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24 Februar 2025
Ein St.-Pauli-Winterresümee
06 Januar 2025
22 Dezember 2024
Mein Rotz wird recycelt
Natürlich kann man den reichhaltigen personellen Besatz des Kiez’ als „merkwürdig“ beschönigen, doch wahrscheinlich rührt die Verhaltensauffälligkeit nicht weniger Menschen auf St. Pauli von ernsthaften psychischen Störungen her. Und das ist durchaus weniger unterhaltsam als schlichte Exzentrik.
Nehmen wir den jungen Mann heute Morgen am U-Bahnhof St. Pauli. Er trat an einen offenen Mülltütenhalter, in dem ich soeben ein frisch beschnäuztes Papiertaschentuch entsorgt hatte. Die eingehängte Tüte war vor kurzer Zeit erneuert worden, denn es war sonst nichts darin, nur mein Taschentuch. Nun betrat der junge Mann die Szene. Er war gänzlich in Schwarz gekleidet und trug einen Hoodie mit der nicht leicht zu widerlegenden Botschaft „Die Reeperbahn besteht zu 3/4 aus Alkohol“ auf dem Rücken.
Er stellte sich vor den Mülleimer und stierte hinein, als wollte er meditieren. Nach einer Weile ergriff er mein frisch beschnäuztes Papiertaschentuch, hielt es sich unter die Nase und schnupperte ausgiebig daran. Unsere Verwunderung evolvierte rasch. Nach der anscheinend positiv ausgefallenen Geruchsprobe nahm er das Taschentuch, um damit ausgiebig über den metallenen oberen Rand des Mülltütenhalters zu wischen.
Damit fuhr er ungefähr eine Minute lang fort, ehe offenbar sein Bedürfnis nach einem sauberen Mülltütenhalterrand gestillt war. Ob dies mit einem von mir kontaminierten Papiertaschentuch überhaupt zu bewerkstelligen war, wagte ich zu bezweifeln, jedoch nur innerlich, denn das schien mir kein Thema, das ich mit einem ganz in Schwarz gekleideten Mann mit einem „Die Reeperbahn besteht zu 3/4 aus Alkohol“-Hoodie, der an fremden Papiertaschentüchern schnüffelte, ausgiebig diskutieren sollte.
Als die U-Bahn kam, stieg er in denselben Wagen wie wir. Den Weg zum Bahnhof nutzte er dann vor allem, um sich mit beiden Händen, die eben noch mit einem vollgeschnäuzten Papiertaschentuch einen Mülltütenhalterrand gewienert hatten, vielfach durchs Haar und übers Gesicht zu streichen.
Also: bloße Exzentrik oder Ausdruck ernsthafter psychischer Probleme?
Händeschütteln als sozialer Akt verliert jedenfalls für mich weiter an Liebreiz.
04 November 2024
20 Mai 2024
Frustfeier auf dem Kiez
Während es dem großen Hamburger Sportverein erneut mit müheloser Souveränität gelungen ist, die Klasse zu halten, scheiterte mein kleiner Stadtteilverein diesmal krachend an dieser jahrelang gemeisterten Aufgabe. Und nicht nur das: Feige hat er sich damit auch davor gedrückt, in der kommenden Spielzeit die unlängst verlorene Stadtmeisterschaft zurückzuerringen. Das alles ist natürlich eine schwer erträgliche Gesamtschmach. Und um sie halbwegs zu ertragen, beging man sie heute auf dem Kiez mit einer Art Gedenkfeier.
Die für Autos gesperrte Reeperbahn, morgens noch tristes Aufmarschfeld einer Armee von Dixiklos, verwandelte sich im Lauf des Tages zu einer menschensatten Meile, in der Abertausende mühsam versuchten, ihre Frustration über die auf absehbare Zeit nicht wieder eroberbare Stadtmeisterschaft mithilfe von Drogen, Bier und melancholischen Gesängen zu überspielen. So waren unter anderem rührend verzweifelte Sprechchöre wie „Die Nummer eins der Stadt sind wir“ zu hören, was HSV-Fans – sofern anwesend – natürlich nur spöttisch belächelt hätten.
Die Mannschaft des FC St. Pauli, hauptverantwortlich für das Desaster, machte notgedrungen gute Miene zum bösen Spiel und nahm auf dem Spielbudenplatz als Trostpreis eine zur „Meisterschale“ euphemisierte silbern schimmernde Radkappe entgegen. Blamabel das alles, zum Fremdschämen.
Ich hatte zum Kondolieren mein inzwischen 22 Jahre altes Weltpokalsiegerbesieger-T-Shirt aus dem Schrank geholt und kann immerhin erfreut bestätigen: Es passt mir noch. So ausstaffiert, schloss ich mich den vielen Tausend Trauernden an, um in der Masse Gleichgesinnter wenigstens ein wenig Trost zu finden.
Andere nutzten die Versammlung gar zu politischen Übersprungshandlungen. Manch Anwesender aber verdrückte die ein oder andere Träne, und zwischendurch weinte auch der Himmel.
Aber natürlich nur über dem Kiez, nicht über dem Volkspark.
26 April 2023
Nur Luden sterben arm
Neulich fragte mich ein Blogbesucher nach meiner Meinung zur Amazon-Prime-Serie „Luden – Könige der Reeperbahn“, und ich musste gestehen, sie bisher nicht gesehen zu haben. Mein Interesse hält sich – nach allem, was ich darüber gelesen habe – auch in Grenzen. Noch eine Serie, die Zuhälter als irgendwie cool und ihren Lifestyle als erstrebenswert darstellt? Das macht so müde.
14 Dezember 2022
11 Dezember 2022
Die Rückseite der Reeperbahn brennt
27 März 2022
04 Januar 2022
Fundstücke (255)
02 Januar 2022
Fundstücke (254)
Auf St. Pauli ist eben alles heiß, sogar die Kaltgetränke.
30 November 2021
Warum?
21 September 2021
18 September 2021
Bloggeburtstag Nr. 16
15 Juni 2021
Fundstücke (253)
Da fragt man sich doch unwillkürlich, wie viel denn „Sex für 39 Euro“ zu überteuerten Preisen kosten würde. Na ja, jedenfalls geht es wieder los auf der Reeperbahn und drum herum, wenn auch unter Auflagen.
12 April 2021
Fundstücke (252)
In der S-Bahn-Station Reeperbahn sind die Wände neuerdings schön bunt.
Doch wer sich nach einer wilden Kieznacht (Scherz) zu orientieren versucht, wird Mühe haben festzustellen, wo er überhaupt hingeraten ist, so schüchtern versteckt sich das Wörtchen „Reeperbahn“ im psychedelischen Wanddekogewusel.
Immerhin ein Zeitvertreib, bis die nächste Bahn kommt.
06 April 2021
Neues aus St. Pauli (vor allem Kulturelles)
„Die obdachlose und alkoholkranke Schauspielerin Ewa (Elga Schütz) wünscht sich nichts mehr, als wieder auf der Bühne zu stehen. Tagsüber sammelt sie Pfandflaschen, nachts schleicht sie sich in ihr ehemaliges Theater, um dort in Erinnerungen an ihre alten Bühnentage zu schwelgen. Doch die neue Direktorin (Laura Ehrich) schöpft Verdacht und ist ihr auf den Fersen. Als Ewa den filmverrückten Matz (Nils van der Horst) trifft, sieht es so aus, als könnte sich ihr Leben doch noch mal ändern. THEATER REEPERBAHN ist ein Film über die oft fragile Lebenssituation von Künstlern und Kulturschaffenden in Deutschland, die besonders krisenanfällig sind, wie auch die Coronapandemie sehr deutlich gemacht hat. Für Arthouse-Lover, Schwarz-Weiß-Verehrer und St.-Pauli-Film-Fans.“
10 Dezember 2020
Fundstücke (250)
16 Oktober 2020
Unter Corona (11): Prügeln nur noch mit Maske
In den vergangenen Wochen hatte man hier auf dem Kiez das Gefühl, als wäre nichts passiert und alles längst wieder beim Alten.