dazu, dass eine Marke bei mir punktet.
Ich nehme an, das bedeutet nichts anderes als: Du bist die Nummer fünf in unserem illustren Kreis.
AntwortenLöschenOb Herr Steinhoefel sich wohl die Veröffentlichungsrechte der Zeitungen gesichert hat, die er in seinen Standpunkten aufführt? Sollte das nicht der Fall sein, und ein Redakteur seine Texte auf dieser Seite unberechtigt finden, dürfte es teuer werden.
AntwortenLöschen