04 Juli 2025

Hossahamas ante portas


Sollten Sie zu jenen Menschen gehören, die nicht auf St. Pauli wohnen, so fühlen Sie sich an diesem Wochenende hoffentlich angemessen gebenedeit und wissen ihre abweichende Wohnadresse ganz besonders wertzuschätzen. Denn das, was Sie auf dem Foto oben sehen, ist ein Menetekel. Und zwar das der unmittelbar – nämlich morgen – bevorstehenden Schlagerkalypse.

Wahrscheinlich denken Sie: Ja, was will der Wagner denn – ist doch super, den Abertausenden Hossahamashirnis hinreichend Mobiltoiletten zur Verfügung zu stellen, damit sie diesmal gar nicht alle verfügbaren Hausecken und -eingänge auf St. Pauli mit ihrem Blaseninhalt kontaminieren müssen, der dank billigen griechischen Weins und and’rer ekler Liquide von noch mieserer Qualität ist als ihr Musikgeschmack.

Das denken Sie doch bestimmt, oder?
Nun: Sie denken falsch.

Denn was der gemeine Schlagermoveschluckspecht am besten kann, ist, diese Mobiltoiletten links liegen lassen. Da könnte der Organisator dieser von den hiesigen Behörden nicht nur geduldeten, sondern sogar bei vollem Bewusstsein geförderten Terrorveranstaltung im öffentlichen Raum noch dreizehnmal so viele Klokabinen herbeikarren, die Marmor-Stein-und-Eisen-bricht-Marodeure fänden immer einen Weg, sich zwischen ihnen hindurchzuquetschen, um es im Freien pladdern zu lassen, bis sie knöcheltief in der eigenen Pissepfütze stehen.

Von den parallel sich unterbrechungslos durch St. Pauli wälzenden Klangwolken mit Botschaften wie „Er gehört zu mir wie mein Name an der Tür“ möchte ich gar nicht anfangen. Unsere Nachbarn fliehen normalerweise am Schlagermovesamstag nach Blankenese und durchwandern versonnen die Stille des Elbufers. Diesmal haben sie sogar ein Hotel in Bremen gebucht. Und wir sind – danke, G. und L., danke! – justamente morgen zu einer Gartenparty nach Eimsbüttel eingeladen, die zum Glück schon tagsüber losgeht. Wir werden die Aller-, Allerersten sein, die dort auf der Matte stehen, das ist so sicher wie unser Name an der Tür.

Trotz dieser mildernden Fluchtmöglichkeit stellt sich aber wie jedes Jahr die Frage: Wo sind eigentlich Donner, Blitz und Weltuntergang, wenn man sie mal braucht?

Sie wird erneut unbeantwortet bleiben.


 


20 Kommentare:

  1. Naja, Massen von alkoholisch enthemmten Menschen sind nun kein neues Phänomen auf St. Pauli. Das passiert da schon lange, sehr lange sogar:
    https://youtu.be/3YYnN0R03K0

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    1. Sie wollen die im Video zu sehenden Herumtorkler ernsthaft mit vierhunderttausend Dumpfschlager grölenden besoffenen Schlaghosensimpeln mit Prilblumenhüten vergleichen? Da sind Ihnen die Maßstäbe aber ziemlich verrutscht.

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    2. Naja, das sind ja zum großen Teil Aufnahmen vom "Morgen danach" (inkl. Straßenpisser), in der Nacht davor war's sicher nicht ruhiger oder gar sauberer.

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    3. Darf ich noch mal auf die Dimension aufmerksam machen: vierhunderttausend! Und sie haben eine Million Watt im Rücken.

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    4. "If it's too loud, you're too old." Sagte mal jemand. Dann bleibt wohl nur wegziehen, Hamburg hat ja auch noch andere Stadtteile mit weniger Menschen und also auch weniger Lärm und Exkrementen.

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    5. Dieser Ratschlag hat einen so langen Bart, dass es keinen Rasierer dafür gibt.

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    6. Vermutlich weil er zutreffend ist. Seit Jahren das Gequengel wegen Schlagermove, aber wohnt immer noch da. Also ist's entweder gar nicht so schlimm (was soll dann das Gequengel) oder Sie *wollen* drunter leiden (was soll dann das Gequengel).

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    7. Sie meinen also, wegen einer Idiotenvollversammlung alle zwölf Monate würden wir unseren geliebten Stadtteil verlassen? Seltsame Idee.

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    8. Also geht's doch nur darum drüber herumzuquengeln. Naja, wenn's Spaß macht ... :-(

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  2. Es werden wohl viele Frauen erwartet. Die setzen sich eher selten in Hauseingänge.

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    1. Sie haben ja keine Ahnung.

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    2. Die Frauen hocken sich zwischen die parkenden Autos. 😣

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  3. Viel Spaß auf der Gartenparty. Bei Donner, Blitz , Sturm fallen die Teile um wie Domino Steine. Die Katastrophe möchte ich mir nicht vorstellen.

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  4. Was ist denn hier in der Kommentarspalte los dieses Mal?
    Wurde da in ein Wespennest gestochen?
    Ein anti-linksgrün-versiffter KI-Bot auf die Rückseite angesetzt?

    Grüße!

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  5. Lieber Matthias, mein Mitgefühl sei mit euch! Zehntausende in Polyester, grölen „Atemlos“ in die dritte Runde, während sie sich gegenseitig die letzten Restwerte der Stadthygiene abfeiern. Jede Ecke ein Freiluftklo, jeder LKW eine rollende Peinlichkeit. Wer das Jahr für Jahr erträgt, ohne selbst zur Flasche zu greifen, verdient größten Respekt.
    ICH HASSE DIESE MENSCHEN!

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    1. Das muss ich zum Glück nicht, weil ich mit diesem Blog rechtzeitig Dampf ablassen kann.

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  6. Besonders krass ist auch: In der Presse liest man ausnahmslos Promotion zu dem Event. Bis hin zu der Zeile: "Immer viel Party auf St. Pauli bis zum frühen Sonntag. Rund um die Reeperbahn wird sowieso ständig gefeiert, der Schlagermove ist eine zusätzliche große Party." (www.ndr.de/geschichte/chronologie/festival-der-liebe-schlagermove-be-und-entgeistert-seit-1997,schlagermove668.html) Als wären nur noch die Interessen von Wirtschaft, Hotels, Gastro & Co. wichtig. Die Bewohner? Egal! 😯

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  7. So ist es! Ich bin nicht so oft in Hamburg, aber jedes Mal, wenn ich die Stadt besuche,, gleicht sie mehr einem Disneyland für Sauftouristen. Einfach nur noch schlimm. Ich könnte schon abkotzen, wenn ich diese bescheuerten Junggesellenabschiede sehe.
    Welch geistiger Tiefflieger denkt sich sowas aus?

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  8. ... herzliches Beileid — ich kann alles Gesagte nach vollziehen
    Kopf Hoch, Jens

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