Während es dem großen Hamburger Sportverein erneut mit müheloser Souveränität gelungen ist, die Klasse zu halten, scheiterte mein kleiner Stadtteilverein diesmal krachend an dieser jahrelang gemeisterten Aufgabe. Und nicht nur das: Feige hat er sich damit auch davor gedrückt, in der kommenden Spielzeit die unlängst verlorene Stadtmeisterschaft zurückzuerringen. Das alles ist natürlich eine schwer erträgliche Gesamtschmach. Und um sie halbwegs zu ertragen, beging man sie heute auf dem Kiez mit einer Art Gedenkfeier.
Die für Autos gesperrte Reeperbahn, morgens noch tristes Aufmarschfeld einer Armee von Dixiklos, verwandelte sich im Lauf des Tages zu einer menschensatten Meile, in der Abertausende mühsam versuchten, ihre Frustration über die auf absehbare Zeit nicht wieder eroberbare Stadtmeisterschaft mithilfe von Drogen, Bier und melancholischen Gesängen zu überspielen. So waren unter anderem rührend verzweifelte Sprechchöre wie „Die Nummer eins der Stadt sind wir“ zu hören, was HSV-Fans – sofern anwesend – natürlich nur spöttisch belächelt hätten.
Die Mannschaft des FC St. Pauli, hauptverantwortlich für das Desaster, machte notgedrungen gute Miene zum bösen Spiel und nahm auf dem Spielbudenplatz als Trostpreis eine zur „Meisterschale“ euphemisierte silbern schimmernde Radkappe entgegen. Blamabel das alles, zum Fremdschämen.
Ich hatte zum Kondolieren mein inzwischen 22 Jahre altes Weltpokalsiegerbesieger-T-Shirt aus dem Schrank geholt und kann immerhin erfreut bestätigen: Es passt mir noch. So ausstaffiert, schloss ich mich den vielen Tausend Trauernden an, um in der Masse Gleichgesinnter wenigstens ein wenig Trost zu finden.
Andere nutzten die Versammlung gar zu politischen Übersprungshandlungen. Manch Anwesender aber verdrückte die ein oder andere Träne, und zwischendurch weinte auch der Himmel.
Aber natürlich nur über dem Kiez, nicht über dem Volkspark.
Statt gegen Traditionsvereine wie Hertha, Nürnberg oder Schalke müssen wir jetzt gegen Rasenball, SAP und Volkswagen spielen und wenn wir nicht zufällig im DFB Pokal die Stellinger bekommen sind die vielleicht für immer Stadtmeister.
AntwortenLöschenWie soll man denn da keinen Frust schieben?
Sag ich doch!
LöschenMein aufrichtiges Beileid, verbunden mit einem herzlichen Glückwunsch an die Quadrate der ehemaligen Müllverbrennungsanlage zum (wohlverdienten) Klassenerhalt! ;-)
AntwortenLöschenDanke, das bedeutet mir sehr viel.
LöschenEine Saison in der Strafliga, dann geht’s wieder gegen den glorreichen HSV!
AntwortenLöschenAch ne, die steigen ja ‘25 auf!
Kein unwahrscheinliches Szenario.
LöschenMoin Matt ,
AntwortenLöschenich war auch mit meiner Liebsten vor Ort . Hab dich gar nicht gesehen , komisch .
Trotz des bevorstehenden Schwachmatentums wünsche ich dir ein schönes Wochenende !
Liebe Grüße
Jörgi
Ach, wäre dieser Wunsch (für den ich mich herzlich bedanke) doch mehr als nur ein frommer!
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