02 Juli 2020

Ist die Maus ein Monster?

Es gibt Neuigkeiten von unserer Hausmaus, und zwar beunruhigende. Vielleicht sogar gruselige. Alles fing damit an, dass sie nach wochenlanger Sichtungspause plötzlich wieder durchs Wohnzimmer flitzte. Also baute ich erneut die Wildkamera auf und konnte die Rückkehr des Mininagers in der folgenden Nacht forensisch verifizieren. 

Angesichts der Fotos schien die Maus es ganz wunderbar zu finden, sich auf unserem flauschigen IKEA-Teppich zu tummeln. Deshalb sorgte ich ebendort für einen Köderparcours galore. Ich baute alles auf, was zur Verfügung stand: mit leckerstem Käse lockende Schlag- und Tunnelfallen sowie giftige Nutellatöpfchen sonder Zahl. Und davor die Kamera. 

Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass bei einer der Schlagfallen das Käsehäppchen fehlte, ohne dass sie ausgelöst worden war. Wie sich herausstellte, hatte ich Möchtegernkleinwildjäger schlicht vergessen, die Falle zu spannen. Die Maus hatte also aus der einzigen inaktiven Falle das Futter stibitzt und war – weil es sich um einen aus ihrer Sicht kapitalen Brocken handelte – jetzt wahrscheinlich auf Tage hinaus satt und zufrieden. 

Die Frage, die sich daraus ergab, war – wie oben erwähnt – beunruhigend. Denn woher um alles in der Welt wusste dieses Biest, dass ihr nur und ausschließlich von dieser einen dämlichen Falle keinerlei Gefahr drohte? Zufall? Die Sache fing jedenfalls an, unheimlich zu werden. Hatten wir es hier etwa buchstäblich mit einer Intelligenzbestie zu tun? 

Ich verdoppelte meine Anstrengungen. Neben zusätzlichen Fallen aus der weiterhin gut gefüllten Asservatenkammer installierte ich den Honeypot schlechthin: ein DIN-A4-Blatt mit acht symmetrisch ausgelegten Käsehäppchen, die ich jeweils mit einem verführerischen Klecks Giftnutella gekrönt hatte (s. Farbfoto unten). Hmmm!

Am folgenden Morgen sah ich mir die durch den Bewegungsmelder ausgelösten Fotos an. Es waren sehr, sehr viele. Sie zeigten die Maus, die durch den Köderwald spazierte wie ein Teenie durch Disneyland, sie schnupperte hier, schnüffelte dort und studierte auch mit Interesse das Käseblatt. 

Dann geschah etwas Seltsames, ja Verstörendes: Die Maus näherte sich einer der Schlagfallen, die ich Intelligenzbestie diesmal auch wirklich gespannt hatte (erstes Schwarz-Weiß-Foto oben) – und auf dem nächsten Bild (2) war die weiterhin gespannte Falle plötzlich käselos. Stattdessen lag der Köder auf dem Boden.

Allein das war schon unerklärlich. Aber dann schien dieses Monster von Maus mit dem Brocken auch noch Fußball gespielt zu haben, denn er hatte auf Foto 4 erneut seine Position verändert. 

Ich möchte also noch einmal explizit festhalten: Wir haben hier im Haus eine Maus, die sich a) Käse aus einer gespannten Schlagfalle holt, ohne dabei ums Leben zu kommen, und statt diese Chance zu nutzen und den Happen gefahrlos zu verzehren, kickt sie ihn b) lässig durchs Zimmer und entschwindet in die Nacht.

Was wird sie als Nächstes tun – uns aus Jux und Dollerei den Strom abdrehen? Die Senderbelegung am Fernseher verstellen? Hegels „Phänomenologie des Geistes“ mit Anmerkungen versehen? Und derweil Dutzende genauso schlauer Nachkommen herstellen?

Kurz: Wir brauchen Hilfe! ERNSTHAFT!!!



11 Kommentare:

  1. Ich habe das Problem mit einem Exemplar der Gattung Felis catus beseitigt. Effizienz ist unübertroffen sofern es sich um ein junges gesundes Exemplar handelt. Der Feind wird dann auch nicht in einer Ecke oder in der Wand vermodern und weiteres Ungeziefer anlocken. Sondern der Killer wird nach einer kurzen Spielrunde und Tötung, einen die Überreste des Feindes mitten in den Weg legen und sich Stolz daneben setzen.

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    1. Ich befürchte, dass diese Maus auch Ihren Felis catus mithilfe eines total cleveren Tricks zur Strecke bringen würde.

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    2. Tom & Jerry ist so lustig, da es fiktiv ist. Sonst Taktisch vorgehen:
      Wo ist die Maus wenn man sie nicht sieht? Plündere ihren Kühlschrank, Knabbere ihre Kabel oder Bettdecke an.
      Wo bekommt sie Nahrung her? Esse alles selber auf oder mach es Mäuse sicher
      Hat sie Freunde oder Familie? Stalke Sie in Sozialen Netzen und verteile einen Mehl-"Film" über den Boden und verteile Cookies(physische) um an den Spuren zu sehen ob es vielleicht zwei oder sogar drei sind.
      Lustiger Funfakt: Viele Mäuse verduften bereits wenn sie Katzenkot wittern können.

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    3. Sehr erhellend! Vor allem der letzte Punkt übt einen eigentümlichen Reiz auf mich aus.

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  2. Gestern lief "Friedhof der Kuscheltiere" im Fernsehen. Ich schätze, ihre Maus ist aus einem dieser Gräber hinter dem Buschwald entstiegen und kann gar nicht mehr getötet werden....

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    1. Nun nehmen Sie mir doch nicht jede Hoffnung. Ich bat um HILFE!

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  3. Diese Maus wird Kehlen durchbeißen und diesen Blog übernehmen... Hi Maus!

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  4. Vermutlich ist das mit der strafenden Reinkarnation doch real und ehem. Mitarbeiter von Mausefallenherstellern- und -verkäufern werden als Mäuse wiedergeboren. Und dieses spezielle Exemplar war im vorigen Leben Produktenwicklungsingenieur und versteht den Mechanismus der Falle. ;-)

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    1. … und offensichtlich auch den von Giftködern.

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  5. Mit Speck fängt man Mäuse! Etwas Speck ordentlich in die Falle klemmen, diese spannen, am gewöhnlichem Aufenthaltsort der Maus aufstellen und dann das ganze mit einem brennendem Streichholz vorsichtig abstreichen! Die Flamme sorgt dafür das es nicht mehr nach Wagner riecht und entfaltet am Speck einen für die Maus unwiderstehlichen Geruch. Jetzt sollte das ganze seinen natürlichen Gang gehen.

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