Juhu, endlich mal ein Getränkekiosk auf St. Pauli! Mann, der hat am Nobistor eingangs der Reeperbahn echt gefehlt. Und so was wie die bisher dort ansässige St.-Pauli-Textilreinigung braucht schließlich kein Mensch.
Dass Letztere all meine Charles-Tyrwhitt-Hemden und Schurwollanzüge besser kannte (und vor allem liebevoller behandelte) als ich selbst: geschenkt. Der Vorteil, dort demnächst billiges Vorglühbüchsenbier abgreifen zu können, das später am Abend in Form von Kotze und Pisse an unseren Haustüren und -wänden landen wird, macht diesen „Verlust“ mehr als wett.
Mir fielen auf dem Kiez übrigens spontan noch weitere Standorte für neue Getränkekioske ein. Zum Beispiel Pepis Friseurgeschäft in der Seilerstraße oder Albertos winzige Änderungsschneiderei schräg gegenüber. Und wozu taugt eigentlich noch das kleine Restaurant Thai-Town in der Taubenstraße, das eh seit Jahr und Tag mehr schlecht als recht vor sich hinkrebst – wäre das nicht ein wunderbarer Standort für einen Getränkekiosk? Dito die „Fahrrad-Börse“ in der Talstraße, die der stets melancholisch lächelnde türkische Inhaber eh gerade aufgegeben hat. Ich meine, Gebrauchträder bekommt man auch jederzeit samstags auf dem Schlachthofflohmarkt – und zwar billiger, weil geklaut.
Seit Jahren stehen außerdem hier unten an der Straßenecke gegenüber vom Tippel II die Räumlichkeiten der ehemaligen Postfiliale leer – Vorschlag: ein Getränkekiosk! Und wieso gibt es überhaupt noch diesen anachronistischen Winzplattenladen im Souterrain der Simon-von-Utrecht-Straße namens Minigroove? Da fiele mir spontan eine perfekte Anschlussverwendung ein.
In der Nähe des Großneumarktes habe ich gestern einen Ersatz für die St.-Pauli-Textilreinigung gefunden. Mit Übernachtservice haben sie es dort aber leider nicht so. Mein Hemd kann ich erst in einer Woche wieder abholen.
Und das vergleichen Sie jetzt bitte mal mit dem Sofortservice eines Getränkekiosks!
Sehr geehrter Herr Wagner,
AntwortenLöschenich lese seit einigen Monaten Ihre Blogbeiträge mit großem Interesse. Nun komme ich aber aus einer Großstadt mitten im Rhein-Main-Gebiet. Hier hat der Kiosk oder auch die Trinkhalle genannt eine lange Tradition. Leider mit zunehmenden Schwund solcher Einrichtungen. Daher muss ich hier eine Lanze für diese Institution brechen. Nicht, dass ich noch heute dort regelmäßig Kunde wäre. Aber zu Zeiten eines laxeren Jugendschutzgesetzes schon ;-). Die Trinkhallen (Kioske) sind für viele Menschen hier die wenigen Möglichkeiten ihre soziale Kontakte zu pflegen. Natürlich wird hier überwiegend alkoholisches getrunken. Aber Exzesse sind dort selten. Nun, vor Ihrer Haustür mag das vielleicht anders aussehen. Das mit dem fehlenden Sofortservice der Wäscherei ist natürlich ärgerlich. Aber sich ein zweites Hemd in den Schrank zu hängen ist doch sicherlich drin?
Gruß
Jürgen Schumacher
Lieber Herr Schumacher, hier auf dem Kiez dienen Getränkekioske leider nicht der sozialen Kontaktpflege, sondern lediglich dazu, sich billig mit Bölkstoff zu versorgen – was einerseits zum Kneipensterben führt und andererseits dazu, dass diese Kioske eben wie Pilze aus dem Boden schießen und die Vielfalt der Angebote erheblich mindern. Der Kiez besteht fast nur noch aus Kiosken, Nagelstudios und Handyläden. PS: Den Rat, mir ein zweites Hemd anzuschaffen, werde ich ernsthaft in Erwägung ziehen!
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