Sollten Sie zu jenen Menschen gehören, die nicht auf St. Pauli wohnen, so fühlen Sie sich an diesem Wochenende hoffentlich angemessen gebenedeit und wissen ihre abweichende Wohnadresse ganz besonders wertzuschätzen. Denn das, was Sie auf dem Foto oben sehen, ist ein Menetekel. Und zwar das der unmittelbar – nämlich morgen – bevorstehenden Schlagerkalypse.
Wahrscheinlich denken Sie: Ja, was will der Wagner denn – ist doch super, den Abertausenden Hossahamashirnis hinreichend Mobiltoiletten zur Verfügung zu stellen, damit sie diesmal gar nicht alle verfügbaren Hausecken und -eingänge auf St. Pauli mit ihrem Blaseninhalt kontaminieren müssen, der dank billigen griechischen Weins und and’rer ekler Liquide von noch mieserer Qualität ist als ihr Musikgeschmack.
Das denken Sie doch bestimmt, oder?
Nun: Sie denken falsch.
Denn was der gemeine Schlagermoveschluckspecht am besten kann, ist, diese Mobiltoiletten links liegen lassen. Da könnte der Organisator dieser von den hiesigen Behörden nicht nur geduldeten, sondern sogar bei vollem Bewusstsein geförderten Terrorveranstaltung im öffentlichen Raum noch dreizehnmal so viele Klokabinen herbeikarren, die Marmor-Stein-und-Eisen-bricht-Marodeure fänden immer einen Weg, sich zwischen ihnen hindurchzuquetschen, um es im Freien pladdern zu lassen, bis sie knöcheltief in der eigenen Pissepfütze stehen.
Von den parallel sich unterbrechungslos durch St. Pauli wälzenden Klangwolken mit Botschaften wie „Er gehört zu mir wie mein Name an der Tür“ möchte ich gar nicht anfangen. Unsere Nachbarn fliehen normalerweise am Schlagermovesamstag nach Blankenese und durchwandern versonnen die Stille des Elbufers. Diesmal haben sie sogar ein Hotel in Bremen gebucht. Und wir sind – danke, G. und L., danke! – justamente morgen zu einer Gartenparty nach Eimsbüttel eingeladen, die zum Glück schon tagsüber losgeht. Wir werden die Aller-, Allerersten sein, die dort auf der Matte stehen, das ist so sicher wie unser Name an der Tür.
Trotz dieser mildernden Fluchtmöglichkeit stellt sich aber wie jedes Jahr die Frage: Wo sind eigentlich Donner, Blitz und Weltuntergang, wenn man sie mal braucht?
Sie wird erneut unbeantwortet bleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen