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08 Juli 2008
Zeitweise nett
Nach dem Kaffee zum Gehen oder Sitzen stießen wir nun in einem St.Paulianer Kneipenfenster aufs abgebildete Schild, das sich an eine weitere Rückübersetzung eines grassierenden englischen Terminus wagt.
Und das ist tückisch. Die gelobte Stunde – im Englischen noch rundum glücklich – ist plötzlich nur noch freundlich. Gut, Schwund ist zwar immer, doch das klingt eher so, als fielen vielleicht die Cocktailpreise in der ominösen Stunde (es sind sogar zwei) gar nicht so stark wie erhofft.
Oder die Kneipe meint etwas ganz anderes, nämlich das Personal. Normalerweise, so suggeriert uns die Ankündigung einer explizit „freundlichen Stunde“, werden wir in dieser Kneipe nämlich schroffstens angepflaumt, sobald wir eine Bestellung wagen, und fürs Trinkgeld erntet man unabhängig von dessen Höhe nichts weiter als verächtliches Schnaufen.
Doch dann kommt die freundliche Stunde. Von einer Sekunde auf die andere betet das Bedienungspersonal ausgesucht höflich die Getränkekarte her, sagt „bitte“ und „danke“, lächelt hinreißend nett und hilft uns beim tränenreichen Abschied in den Mantel.
Und mal ehrlich: Dafür nähmen wir sogar höhere Cocktailpreise in Kauf.
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Immerhin hat man versucht, etwas anderes als „glückliche Stunde” zu finden, was nämlich noch schlimmer wäre.
AntwortenLöschenDie „freundliche Stunde“ hat aber natürlich auch den Nachteil, daß man, wenn man sie denn so frei als „Stunde der Freundlichkeit” interpretierte, sich fragen muß, was in der Zeit davor und dannach passiert.
So oder so: Happy Hour muß komplett frei übersetzt werden. Wobei mir „blaue Stunde" ganz gut gefällt.
"Glückliche Stunde" fände ich prima, aber vielleicht nur, weil an F.K.Waecher denken muss.
AntwortenLöschenMir kommt das beides supermarktamerikanisch vor mit Getränken aus großen Papiertüten.
AntwortenLöschenAn das Vereinigte Königreich erinnert mich eher ein barsches LAST ORDER oder ein herzliches TIME PLEASE.
Mit einer „glücklichen Stunde“ verbindet man hier auf dem Kiez auch etwas ganz anders als verbilligte Cocktails … (Waechter scheint dieser Gedanke ebenfalls nicht völlig fremd zu sein, wie Details seiner Zeichnung nahelegen.)
AntwortenLöschen@GP: Wie würden Sie dann in diesem Zusammenhang "Blue Movie" übersetzen?
AntwortenLöschenbtw: Ich erinnere mich immer noch gern an das "Herz von St. Pauli" und dessen unkompliziertes, natürlich-freundliches Personal.
Leider lese ich von der Güte dieses Lokals als interessierter nordbadischer Leser hier nichts mehr.
Just heute Abend saßen wir in trauter Runde wieder einmal dort, allerdings auf der Außenfläche. Der Eindruck war erneut nur der beste.
AntwortenLöschenGute Nachrichten sind also nicht immer langweilig.
AntwortenLöschenJT: Mit Porno vielleicht? ;-)
AntwortenLöschen@GP: Was hat nun Porno mit "blue" zu tun? ;-)
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