„Am Film stören mich nur die Bilder“, hat Adorno mal gesagt. Diesen Aphorismus möchte ich gerne aufgreifen, um hier erneut zu bekennen: Mich stören an der Stadt nur die Menschen.
Deshalb war auch „I am Legend“ so erholsam. Ein menschenleeres New York, wie wunderbar. Für Hamburg wünscht sich mein Radler-Ich so was täglich. Vor allem, wenn ich auf dem Radweg unterwegs bin und vor mir einen Rollstuhlschieber mit immobiler Frau sehe, der unversehens einen Schlenker nach links auf meine Fahrbahn macht und in jener Sekunde, da ich ihn ausweichend rechts umkurven will, wieder ebendorthin zurückschwenkt.
Es kam mir in einem Anflug ernster Paranoia so vor, als habe der Mann einen Rückspiegel installiert, mit dessen Hilfe er seine Fahrbewegungen derart auf mein Herannahen abstimmen konnte, dass ein Kollisionskurs unter allen Umständen garantiert war – und zwar auf Kosten der hilflosen Rollstuhlinsassin, die seine Manöver nur als merkwürdigen, doch keineswegs hämischen Schlingerkurs analysiert haben muss.
Ich freilich wusste es besser. Trotz alledem schaffte ich es übrigens, beide am Leben zu lassen und nebenbei auch mich. Was mir aber unterm Eindruck dieses Vorfalls mehrere Stunden lang nicht gelang: mich in die euphorisierende Vorstellung einer menschenlosen Stadt hineinzusteigern.
Vielleicht sollte ich mal wieder einen entstressenden Kurs besuchen – oder am Samstag die Lesung betrunkener Autoren im Indra, wo die Beatles ihr erstes Konzert in Hamburg spielten.
Denn wenn schon Menschen, ob Rollstuhlschieber oder Verseschmiede, dann wenigstens rechtschaffen besoffene.