Ich hatte zum Lüften die Balkontür in der Küche geöffnet und war zurückgekehrt ins Büro. Als ich die Tür wieder schließen wollte, befand sich eine Taube in der Küche.
Mein Anblick löste bei ihr einen Zustand aus, der mit Besonnenheit nur sehr entfernt verwandt war. Obwohl ich an der Küchentür verharrte, um ihr den Zugang zum Balkon als Fluchtoption anzubieten, rauschte sie zunächst in die unter der Decke gespannten Drähte für die Halogenleuchten.
Ihre Panik minderte das keineswegs, der Lautstärkepegel in der Küche war vor lauter Flattern und Flügelrauschen beträchtlich. Als sie sich befreit hatte, flog sie nicht etwa zur Balkontür hinaus, nein, sondern hinein ins frei zugängliche Regal mit unseren Wein- und Sektgläsern. Man kann sich vorstellen, wie verheerend eine panische Taube an einem solchen Ort zu wirken vermag.
Während ich weiter recht ratlos an der Küchentür stand, um dem außer sich geratenen Vogel keine weiteren Hysterievorwände zu liefern, krachte das erste Weinglas aus einem halben Meter Höhe auf den Toaster, zerbrach, dotzte in Teilen auf die Anrichte, um dann – einsichtig den Gesetzen der Schwerkraft folgend – den gewagten Sprung auf den Boden zu wagen, was ihm gar nicht gut bekam.
Die Taube zerlegte auf dem Regal derweil weitere Gläser, ein einziges Rauschen, Flattern und Klirren erfüllte die Küche, das Chaos nahm unerbittlich seinen Lauf. Ich machte zwei Schritte zu auf diese Szenerie des Schreckens, und die Taube erhob sich gen Decke, nicht ohne ein weiteres Glas in den Orkus zu schicken.
Dann raste die Vogelfurie im Sturzflug hinab auf den Boden, donnerte mit dem Kopf gegen die Unterkante der Balkontür, zwängte sich durch den Spalt zwischen Türkante und Boden und flog dem Herzinfarkt nah hinaus in den Hinterhof, nicht ohne vorher noch eine kapitale Portion Panikkacke auf unserem weißen Küchenboden zu hinterlassen.
Meine Herren, was war das für ein Vogel! Ms. Columbo möge mir verzeihen, aber heute wäre mir eine kieztypische Bordsteinschwalbe echt lieber gewesen.
Foto: inidia.de
Ich bin nicht beindruckt. Bei uns gab es nicht nur Panikkacke sondern auch weiträumig verkleckertes Blut: Die Katze hat das Federvieh auf dem Balkon erwischt, durch die Katzenklappe reingezerrt und dann wieder fliegen lassen. Im Schlafzimmer. Morgens. Na, wer toppt das?
AntwortenLöschenDavor strecke ich ehrfurchtsvoll die Waffen. Aber hast du auch das richtige Blog, um diese Geschichte angemessen darzustellen …? ;-)
AntwortenLöschenAm besten einfangen - und auf dem Fischmarkt verkaufen.
AntwortenLöschenDie Taube wähnte sich in Pieter Brueghels Schlaraffenland.
AntwortenLöschenSie wollte sich grillen und Ihnen dann in den Mund fliegen.
moinmoin
AntwortenLöschennicht die waffen strecken sondern nutzen!
filetiermesser oder luftpistole sind in solchem fall sehr nützliche helferlein, wobei taubenblut ja fast noch eckliger ist als taubenkacke - zumal in der küche.
staubsauger wäre bestimmt auch nicht schlecht, wenn man mit dem entbürsteten rohr flink genug und der staubbeutel einigermaßen aufnahmefähig ist.
blondyonly
Und kein Photo der Heldin.Nicht mal eines der Verwüstung,geschweige denn das einer winzigen Glasscherbe.Hm.
AntwortenLöschenwer weiß, was eine bordsteinschwalbe so hinterlassen hätte ... ?
AntwortenLöschenGenau, das wär ein Foto gewesen. Oder das Chaos, zumindest aber die Scherben,...was für eine Gelegenheit vertan.
AntwortenLöschenIn Aachen gibts nicht mal Tauben. So trostlos ist das hier.
AntwortenLöschenNur Regenwürmer. Aber selbst die meiden menschliche Gesellschaft wie die Pest.
Anna
Die fehlende visuelle Dokumentation bedaure ich selbst am meisten. Doch ich befand mich im gleichen Zustand wie die Taube, nämlich im Adrenalinrausch, zu rationalen Gedanken unfähig. Und als alles vorbei war, begab ich mich wie hypnotisiert ans Aufräumen. Tja, tut mir leid.
AntwortenLöschenÜbrigens würde es mich nicht wenig interessieren, eins60, was eine Bordsteinschwalbe hinterlassen hätte. Eins ist sicher: weniger Scherben.
Das gilt mit Sicherheit auch für Regenwürmer, Anna …
Herr Matt,
AntwortenLöschenSie hätten mit einem Staubsauger die Taube sauggreifen, mit dem laufenden Staubsauger auf den Balkon gehen und mit dem Fuß auf die richtige Taste tretend (die andere sorgt wahrscheinlich dafür,daß das Kabel eingezogen wird) ihn abstellen können, während Sie das Rohr über die Balkonbrüstung halten. Dieses Täubchen kommt nie wieder, das spricht sich in ihren Kreisen herum. Die sind in der Hinsicht lernfähig.
So richtig spannend wird es, wenn der Mensch im Sommer eine Woche weiter weg unterwegs ist, das Fenster zum Bad offenläßt und nach der Rückkehr feststellt, daß ein Hornissenscout einen guten Platz entdeckt hat und sie seit einigen Tagen am Baubau werkeln. Interessant und faszinierend zu sehen, wie sie schmatzfütternd und konzentriert an diesem birnenförmigen braunen Ding arbeiten (im Winkel zwischen den Wänden und der Decke) und weiteren Baustoff auftragen. Aufscheuchen, heraustreiben und dann das Fenster schließen. Sie kommen dann noch etwa zwei Tage lang an das Fenster, dann werden offenbar die Koordinaten gelöscht und sie bleiben aus.
Ich habe ihnen gewünscht, daß sie es woanders schaffen...
-> sauggreifen - genau! das wort kam mir nicht.
AntwortenLöschenblondyonly