Es gibt Neuigkeiten von unserer Hausmaus, und zwar beunruhigende. Vielleicht sogar gruselige. Alles fing damit an, dass sie nach wochenlanger Sichtungspause plötzlich wieder durchs Wohnzimmer flitzte. Also baute ich erneut die Wildkamera auf und konnte die Rückkehr des Mininagers in der folgenden Nacht forensisch verifizieren.
Angesichts der Fotos schien die Maus es ganz wunderbar zu finden, sich auf unserem flauschigen IKEA-Teppich zu tummeln. Deshalb sorgte ich ebendort für einen Köderparcours galore. Ich baute alles auf, was zur Verfügung stand: mit leckerstem Käse lockende Schlag- und Tunnelfallen sowie giftige Nutellatöpfchen sonder Zahl. Und davor die Kamera.
Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass bei einer der Schlagfallen das Käsehäppchen fehlte, ohne dass sie ausgelöst worden war. Wie sich herausstellte, hatte ich Möchtegernkleinwildjäger schlicht vergessen, die Falle zu spannen. Die Maus hatte also aus der einzigen inaktiven Falle das Futter stibitzt und war – weil es sich um einen aus ihrer Sicht kapitalen Brocken handelte – jetzt wahrscheinlich auf Tage hinaus satt und zufrieden.
Die Frage, die sich daraus ergab, war – wie oben erwähnt – beunruhigend. Denn woher um alles in der Welt wusste dieses Biest, dass ihr nur und ausschließlich von dieser einen dämlichen Falle keinerlei Gefahr drohte? Zufall? Die Sache fing jedenfalls an, unheimlich zu werden. Hatten wir es hier etwa buchstäblich mit einer Intelligenzbestie zu tun?
Ich verdoppelte meine Anstrengungen. Neben zusätzlichen Fallen aus der weiterhin gut gefüllten Asservatenkammer installierte ich den Honeypot schlechthin: ein DIN-A4-Blatt mit acht symmetrisch ausgelegten Käsehäppchen, die ich jeweils mit einem verführerischen Klecks Giftnutella gekrönt hatte (s. Farbfoto unten). Hmmm!
Am folgenden Morgen sah ich mir die durch den Bewegungsmelder ausgelösten Fotos an. Es waren sehr, sehr viele. Sie zeigten die Maus, die durch den Köderwald spazierte wie ein Teenie durch Disneyland, sie schnupperte hier, schnüffelte dort und studierte auch mit Interesse das Käseblatt.
Dann geschah etwas Seltsames, ja Verstörendes: Die Maus näherte sich einer der Schlagfallen, die ich Intelligenzbestie diesmal auch wirklich gespannt hatte (erstes Schwarz-Weiß-Foto oben) – und auf dem nächsten Bild (2) war die weiterhin gespannte Falle plötzlich käselos. Stattdessen lag der Köder auf dem Boden.
Allein das war schon unerklärlich. Aber dann schien dieses Monster von Maus mit dem Brocken auch noch Fußball gespielt zu haben, denn er hatte auf Foto 4 erneut seine Position verändert.
Ich möchte also noch einmal explizit festhalten: Wir haben hier im Haus eine Maus, die sich a) Käse aus einer gespannten Schlagfalle holt, ohne dabei ums Leben zu kommen, und statt diese Chance zu nutzen und den Happen gefahrlos zu verzehren, kickt sie ihn b) lässig durchs Zimmer und entschwindet in die Nacht.
Was wird sie als Nächstes tun – uns aus Jux und Dollerei den Strom abdrehen? Die Senderbelegung am Fernseher verstellen? Hegels „Phänomenologie des Geistes“ mit Anmerkungen versehen? Und derweil Dutzende genauso schlauer Nachkommen herstellen?
Kurz: Wir brauchen Hilfe! ERNSTHAFT!!!