29 Januar 2009

Ciao, Edi (2)

Seinen letzten Kommentar hat er vor fünf Tagen hier abgegeben. Hätte ich die Hoffnung, ihn je wiederzusehen, würde ich sagen: Ich freue mich auf dich, Edi.

Wer mag, kann hier kondolieren.

Ich lese jetzt noch mal die Geschichte von der Opaverschwörung, die indirekt schuld daran war, dass er Hamburg verließ und zu seiner Familie nach Kempten zog.

So traurig ich das damals fand: Es war gut so. Der Nuttenturm auf der Reeperbahn wäre einfach nicht der richtige Ort gewesen zum Sterben.



Der rührende Fall des Benjamin Button

Die leicht futuristische Wippschaukel im Brauquartier erinnert mich jedes mal an ein Hündchen, das den Mond anschmachtet.

Und genauso saß ich neulich im Kino, als ich mir „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ angeschaut habe.

Meine Herren! Das ist mal ein Film, der sogar mir – einem abgebrühten, hartherzigen, zynischen, sarkastischen Allesschongesehenhaber – dahin ging, wo andere Menschen das Herz haben.

Und danach habe ich sogar was darüber geschrieben.


27 Januar 2009

Die Kritik der kleinen Vernunft

Normalerweise zeichnet sich ja offizielles Schildersprech durch spröde Sachlichkeit aus. Gestanzte, schnörkellose Klarheit: Das sind Schilder, wie ich sie kenne. Und mag.

Nur selten hingegen begegnet man in diesem so eng abgesteckten Metier Formulierungen, die ihr Anliegen mit Raffinesse und Hintersinn zu vermitteln versuchen. Das muss sich ändern, beschloss irgendwann das Bezirksamt Altona – und entwickelte das abgebildete Schild für eine Elbtreppe in Neumühlen. Text: „Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“

Zumindest eins erreicht das Prachtstück mühelos: Man bleibt davor stehen und versucht aufzudröseln, welche der angesprochenen und abgebildeten Bevölkerungsgruppen nun was darf und wenn ja, warum nicht.

Auch Radfahrer steigen zunächst sinnierend ab, ehe sie kopfkratzend weiterradeln – und durch den Rückseitentext erneut semantisch desorientiert werden. Denn was meint das Bezirksamt Altona denn nun auch noch mit den ironisierenden Anführungsstrichen?

Nach einigem Herumrätseln sind wir schnell weitergeeilt – auch wenn wir diese Treppe ohne Fahrrad und Mutter mit Kind in der Hosentasche wahrscheinlich gar nicht hätten benutzen dürfen.

26 Januar 2009

Ohne Worte (25): Siehe Ohne Worte (24)



Blick von der Elbchaussee auf den Hafen.


Ohne Worte (24): Winter in Hamburg oder Warum wir hier nicht mehr wegwollen



Elbstrand in Neumühlen mit Hafenpanorama


Der letzte Byte

Heute Abend um 23 (!) Uhr gibt es die nächste (und leider letzte) von mir zusammengestellte Sendung auf Byte.fm.

Ein wenig mehr dazu – allerdings ohne zu viel zu verraten – kann man hier
nachlesen.

Für Kritik und Lob steht unten eine Kommentarfunktion zur freien Verfügung, deren fleißiger Gebrauch mich sehr erfreuen würde.


25 Januar 2009

Grünlicher Gammelsprech



Von
: matt

Betreff: z. Hdn. Robert Heinrich, Leiter Öffentlichkeitsarbeit; „EUROPA KLAR MACHEN“
Datum: 25. Januar 2009 17:52:39 MEZ
An: redaktion@gruene.de


Lieber Herr Heinrich,

leider ist Ihr Bundesparteitagsslogan „EUROPA KLAR MACHEN“ unverständlich.

Wahrscheinlich fehlen ihm einfach ein paar Satzzeichen. Zum Beispiel ergäbe die Frage/Antwort-Variante „EUROPA? KLAR: MACHEN!“ so etwas wie Sinn. Zumindest wenn man sich das sprechende Subjekt „wir“ am Ende dazudächte. Meinen Sie das mit Ihrem Slogan?

Sollten Sie sich hingegen am Imperativ versucht haben, gelang das leider nur unzulänglich, Sie kleines Stümperchen. Richtig nämlich müsste es heißen: „EUROPA, KLAR: MACHEN!“ Meinen Sie damit vielleicht Christian Klar, der nach seinem gescheiterten Praktikum in Berlin nun bei Ihnen eine neue Aufgabe finden soll, und zwar gleich auf EU-Ebene? Allerdings würde mich an Klars Stelle der Kommisston doch stören. Aber vielleicht bin ich da einfach empfindlicher als ein Ex-Terrorist.

Eine dritte Möglichkeit, Ihren Slogan zu deuten, ergäbe sich, wenn man das Leerzeichen zwischen „KLAR“ und „MACHEN“ einfach löschte. „EUROPA KLARMACHEN“: Ja, das wäre semantisch eine verständliche Ansage. Wir haben zwar früher immer nur „Alte klargemacht“ (zwinker), aber Ihnen als Partei gelingt das sicherlich auch mit der alten Dame Europa. Sie haben da ja ganz andere Mittel.

Wie auch immer: War es das eventuell, was Sie uns sagen wollten mit Ihrem Parteitagsslogan?

Klären Sie mich doch bitte auf. Vielleicht lagert tief darin versteckt ja ein überzeugendes Argument, Sie zu wählen.

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen,
Matt

Foto: www.gruene.de



Betreff: Produktenttäuschung

Hallo Ferrero,

beiliegendes Raffaello-Tütchen entpuppte sich als unversehrt, doch leider auch leer.

Darin befand sich kein Raffaello, sondern lediglich Luft (und nicht mal heiße).

Der Preis für dieses Tütchen erscheint mir daher unangemessen. Ich möchte Sie um Ersatz bitten.

Mit freundlichen Grüßen

Matt

(Fortsetzung folgt. Hoffentlich.)




24 Januar 2009

Gesichtszwillinge (17)



Gut, Claude-Oliver Rudolph müsste noch etwas ab- oder Mickey Rourke ein wenig zunehmen – und schon wären die beiden sich nicht nur zwillinghaft ähnlich, sondern hochverwechselbar.

Dass der eine (Rudolph) nun den anderen (Rourke) synchronisiert, und zwar im Film „The Wrestler“, ist also nur konsequent.

Allerdings ist es eine neue Entwicklung, dass Filmstudios die Synchronstimmen nach äußerer Ähnlichkeit auswählen. Bei Sarah Jessica Parker (l.) und ihrer deutschen Stimme Irina von Bentheim spielte das zumindest kaum eine Rolle.




(Foto: Warner)

23 Januar 2009

Beinah Dumbo

Auf dem Fußweg zur Zeltshow The Rock’n’Roll Circus performs Sgt. Pepper’s lonely Heart’s Club Band auf dem Heiligengeistfeld stelle ich fest: Ich habe meine Ohrstöpsel vergessen.

„Mist!“, informiere ich Ms. Columbo, „ich habe meine Ohrstöpsel vergessen. Hast du vielleicht Papiertaschentücher dabei?“ Hat sie nicht.

Denn auf meinen Rat hin hatte sie alles Frauenwichtige in den Innentaschen ihres Arktisparkas verstaut, um ihre Handtasche, in der sich immer und unter allen Umständen Taschentücher befinden, zu Hause lassen zu können.

„Nimm doch Stoffservietten“, rekurriert sie ironisch auf jüngste Ereignisse, obwohl sie genau weiß, dass ich natürlich alles Mögliche dabei habe (sogar den Mittagstischermäßigungswisch vom Inder in Ottensen), aber gewiss keine Stoffservietten.

Und selbst wenn es so wäre, weise ich sie messerscharf zurecht, sähe es eventuell unmöglich aus, wenn mir der Schallschutz bis auf die Schultern aus den Ohren hinge.

„Wie Dumbo!“, kichert sie.

Im Zelt ist es – wie befürchtet – verdammt laut. Bill Wyman, Ex-Rolling-Stones-Bassist, hat sich für wahrscheinlich teuer Geld als Vorprogramm buchen lassen, und jetzt lässt der gewiss längst dreivierteltaube Rockveteran seine Rhythm Kings von der Leine.

Fahrig krame ich in allen denkbaren Taschen und entdecke schließlich in irgendeinem Stoffwinkel eine Papierserviette. Sie ist gebraucht, aber dennoch die Rettung. Auch wenn mir der Abend eher etwas dumpf in Erinnerung bleiben wird.

Was ich mit dieser ganzen Geschichte eigentlich erzählen wollte, ist mir inzwischen entfallen. Vielleicht wollte ich einfach nur ein bisschen über einen echten Rolling Stone herziehen.

PS: Damit das hier nicht als Suchbildaufgabe missverstanden wird: Das Foto zeigt keineswegs die Rhythm Kings um Bill Wyman, sondern die Showband des Abends.


22 Januar 2009

Die hatten ja einen Knall

In der Mittagspause flanierte ich durch eine Ottenser Buchhandlung und begann in einem Buch des Berliner Originals Heinrich Zille zu blättern.

Dabei erfuhr ich wieder mal Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt wissen möchte – und versuche sie nun zu exorzieren, indem ich sie verblogge. Dann haben alle etwas davon.

Zille also durchstreifte Anfang des 20. Jahrhunderts Bordelle und schaute den Huren aufs Maul. Die verrieten ihm einiges über die Männlichkeitsideale der damaligen Zeit.

Zum Beispiel galt das sehr vernehmliche Entfleuchenlassen von Darmwinden als besonders maskulin und sexy. Die Damen wiederum fühlten sich, laut Zille, häufig zur Imitation dieses Verhaltens animiert. Denn es galt das freierfreundliche Motto: „Je lauter es knallt, desto weiter der Spalt.“

Ja, es muss eine merkwürdige Geräuschkulisse in den damaligen Bordellen geherrscht haben. Musik gab es praktisch noch keine; dafür musizierten die Ärsche. Mit einer ähnlichen Taktik dürften die Kiezprostituierten heutzutage nicht mehr entscheidend punkten können. Höchstens bei Charlotte Roche.

PS: Heute hat Kochbuch-Marion kräftig eins auf die Mütze bekommen vorm Hamburger Oberlandesgericht, und das ist ein großer Tag für Blogger. Mehr bei RA Sascha Kremer, der auch mir damals gegen die Serienabmahner beistand.

PPS: Neu in der Blogrolle links: Dorfblogger Opa Hannes. Feine Sache.



20 Januar 2009

Fundstücke (44)



Ein heißer Kinotipp für Kostenbewusste, denen es generell nicht so sehr darauf ankommt, wie ein Film ausgeht.

Das Abaton-Kino macht dieses selbstbewusste Angebot zu Clint Eastwoods Film „Der fremde Sohn““.



Selbstjustiz ist eine Option

Dieses empörende Bild bietet sich in der Talstraße, welche die Reeperbahn mit der Simon-von-Utrecht-Straße verbindet.

Ein ganz normales Wohnhaus, wie es scheint – und dann das. Ich kann so etwas einfach nicht verknusen, da bin ich fast geneigt, die Davidwache zu alarmieren, die Bürgerwehr, die Schwarzen Sheriffs oder Schill.

Nein, das macht man einfach nicht, das zerstört unser ganzes Viertel. Es schadet dem Image von St. Pauli, es besudelt den Kiez. So kann das wirklich nicht bleiben. Was sollen die Touristen denken?


Müssen die uns St. Paulianer nicht allesamt für ordinäre, ungebildete Unholde halten, wenn wir so etwas widerstandslos zulassen? Und werden sie nicht auch mich und Ms. Columbo automatisch in Sippenhaft nehmen für diese widerliche Entgleisung?

Nein, bei so etwas Ekelerregendem kokettiere sogar ich – obwohl gemeinhin die Friedenstaube in Person – mit Selbstjustiz, tut mir Leid.

Und deshalb muss er einfach weg, besser gestern als gleich – dieser unerträgliche Deppenbindestrich in „Sex-Kino“.

19 Januar 2009

Gutes Stöffche

Merkwürdig: Wenn ich beim Schlendern über den Flohmarkt Ohrhörer aufsetze und Musik höre, sehe ich schlechter. Andererseits höre ich besser, wenn ich mir die Augen zuhalte.

Unübersehbar war gleichwohl die Puppendame mit Bauchlücke, der ich auf dem Messehallenflohmarkt bei meiner ruhelosen Suche nach Stoffservietten begegnete. Denn heute war ein historischer Tag: Er brachte den endgültigen Abschied von der Einwegserviette. Warum bloß waren wir dieser empörenden Erfindung über Jahre treu? Ms. Columbo weiß es auch nicht.

Jedenfalls verfügen wir nun über anderthalb Dutzend grundsolider Baumwollservietten in dunklen Farben, damit die unauswaschbaren Kürbiskernölflecken, die unweigerlich in Bälde dem Tuch zusetzen werden, nicht gar zu deutlich sichtbar sind.

Wäre mir solche Weitsicht auch in Entscheidungssituationen eigen, die gravierendere Folgen haben als nur die Aufstockung des Stoffserviettenbestandes, ich hätte es gewiss weiter gebracht im Leben.

Übrigens steigt an jedem Wochenende die Motivation, banalsten Unsinn zu bloggen, weil eh keiner mitliest.


17 Januar 2009

Achtung: nicht lesen, totaler Quatsch!



Dieser Westentaschenwolf, der mit höchster Wahrscheinlichkeit von seinem Frauchen (sic!) „Susi“ gerufen wird, guckt exakt so, als hätte er höchstselbst den Trolley umgeworfen, den er nun zu bewachen vorgibt.

Und wahrscheinlich ist das auch die reine Wahrheit – Schuld und Susi …

Mit dieser kleinen Inszenierung schaffte es jedenfalls heute der Edekaladen in der Paul-Roosen-Straße, dass ich kurzzeitig an Dostojewski denken musste.

Verstehe einer die Verschaltung der Synapsen!



16 Januar 2009

Sex sells(?)



46 902 wird wohl die Webzahl des Jahres.

Für diesen beschämenden Eurobetrag ging das Basic-Thinking-Blog bei Ebay über den Ladentisch, dabei hatte es doch die Berechnungsseite „How much is my blog worth?“ als zwölfmal so wertvoll taxiert. Macht einen Versteigerungsverlust von einer halben Million Euro.

Bei „How much …?“ kommt dieses Blog hier übrigens nur auf eine Bewertung von 14 676 Euro, und das trotz meines unverhohlenen Sex-Schwerpunkts und viel schönerer Fotos (Foto).

Ein Schnäppchen also! Möchte wer?


15 Januar 2009

Das Gästelistenbabe

Lange Schlange vorm Eingang der Reeperbahndisco Moon Doo, wo ich heute Abend zu einem Showcase eingeladen bin.

Zeit also, mir das mindestens einsachtzig große superblonde Gästelistenbabe näher anzuschauen, das damals auf dem Gymnasium – Entschuldigung: Realschule; korrigiere … ach, egal … – bestimmt der Klassenschwarm war, aber nur den Basketballbesten rangelassen hat, wenn überhaupt.

Es hat Haare wie Sarah Jessica Parker; sie fallen vom Mittelscheitel in sanften Wellen abwärts und treffen ab Schulterhöhe auf eine schwarzweiße Kunstfelljacke, was sehr apart aussieht.

Untenrum trägt das modelförmige Gästelistenbabe eine enge schwarze Hose, die auf raffiniert nahtlose Weise in ebenso schwarze Highheels übergeht, mit deren zwölf Zentimeter langen Absätzen man einen Faden durchs Nadelöhr flutschen lassen könnte, aber in nullkommanix. Ja, das Gästelistenbabe könnte jederzeit im benachbarten Eros-Laufhaus anfangen, rein optisch gesehen.


Die Schlange rückt vor, ich bin dran und nenne meinen Namen. „Wagner, hm?“, sagt das Gästelistenbabe - und zwar überraschenderweise mit einer Stimme, die nur knapp über der Frequenz von Günther Kaufmann liegt.

Meine innerlich zusammengestrickte Gästelistenbabebiografie fällt in sich zusammen wie ein angestochenes Omelett; augenblicklich verschwunden ist sogar der Basketballbeste.

Voilá: ein Transvestit.

Aus der Nähe fällt nun auch die etwas zu starke Kinnpartie auf, und die Wangenknochen wölben sich ebenfalls auf leicht männliche Weise. Wie auch immer: Er lässt mich rein, ich warte anderthalb Stunden lang vergeblich auf die Band und ziehe dann dampfend ab.

Keine Frage: Das Konto, auf dem die Qualität individueller Lebenszeit verbucht wird, ist heute Abend ins Soll gerutscht.

Nur (Ent)Täuschungen.


14 Januar 2009

Kungelchamp

Morgens erhielt ich eine Spammail mit dem verblüffenden Betreff: „So Billig Wie Noch Nie - Teure Uhren“. Eine Suchabfrage, die heute auf meine Seite führte, hieß: „iche will gehen hamburg nah stockholm mit u-bahn“.

Und die neue Band Bakkushan, von der wir alle bestimmt noch viel hören werden, begrüßte uns Montagabend im Knust mit den Worten: „Seid ihr mit uns?“

Ja, ja, jeder darf furzfröhlich rumrumpeln mit der Sprache, nur ich muss mir eine hübsche Idee verkneifen, die mir beim Fernsehgucken kam.

Denn gar zu gern schriebe ich jetzt und sofort, Nico Schwanz sei der Kungelchamp vom Dschungelcamp, doch dazu müsste der kreuzbrave Thüringer Friseur auch endlich mal damit anfangen, Intrigen zu spinnen.

Dem ist nicht so. Deshalb muss ich diesen weltmeisterlichen Wortdreher in der Schublade lassen, und kein Mensch wird je davon erfahren.

Foto: RTL/Stefan Gregorowius


13 Januar 2009

Fundstücke (43): Im Bann des Reduziermuffennippels

1. Am Wochenende waren wir stundenlang brachial lauten Darbietungen in einer Thai-Karaokebar auf der Großen Freiheit ausgesetzt. Sie entsprachen auf verblüffend exakte Weise der Illuminierung der Bühne (Foto). Thais sind gemeinhin großartige Menschen, und sie verstehen unglaublich viel von der Welt der Kulinarik. In anderen Geschmacksfragen hingegen würde ich ihnen nicht bedingungslos vertrauen.




2. Manche Sachen möchte man gar nicht wissen. Doch schon verhakt sich der Blick in der Schlagzeile, und es ist zu spät:


3.
Aus einer Verkaufsanzeige für eine vermietete Eigentumswohnung:



4. Weiß nicht mehr, wie und warum, doch heute stieß ich auf das abgebildete Objekt. Es handelt sich um einen – ta-da! – Reduziermuffennippel:




5.
Papa war im Krieg. Nach einer Verwundung wurde er zum Junkie, und das ganze verpfuschte Leben seiner Familie kulminiert in diesem Satz: „There’s a hole in daddy’s arm where all the money goes.“ Entdeckt in John Prines erschütterndem Song „Sam Stone“.



12 Januar 2009

Hoffnungslos

In der Hein-Hoyer-Straße gibt es eine neue Kneipe, die sich an der Quadratur des Kreises versucht: gemeinsame Anlaufstelle zu werden für Fans des HSV und des FC St. Pauli.

Ein zutiefst hoffnungsloses Konzept. Warum knöpft sie sich nicht erst einmal – zum Aufwärmen sozusagen – ein paar leichtere Aufgaben vor, zum Beispiel Israel und die Hamas, Bush und Bin Laden oder Laurel und Hardy?

So wird diese Kneipe in der Hein-Hoyer-Straße schlicht dazu beitragen, dass noch mehr von dem auf den Kiezstraßen herumliegt, was wir heute beim Spazierengehen wieder einmal sorgfältigst umgehen mussten:

Pisse, Kotze, Blut und Scherben.



10 Januar 2009

Unter Null



Wenn man (wie ich) Anfang Januar feierlich die Fahrradsaison für eröffnet erklärt, dann sollte man unbedingt darauf achten, einen mittleren Gang eingelegt zu haben, bevor die Schaltung einfriert.

Passiert das nämlich im ersten, juckelst du über den Kiez wie ein Frettchen auf Speed; ist der siebte drin, erinnert dein Bewegungsablauf an einen gestrandeten Pottwal.

Kurz: Es ist frisch auf St. Pauli. Träge Eisschollen reiben sich an der Cap San Diego wie der Eber am Nadelholz. Und ich komme im vierten Gang noch ganz passabel die Helgoländer Allee hoch, ohne wie ein Volldepp auszusehen.

Hoffe ich mal.



08 Januar 2009

Pauls Bewerbung

Y., ein Gast aus meinem Heimatdorf, erlebt auf der Reeperbahn gleich mal echtes Hardcorekobern.

Ein Animierbursche ruft einer etwa 12-köpfigen Gruppe junger Männer zu: „Hey, wer von euch ist Paul?“ Einer der Jungs meldet sich leicht verwirrt: „Äh, ich …?“

„Na, dann komm her“, ruft der Koberer, „du hast dich doch als Bühnenficker beworben!“

Effekt: betretenes, schiefes Grinsen bei Paul, hämisches Feixen bei allen Nicht-Pauls.

Gemeinsam mit Y. analysiere ich später die Vorgehensweise des Koberers und wundere mich über seine Namenswahl. Warum versuchte er es ausgerechnet mit „Paul“? Ist dieser altehrwürdige Name etwa wieder hoch in den Hitlisten?

Egal, die Wahrheit ist aufm Platz, und der Erfolg gab dem Koberer Recht.

In der Ferne wurde derweil der Fernsehturm vom Hochnebel geköpft.




07 Januar 2009

Guano galore

Heute erreichte ich eine neue Stufe der Verzweiflung und bewarf eine unserer Balkontauben mit einer Kartoffel der Sorte Princess aus kontrolliert ökologischem Anbau (ohne zu treffen). Nun fühle ich mich beschmutzt und beschämt. 

Was mich tröstet, ist einzig die Tatsache, dass die Hausverwaltung bis dato unsere fünfprozentige Mietminderung wegen des Taubenterrors kommentarlos hingenommen hat. Die Richtung scheint also zu stimmen. 

Aber die Biokartoffel: Die ist unwiederbringlich perdu. Und zwar ohne den geringsten Eindruck bei der Balkontaube zu hinterlassen, wie ich mit stoischem Fatalismus den neuesten Guanospuren entnehmen kann.


06 Januar 2009

Fernsehtipp

Die praktisch immer geöffnete Pennyfiliale an der Reeperbahn kommt hier im Blog öfter vor.

Warum das notwendigerweise so sein muss, zeigt die Spiegel-TV-Reportage „Auf der Reeperbahn nachts um 11 – Ein Supermarkt in Hamburg St. Pauli“ recht anschaulich.

Der erste Teil läuft heute Abend um 23:10 Uhr (wieder mal) auf Vox.


Foto: Spiegel TV

Der Müllwühler

Menschen, die in Mülleimern wühlen, kann ich nicht ansehen. Es ist mir peinlich, ihnen die Peinlichkeit zuzumuten, beim Wühlen im Müll beobachtet zu werden. Wenn sie herschauen, schaue ich weg.

So ging es mir auch heute an der Haltestelle Friedensallee, wo ich gottergeben auf den sogenannten Schnellbus wartete. Ein Radler näherte sich über den Gehweg. Er trug zu üblicher Winterkleidung einen Wollschal, Handschuhe – und eine am Kopf befestigte Grubenlampe.

Die Lampe leuchtete. Der Mann stoppte und hielt sich am Mast der Fußgängerampel fest, ohne abzusteigen. Noch immer schaute ich nicht weg, denn er wirkte keinesfalls wie einer, der nun den Kopf senken und mit der Grubenlampe den am Mast befestigten Mülleimer ausleuchten würde.

Doch genau das tat er; seine Ausrüstung war dafür optimiert. Hier hatten wir einen Profimüllwühler. Schnell schaute ich weg; sein sportlich-bürgerliches Outfit und seine noch keineswegs fortgeschrittene Entwürdigung schienen das Peinlichkeitspotenzial der Situation zu verdoppeln.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit dem linken Arm tief im Schlund des Mülleimers herumfuhrwerkte. Irgendwann zog er eine Zeitung heraus. Und dann lehnte er sich gemütlich an den Ampelmast und studierte die wichtigsten Texte des Tages.

Keiner, der ihn nicht aus den Augenwinkeln beobachtet hätte, wäre in diesem Moment auf den Gedanken gekommen, es könnte sich um einen Müllwühler handeln. Dann steckte er die Zeitung ein und radelte weiter. 20 Meter weiter stand der nächste Mülleimer. Er hielt an.

Und dann senkte er wieder den Kopf. Ich schaute schnell weg.


05 Januar 2009

Ave!

Wie bereits vor mehr als drei Jahren an dieser Stelle überzeugend erläutert wurde, gibt nicht jeder Name Anlass zum Jubeln.

Die damals erwähnten Betroffenen vom Zuschnitt einer Hildegard Krüpfganz-Kräck waren allerdings selber schuld an ihrer Misere. Schließlich zwingt einen niemand dazu, a) zu heiraten und b) im Falle, dass dies doch passiert, einen Doppelnamen anzunehmen.

Ganz und gar unschuldig an seinem Schicksal aber ist der abgebildete CDU-Bundestagsabgeordnete Cajus Julius Cäsar. Hier muss eindeutig die Vorgängergeneration zur Rechenschaft gezogen werden.

Und wer jetzt sagt: „Aber schau doch, was aus dem kleinen Cajus Julius Cäsar aus Rinteln/Westfalen geworden ist – ein Bundestagsabgeordneter!“, dem muss man entgegenhalten dürfen, was aus dem kleinen Cajus Julius Cäsar ohne diesen Namen hätte werden können, vielleicht sogar Bundeskanzler.

Ich wüsste übrigens gerne, wie der Rezeptionist eines römischen Hotels kuckt, wenn CJC sich ins Gästebuch einträgt. Dass der Rintelner Diplomforstwirt am Ende doch noch vor Schuld nur so strotzt, liegt an seiner Schnapsidee, den Namen an seinen Sohn weiterzuvererben. In der Psychologie gibt es bestimmt einen schönen Fachbegriff dafür, etwas Ähnliches wie „Sublimationsrache“ vielleicht, denn sein Vater hieß auch schon so.

Als wir neulich durch Farmsen schlenderten, kamen wir übrigens an einem italienischen Restaurant vorbei, dessen Besitzer nennt sich Roberto Diamanti. Das ist mal ein amtlicher Name!

Und jetzt wird es höchste Zeit, mal wieder Johnny Cashs „A boy named Sue“ zu hören.