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17 Mai 2017

Meine Hilfe ist unerwünscht

Immer wenn ich eine Nachricht von Kalle Schwensen im Posteingang habe, durchzuckt es mich bang. Denn es droht die Gefahr einer Begegnung mit ihm, und die hat gewöhnlich Folgen für meine körperliche Integrität, gerade dann, wenn Kalle Schwensen einem grundsätzlich freundlich gesinnt ist. 

Diesmal lud er mich ein, und zwar zu seinem „Hardcore-Fight-Event“ am 10. Juni. Wobei Kalle Schwensen unter „Einladung“, wie sich rasch herausstellte, etwas anderes versteht als der gemeine Durchschnittsbürger. Der gemeine Durchschnittsbürger nämlich hebt bei diesem Begriff erfreut die Braue, erwartet Freigetränke, ein von kurzberockten Promomodels dargereichtes Flying Buffet und generell einen Abend, an dem man auf die Mitführung von Bargeld getrost verzichten kann.

Nicht so bei Kalle Schwensen. Seine „Einladung“ bestand darin, dass ich für 600 Tacken seinem Freistilboxereignis hätte beiwohnen dürfen. Ich lehnte mit dem Argument ab, dazu sei ich zu zart besaitet. Außerdem habe ich gerade genug von Leuten, die K.O. gegangen sind. So wie neulich auf dem Tschaikowsky-Platz.

Ich war gerade dort eingebogen, als ich zwei Räder herumliegen sah, daneben zwei Menschen. Der eine war weiblich und saß verstört auf dem Boden, der andere, ein behelmter, etwas teigig wirkender Mann, lag einige Meter entfernt augenscheinlich bewusstlos auf Bauch und Gesicht und gab jämmerliche Stöhnlaute von sich.

Mehrere Personen stürzten herbei, ich zückte mein Telefon, wählte die 112 und meldete einen Fahrradunfall mit Verletzten. Man komme sofort, hieß es. Inzwischen war die Frau hinübergerobbt zu ihrem Kontrahenten, der wieder erwacht war und sich in eine sitzende Position gehievt hatte. Seine Beine lagen flach auf dem Pflaster des Tschaikowsky-Platzes, die Füße kippten nach außen.

„Der Notarzt ist gleich da“, sagte ich zu den Opfern, um ihnen in all ihrem Leid eine hoffnungsvolle Perspektive zu bieten. Die Frau schaute hoch. Am Kinn hatte sie eine Schürfwunde so groß wie ein Ein-Euro-Stück. „Nicht nötig“, sagte sie, „ich bin Ärztin.“

Das konsternierte mich. Wie konnte sie, auch wenn sie Ärztin war, wissen, was dem Mann fehlte – hätte er nicht über ein Schädel-Hirn-Trauma, einen Lungenriss, gebrochene Rippen oder derlei verfügen können? Und wer weiß, was sie selbst außer der Wunde am Kinn noch alles abgekriegt hatte. So was merkt man unterm Einfluss der unfallbedingten Adrenalinflut ja oft erst später.

„Aber der Notarzt sollte sich das schon einmal anschauen“, beharrte ich auf das übliche Procedere. Der Mann schüttelte kraftlos den Kopf, während er ins Leere starrte. „Nein, schon gut“, hauchte er. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen“, sagte die Ärztin mit nunmehr verärgertem Unterton und – zu dem Mann gewandt –: „Das ist bestimmt nur der Schreck, nicht wahr?“

Er nickte. „Vor allem für meine neue Hüfte.“

Anscheinend verstand diese Jüngerin Aeskulaps unter ärztlicher Sorgfaltspflicht etwas entschieden anderes als der gemeine Durchschnittsbürger, den ich dort, auf dem Tschaikowsky-Platz, bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit zu repräsentieren die Ehre hatte.

Aber was sollte ich machen? Mir blieb nur die Hoffnung, dass der Notarzt einträfe, ehe die Ärztin ihren hüftoperierten Schicksalsgenossen vom Ort des Geschehens weggeschafft hatte. Denn wahrscheinlich – so die Vermutung von Ms. Columbo, als ich ihr die Geschichte erzählte – trug sie die alleinige Schuld am Unfallgeschehen und wollte sich keiner Investigation stellen.

Aber wahrscheinlich werden wir das niemals erfahren, denn ich überließ die beiden ihrem Schicksal. Auch mein Fass hat Grenzen.

Foto: kalle-schwensen.de


26 April 2023

Nur Luden sterben arm

Neulich fragte mich ein Blogbesucher nach meiner Meinung zur Amazon-Prime-Serie „Luden – Könige der Reeperbahn“, und ich musste gestehen, sie bisher nicht gesehen zu haben. Mein Interesse hält sich – nach allem, was ich darüber gelesen habe – auch in Grenzen. Noch eine Serie, die Zuhälter als irgendwie cool und ihren Lifestyle als erstrebenswert darstellt? Das macht so müde.

Zudem bin ich auch als Betreiber eines Blogs namens „Rückseite der Reeperbahn“ nur unzureichend kompetent, um eine Fiktionalisierung glaubhaft mit der Kiezrealität abgleichen zu können. Es gibt ja (mindestens) zwei St. Paulis: das Rotlichtmilieu und das Wohnviertel. Und ich tummle mich seit einem Vierteljahrhundert ganz überwiegend in Letzterem.

Meine Berührungspunkte mit dem Rotlicht sind an einer Hand abzuzählen. Einen echten Luden habe ich zum Beispiel nie kennengelernt. Ich sehe ab und zu Corvettes und Lamborghinis in der Straße parken (hier ein Bild von letzter Woche), aber gehören sie auch wirklich einer Rotlichtgröße? Gerichtsfeste Beweise fehlen. Bei einem Bier im La Paloma lernte ich mal eine Prostituierte kennen, die gerade Pause machte und mich und meinen Begleiter um eine Cola anschnorrte. Sie erzählte uns von ihrer Jugend in Ostdeutschland, was sie nach Hamburg verschlagen und wie sie ein Auskommen im Rotlichtviertel gefunden hatte. Eine freundliche junge Frau, die sich für die Cola bedankte und wieder zurückging an die Arbeit in der Davidstraße.

Persönlich kenne ich nur die nicht nur leicht schillernde Kiezgröße Kalle Schwensen. Der Kontakt kam beruflich zustande. Ich war Musikjournalist, und Kalle hatte die wiedervereinigten Tic Tac Toe am Start. Zeitweise informierte er mich via Facebook über seine Veranstaltungen wie Freistilboxen und Ähnliches.

Zweimal bin ich Kalle Schwensen in natura begegnet, und seither meide ich den Kontakt – vor allem deswegen, weil sein größter Ehrgeiz darin zu bestehen scheint, einem bei der Begrüßung den Mittelhandknochen zu brechen. Muss nicht sein. Auch dass er als selbst ernannter Welterklärer zuletzt mit Corona-Verschwörungsfantasien verhaltensauffällig wurde und Wolodymyr Selenskyj und Annalena Baerbock für europäische Großverbrecher hält (nicht aber Putin), spricht kaum dafür, den Kontakt zu reaktivieren.

Im Fitnessstudio begegnete mir ab und zu mal Inkasso-Henry, der in seiner großen Zeit für Luden Geld eintrieb. Henry ächzte und keuchte beim Bankdrücken wie ein Pottwal mit Katarrh. Irgendwann tauchte er nicht mehr auf, und dann las man Nachrufe auf ihn – wie jetzt auf den einstigen Nutella-Gang-Luden Klaus Barkowsky, der gestern früh vom Balkon seiner Wohnung in Altona gesprungen sein soll. Unter anderem seine Geschichte erzählt die erwähnte Amazon-Prime-Serie.

Was auffällt bei solchen Geschichten über Kiezgrößen, die sich einst die Zigarren mit Hundertmarkscheinen anzündeten: Die meisten (oder alle?) wurden arm, und sie sterben arm. Wo sind all die Millionen hin, die junge Frauen auf St. Pauli für sie erwirtschaftet haben? Jede Ludengeschichte, die ich je gehört habe, endet traurig, tragisch, deprimierend. Die Serie „Luden – Könige der Reeperbahn“ dürfte diesen Aspekt ihres Lifestyles aussparen. Aber wie gesagt: Ich habe sie nicht gesehen.

Wer sich hingegen bis heute mit cleveren Aktivitäten immer über Wasser halten konnte, ist Kalle Schwensen. Aktuell betreibt er einen anscheinend gut frequentierten Sadomasoklub in der Erichstraße. Aber Kalle ist ja auch kein Lude. Vielleicht bietet das die beste Chance, auf St. Pauli nicht arm zu sterben.



20 Mai 2008

In die Falle getappt, schon wieder



Nach einer schmerzhaften Erfahrung hatte ich mir fest vorgenommen, nie mehr rechts einen Ring zu tragen, wenn auch nur der Hauch einer Gefahr bestünde, Kalle Schwensen die Hand schütteln zu müssen.

Doch erst als GP und ich uns dem Eingang des Hafenrestaurants Indochine näherten, wo wir zu einer Party Schwensens eingeladen waren, fiel mir dieser weise Vorsatz wieder ein. Also zu spät.

Wir sahen Schwensen schon von weitem, sein ikonografisches Gesicht (Schnauzer, Sonnenbrille) stach deutlich heraus aus der Menge der Promotionmodels in silbernen Jacken, es gab kein Entkommen.

Zwar hätte sich noch alles zum Guten wenden können, doch ich war wie paralysiert vom bevorstehenden Händeschütteln – und vergaß es einfach, meinen Ring noch schnell heimlich in der Hosentasche verschwinden zu lassen oder ihn wenigstens an einen Finger der linken Hand zu stecken.

Als es vorbei war, schaffte ich es erstaunlicherweise trotzdem noch, mein Weinglas wie gewohnt mit rechts zu halten. Sie zitterte nur leicht, und ich musste zwecks Gewichtsreduktion schneller trinken als gewöhnlich, doch das funktionierte recht gut. Hafenblick wirkt lindernd.

Zudem lenkte GP mich ab, indem er die Sprache nach- und durcheinander auf folgende Themen brachte: die schwankende Qualität der „Alien“-Quadrologie, Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg, Hegel (den er kurzzeitig mit Kant verwechselte), meine unmögliche Sockenfarbe, die Vorzüge dunkelhäutiger Promotionmodels, Italowestern, die Ähnlichkeiten von tibetischer und thailändischer Küche, Robert Mitchum, ein 100.000-Euro-BMW-Cabrio, Schwensens Rolex und das Siezen in Weblogs. Diese Auswahl ist wahllos und nicht repräsentativ.

Übrigens ging das Tippen dieses Eintrags bereits wieder erstaunlich schmerzfrei vonstatten.


PS: Ich glaubte meine Kamera vergessen zu haben und versäumte es daher, Fotos anzufertigen. Deshalb folgt hier bald ein Platzhalterbild, das in der Nähe des Indochine entstand – und zwar sobald das Hochladen wieder funktioniert, verdammt noch mal.


12 Februar 2010

In Schillers Quetsche



So daunig und ätherisch, so wolkigweich verwunschen, so pathos- und gefühlsumflort die elektronische Musik von Schiller alias Christopher von Deylen auch ist: Sein Händedruck ist definitiv Heavy Metal.

Damit nimmt er schlagartig Platz 2 in meiner persönlichen Härtehitliste ein, direkt hinter dem (freilich unerreichbaren) Kalle Schwensen.

Von Deylens Händedruck widerfuhr mir heute im Restaurant Kochlabor, wo besorgt dreinschauende Männer aus Holz an den Wänden kleben – und mit genau diesem Gesichtsausdruck werde ich der nächsten Begegnung mit Schiller entgegenblicken.

Vor einer mit Kalle Schwensen freilich sähe ich eher aus wie der Typ auf Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“.

Am besten meidet man also beide.



02 September 2007

Schwensens Schraubstock und die Beine von Olivia

Ja, das ist ist so einer dieser Abende, an denen man betütert und betüddelt, becatert und umschwänzelt wird, obwohl man doch keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass ein Artikel darüber nun nicht in Frage käme. Trotzdem: Man wollte uns. Und man bekam uns.

Es geht um „The Dome“, jenen säkularen Gottesdienst für zehntausend kreischbereite Teenager, die ihre Bravo-Stars nirgends sonst in derart großer Zahl leibhaftig auf den Altar gestellt bekommen.

„Heute stehen hier die Top 5 der Charts auf der Bühne!“, schwärmt ein Mensch des veranstaltenden Fernsehsenders von sich und seinem Fernsehsender, und wir nicken pflichtschuldig und mit jener dosierten Bewunderung, die in solchen Momenten dank Höflichkeit, Routine und guter Erziehung als mimische Möglichkeit spontan zur Verfügung steht. Das Catering wirkt ebenfalls nicht demotivierend.

Nach drei gemütlichen Stunden in der Loge werden wir in einem Bus zur Aftershowparty ins Edelfettwerk kutschiert, ein labyrinthisch verbautes Ex-Fabrikgebäude, wo wir nach einem verwirrenden Rundgang zufällig in der Lounge landen und – wie sich herausstellt – auch stranden.

Hier sitzt man gemütlich und gut, die Bar ist in Reichweite, und auch die Mit-VIPs verirren sich irgendwann im Lauf der Nacht verlässlich hierher, so dass wir uns fühlen wie im Zentrum des Geschehens. Eine Position, die entscheidende Erkenntnisse erlaubt.

Zum Beispiel die, dass es keins der Models, die heute Abend hier herumlaufen, mit den unglaublich weiblichen Stelzenbeinen der gefühlt drei Meter großen Dragqueen Olivia Jones aufnehmen kann. Dabei heißt Olivia eigentlich Oliver Knöbel, was die Sache noch erstaunlicher macht.

Sabrina Setlur, Co-Moderatorin von „The Dome“, reichte Herrn Knöbel wahrscheinlich nur bis an den Nabel, doch das bleibt Theorie, denn wir schaffen es nicht, sie unauffällig nebeneinander zu stellen.

Eine weitere Erkenntnis aus der Lounge: Ex-Kiezgröße Kalle Schwensen hat a) wirklich zwei Augen hinter der angewachsenen Sonnenbrille (wenn man nah genug ran kommt, erweist sie sich als halb durchsichtig) und b) einen Händedruck wie ein augehungerter Schraubstock, der schon lange nichts Anständiges mehr zwischen die Spannbacken gekriegt hat.

Dank Schwensen sorge ich mich sofort nach dem Abklingen des Schmerzes schon wieder um meinen Ring. Ich erwäge ihn hinfort links zu tragen; schließlich häufen sich zuletzt solche Vorfälle.

Übrigens muss sich jeder hereinschneiende Star vor der Logowand fotografieren lassen, und wir nutzen ein paar starlose Minuten, um dort Faxen zu machen. Hätte Mark ein Blog, sähe man mich dort wahrscheinlich einbeinig herumhüpfen; so aber muss Mark damit leben, quasi beim Knutschen mit Sabrina Setlur erwischt worden zu sein.

Von ihr wird hier schon bald mehr zu lesen sein, das drohe ich schon mal an.

24 November 2007

Umnebelt

Die Bar Morphine, wohin ich eingeladen bin, um mir einen Künstler anzuschauen, könnte überall angesiedelt sein, in Meiendorf oder Norderstedt, in Harburg oder Pinneberg.

Aber nein, sie liegt in der Seilerstraße; ich könnte in Puschen hinüberschlendern. Tue ich trotzdem nicht.

Drinnen pusten sie alle fünf Minuten Trockeneis auf die Tanzfläche, wo ein totemähnlicher Pfeiler steht, anfangs noch wie ein trutziger Solitär. Bald ist er umgeben von Zwanzigjährigen, die hier den Altersschnitt definieren, und ich fühle mich … älter.

Alle sind umflort vom zischenden Nebel, und der endlose stumpfe Beat des Technohouse, den der DJ in den Raum pumpt wie eine Injektion aus Adrenalin, nivelliert die Unterschiede. Die Körper pulsieren im Takt, Flaschen und Gläser vibrieren in unseren Händen.

Neben mir umarmen sich gestylte faltenlose Menschen mit vor gespielter Begeisterung geweiteten Augen (das kann allerdings auch vom Kokain kommen, das sie gerade auf dem Klo geschnupft haben).

Ein bärtiger Student mit Hornbrille (Fachrichtung: Grafikdesign. Hundertprozentig.) hält das Cocktailglas seltsam affektiert in Ohrenhöhe rechts von seinem Kopf und schwenkt manchmal ohne hinzuschauen den Arm nach links, wo der Strohhalm traumhaft sicher seinen Mund findet.

Eine passable Methode, geriete sein Ellenbogen nicht beim Zurückschwenken immer wieder in gefährliche Nähe zu meinem Jochbein. Ich wechsle den Platz, treffe Kalle Schwensen und beschließe in der Zehntelsekunde, bevor wir uns die Hände schütteln, diesmal richtig gegenzuhalten. Es funktioniert.

Als ich gehe, wird mir bewusst, dass keine der herumwuselnden Promoterinnen, welche die Gäste zum Eintrag in einen Mailverteiler animieren sollen, mich angesprochen hat. Vielleicht war der Trockeneisnebel zu dicht.

Ja, bestimmt.

24 März 2012

Wie der HSV mich erst verhöhnte, dann versöhnte



Wie es genau dazu kam, dass der HSV das Datum meines Geburtstags erfuhr, liegt im Dunkeln. Vielleicht habe ich den Grund einfach verdrängt, weil ich es selbst verbockt habe und bei irgendeiner Kartenbestellung versehentlich nicht den 1. April angab.

Jedenfalls erhalte ich vom HSV jedes Jahr eine Glückwunschmail. Diesmal tat er so, als sei der Mittelfeldmann Marcell Jansen Absender derselben, und dokumentierte das mit einem Foto, welches aus Gründen, für die ich meinen Spamfilter noch bös ausschimpfen werde, unbehelligt in meinem Posteingang landete.

Jansen, seit vielen Monaten so torgefährlich wie Ottfried Fischer bulimisch, hält sich auf diesem Foto ein blaues Präsentpaket vors Gemächt – eine allenfalls viertelgelungene Metapher für einen codebasierten Fünf-Euro-Geschenkgutschein, den ich, ginge es nach Jansen, im HSV-Fanshop einlösen soll.

Als Anhänger des FC St. Pauli freilich fände ich einen Aufenthalt dort etwa so reizvoll wie Kalle Schwensen eine Kur im Kapuzinerkloster; insofern dürfte es mir schwerfallen, dort Interessanteres zu finden als lediglich Utensilien, die sich als Putzlappen eignen.

Deshalb werden Sie bitte glücklich mit SFXKZSJFNA.



Auch das Geschenk, welches der notorische HSV-Fan Kramer mir überreichte, löste bei mir nur auf der Ultraschallebene wahrnehmbare Jubelstürme aus. Es handelte sich um einen außerordentlich plump auf Charlotte Roches Debütroman anspielenden Pornoschinken, dem Kramer – der hier ausnahmsweise mal ganz pragmatisch dachte – als Bonus eine Klorolle beigefügt hatte.

So versuchte der HSV also auf mehreren Ebenen, mir meinen Geburtstag gründlich zu vergällen. Allerdings schien er am Ende doch einzusehen, dass er zu weit gegangen war, und strebte nach Wiedergutmachung.

Was dann auch gelang, in Wolfsburg. Und ich bin ja nicht nachtragend.


Foto: HSV (1)

04 Juni 2019

Neuste Seltsamkeiten aus dem Kiezuniversum

Neulich sahen wir in der Clemens-Schultz-Straße etwas ganz und gar Verblüffendes: einen Mann auf einem Fahrrad, der beim Fahren nicht telefonierte. Wir starrten ihm fassungslos nach. 

Was war nur los mit diesem Mann – hatte er keine Freunde? Waren seine Kommunikationsskills verkümmert? Oder noch schlimmer: Gab es etwa gerade nichts Wichtiges zu sagen, also Sachen wie „Ich radle gerade durch die Clemens-Schultz-Straße und ein Paar starrt mich komisch an“? 

Wir werden es nie erfahren. Wäre der nicht telefonierende Radfahrer jedenfalls unlängst in der Rindermarkthalle zufällig dabeigewesen, als die Schauspielerin Nina Bott (41) eines Cafés verwiesen wurde, weil sie am Tisch ihr Kind stillte, hätte das zumindest ein Telefonthema sein können. 

Dass hier auf St. Pauli jemals eine Frau in Schwierigkeiten geraten würde, weil sie blankzieht, hätte ich mir in den ganzen 23 Jahren, die ich inzwischen hier wohne, niemals (alp)träumen lassen. Wo in Salambos Namen ist Kalle Schwensen (65), wenn man ihn mal braucht als Hüter und Verteidiger hiesiger Sitten und Gebräuche? Nina Bott (41) jedenfalls soll Tränen in den Augen gehabt haben, und ich kann sie verstehen.

Zurück zum Fahrradfahren und trotzdem zu einem ganz anderen Thema: Analog zur Elektroautoprämie hätte ich nämlich gern eine Nichtnutzungsprämie. Da ich nachgewiesenermaßen freiwillig praktisch komplett auf den Gebrauch jedweder motorisierter Verkehrsmittel verzichte, entlaste ich die öffentliche Hand, senke sogar dramatisch den Bedarf an Straßenbau- und Luftsäuberungsmaßnahmen, an Waggons, Kraftfahrern, Kontrolleuren. 

Kurz: Ich spare der öffentlichen Hand eine Menge Geld, das als generelle Nichtnutzungsprämie u. a. in den Unterhalt der polizeilichen Pferdestaffel (Foto), aber zum Teil vor allem zurück in meine Tasche fließen sollte, und zwar zu einem großen. Dafür verpflichtete ich mich auch, beim Radeln niemals zu telefonieren – selbst wenn ich beim Vorbeifahren mitbekäme, wie Nina Botts Brüste gerade eines Kiezcafés verwiesen würden. 

Meine Kontodaten, Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (44), gibt es gern auf Anfrage.


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14 April 2011

Fundstücke (130)



1. Diese Anweisung findet man auf der verdienstvollen Webseite esowatch. Leider informiert sie nicht über die Sanktionen, die drohen, falls man sie nicht beherzigt. Bei Gelegenheit werde ich deshalb mal einen Heilpraktiker fragen.



2.
Manchmal beeinflusst die Frage, wer dich zu einem „Event“ einlädt, entscheidend die Neigung, daran teilzunehmen oder nicht. Wenn einer wie Kalle Schwensen einlädt – und sei es zur „Nacht der Sünde 2 / SM- und Fetisch-Party“ –, dann wäre es jedenfalls schon besser, man ginge hin. Aber ein bisschen Angst hätte ich schon vor dieser Veranstaltung. Na ja, am besten lasse ich Ms. Columbo entscheiden.




3. Neulich beim Scrabble gelang das Unglaubliche: mit einem Begriff drei dreifache Wortwerte abzuräumen. Natürlich bedurfte dieses Wort, um akzeptiert zu werden, einer guten Hintergrundgeschichte, und verdammt, sie war gut.



4. Selbst wer vorher genau wusste, wo z. B. rechts ist (nämlich da, wo der Daumen links ist), dürfte nach längerem Starren auf diese Produktverpackung jedes Gefühl für Seitendefinitionen verloren haben. Mir ging’s jedenfalls so, und ich bin heilfroh, kein Fahrzeug mit vier Rädern mehr zu besitzen.