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17 Januar 2019

Horrorszenario

Vom Elend des Boulevardjournalismus am Beispiel der Hamburger Morgenpost. 
Die Auswahl ist unvollständig. Sehr.





































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24 Februar 2017

Der Unterschied zwischen Vögeln und vögeln

Neulich beim Lunch bei meinem Lieblingsgriechen im Mittelweg stach mir das Cover einer dort herumliegenden alten Ausgabe der Zeitschrift „Welt vegan“ ins Auge. Dies vor allem wegen der so irritierenden wie vielversprechenden Schlagzeile „Vegan Vögeln“ (sic!). Was meinte die Redaktion wohl damit?

Zunächst dachte ich an einen peinlichen Rechtschreibfehler und nahm an, in Wahrheit seien „Vegane Vögel“ gemeint, also welche, die auf Mücken und Würmer verzichteten und deshalb aus Sicht des Magazins innerhalb der Gattung der Federtiere besonders förderungswürdig seien. Zumindest mehr als Adler oder Enten, die anscheinend noch nicht so weit sind. 

Dann aber dämmerte mir, dass die Schlagzeile „Vegan Vögeln“ lediglich dank der mangelnden Groß-/Kleinschreibungsskills der Redaktion an der Verdeutlichung ihres Sujets scheiterte. Es ging bestimmt nicht um eine der artenreichsten Klassen der Wirbeltiere, sondern um: menschlichen Matratzensport.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen in dieser Situation gegangen wäre, aber ich musste dringend die Zeitschrift zur Hand und den entsprechenden Artikel in Augenschein nehmen. Denn ist nicht veganes Vögeln per se paradox, da doch dabei gewöhnlich ordentliche Fleischportionen involviert sind und manchmal sogar proteinreiche Stoffe inkorporiert werden? Oder meinten die etwa Sex mit Puppen?

Nein, wie sich beim Lesen herausstellte; sondern Kondome, Gleitgel und Sexspielzeuge ohne tierische Inhaltsstoffe. Die Autorin „Einhorn Linda“ (sic!) empfahl zum Beispiel bei der Wahl der Hilfsmittel auf Lederriemen zu verzichten. Ihr Alternativvorschlag: Fahrradschläuche.

Die generelle Voraussetzung aber, um überhaupt in den Infight gehen zu können, stellte Einhorn Linda klar, sei für sie eine vegane Lebensweise. Denn sie könne überhaupt keinen Sex haben, wenn ihr „Gewissen voller Massentierhaltungsszenen“ wäre.

Eine lohnenswerte Lektüre also. Und alles nur wegen eines Rechtschreibfehlers! Nur die olfaktorische Halluzination, die vom Gedanken an Fahrradschläuche ausgeht, würde ich gern wieder los. Am liebsten bald.


PS: Die oben abgebildeten Vögel leben nicht vegan. Trotzdem scheinen sie sehr befriedigenden Sex zu haben, wenn man die alljährlichen Nachwuchsraten betrachtet. Es geht also!



08 November 2014

Zwangsumtausch erfolgreich erfolgt!


Ungefähr zweieinhalb Gründe gibt es Pi mal Daumen für meine Mitgliedschaft in der Partei Die Partei. Zum einen hat mich die Tatsache überzeugt, dass Die Partei immer Recht hat. Nach so etwas habe ich lange gesucht, eigentlich schon seit dem Untergang der DDR.

Zum andern verzichtet Die Partei darauf, säumigen Mitgliedsbeitragszahlern russische Inkassounternehmen auf den Hals zu hetzen, und davon profitiere ich direkt persönlich.

Auch dass mir heute Nachmittag der für mich zuständige Bezirksfürst am Schulterblatt meine mitgebrachte BILD freudig erregt gegen eine wenn auch nicht ganz taufrische Titanic-Ausgabe (das Foto zeigt ein noch älteres und leicht zweckentfremdetes Modell) zwangsumtauschte, finde ich herzallerliebst von meinem Genossen.

Kurz: Ich fühle mich in der Partei Die Partei rundum gut aufgehoben. Sollten Sie auch mal ausprobieren.

11 Januar 2014

Was vom Kissen übrig blieb



Kommentare in der Mopo sind oftmals recht lesenswert. Heute empört sich ein der Rechtschreibung nicht hunderprozentig sicherer Kommentator namens herring über die Kissenschlacht von gestern Abend auf dem Spielbudenplatz und fragt recht suggestiv: „und wer macht die sauerrei wieder weg?“

Nun, dafür, lieber herring, haben wir hier in Hamburg eine recht nützliche Einrichtung. Ich weiß nicht, ob so etwas auch in anderen Kommunen schon bekannt ist; hier jedenfalls heißt sie ziemlich schnörkellos „Stadtreinigung“. 

Dabei handelt es sich um lustig gekleidete Herren mit Spezialfahrzeugen, die überall herumwieseln und mit großer Akkuratesse einsammeln, was allem Anschein nach keiner mehr haben will. Zum Beispiel Federn aus Kissenschlachten. 

Das Schöne: Vor allem der Kiez stellt auf geradezu rührende Weise die Arbeitsplätze dieser Menschen sicher. Derart zuverlässig nämlich sorgt er, der Kiez, für die stete Zufuhr wegräumenswerten Nachschubs, dass die lustig gekleideten Herren gleich mehrfach täglich durch unsere Straßen wuseln dürfen. 

Eine Kissenschlacht ist letztlich also nur eine empathische Investition in die Zukunft der Hamburger Stadtreinigung, und entsprechend gutgelaunt präsentierte sich heute Morgen das abgebildete Team. 

Es wurde gejuchzt und gescherzt, zwei schippten, zwei schauten zu, und immer wieder umtanzten kleine aufgewirbelte Federflockenwölkchen das gesellige Quartett.

Friede, Freude, Federkissen: Könnt es doch immer so sein.

23 August 2013

Pareidolie (64)


Was Spiegel-Autor Konrad Lischka gerade gemacht hat, hätte ich ehrlich gesagt auch gekonnt: ein Buch mit Pareidolien zu füllen. Aber wer zu spät kommt, ist nun mal nicht der frühe Vogel, so ist das halt.

Deshalb geht es vorerst hier im Blog weiter mit der Pareidolieserie. Meine wäre auch bestimmt weniger gut vermarktbar, denn im Gegensatz zu Lischkas pareidolischem La-La-Land (Untertitel: „Die Welt steckt voller Lächeln“) geht es hier allzu oft sehr düster, ja manchmal geradezu panisch zu. Wie heute mal wieder.

Entdeckt auf dem Hoheluftflohmarkt.


PS: Eine ganze Galerie gibt es übrigens bei der Pareidolie-Tante. Sie hätte überhaupt als erste ein solches Buch machen sollen. Aber so ein E-Book ist ja schnell gestrickt heutzutage.

29 Mai 2013

Ein Spiegel-Bashing aus gegebenem Anlass


Barbara Supp, stellvertretende Ressortleiterin „Gesellschaft und Reportagen“ beim Spiegel, erzählt in der aktuellen Druckausgabe (Foto), wie sie mit heftigen Krankheitssymptomen in die Hände eines Homöopathen fiel und trotzdem überlebte.

Supp will uns nach überstandenem Typhus anscheinend warnen vor wirkungslosen Zuckerkügelchen. Wow. Doch sie schießt sich und ihrem Magazin mit dieser Story voll ins eigene Knie – und zwar mit einem Dum-Dum-Geschoss.

Das wirklich Erschreckende an Supps Erfahrungsbericht ist nämlich nicht die Binsenweisheit, dass Homöopathie Humbug ist, sondern die Tatsache, dass eine stellvertretende Ressortleiterin bei einem der Aufklärung verbundenen Medium wie dem
Spiegel über so wenig Skepsis, so wenig gesunden Menschenverstand und stattdessen derart verrostete Hirnrisssensoren verfügt, dass sie sich dem lebensgefährlichen Verdünnungsflachsinn eines Homoöpathen auslieferte.

Hat diese Frau das vergangene Jahrhundert, das sie immerhin 41 Jahre lang miterleben durfte, komplett verschlafen? Nur so nämlich ist erklärlich, dass erst unmittelbare Todesgefahr sie vom Glauben an magische Vorstellungen erlöste – und das sogar trotz des tragischen Schicksals einer Freundin, die vergeblich glaubte, ihren Krebs mit Globuli behandeln zu können.

Es ist erschütternd und erschreckend, dass beim
Spiegel Leute von derart treuherziger Naivität beschäftigt sind. Und es es ist erschütternd und selbstzerfleischend, wenn diese Leute ihre treuherzige Naivität auch noch öffentlich darstellen dürfen, ohne dass eine noch höhere interne Instanz sie vor sich selbst und damit den Ruf des Spiegel als der Aufklärung verbundenem Magazin schützt.

Immerhin wissen wir jetzt wenigstens eins: Vom
Spiegel als Hort der Investigation, als Medium der Wahrheitsfindung ist nicht mehr viel übrig. Dort arbeiten Menschen, denen erst mit 41 Grad Fieber in der Klinik allmählich dämmert, dass sie drauf und dran waren, der Scharlatanerie zum Opfer zu fallen. Sie arbeiten nicht beim Goldenen Blatt, nicht bei der Freizeit-Revue – beim Spiegel.

Und statt vor Scham feuerrot anzulaufen und alle Mitwisser zu bitten, diese Peinlichkeit nie, nie, niemals öffentlich werden zu lassen, kriegen sie im
Spiegel ausgiebig Raum, um alles zuzugeben – und nutzen ihn auch noch.

Kurz: Ich will Augstein wieder haben. Oder zur Not auch Aust.

PS: Homöopathiegläubige bitte ich übrigens inständig, von Kommentaren abzusehen – und stattdessen Zuckerkügelchen gegen aufflammende Empörung zu schlucken.


01 Dezember 2012

Dylan hat’s verschissen

Unter der lustigen Truppe, die jährlich vom Maritim-Hotel zum Gänseessen ins mondän angeranzte Haus in der Kirchenallee eingeladen wird, befindet sich nicht nur aus unerfindlichen Gründen der Autor dieses Blogs, sondern auch Journalisten, die ab und zu wirklich Artikel über Hotels verfassen.

Dadurch erfahre ich gleichsam nebenbei, welche jährliche Summe der Musiker Udo Lindenberg  an die Eigentümer seiner Dauerresidenz, das Atlantic-Hotel, überweist – und muss sagen: Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht …

Ein älterer Kollege wälzte hingegen ein ganz anderes Thema, welches, wie schnell deutlich wurde, seit Dekaden in ihm gärt. Er erzählte mir zwischen Amuse-Gueule und Kürbissamtsüppchen von einer bitteren Erfahrung 1970, als er das längst legendäre Festival auf der Isle of Wight besuchte.

Bob Dylan nämlich, erinnerte er sich, habe nur eine Dreiviertelstunde (!) gespielt, sei dann einfach so (!!)  „in seinen Hubschrauber“ (!!!) gestiegen und wieder abgeflogen.

„Wir waren alle sauer, wir haben gebuht!“, erregte sich der Mann. Ob er noch mal ein Dylan-Konzert gesehen habe seither? Er schüttelte wild den Kopf, denn 42 Jahre später im Hamburger Maritim-Hotel Reichshof in der Kirchenallee war seine gleichsam überzeitliche Empörung noch immer nicht abgeklungen.

Ein solches Beharrungsvermögen imponiert mir. Was so etwas allerdings über die Qualität der kulturellen Meinungsbildung in Deutschland aussagt, möchte ich lieber nicht tiefer durchdenken.

Mit Jimi Hendrix 1970 auf Fehmarn war der Kollege übrigens ganz zufrieden. Wenige Wochen später war Hendrix tot, und Dylan lebt
immer noch. Zufall?

PS: Der abgebildete Prachtkronleuchter hängt übrigens im Restaurant des Maritim und schaut den Gästen abgeklärt in die Suppe.

31 August 2012

Noch eine undichte Stelle



Heute feierten die Zeitschrift Titanic sowie ihr politischer Arm, die Partei DIE PARTEI, ihren juristischen Sieg über den Papst (vgl. Blogeintrag von gestern) auf dem Gehsteig vorm Hamburger Landgericht.

Die Juliausgabe des Heftes mit dem Slogan „Die undichte Stelle ist gefunden!“ darf jetzt wieder frei verkauft und somit auch abgebildet werden (siehe oben links). Allerdings musste ich vor Ort feststellen, dass zumindest ein Mitglied der Partei DIE PARTEI dem Papst auf allzu authentische Weise nacheifert (siehe oben rechts).

Und ich meine damit nicht, dass sein Anzug beschissen sitzt.

08 August 2012

Fundstücke (163)



1. Der am Holstenplatz entdeckte Volldeppenapostroph erfüllt bereits den Tatbestand der Selbstverstümmelung. Es sei denn, der Namensgeber des Restaurants hieße in der Tat „Alfon“. Dann will ich kaum was gesagt haben.
 

2. Als wir in Frankreich waren, habe ich sie schon ein bisschen vermisst, gloriose Mopo-Sätze wie diese: „Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul machte sie sich unsterblich, daran änderte auch ihre Beerdigung 1998 nichts.“ Oder der hier: „Sie könnte seine Enkelin sein, wenn sie ein Mensch wäre – oder er ein Pferd, je nachdem.“ Na ja, jetzt werden wir ja wieder versorgt mit solchen Meisterstücken, aber nur zweimal die Woche. Jede Dosis darüber hinaus könnte sich auf unser Artikulationsvermögen auswirken, und das wollen wir nicht riskieren.



3. Keine Ahnung, warum die Verbreitung dieses lobenswerten sanitären Einrichtungsgegenstandes rückläufig ist, denn der Bedarf scheint mir seit Jahren eher zu wachsen. Das Marburger Restaurant Zur Sonne jedenfalls widersteht dem Zeitgeist und lässt es trotzig drin: das altehrwürdige Kotzbecken.



2. An diesem Freud’schen Verschreiber auf immonet.de kann man gut erkennen, auf welch fruchtbaren Boden das Denken der Occupybewegung schon längst gefallen ist. Prognose: Die Reichensteuer kommt durch.

08 August 2011

Kommt Zeit, kommt Karte





Beim Stöbern in biografischen Devotionalien stieß ich neulich auf diese vergilbte Bewertungspostkarte zum 1981er Gaststättenwettbewerb der Hauptstadt der DDR.

Ich hatte sie am 17. Oktober 1981 im Ostberliner Interhotel Unter den Linden nach einem betrüblichen Restaurantbesuch zwar ausgefüllt, aber nie abgeschickt. Warum, ist mir entfallen.

Jedenfalls war die Karte aus lappigem Papier wieder mit zurückgereist gen Westen, zu Hause in irgendeiner Schublade gelandet, vielfach mit mir umgezogen und schließlich 30 Jahre später wieder aufgetaucht, nämlich – wie erwähnt – neulich.

Adressat wäre einst die Tageszeitung Neues Deutschland gewesen, damals Honeckers offizieller Blockflötenchor. Bei einer Auflage von über einer Million Exemplaren repräsentierte das ND zu jener Zeit 99,21 Prozent aller Stimmen bei Volkskammerwahlen. Heute gehört die Zeitung mehrheitlich der Partei Die Linke, die bei Bundestagswahlen mit rund zehn Prozent Zuspruch rechnen darf; die Auflage des ND liegt bei knapp 37.000.


File under Bedeutungsverlust.

Als mir diese Postkarte jedenfalls neulich wieder in die Hände fiel, erschien mir die Idee recht charmant, sie nun doch noch abzuschicken. Der Gaststättenwettbewerb 1981 ist zwar höchstwahrscheinlich längst entschieden, ebenso wie die VEB Sachsenring Zwickau wohl mittlerweile den letzten Trabi ausgeliefert hat. Doch das Porto war bezahlt, warum also nicht auch endlich die zugehörige Dienstleistung abrufen?

Eine kleine Recherche ergab, dass sich adresstechnisch zumindest beim Neuen Deutschland nichts verändert hat. Die Zeitung hält immer noch unverdrossen am Franz-Mehring-Platz 1 die sozialistische Stellung. Das Hotel Unter den Linden hingegen wurde 2006 abgerissen; heute steht dort das
Upper Eastside Berlin.

Am vergangenen Freitag warf ich schließlich die Postkarte in den Briefkasten. Mehrere Fragen harrten seither einer Antwort. Würde die Deutsche Post AG als Rechtsnachfolgerin der DDR-Post das 1981 vorfinanzierte Porto auch 30 Jahre später noch als ausreichenden Obolus ansehen, um einen unterbezahlten Austräger loszuschicken? Wenn nicht, landete die Karte dann vielleicht mit einem „unzureichend frankiert“-Stempel bei meinen erstaunten Eltern auf dem Westerwald?

Und wenn doch: Würde das Neue Deutschland versuchen, mich nach 30 Jahren ausfindig zu machen? Schließlich herrscht storytechnisch gerade Sommerloch, da könnte so was Skurriles wie eine jetzt endlich eintreffende Meinung zum Gaststättenwettbewerb 1981 doch ganz interessant sein.

Gleich mehrere dieser Fragen sind inzwischen beantwortet, denn heute klingelte bei meinen Eltern auf dem Westerwald das Telefon. Das Neue Deutschland war dran, es bat um meinen Rückruf.


Mal schauen, ob sie die Geschichte auch dann noch interessant finden, wenn sie erfahren, dass die Postkarte keine 30 Jahre unterwegs war.

Sondern nur 0,008219178082192.


13 März 2011

Oskar und KT haben was gemeinsam



Klar, wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung, und wer andern eine Grube gräbt, ist selbst ein Schwein – trotzdem würde ich mich als Verantwortlicher des Stellenanzeigenblattes JOBS-KOMPAKT NORD nicht wundern, wenn das Testimonial auf der aktuellen Titelseite wenig amüsiert wäre über seinen unfreiwiligen Einsatz als Coverboy.

Vielleicht setzt Herausgeber Sven Wolter-Rousseaux auch darauf, von Exminister Guttenberg belangt zu werden, was dem Blättchen sicher einen erheblichen Bekanntheitszuwachs einbrächte. Und die Chancen von JOBS-KOMPAKT NORD, damit vor Gericht durchzukommen, wären nicht schlecht, wenn man den Fall Lafontaine gegen Sixt zugrunde legt.

Der damals (1999) ebenfalls gerade zurückgetretene Minister war vom Autoverleiher ohne Genehmigung parodistisch als Werbefigur missbraucht worden und klagte auf 100 000 Euro Schadenersatz, weil er seine Persönlichkeitsrechte verletzt sah. In der zweiten Instanz verlor er, weil das Gericht das Ganze unter Meinungsfreiheit verbuchte.

Guttenberg und seinen Fans allerdings ist wahrscheinlich eh längst alles wurst, Hauptsache, es wächst ENDLICH Gras über die Sache. Und mit einer Klage würde KT ja gleichsam den Rasenmäher anwerfen.

Prognose: Sie kommen damit durch.

PS: Jaja, ich weiß, die Guttbye-Frequenz ist hier noch immer hoch. Aber sie wird sinken, versprochen. Wie sein Stern.


10 Februar 2011

Bleibt bitte weg!



Die Zeitschrift Merian mag die Reeperbahn nicht. Sie nennt sie „norddeutschen Ballermann“ und fordert Touristen auf, sie tunlichst zu meiden.

Dem kann ich nur beipflichten. Ja, tut das, Touristen: Meidet die Reeperbahn!

Die allwochenendlichen Pinneberger Partyprolls (Beispielfoto) dürfen sich diesen Rat ebenfalls gern zu Herzen nehmen. Auch ihr Herren Hooligans: Lest Merian! Und du, schwarzer Block: Willst du nicht lieber Pöseldorf kurz und klein hauen als den Kiez?

Ja, ihr Lieben, hört auf Merian, bleibt weg. Und wenn ihr schon da seid, dann geht weiter.

Denn hier gibt es nichts zu sehen.


19 Juli 2010

Fundstücke (90): Botanik vs. Fauna



Das einzig Gute, was man über dieses konsequent schiefergelegte Bild im Schwälmer Anzeiger sagen kann, betrifft die Syntax:

Der verantwortliche Überschriftenkatastrophator hat den Deppenbindestrich in „Kammmolch“ vermieden.

Chapeau.

12 Juli 2010

Humbug Homöopathie oder Die herumeiernde BKK

Heute macht der Spiegel mit dem Thema Homöopathie auf. Es ist meines Wissens die erste ernsthafte Kampagne eines meinungsführenden Magazins gegen diesen offensichtlichen Unsinn, der groteskerweise trotzdem von den deutschen Krankenkassen finanziert wird.

Mit der sofortigen Abschaffung dieser Praxis könnte man Abermillionen Kosten im Gesundheitswesen einsparen; und wer weiter von Heilpraktikern mit wirkungslosen Wässerchen umgluckt werden möchte, kann das ja künftig gerne selber bezahlen. Das müssen Leute, die auf dem Rummelplatz zur Handleserin gehen, schließlich auch.

Da die Finanzlage zappenduster ist, könnte diese Spiegel-Kampagne durchaus etwas bewirken. Wie die Krankenkassen es bis dato rechtfertigen, Geld für Heilpraktiker und Zaubertränke aus dem Fenster zu werfen, habe ich vor einiger Zeit selbst herausfinden dürfen, nachdem meine BKK mir enthusiastisch mitgeteilt hatte, sie finanziere ab jetzt auch homöopathische Behandlungen.

Als Anhänger von Heilmethoden, deren Wirkung auch nachweisbar ist, störte es mich natürlich immens, dass mit einem Teil der dreistelligen Summe, die ich monatlich zwangsentrichten muss, blanker Hokuspokus finanziert wird. Daher schrieb ich an die Krankenkasse einen Brief, aus dem eine Korrespondenz erwuchs.

Im Folgenden ist dieser Schriftwechsel mit einer verkniffen herumeiernden Krankenkasse anonymisiert dokumentiert – als Diskussionsbeitrag zur Spiegel-Kampagne, die gerne eine richtige Welle schlagen darf. Denn es geht um Millionen, die zurzeit noch für Quatsch ausgegeben werden, und das muss aufhören. Sofort.

Von: Matt
Betreff: z. Hdn. Frau V. | Artikel über Homöopathie, „Wir für Sie“
Datum: 14. Januar 2006 18:23:10 MEZ
An: ****@bkk***.de

Sehr geehrte Frau V.,

mit großer Verwunderung habe ich Ihrem obengenannten Artikel entnehmen müssen, dass ins Leistungsspektrum der BKK nun auch die Homöopathie aufgenommen wird.

Ich möchte Sie gern auf Folgendes hinweisen: Keine einzige seriöse Doppelblinduntersuchung hat jemals eine Wirksamkeit der Homöopathie nachgewiesen, die über einen reinen Placeboeffekt hinausginge. Und das wäre auch sehr verwunderlich gewesen, denn homöopathische Vorstellungen basieren auf einem Weltbild, das mit den Naturgesetzen nicht vereinbar ist. Es ist ein rein magisches Ideenkonstrukt.

Man kann zugespitzt sagen: Entweder entspricht die Homöopathie der Wahrheit oder der aktuelle Erkenntnisstand von Physik und Chemie – beides zusammen aber kann nicht gehen.

Nur ein Beispiel: Die Homöopathie behauptet, ein Wirkstoff sei auch dann noch aktiv, wenn durch Verdünnung kein einziges seiner Moleküle mehr in der Tinktur vorhanden ist; und sie behauptet zudem, dass NUR dieser verschwundene Wirkstoff noch aktiv sei, aber keiner der tausend anderen Stoffe, die in jeder Tinktur ebenfalls vorkommen.

Absurd, oder?

Für Sie offenbar nicht. Denn in Ihrem Artikel tun Sie das alles mit einem Nebensatz ab, der bei rational denkenden Beitragszahlern nicht nur latente Empörung wecken muss: „Dass einige Schulmediziner oder von der Pharmaindustrie finanzierte Forschungsinstitute zu anderen Ergebnissen kommen“, schreiben Sie, „muss nicht weiter kommentiert werden.“

So, muss es nicht? Oh doch.

So kommt u. a. auch die weder von der Schulmedizin noch von der Pharmaindustrie gesponserte GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V.) zu einer verheerenden Einschätzung der Homöopathie. Näheres dazu finden Sie z. B. hier.

Ich protestiere hiermit ausdrücklich dagegen, dass meine Krankenkassenbeiträge an die BKK für eine lachhafte Methode verschwendet werden, die auf lange überholten Vorstellungen aus dem medizinischen Mittelalter basiert.

Und ich fordere Sie auf, die Homöopathie wieder aus dem Leistungskatalog zu entfernen.
Ich freue mich auf Ihre Stellungnahme.

Mit besten Grüßen

Matt


Von: H. B. <***@bkk***.de>
Betreff: Artikel über Homöopathie, "Wir für Sie"
Datum: 18. Januar 2006 12:38:24 MEZ
An: Matt


Sehr geehrter Herr Wagner,

Ich habe Ihre Email von Frau V. zur Beantwortung erhalten.

Vielen Dank für Ihre kritische Nachricht. Wir haben uns im Vorfelde sehr intensiv mit der Thematik befasst und sehr lange überlegt, ob wir diese Leistung unseren Kunden anbieten können. Wie Sie wissen, ist die Homöopathie sehr umstritten. Fakt ist, dass sehr viele Kunden den Wunsch nach Kostenbeteiligung alternativer Behandlungsformen uns gegenüber geäußert haben. Die Aufnahme der Homöopathie in unseren Leistungskatalog – so wie sie jetzt von uns angeboten wird – betrachten wir als Quantensprung. Ich möchte Ihnen das kurz erklären:

– Zweifelsohne gibt es sicherlich auch sehr gute Heilpraktiker.
– Beachten Sie hierbei jedoch, dass die Bezeichnung Heilpraktiker nicht geschützt ist, d.h. jeder kann sich nach einem Wochenendseminar so nennen.
– Bitte beachten Sie auch, dass wir eine gesetzliche Krankenkasse sind, d.h. wir dürfen uns laut Gesetz nur an den Leistungen beteiligen, die von niedergelassenen Vertragsärzten erbracht werden!!!
– Wir haben also einen Weg gefunden, unseren Kunden zumindest unter bestimmten Voraussetzungen homöopathische Behandlungen zur ermöglichen.

Ich hoffe, Sie bleiben uns wohl gesonnen und verbleibe mit sonnigen Grüßen.

Mit freundlichen Grüßen

H. B.
Leiter Vertrags- und Versorgungsmanagement
BKK ***


Von: Matt
Betreff: Re: Artikel über Homöopathie, "Wir für Sie"
Datum: 21. Januar 2006 01:00:40 MEZ
An: H. B. ***@bkk***.de


Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihre Mail.

Sie bezeichnen darin die Homöopathie als „umstritten“. Nun, es gibt auch noch immer Menschen, die ernsthaft glauben, die Erde sei vor 6000 Jahren von einem Mann mit weißem Bart erschaffen worden. Die Wissenschaft sagt etwas anderes. Und damit ist das Problem sicherlich auch „umstritten“.

Aber mal ehrlich: Man muss doch immer beurteilen, welche Position plausibler ist! Es geht darum, was beweisbar ist und was nicht. Und die Homöopathie ist alles andere als das – sie ist schlicht Humbug. Und sie kann ja auch nichts anderes sein als Humbug, wenn man ihre Methoden unter die Lupe nimmt. Denn wie ich in meiner ersten Mail schon ausführte: Entweder die Naturgesetze stimmen oder die Homöophathie.

Ihre Aufgabe als Krankenkasse müsste es doch sein, uninformierte und gutgläubige Patienten aufzuklären, damit Sie medizinisch wirksamen Behandlungen eher vertrauen als dem Humbug. Doch nein: Stattdessen finanziert die BKK diesen Irrglauben lieber stillschweigend. Wie kann das sein? Geschieht das nur aus Angst, Patienten zu verlieren oder keine neuen zu gewinnen? Ich bin überzeugt: Mit einer Aufklärungskampagne, die klar machen würde, worin der Unterschied zwischen evidenzbasierter Medizin und Zauberei liegt, könnten Sie viele Patienten gewinnen.

Im weiteren Verlauf Ihrer Mail wird zunehmend unklar, worauf sie überhaupt hinauswollen. Können Sie mir noch einmal genau erläutern, aus was der von Ihnen geschilderte „Quantensprung“ bestehen soll? Mir jedenfalls scheint er ein kläglicher Hops direkt ins Spätmittelalter zu sein.

Dann verstehe ich auch nicht, was sie zu Heilpraktikern schreiben. Man macht ein Wochenendseminar und ist einer – wie soll so jemand mir helfen können, wenn ich krank bin? Und wieso soll so jemand meine Krankenkassenbeiträge kassieren dürfen? Egal, wie gut er ist: Das ist doch skandalös!

Ihre Argumentation hin zum unterstrichenen Teil ist dann leider gar nicht mehr nachzuvollziehen. Natürlich dürfen Sie sich nur an Leistungen beteiligen, die von niedergelassenen Vertragsärzten erbracht werden. Aber was hat das mit Ihrer Entscheidung zu tun, eine irrationale Lehre von anno dunnemals zu finanzieren?

Wenn es nur um die angeblich so liebevolle Zuwendung geht, die Heilpraktikern ihren Patienten entgegenbringen: Dazu ist doch sicherlich auch ein engagierter Arzt in der Lage, der den Freiraum eingeräumt bekommt, ohne dass er deshalb magischen Hokuspokus entfachen muss; solche Ärzte gilt es zu unterstützen mit entsprechenden Anreizen – und nicht die Absolventen von Wochenendseminaren.

Wie Sie sehen, hat Ihre Mail leider nichts zur Klärung unserer Fragen beigetragen. Und sie hat auch unsere Wohlgesonnenheit, die Sie sich wünschten, keineswegs gefördert.

Somit setze ich auf eine Präzisierung. Und ich hoffe natürlich weiterhin inbrünstig und im Interesse aller Patienten darauf, dass Sie unsere Mitgliedsbeiträge nicht für nachgewiesenermaßen wirkungslose Methoden verschwenden.

Mit besten Grüßen
Matt


Von: H. B. ***@bkk***.de
Betreff: Homöopathie
Datum: 27. Februar 2006 16:09:53 MEZ
An: Matt


Sehr geehrter Herr Wagner,
Herzlichen Dank für das große Interesse an unserem integrierten Versorgungsvertrag "Homöopathie" nach § 140a Sozialgesetzbuch (SGB) V. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht postwendend antwortete. Ich habe Ihre Mail vom 27.02.06 an Herrn T. zur Beantwortung erhalten.


Mit dem Versorgungsvertrag nach § 140a SGB V schaffte der Gesetzgeber den Krankenkassen die Möglichkeit neue Versorgungsformen unseren Versicherten anzubieten. Von diesem Angebot haben wir Gebrauch gemacht und mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte in Bonn einen Versorgungsvertrag abgeschlossen. An die teilnehmenden Vertragsärzte (Ärzte mit einem Kassenarztvertrag) und an dem Vertrag sind hohe Qualitätsanforderungen sowie eine langjährige Weiterbildung gestellt. Der Versorgungsvertrag behandelt keineswegs die zur Auswahl stehenden Therapien oder homöopathischen Arzneimittel sondern die Erst- und Folgeanaemnese.

Aus Gesprächen mit unseren Versicherten erfahren wir, dass sie über längere Zeiträume mehrere Ärzte aufgesucht haben, ohne das es zu einer Besserung des Krankheitsbildes kommt. Diesen Menschen können wir eine Alternative bei Schulmedizinern anbieten. Die Vereinbarung ist für jeden Versicherten freiwillig. Er kann über eine Vereinbarung mit einem der am Vertrag teilnehmenden Ärzte beitreten.
Insofern ist uns dieser Quantensprung durch den neuen § 140a SGB V eröffnet worden. Ich kann Sie beruhigen, Beitragsmittel werden hier nicht verschwendet, da der Gesetzgeber hierfür die Möglichkeit der monetären Kompensation über die Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenhäuser geschaffen hat.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 06.12.2005 sich mit der Thematik der neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und auch kritisch mit der höchstrichterlichen Rechtsprechung auseinandergesetzt hat. Das Bundessozialgericht wurde in dem Klagefall zur erneuten Entscheidung verpflichtet. Unter bestimmten Bedingungen werden die Krankenkassen demnach verpflichtet auch bei alternativen Behandlungsmethoden die Kosten zu übernehmen.
Mit freundlichen Grüßen


HB


Von: Matt
Betreff: Re: Homöopathie
Datum: 27. Februar 2006 18:01:42 MEZ
An: H. B. ***@bkk***.de


Sehr geehrter Herr B.,

danke für Ihre Antwort.

Ich werde mich nach einer Krankenkasse umschauen, die explizit KEINE Pseudowissenschaft und Esoterik unterstützt.

Mit freundlichen Grüßen
Matt



PS: Eine Bitte an alle Esos, Bachblütenblödis und
Horoskopheinis: Sagt einfach mal gar nichts. Die Homöopathie ist abschließend widerlegt, es handelt sich lediglich um einen Placeboeffekt. Und ja: Er wirkt manchmal auch bei Hunden.

04 Juli 2010

Ohne Worte (79)



Titelfoto der Berliner Morgenpost von heute


Getting high on Low



So grobschlächtig und -gestrickt die englische Boulevardpresse auch ist: Mich als Kalauerfan (Was hat man nach schlaflosen Sabbelnächten im Web? Einen Chatlag …) erfreut sie doch immer wieder.

Die Sun, so was wie die englische BILD-Zeitung, glänzte heute nach dem grandiosen deutschen Kantersieg gegen Argentinien mit der wieder mal clever erfundenen und – wie es sich gehört – unübersetzbaren Doppelbedeutung „Not even Klose“.

Die Argentinier waren also nicht mal nah dran am Sieg, und zwar wegen Miro – gut gelöst, Sun.

Ein bisschen schade ist es natürlich, dass sie keine Umlaute können, die Briten. „Jogi Low“ klingt dadurch despektierlicher, als es wahrscheinlich gemeint ist. Wortspiele mit „Low“ sind der Sun aber bisher noch nicht eingefallen; dazu müsste das deutsche Team wohl erst mal verlieren. Andererseits wäre ein die hiesigen Fangefühle trefflich beschreibendes „Getting high on Low“ schon jetzt überaus angebracht.

Es gibt übrigens auch sehr alberne Kalauer. Wie z. B. konnte man ca. 1970 Platten mit Hippiemusik guten Gewissens beschreiben? Ganz klar: als Fixvorlagen …
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11 Juni 2010

Healthy dying



Vor gut drei Jahren signalisierte der von mir exklusiv entdeckte und statistisch frappierend signifikante Fitnessclubindikator das baldige Ende der Zeitschrift „Healthy living“.

Doch erst heute gab der Verlag das Dahinscheiden des Magazins bekannt – „healthy dying“ sozusagen. Mit seiner Mischung aus Gesundheitstipps (= clever) und Geistheilerinnenporträts (= bescheuert) konnte es am Ende selbst Eppendorfer Esotanten nicht mehr aus ihrem zweiten Wohnzimmer locken, dem Demeterladen.

Bin gespannt, welches Medium als nächstes im Fitnessclub ausliegt und so unweigerlich die Ankündigung seines baldigen Endes in die Welt hinausschreit. Ich werde sie, die Welt, jedenfalls auf dem Laufenden halten.

Genauso wie über die Situation auf dem Kiez natürlich, wo neuerdings auf empörende Weise behördlich aufgestellte Einbahnstraßenschilder verunziert werden.

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05 Juni 2010

Das blinde Gesicht

Kollegenschelte ist ja immer unfein. Deshalb deklariere ich das Folgende lieber als „Tipps“.

Also, lieber Christoph Forsthoff von der Mopo, sollten Sie dereinst noch mal über Eric Clapton berichten dürfen, dann nennen Sie ihn im Text besser nicht „Erik“. Und sein Spitzname ist „Slowhand“, nicht „Flow Hand“.

Zudem sollten Sie das Wort Gefährten nicht mit d schreiben, sonst gefährden Sie Ihren Ruf. Und „arkustisch“ ist zwar eigen, gebe ich zu, doch ohne r wirkt es massenkompatibler.

Claptons Band mit Steve Winwood, lieber Herr Forsthoff, hieß übrigens Blind Faith und keineswegs und unter gar keinen Umständen „Blind Face“. Sollten Sie mit dieser Neuschöpfung allerdings einen Killerspitznamen für sich selber kreieren wollen, dann könnten Sie damit durchaus erfolgreich sein.


Wenn Sie (also Sie Blogleser, nicht Herr Forsthoff) mich jetzt fragen, warum ich die Mopo überhaupt immer mal wieder kaufe, wo ich ihre eigenwillige Verwendung der Sprache doch schon seit längerem verbesserungswürdig finde, dann sage ich Ihnen klipp und klar:

keine Ahnung.

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28 März 2010

Fundstücke (74)

1. Die Mopo hat anscheinend eingesehen, dass es im Grunde völlig wurst ist, ob die tägliche Kolumne „Moin moin“ wirklich mit Text gefüllt wird oder nicht. Und das hat sie am Freitag auch endlich mal konsequent umgesetzt.

2. Ich möchte ausdrücklich jede Verantwortung abstreiten für den mit wasserfestem Edding auf genau das Geländer, an das mein Fahrrad bis zum Geklautwerden angekettet war, niedergeschriebenen Text. Er lautet: „Der Wichser, der mein Fahrrad geklaut hat, soll verrecken – ich finde dich!“ So etwas würde ich als Mann von Welt natürlich niemals schreiben. Höchstens denken.

3. Eigentlich gibt es nichts Schöneres als die rechten Knallchargenfans von Hansa Rostock rauszuhalten aus St. Pauli. Warum die Anhänger meines kleinen Stadtteilvereins trotzdem empört sind über die Entscheidung unseres Präsidiums, nur ein paar Tickets für das heutige Spiel am Millerntor nach Rostock zu schicken, machen die Kiezultras hier sehr plausibel. Weil die Rostocker nicht reinkommen ins Stadion, wollen sie während des Spiels übrigens den Dom aufmischen. Jeder muss also für sich entscheiden, ob er ab 13 Uhr das Riesenrad meidet – oder gerade deshalb dort Präsenz zeigt. (Danke für den Link an me.)


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12 März 2010

The Sky is the limit Oder Abschiedsbrief revisited

Nachdem Sky vergangenes Jahr den Bezahlsender Premiere übernommen und eine skandalöse neue Preisstruktur verkündet hatte, schrieb ich einen zornigen, doch auch mit Wehmut durchsetzten Abschiedsbrief, der zu einem der meistgelesenen und -verlinkten Blogeinträge wurde und bis heute knapp 100 Kommentare abwarf. 

In manchen Foren avancierte mein Schreiben zum Musterkündigungsbrief, trotz seiner recht individuell gehaltenen Schnörkel. Mit einem gewissen Stolz darf ich wohl annehmen, dass es manchen Abschied von Sky wenn nicht verursacht, so doch erleichtert und manchmal gar versüßt hat. 

Ende Januar lief mein Vertrag also aus, und ich hatte mich seelisch-moralisch halbwegs auf diese mediale Amputation eingestellt – nach ungefähr zehn Jahren als Abonnent kein leichtes Unterfangen. Dann, am Tag vor Ablauf, klingelte abends das Telefon. Ein gutgelaunter Typ von Sky war am Apparat, so ein alerter Dampfplauderer, dem man vorm geistigen Auge förmlich das gegelte Haar und jene aufgesetzt optimistische Fetzigkeit ansah, die nach spätestens fünf Jahren unweigerlich in einer manischen Depression mündet. Doch noch war es nicht so weit; an besagtem Abend befand sich der Sky-Mann noch im Vollbesitz seiner Kräfte und war die Powercharmanz in Person. 

Mein Gespräch mit ihm lief ungefähr so (schwammiges Gedächtnisprotokoll):

Sky: Herr Wagner, Ihr Vertrag läuft aus. Ich mache Ihnen jetzt mal ein Angebot: Bis Ende Juni kriegen Sie Sky-Welt und die Bundesliga für monatlich 16,90, fürs restliche halbe Jahr Vertragslaufzeit dann für 32,90.

Matt (maulig): Hm. Naja.

Sky: Und das Beste: Sie können das Zusatzpaket beliebig wechseln.

Matt
(wird schlagartig hellhörig): Ach? Auch von der Bundesliga auf Champions League und wieder zurück?

Sky
: Ja, können Sie.

Matt
: So oft ich will?

Sky
: Klar!

Matt
: Und im Juni kann ich auf die WM wechseln, und im August wieder zurück auf Bundesliga???

Sky
: Natürlich!

Matt
: Mann, echt, Sie klopfen mich weich …!

Sky
: (lacht fetzig)

Matt
: Wissen Sie was? Sie haben mich am Haken, aber so was von.

Sky
: Das freut mich!

Matt
: Und ich kann wirklich immer wieder das Paket wechseln? Sonntags auf Champions League und donnerstags wieder auf Bundesliga?

Sky
: Ja sicher!!!

Matt
: Verdammt, lassen Sie uns einen neuen Vertrag machen!

Sky
: Gerne! Ich mach alles für Sie fertig.

Matt
: Super!

Es begannen paradiesische Wochen. Sonntags wechselte ich von Bundesliga auf Champions League, vorm Wochenende wieder zurück auf Bundesliga. Ich hatte sogar eine dauerhafte iCal-Erinnerung installiert. Ein narrensicheres System. Nur Ms. Columbo schaute insgesamt vergleichsweise unbegeistert.

Dann kam der Tag, an dem die erste Sky-Dame am anderen Ende etwas sagte von „Machen wir ja eigentlich nicht, aber …“ und ich sie auf das tolle Gespräch von Ende Januar verweisen musste. Danach ging es wieder mehrfach und bestens gelaunt gut („Aber natürlich machen wir das für Sie, Herr Wagner, in einer halben Stunde ist alles erledigt!“), ehe erneut ein Sky-Mensch überraschend reserviert auf mein Ansinnen
reagierte.

Allmählich begann das Ganze eine unschöne Wendung zu nehmen, und ich musste mich sogar mal echauffieren. Heute Abend aber eskalierte die Situation endgültig. Das hier aus Gründen des Jugendschutzes etwas verkürzt wiedergegebene Gespräch lief ungefähr so (wutrotverfärbtes Gedächtnisprotokoll):

Matt
(zunächst noch routiniert und gelassen): Guten Abend, ich möchte mein Paket wechseln, von Champions League auf Bundesliga.

Sky
: Herr Wagner, Sie haben bereits mehrfach gewechselt …

Matt
: In der Tat.

Sky
: Das geht eigentlich nur zum nächsten Ersten.

Matt
: Stimmt nicht. Sie haben mich geködert mit dem Versprechen, beliebig oft wechseln zu können. Das war Ende Januar, am Tag, bevor mein alter Vertrag auslief.

Sky
: Warten Sie bitte einen Moment. (Musik dudelt ca. zwei Minuten lang für 14 Cent die Minute) … Tut mir Leid, dass es ein wenig länger gedauert hat. Also, unsere Verträge sehen nicht vor, dass …

Matt: Entschuldigen Sie, aber MEIN Vertrag sieht das vor. Und es beginnt mich enorm zu nerven, dass ich neuerdings jedesmal diskutieren muss, wenn ich einen Paketwechsel veranlassen möchte, obwohl mich Ihr Kollege damals mit genau dieser Möglichkeit von einer Vertragsverlängerung überzeugt hat. Das war sein Killerargument. Sie haben das Gespräch doch aufgezeichnet, hören Sie es sich an.

Sky
: Moment bitte. Ich frage noch mal einen Kollegen. (Musik dudelt, 14 Cent) So, da bin ich wieder. Es geht wirklich nur zum nächsten Ersten, aber ich mache das jetzt mal …

Matt
(erregt): Stopp, stopp: Es geht JEDERZEIT. Mit GENAU DIESEM ARGUMENT wurde ich in den Vertrag gelockt, und wenn Sie jetzt sagen: Reingelegt, war alles nicht so gemeint, dann ist das unseriös, dann ist das Betrug. Hören Sie sich doch das Gespräch an!

Sky
: Es ist gar nicht sicher, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wurde, es werden immer nur Stichproben …

Matt
(allmählich im Adrenalinrausch): Hören Sie, ich habe keine LUST mehr auf diese Diskussionen! Schreiben Sie es ganz oben in mein Datenblatt, dass mein Vertrag beliebig häufige Wechsel des Zusatzpaketes vorsieht!

Sky
: Gut, ausnahmsweise …

Matt
(außer sich): Nix AUSNAHMSWEISE, das ist keine Frage der Kulanz! Ich habe wirklich die Nase VOLL von dieser … Scheiße! Ich werde bis zum Ende des Vertrages das Paket BELIEBIG OFT wechseln, verstehen Sie! Und wenn Sie mir dabei Schwierigkeiten machen, KÜNDIGE ICH FRISTLOS!

Sky
: Gut, ich …

Matt
(gefährlich ruhig): Werden Sie mein Paket jetzt auf Bundesliga umstellen?

Sky
: Ja.

Matt
: Schönen Abend noch.

Sky
: Wiederhören.

Bin jetzt schon gespannt auf das Telefonat am nächsten Sonntag. Ich sollte allerdings vorher eine Valium einwerfen.

Edit 15.3., 21:22 Uhr:
Habe wieder angerufen. Die Dame am anderen Ende begrüßte mich mit Namen und war lammfromm. Sie hat das Paket umgestellt und sich in vollendeter Harmonie von mir verabschiedet. Spannend wird es jetzt wieder am Freitag.


Edit 19.3., 22:22 Uhr:
Alles paletti. Man rollte den roten Teppich aus und verneigte sich devot, während ich gravitätisch drüberschritt.


Edit 2.4., 18:28 Uhr:
Unfassbar: Jetzt zickt der Skymensch wieder rum, redet von „Kulanz“ und „wird nicht mehr lange so gehen“. Ich habe nun eine Mail mit der kompletten Darlegung des Falles
samt diesem Blogeintrag an den Deutschlandchef Hans-Jürgen Croissant geschickt. Was für ein Verein!

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