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25 Dezember 2023

25 Dezember 2019

Weihnachten auf dem Kiez


Weihnachten: die einzigen Tage im Jahr, an denen auf St. Pauli die freien Parkplätze (Foto) im gleichen Maße zunehmen wie die Zahl hackedichter Rumkrakeeler sinkt. Und die auf einmal touristenfreie Reeperbahn wird zur alleinigen Domäne der Heimat- und Obdachlosen. 

Weihnachten auf dem Kiez: Ja, das hat was. Alle Jahre wieder.


24 Dezember 2011

Im Grunde eine Filmkritik



Hier sehen wir ein erschütterndes Dokument der Verwüstung, zerstört und brandgeschatzt in einer mehrwöchigen Orgie allmorgendlicher Gewalt: mein Smarties-Adventskalender.

Ein Exemplar ist noch drin, es ist gelb und wird – das drohe ich schon mal an – Heiligabend nicht überleben. Übrigens ebensowenig wie der Kalauer „Kaviar: Nahrung, die über Laichen geht“, der mir vorhin beim Anschauen des Zweiteilers „Das Jesus-Video“ einfiel.

Allein das zeigt schon, wie grottig dieser Film war.


13 Dezember 2011

Von denen hätte ich das nicht gedacht

Neulich traf ich auf einer Weihnachtsfeier einen Alleinunterhalter, der schon derart viele Weihnachtsfeiern intus hatte, dass er einschlägige Ranglisten erstellen konnte.

„Es gibt nur eine Weihnachtsfeier, auf der mehr gesoffen wurde als auf der von Saturn“, verriet er und schwieg kurz sardonisch, um unsere erwartungsvollen Blicke auszukosten. „Und zwar auf der von … Greenpeace!“

Wir staunten allesamt Bauklötze aus nachhaltiger Produktion: Das Jahr über piesacken die Wal-, Watt- und Weltretter also Ölplattformen, und im Advent saufen sie unverdrossen Saturn untern Tisch? Das macht sie ja noch sympathischer – es sei denn, man ist gerade auf Entzug.

An diese kleine Nähkästchengeschichte des erfahrenen Alleinunterhalters musste ich heute denken, als ich mir den Dokumentarfilm „Blood into Wine“ ansah. Er erzählt davon, wie der Rocksänger Maynard James Keenan (Tool, A Perfect Circle) in der Hochwüste von Arizona Wein anbaut; und an einer Stelle im Film trägt Keenan das oben abgebildete Kalauer-T-Shirt.

Sollten Sie, die Sie dies hier lesen, wirklich noch kein Weihnachtsgeschenk für den berüchtigten Ökoaktivisten und Waffennarr German Psycho haben, so interpretieren Sie das bitte als gutgemeinten Vorschlag. Erhältlich ist das Hemd übrigens in diesem Webshop – und nein, ich werde von denen nicht bezahlt, sondern suche nur nach einer nonchalanten Möglichkeit, die Fotoquelle zu erwähnen, um dadurch eventuell dem Vorwurf der Urheberrechtsverletzung zu entgehen.

Es würde – nebenbei bemerkt – diesen Blogbeitrag auf besonders elegante Weise harmonisch abrunden, wenn Saturn das Kalauer-T-Shirt im Angebot hätte, doch das kann man von einem Elektrohöker, der sich sogar von Greenpeace unter den Tisch saufen lässt, einfach nicht verlangen.

PS: Übrigens hat Gunter Gabriel den Johnny-Cash-Song „Cry, cry, cry“ mal mit „Wein, Wein, Wein“ übersetzt. Ob es ein Roter oder Weißer war, erwähnte er allerdings nicht.


09 Dezember 2011

Die Betriebsweihnachtsfeier



Spätestens als Kramer irgendwann anfing, vom „titten Mal“ zu faseln, und der Franke als Alternative zu einem Benefizkick den „Benefizfick“ erfand, der auf dem Sender Blue Movie übertragen werden solle, natürlich für 69 Euro pay per fuck … spätestens da war es für mich allerhöchste Zeit, noch länger dazubleiben.

05 Dezember 2011

Die arme Banane



Besuch aus der hessischen Provinz; übers Wochenende ist C. da. Jener Mensch, der bekanntlich dank einer speziellen Hanglage nur im Winter fernsehen kann, weil im Sommer die Blätter zu dicht sind für seine Satellitenschüssel.


Egal: C. hat vor der Abfahrt nach Hamburg im Frühstücksradio etwas über die originellsten Weihnachtsmärkte Deutschlands gehört, und jetzt will er den originellsten von allen besuchen, nämlich den hiesigen, Santa Pauli. Und weil es schon kurz vor Mitternacht ist, steuern wir so stil- wie zielsicher das Stripzelt an.

In der Schlange vor uns steht eine rothaarige Löwenmähnige. Sie dreht sich zu uns um. „Und was seid ihr für welche, wollt ihr Titten sehn, oder was?“ Wie verneinen eifrig und schützen stattdessen Bierdurst vor.

„Ich hab die Titten schon gesehen“, fährt sie ungerührt fort und schüttelt sich einzelne Strähnen der Löwenmähne aus dem Gesicht. „Nichts Besonders, echt nicht. Die macht kurz das Jäckchen auf, und dann ist es vorbei. – Ihr kommt nicht aus Hamburg, ne?“

Drinnen ist die Lage beim Astra super, tittentechnisch aber bestürzend erbärmlich, denn um Mitternacht ist – aus paritätischen Gründen – der Männerstrip dran. Der Verantwortliche versucht allerdings mit fragwürdigen Elementen aufzutrumpfen.

Höhepunkt seiner Show: Nachdem er zunächst eine willige Mollige aus dem Publikum fischte, spielt er nun auf beschämend untalentierte Weise einen Gynäkologen, holt sich eine Banane aus der Bux, tupft einen Klecks Sahne drauf und lässt die willige Mollige abbeißen.

Wir fliehen ins Windjammer, denn schlimmer kann es ja nicht mehr kommen.

Dachte ich.

25 Dezember 2010

24 Dezember 2010

Friede auf Erden (aber nicht im Bus)



Verträumt sitze ich im Bus, als plötzlich eine Stimme von rechts blafft: „Fass mal an!“

Vor der mittleren Tür steht ein alter Herr mit Schiebermütze, der seine Gehhilfe nicht allein die Stufe hochhieven kann. Ich springe eilfertig herbei und hebe sie in den Bus.

Der Mann, verkrümmt von Missmut und Betagtheit, steigt ächzend hinterher. „Da rüber! Da rüber!“, schreit er mich an, womit er mir auf seine herzliche Art bedeuten möchte, die Gehhilfe am Rollstuhlplatz zu verankern.

Das tue ich wortlos, während er sich auf einen freien Sitz fallen lässt, ohne mich anzuschauen oder gar eines weiteren Wortes zu würdigen.

„Bitte“, denke ich und nehme meinen Platz wieder ein. Mir gegenüber, auf der anderen Seite des Gangs, sitzt ein weiterer Rentner. Als der Bus losfährt, schaut er zu mir herüber und ruft so laut, dass der Gehhilfenbesitzer es unweigerlich hören muss: „Was war denn das eben für ein Ton, sach ma!“

Ich grinse ihn schief an, was er, wenn kommunikativ alles gutgeht, als mit Nachsicht umflortes „Tja“ interpretieren sollte.

Weiter passiert nichts. Der Blaffer hat nichts gehört, der Rentner muffelt, weil seine Rüge verpufft, und mir ist eh alles egal.

Denn es ist Weihnachten in Hamburg, meine Damen und Herren, die Fleete sind weiß wie mein Gewissen, und die Boote träumen still vom großen, weiten Meer.

Amen.

20 Dezember 2010

Kurz vorm Kommen



Entschieden verwahren muss ich mich als Anwohner gegen die Beschmutzung meines Viertels durch „Santa Pauli – den geilsten Weihnachtsmarkt Deutschlands“.

Wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit treibt er auch jetzt wieder sein ekles Unwesen auf dem Spielbudenplatz. Gipfel der ethisch-moralischen Verwahrlosung, mit der dieser häretische Markt offensichtlich mit städtischer Duldung die Adventszeit kontaminieren darf, ist das hier zu sehende mannshohe Bild auf der Einzäunung.

Es zeigt Unfassliches: einen vor Geilheit schwitzenden Weihnachtsmann mit heruntergelassenen Hosen, der sich vorderseitig ganz offenkundig lüstern befingert, während ein unrasierter Bullmastiff vorsorglich ein Taschentuch bereithält, um Santas demnächst unweigerlich hervorschießende Säfte wenigstens wieder ordnungsgemäß vom Zaun abzuwischen.

Zu seinem unstandesgemäßen Tun, welches jeder Heilsgeschichte Hohn spricht, ließ sich der notgeile Zipfelmützenmasturbator wohl von etwas inspirieren, das er zuvor durch ein Loch im Zaun erspähte, wobei es sich hundertprozentig um die notorische Liebeskugelvirtuosin Biggi Bardot handeln muss.

Um dem für jeden anständigen St. Paulianer bis zum Brechreiz anstößigen Bild – einer skandalösen Entweihung von allem, was Sarrazin heilig ist – den letzten gottlosen Schliff zu verleihen, ließ sich der für den Entwurf unzweifelhaft zuständige Antichrist auch noch einen Spruch einfallen, der an empörend widerlicher Doppeldeutigkeit seinesgleichen sucht: „Santa Pauli is coming soon“ …

Ich kann gar nicht hingucken. Wobei ich das Schlimmste noch gar nicht erwähnt habe: des fetten Onanisten Arschhaarstoppeln. Wenigstens dagegen könnte doch die Kirche mal protestieren oder meinetwegen auch ein bibeltreuer Selbstmordattentäter. Benedikt, Käßmann: Wo seid ihr, wenn man euch mal braucht?

Abstoßend rätselhaft bleibt zudem, warum Blut aus dem verbogenen Mülleimer läuft. Aber diesen Deckel mache ich nicht auch noch auf.

20 November 2010

Grüner geht’s noch



Bei der Bundestagswahl 2009 wählten knapp 30 Prozent der St. Paulianer die Grünen zur stärksten Partei des Stadtteils. Von denen kann es nach menschlichem Ermessen ja nun keiner gewesen sein, der den Stapel Monitore ins Herbstlaub der Hein-Hoyer-Straße gepfeffert hat.

Im Verdacht habe ich eher einen CDU- (9,8 %) oder FDP-Wähler (6,5 %), wobei die Wahrscheinlichkeit, es bei diesem Kaltentsorger mit einem Blass- oder Tiefroten zu tun zu haben (SPD: 21,4, Die Linke: 24,2) vielleicht nicht unbedingt ideologisch, aber statistisch am größten ist.

Auf dem Rathausmarkt merkt man übrigens, dass die Grünen die Stadt mitregieren. Schon die unnatürliche Symmetrie des dort aufgestellten Weihnachtsbaums erregt Argwohn. Schaut man sich das Konstrukt dann genauer an, erkennt man enttäuscht einen schnöden Kran, an dem ein nach oben spitz zulaufendes Leinengeflecht befestigt ist. Es hält Tausende von Lämpchen, die hoffentlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden, in starrstmöglicher Form.



Flair hat das Ding nicht. Doch dafür steht halt irgendwo noch eine unversehrte Fichte und atmet tief durch. Das würde ich von mir auch gern sagen. Allerdings fördern die Monitore im Herbstlaub der Hein-Hoyer-Straße eher die Schnappatmung.

Wenn die morgen noch da sind, fordere ich Neuwahlen.


24 Dezember 2009

Santa Graus



An anderer Stelle habe ich es schon einmal betont: Wer von Anhängern monotheistischer Religionen nicht mit Hass, Empörung oder Mitleid bedacht wird, sollte seine Außenwirkung ernsthaft hinterfragen.

Doch auch die Außenwirkung manch monotheistischer Religion ist bisweilen dazu angetan, Gefühlswallungen negativer Art bei uns Nichtkontaminierten hervorzurufen. Der hüftsteife Santa-Claus-Roboter ist dafür ein gutes Beispiel.

Was bloß bewegt einen Altonaer Pizzeriachef mit wahrscheinlich römisch-katholischem Hintergrund, so etwas vor seiner Tür aufzustellen und leeren Blicks „Ho ho ho“ brummen zu lassen? Sänge das … Ding … wenigstens Verdi!

Und damit allen frohe Weihnachten.


26 Dezember 2007

Bumm, bumm, bumm



Wenn Herr Mehdorn den Lokführern schon nicht mehr bezahlen will, so sollte er ihnen zumindest Englischkurse finanzieren. Auf der ICE-Fahrt nach Hessen wurde uns diese Notwendigkeit mal wieder schmerzlich bewusst.

Als Lautsprecherdurchsage erlebten wir zum Beispiel ein „Ereiwel on dreck nammber twölf“. Lustiger war aber noch der ältere Herr, der plötzlich mit wichtiger Miene und Fahrkarte in der Hand vor meinem Sitz stand und fragte: „Sitzen Sie auf Nummer 26?“

Ich bejahte das. „Wie weit fahren Sie denn?“, schob er interessiert nach. „Bis Kassel.“ „Ah gut“, atmete er auf, „ich habe ab Kassel reserviert. Aber bleiben Sie ruhig sitzen.“

„Natürlich“, sagte ich. „Ich habe bis Kassel reserviert.“
„Wie gesagt, gar kein Problem“, sagte er, „bleiben Sie sitzen.“

Nun, das blieb ich auch. Trotz des Kindes schräg hinter mir. Zwischen Harburg und Göttingen sang es mit bedingungsloser Konsequenz, die man sich eigentlich nur als Überlebenstechnik in pakistanischer Einzelhaft aneignen kann, unablässig eine einzige Liedzeile.

Sie lautete: „Und die Trommel und die Trommel, sie macht bumm, bumm, bumm.“

Ich war nicht wenig erleichtert, als die Fahrt vorbei war und ich endlich einen einsamen Baum fotografieren konnte, der bedingungslos konsequent das Maul hielt.

25 Dezember 2007

Undank ist der Welt Lohn

Es kommt kein Auto, also will ich schnell über die Simon-von-Utrecht-Straße huschen, trotz der roten Fußgängerampel.

Doch in diesem Moment fährt gegenüber eine junge Mutter vor; ihr etwa dreijähriges Kind sitzt vorn im Fahrradkorb und schaut interessiert hinein in die Welt. Mama flüstert ihm etwas zu, wahrscheinlich vom Unterschied zwischen Rot und grün und Leben und Tod.

Jedenfalls fühle ich mich ausgebremst und bleibe ungeduldig stehen. Wer weiß, ob nicht das künftige Seelen- und Knochenheil dieses hoffnungsfrohen Menschleins von meiner Mitgestaltung dieser einen Minute abhängt; von mir und meinem guten Beispiel.

Jetzt wird die Ampel grün. Stolz schreite ich aus, bereit, die wärmende Dankbarkeit und Verehrung wenn auch nicht des Kindes, so doch seiner Mutter huldvoll entgegenzunehmen, und zwar mitten auf der Simon-von-Utrecht-Straße, genau dort, wo wir uns in diesem Augenblick begegnen.

Und genau das geschieht … nicht. Die stoffelige Tante schiebt ihr Rad samt Blag an mir vorbei, ohne mich auch nur anzusehen. Dabei habe ich ihrem Kind das Leben gerettet.

Gute Taten zählen halt nicht mehr im 21. Jahrhundert, nicht mal an Weihnachten. Na, dann ist ja eh alles egal.

19 Dezember 2007

Dinge zwischen Himmel und Erde

Auf die neue SIM-Karte soll demnächst meine gewohnte Handynummer portiert werden. Die Karte habe ich im alten Telefon deponiert; so weiß ich immer, wo sie ist.

Kein Mensch kennt die Nummer dieser neuen SIM-Karte. Trotzdem klingelte heute das Telefon. Dreimal. Als ich rangehen wollte, hörte es auf.

Ich sah mir die Nummer im Speicher an. Hamburger Vorwahl, aber unbekannt. Bang wählte ich sie. Besetzt. Zehn Minuten später versuchte ich es erneut. Immer noch besetzt.

Wer kennt die Nummer meiner neuen SIM-Karte, die selbst ich nicht auswendig weiß? Und woher?

Diese Frage beschäftigte mich noch immer, als ich wenig später die Simon-von-Utrecht-Straße entlangging. Als ich an der Hausnummer 21 (Foto) vorbeikam, summte plötzlich der Türöffner.


Doch niemand hatte geklingelt, kein Mensch stand vorm Haus. Nur ich ging gerade vorbei.

Schon sehr komisch, diese Weihnachtszeit.


07 Dezember 2007

Mich hat's bös erwischt

Am 6. Mai diesen Jahres tat ich etwas, was ich gewöhnlich vermeide: Ich illustrierte einen Blogeintrag mit einem Foto, das ich über Google entdeckt hatte.

Im Text ging es u. a. um Nudeln, und wahrscheinlich war ich einfach zu faul, mich nur wegen eines Fotos an den Herd zu stellen und Nudeln zu kochen. Das hätte ich aber mal tun sollen – wäre jedenfalls billiger gewesen als

747,50 Euro
.

Soviel soll ich nämlich bezahlen, wie ich heute per Abmahnungsschreiben erfuhr. Absender: ein Hamburger Anwalt, der die notorische Webseite Marions Kochbuch vertritt (die hier natürlich nicht verlinkt wird, das will die ja nur). Von dort nämlich soll das Nudelbildchen stammen, und deshalb hält man es für angemessen, mir das Monatseinkommen eines Hartz-IV-Empfängers abzuknöpfen.

Eine kleine Recherche ergab, was man so denkt im Web über die berüchtigte Kochbuchseite: Die Betreiber sollen ihre Fotos angeblich ähnlich verlockend bereitlegen, wie man Käse in einer Mausefalle drapiert – zubeißen leicht gemacht, damit der Abmahnwahn in Gang kommen könne. Prozesse, heißt es, führe man tunlichst immer in Hamburg, weil das dortige Landesgericht gleichsam williger Vollstrecker dieser Methode sei.

Doch all das ist nur Bloggergeraune. Ich glaube nicht daran. Man kann charakterlich nicht so tief sinken, seine ganze berufliche Existenz auf eine so schäbige Basis zu stellen.

Doch wie auch immer: Ich war – um im fiktiven Bild zu bleiben – offensichtlich blöd genug, nach dem Happen zu schnappen. Jetzt muss auch ich mir einen Anwalt nehmen; er kennt Marion gut.

Je nachdem, wie das Ganze ausgeht, bekommt Ms. Columbo eben nix zu Weihnachten.

25 Dezember 2006

Wirklich worldwide, das Web

Manchmal spiele ich online Backgammon. Man kann sich dabei mit Gegnern oder Zuschauern unterhalten, die mit am „Tisch“ sitzen.

Das Bildschirmfoto zeigt den Ausschnitt eines solchen Dialogs – und erinnert an etwas, was wir längst vergessen haben:

Welch ungeheuerliche Erfindung das Internet ist.

24 Dezember 2006

Das Runde muss ins … Unterbewusstsein

Oh, Mann, mein Blick ist völlig verkiezt, auch wenn ich in anderen Hamburger Stadtteilen unterwegs bin. Daran ändert auch die per se keusche Aura von Heiligabend nichts (vgl. –> Jungfrauengeburt).

Als wir heute durch den Neuen Wall flanierten, sah ich die beiden straßenüberspannenden Lichterbögen und musste sofort an die einstige Burger-Werbung in der S-Bahnstation Reeperbahn denken – und woran ich nach Meinung des Fleischklopshökers damals denken sollte, liegt ja wohl auf der Hand.

Dazu passte der merkwürdige Mittzwanziger, der uns zwischen Gucci und Jil Sander entgegenkam. Merkwürdig war er nicht wegen seines Aussehens – herrischer und gewollt haararmer Kopf, starke Augenbrauen – sondern wegen dem, was er unvermittelt ins Nirgendwo brüllte: „Sexualität ohne Selbsterkenntnis macht euch zu Hohepriestern! Ich werde euch helfen!!!“

Unabhängig vom leicht hermetischen Inhalt dieser Drohung, die sicher noch an der Alster als fernes Donnern zu hören war, rief sein satter Bariton bei Ms. Columbo schiere Bewunderung hervor. „Er könnte auf der Bühne deklamieren“, staunte sie, „ohne Mikro.“

Stimmt. Aber am Text muss er noch feilen.

19 Dezember 2006

Die Schmutzengel

Ein paar Schritte von hier, auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn, gibt es zurzeit einen etwas speziellen, aber sehr kiezianischen Weihnachtsmarkt. Hier im Sündenbabel wird das ganze sterbenslangweilige, auf Mandeln meets Glühwein basierende Bohei ums Christkind sehr ortsspezifisch umgedeutet.

Man erfährt zum Beispiel, was Engel drunter tragen – nämlich dicke Titten. Kulinarisches gibt es auch, etwa Pasta in Penisform. Am irritierendsten finde ich allerdings jenen Stand, wo man an einigen kranartigen Auslegern erdnahe Bungeesprünge absolvieren kann.

Damit will man wohl eher Kinder locken als jene (volljährigen) Marktbesucher, die es ins Zelt hinter den Fichten zieht, wo der erste 3-D-Porno der Welt läuft. Das anvisierte Zielpublikum lässt den Namen des Anbieters allerdings noch misslungener wirken: „HJ-Bungee“.

Nennt mich penibel, schimpft mich paranoid: Aber bei HJ denke ich keineswegs an „High Jumper“.

Als ich da war, hatte der Stand schon geschlossen, so spät war’s.
Selbst der Porno lief nicht mehr.

11 Dezember 2006

Saturday Night Fever

Die Julklappparty bei unserem Freund GG begann turbulent. Schon nach einer Viertelstunde versuchte eins der herumtollenden Kinder, sich im Fallen an meinem Weinglas abzustützen. Der Gastgeber musste mir mit einem seiner Hemden aushelfen.

Nach einer neuen Unterhose wagte ich nicht zu fragen; ich hoffte einfach, der riesige dunkle Fleck in meinem Schritt bliebe dank des Schummerlichts verborgen. So war es wohl auch. Nehme ich mal an.

Mit C., einem Musikjournalisten aus Berlin, der Bob Dylan schon 60-mal live gesehen hat, geriet ich in einen kleinen Disput. Er behauptete, Dylan betrachte Studiofassungen seiner Songs immer nur als Anfang einer langen Weiterentwicklung, worauf ich ihm triumphierend entgegenwarf, die definitive Fassung zumindest von „Desolation Row“ sei ja wohl die im Studio entstandene, oder etwa nicht.

„Nein“, widersprach er kühl, „die definitive Version war Glasgow. Oder Aberdeen.“ Merke: Man hat keine Chance gegen einen, der schon 60 Dylan-Konzerte gesehen hat, während man selbst gerade mal fünf zusammenkratzen kann.

Dafür wusste C. nicht, wer „Quincy“ gespielt hat. Auch zwei in die Diskussion verwickelte Texaner konnten meine etwas unsicher vorgetragene Theorie („Jack Klugman?“) nicht verifizieren, und ich musste mindestens fünf Leute mit diesem Problem behelligen, ehe A. sie endlich bestätigte.

Aus dem Julklappsack fischte Ms. Columbo für uns eine Rolle Designerklopapier („Topi“, 3-lagig, 200 Blatt). Auf der Heimfahrt strich ich die Vorzüge dieser Ziehung heraus. Normalerweise muss man beim Julklapp damit rechnen, irgendetwas total Unbrauchbares mit nach Hause zu nehmen, was allenfalls dank eines weiteren Julklapps wieder vom heimischen Interieur subtrahiert werden kann. Eine Rolle Designerklopapier aber, so führte ich aus, löse sich über kurz oder lang restlos auf und sei somit ein Julklappgeschenk geradezu idealen Zuschnitts.

Ms. Columbo war inzwischen längst zu müde, um zu widersprechen.

Ex cathedra: Die 3 definitiven Studiofassungen von Dylan-Songs
1. „Desolation Row“
2. „Hurricane“
3. „I want you“

23 Dezember 2005

Das Grauen, das Grauen!

Wir waren eingeladen zu Marks allvorweihnachtlichem Greuljulklapp, konnten aber nicht. Die Idee dieser Veranstaltung ist ultrabrutal: Jeder bringt etwas mit, das er unter keinen Umständen mehr besitzen möchte, und alle Mitbringsel wandern dann mithilfe eines perfiden Distributionsverfahrens reihum in neue angewiderte Hände. Es kann also sein, dass man feixend mit Plüschhandschellen antanzt und später mit einer trüben Lavalampe und säuerlichem Lächeln davonschlurft. Hmpf.

Mark hat den Verlauf der diesjährigen Veranstaltung protokolliert. Wir wissen jetzt, was wir verpasst haben. Zum Beispiel einen Petersilienhacker, ein Muscheldöschen, Selbstgetöpfertes zur Teeerwärmung, ein Seifenblasenset, ein Mikro-Fimo-Schweinchen, das Parfum „Tet a Tet" (vulgo: russischer Nuttendiesel) und ein silbern eingefasstes Märchenschlossfoto in Metallic.

Tja, was wäre ggflls. von uns gekommen? Vielleicht die hölzerne thailändische Glücksgöttin, die seit Jahren statt einer Leuchte an der Wohnzimmerdecke hängt und uns alltäglich dazu zwingt, im Dunkeln fluchend nach dem Trittschalter der Stehlampe zu suchen? Nein, sie ist zu alt und war zu teuer.

Oder die treuherzige Memoente, die tagein, tagaus als stummer oranger Butler Rechnungen, Kinokarten oder Paketquittungen im Schnabel hält und uns diese monotone Tätigkeit unablässig mit stummer Verbitterung vorhält? Nein, sie ist zu nützlich.


Im Grunde braucht man nur ein einziges bestürzend grauenhaftes Objekt, um ein für alle Mal am Höllenkreis des Greuljulklapp teilnehmen zu können. Denn was man dieses Jahr bekommt, kann man ja nächstes Jahr wieder in die Runde werfen.

„Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.“ Sagt Camus.

Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Miss Sarajewo“ von George Michael, „The moon is down“ von Explosions In The Sky und „Nightlife at 3:33“ von Buscemi.