28 Mai 2014

Fundstücke (191): Lauter Killerzeilen

Sensationell, dieser Reim, mit dem die Firma Burmann in der Zeitschrift „Haus & Grund“ wirbt. Und weil der Vers eine dermaßen derbe Killerzeile ist, bleibt er schon seit Jahren unverändert. Wahrscheinlich weil sie dafür damals Sido als Auftragstexter engagiert hatten. Oder den Trigema-Schimpansen.


Wahrscheinlich ist diese Aussage Gar nicht war.
 


HSV-Fans als Kommentatoren in der Mopo: immer wieder die reinste Freude. Da wäre in der zweiten Liga bestimmt noch mehr gegangen, aber es hat nun mal nicht sollen sein.



Gemütszustände können also auch bei Elektrogeräten vorkommen. Akzeptiert. Aber was um alles in der Welt ist „rassieren“?
 
 




Zum Glück!

24 Mai 2014

„Isch schmeiß disch ausm Fenster!“

Kurz nachdem ich das verwaiste Handtuch vom Sitz des Fitnessgeräts genommen hatte und versonnen meine Übungen durchführte, baute sich gleichsam aus dem Nichts ein muskulöser Mann von geschätzten 90 Kilo vor mir auf und sagte: „Was fasst du mein Handtuch an? Isch bin hier am Trainieren!“ 

Eine überraschende Aussage, denn außer dem Handtuch war vorher weit und breit niemand zu sehen gewesen. Statt das Naheliegendste zuerst zu sagen – „Bitte lassen Sie uns doch beim Sie bleiben“ –, erläuterte ich ihm, wie sich mir die Situation dargestellt hatte: ein verwaistes Handtuch auf dem Sitz eines allem Anschein nach temporär ungenutzten, also freien Fitnessgerätes, weshalb ich mir erlaubt habe … „Du schtehst jetzt auf, sofort!“

Ein, wie ich fand, ziemlich ungehobelter Einschub. Die Diskussion lief an dieser doch recht frühen Stelle bereits Gefahr, eine unschöne Wendung zu nehmen, weshalb ich umso mehr auf die Strahlkraft sachlicher Argumente setzen zu müssen glaubte. Mein Kurs begänne gleich, in nur 30 Sekunden sei ich durch mit meiner Üb… „Isch schmeiß disch ausm Fenster!“

Der Nachdruck, die Lautstärke, die 90 Kilo: Ich kann nicht verhehlen, dass die Diskussionsstrategie dieses Muskelmannes ihren Eindruck auf mich nicht verfehlte. Indes fühlte ich mich weiter im Recht; schließlich sind wir dank einer über Jahre geführten breiten gesellschaflichen Debatte zu dem Konsens gekommen, reservierend ausgelegte Handtücher an den Beckenrändern von Swimmingpools seien unfein. Warum sollte das in Fitnessstudios anders sein? 

Der Mann schien vom Ergebnis dieser Debatte allerdings wenig bis gar nichts mitbekommen zu haben, geschweige denn von der Option einer Transferübertragung von Schwimmbädern auf Fitnessclubs, denn er baute sich inzwischen vor mir auf, als erwäge er ernsthaft, mich aus dem Fenster zu schmeißen. „ISCH SCHMEISS DICH AUSM FENSTER, WENN DU NISCHT AUFSCHTEHST!“, bekräftigte er denn auch vernehmlich. 

Inzwischen verfolgte das komplette Fitnessstudio diesen interessanten Auftritt mit nicht geringer Anteilnahme, die allerdings – ähnlich wie auf der Autobahn – über dumpfes Glotzen nicht hinausging. Auch zwei Trainer hatten die dicke Luft gerochen und traten jetzt deeskalierend herzu. „Komm, Abdurrahim*“, sagte der eine, der ungefähr zweimal in Abdurrahim hineingepasst hätte, „jetzt beruhig dich mal!“ Abdurrahim dachte allerdings ganz und gar nicht daran, sondern bekräftigte seinen Entschluss, mich auf ungewöhnlichem Weg aus dem Gebäude zu befördern, überdeutlich, will sagen: mit ganz schön vielen Dezibel. 

In diesem Moment erkannte ich schlagartig zweierlei: 

1. Die Trainer würden mich hier und jetzt kaum vor echtem Ungemach bewahren können; es fehlte vor allem an den körperlichen Voraussetzungen.

2. Der Handtuchreservierer war dank der fitnessclubweiten Öffentlichkeit drauf und dran, sein Gesicht zu verlieren, was in seiner Welt keinesfalls passieren durfte. Die Folgen für mich wollte ich mir angesichts seiner Statur und seines Erregtheitslevels lieber nicht en detail ausmalen. 

Augenblicklich wurde mir klar, was nun unbedingt zu tun war: 

Ich stand auf, entschuldigte mich, sagte auf das Gerät zeigend „Bitte sehr“ und verließ den Ort des Geschehens.

Hinter mir her eilte der Trainer. „Lass dich von so einem nicht provozieren“, raunte er, „man weiß nie, wie die ticken.“ Eigentlich weiß ich so etwas selbst; schließlich lebe ich auf dem Kiez und folge seit Jahren der Maxime, Spatzenhirnen keine Anlässe zu liefern, dumme, dumme Dinge zu tun, bei denen sie mit ein paar Jährchen Haft davonkämen, ich hingegen möglicherweise mit ein paar Ewigkeiten unter den Radieschen. 

Was mir im Nachhinein jedenfalls ein wenig Angst macht, ist die Erkenntnis, dass ich während des Konfliktes keine Angst hatte. Das ist schlecht und darf nicht wieder passieren. 

Schließlich möchte ich noch ein wenig weiter bloggen können, hier auf der Rückseite der Reeperbahn.

* Name geändert


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22 Mai 2014

Vielleicht bin ich ja auch nur geizig

 

Liebes Restaurant XXXXXX,

bis zur Rechnung haben wir dir alles nachgesehen. Dass der Kellner stilles statt Sprudelwasser servierte, war lässlich. Und dass er mir Messer und Gabel von links quer vorm Gesicht vorbeiführte, um es rechts von mir abzulegen, war nur ein bisschen gefährlich. 

Doch dann kam die Rechnung. 

Drauf standen 14 Euro für die Getränke; das Essen war durch einen Groupon-Gutschein schon vorfinanziert. Ich sagte 16, tippte routiniert meine PIN ins hingereichte Kartengerät und erhielt den Quittungsausdruck. Ich wollte ihn schon dankend einstecken, als mein Blick zufällig die Gesamtsumme streifte, welche ich gerade mit Maestrokarte bezahlt hatte.

Sie betrug nicht 16 Euro, oh nein. 
Sondern 60. 

„60?“, prustete ich los, „ich habe 16 gesagt!“ Diverse Reaktionen Ihres Mitarbeiters wären an dieser Stelle denkbar gewesen. Bestürzung zum Beispiel. Eine von Kopfschütteln begleitete Bitte um Entschuldigung. Ein Sich-die-Hand-vor-die-Stirn-Schlagen.

Doch Ihr Mitarbeiter verzog erstaunlicherweise keine Miene – und bot in dürren Worten an, mir die überschüssigen 44 Euro in bar zurückzuzahlen. Klar, das löste das Problem. Doch hätte er sich nicht von vorneherein ganz anders verhalten müssen? Wenn bei Gästen eine 14-Euro-Rechnung aufgelaufen ist und er glaubt, als Zahlbetrag inklusive Trinkgeld 60 verstanden zu haben: Muss er dann nicht stutzig werden? 

Nur zwei Reaktionen wären in einer solchen Situation denkbar und logisch: entweder eine ungläubige Rückfrage – oder überschäumende Begeisterung ob des höchsten Trinkgelds seit Michael Jacksons letztem Besuch bei Ihnen. Doch nichts dergleichen. 

Die Mimik Ihres Kellners war von einer Beweglichkeit, die an Buster Keaton erinnerte. Oder an eine Gipsbüste. Wäre ich nicht im letzten Augenblick über den Rechnungsbetrag gestolpert, hätte er ohne mit der Wimper zu klimpern sagenhafte 46 Euro Trinkgeld eingesackt – ein Betrag, der mehr als dreimal so hoch war wie die Gesamtrechnung.

Uns scheint es so, als hätte der Mann dieses Missverständnis billigend in Kauf genommen. Und auch wenn uns letztlich kein Schaden entstanden ist, weder finanziell noch durch am Gesicht vorbeigeführte Besteckensembles: Stammgäste werden wir nicht bei Ihnen.

Aber das haben Sie sich wahrscheinlich schon gedacht.

Mit freundlichem Gruß
Matt

PS: Warum ich so blind war und den falschen Betrag nicht bereits während der Eingabe meiner PIN wahrgenommen habe? Nun, das ist eine völlig andere Geschichte, die wir hier nicht vertiefen wollen, danke.


16 Mai 2014

Ein Besuch bei Alberto

Vor einiger Zeit ist der Kiezänderungsschneider Alberto vom Hamburger Berg ein paar Meter weiter in unsere Straße umgezogen. Heute war ich erstmals da, um zwei Paar Jeans kürzen zu lassen. 

Bei Alberto, einem trotz der Insinuation seines Namens Nichtitaliener von geschätzt Ende 60, geht es vollauf kiezgemäß zu, will sagen: alles andere als etepetete. Eine Umkleidekabine hat der ehrwürdige Altmeister leider nicht, also stellt man sich einfach hinter einen Mauervorsprung neben seine Nähmaschine. So kann man wenigstens von der Straße aus nicht beim Hosenrunterlassen beobachtet werden. 

Fürsorglich wie er ist, legt Alberto eine altgediente Netto-Einkaufstüte (leider nicht aus Jute) auf dem Steinfußboden aus, damit man etwas hat, worauf man sich stellen kann nach dem Ausziehen der Schuhe. 

Schuhlöffel, Kleiderbügel, Haken? Ph, Eppendorfer Luxus. Unnötig auf St. Pauli, zumindest in den noch nicht gentrifizierten Ecken. 

Die Quittung heftet Alberto am Ende zwar leicht verwirrt an ein fremdes Paar Jeans, doch das Missverständnis ist schnell und unbürokratisch geklärt, so dass die Chance besteht, exakt die hinterlassenen Hosen zurückzuerhalten.

Morgen hole ich sie mir, wenn alles unfallfrei verläuft, wieder ab. Und sollte ich den Abholtermin vergessen, dann wird er mir spätestens dann wieder einfallen, wenn ich an einem Netto-Laden vorbeikomme. 

10 Mai 2014

Danke


Pünktlich zu Hafengeburtstag und ESC: Sturmböen, Regen und gefühlte 8 Grad.

Manchmal liebe ich den Wettergott.


09 Mai 2014

Ist halt immer Abwägungssache

Als ich heute im neu entdeckten Altonaer Massagestudio vor der Anwendung noch mal kurz verschwinden wollte – ich hatte eine ganze Stunde gebucht –, fand ich die Toilette besetzt vor. 

Von drinnen hörte man es fröhlich pladdern (Stehpinkler!), begleitend war ein gar nicht mal untalentiertes tremolierendes Pfeifen zu hören. Nach dem Ersterben dieser polyphonen Geräuschkulisse öffnete sich ohne weitere Verzögerung die Tür (Hände nicht gewaschen!), und heraus trat sympathisch grinsend ein schlanker Muskelmann.

Wenig später wartete ich bereits entkleidet im Behandlungsraum – und wer kam herein? 
Der gleiche Mann. Mein Masseur. 

Mist. Was tun? Eine Diskussion anfangen? Fliehen? Mir fiel eine Seinfeld-Folge ein, in der Jerry auf der Restauranttoilette den Koch trifft, der sich ebenfalls nicht die Hände wäscht und wenig später erneut Jerrys Aufmerksamkeit erregt: als er mit Hingabe Teig knetet. 

Im Vergleich erschien mir das weitaus bedenklicher als die Situation, der ich mich nun zu stellen hatte, und ich entschloss mich, die Massage nicht einfach nur als Training für meinen Rücken, sondern auch für mein Immunsystem zu sehen.

Und was soll ich sagen? Der Mann hatte nicht nur übertünchendes, vielleicht sogar desinfizierendes Mandelöl zur Hand, sondern auch wahre Wunderhände. Da konnten sämtliche Experten, denen ich im Lauf der Jahre meinen Rücken anvertraut hatte – darunter ganze Riegen von sachkundigen Thaidamen –, einfach nicht mithalten.

Was ich damit sagen will: Ich glaube, ich muss dort noch mal hin, trotz alledem. 

Für Rücken und Immunsystem.

05 Mai 2014

Fundstücke (190): Voll aufn Arsch


Verewigt wird hier das Hinterteil von Luis Alberto Suárez Díaz, den dermaleinst, als der junge Mann Uruguay gen England verließ, auf so was auch keiner vorbereitet hatte.

Entdeckt auf Sky beim Spiel Crystal Palace gegen den FC Liverpool.

03 Mai 2014

Pareidolie (96): Cherchez le Gurkensalat


Interessanterweise geht der Wiener ja „am“ Markt und „am“ Berg, aber wenigstens nicht „im“ Bett – und wenn doch, könnte das eine Inaugenscheinnahme durch einen Psychotherapeuten nach sich ziehen. 

Gemeinsam mit der hier im Blog und darüberhinaus weltberühmten Pareidolie-Tante arbeiteten wir heute im Wiener Café Ritter speziell diese Unterschiede zwischem dem Deutschen und dem Österreichischen heraus, dabei aufmerksam, aber in rasch abnehmendem Maße beobachtet von Apfel- und Topfenstrudelstücken sowie begleitender Vanillesoße.

„Topfen“ ist übrigens Quark, und ich meine das sehr konkret und nicht despektierlich. Das Gleiche gilt für das hiesige „Misttelefon“, was keineswegs eine Wienerische Kritik an der Qualität eines Kommunikationsgerätes ist, sondern einfach die Nummer des nächsten Abfallentsorgers. 

Am Abend vorher besuchten wir das Kleinkunst- und Verzehrtheater Kullsse, wo Angelika „Geli“ Niedetzky einen so fur- wie grandiosen zweistündigen Solocomedyparforceritt namens „Niedetzky-Marsch“ aufs Parkett legte. 

Kurioserweise hat Ms. Columbo vor einigen Monaten unfreiwillig den Titel des Programms geliefert, weil sie, als ich gerade Frau Niedetzky anmailte, mit deren Namen herumkalauerte und ich das noch hineinschrieb in meine Mail. Bingo! Manchmal haben die besten Ideen als Hebamme einfach nur den Zufall – oder eine kleine Albernheit zur rechten Zeit. 

Geli Niedetzky verdanke ich übrigens auch weitere tiefe Einblicke ins Österreichische. Sich „oan Fetzen umhänga“ etwa hat sehr, sehr wenig mit Kleidung zu tun – und heißt nichts anderes als sich die Kante geben. Was umgekehrt wiederum wohl die Österreicher nicht auf Anhieb raffen. Aber mir ist das inzwischen so was von blunznhugo, das können Sie mir glauben.

Ein Treffen mit der Pareidolie-Tante kann natürlich nicht ohne Pareidolieentdeckung zu Ende gehen. Abends beim Wiener Schnitzel im Falkensteiner Stübchen war es dann so weit: Cherchez le Gurkensalat.

Übrigens fokussierte meine Kamera, deren Gesichtserkennung aktiviert war, natürlich sofort das hier zu sehende Gurkenscheibenarrangement. Es liegt also nicht an mir, sondern ist objektivierbar! 

Den Termin meiner Inaugenscheinnahme durch einen Psychotherapeuten kann ich also erst mal beruhigt canceln.

PS: Eine ganze Galerie gibt es – natürlich – bei der Pareidolie-Tante.


Fundstücke (189): Achtung, Durch Fall Gefahr!



Dieses Motiv ist für verschiedenen Zielgruppen schwer erträglich, nicht nur für Vegetarier.

Entdeckt in Wien auf einem Markt in der Albertgasse.

30 April 2014

„Wie sind Sie denn drauf???“

Schlachthofflohmarkt. Ich befühle versonnen ein feines Wollsakko. Da tritt der Standbetreiber an mich heran und bittet darum, mich dem Sakko doch von der anderen Seite zu nähern. 

Ich schaue ihn an, als hätte er mir gerade erzählt, der Papst schwämme jeden Sonntag nach der Messe in Strapsen durch den Trevibrunnen. „Warum denn das?“, frage ich, nachdem ich mich wieder gefangen habe. 

Weil die Stelle, wo ich gerade stünde und von der aus ich das feine Wollsakko befühle, zum Nachbarstand gehöre, nicht zu seinem. Also solle ich doch bitte um den Garderobenständer herumgehen und das Sakko von der anderen Seite befühlen. 

„Danke“, antworte ich, „jetzt nicht mehr.“ 
Und er, laut: „Wie sind Sie denn drauf???“ 

Trotz solch schrulliger Typen erziele ich auf dem Schlachthofflohmarkt immer wieder bedeutende Kauferfolge. So gelang es mir erst am vergangenen Samstag, eine Boss-Hose aus reiner Schurwolle, eine in Würde gealterte Mustangjeans sowie die Mac-Originalversion des Office-2004-Pakets zu erwerben – für insgesamt 7 Euro!

Mal schauen, ob ich am Samstag auf dem Wiener Naschmarkt ähnlich erfolgreich sein werde.


20 April 2014

Wer ruft, muss blechen


Wenn man am Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis vorbeispaziert, stehen unten meist Frauen vor den stacheldrahtgekrönten Mauern und rufen was hoch zu den Zellenfenstern. Dort oben stehen meist Männer und rufen was zurück. 

Das ist schon immer so gewesen, so lange wir auf dem Kiez leben und am Holstenglacis langspazieren. Kommunikation unter erschwerten Bedingungen halt, dazu peinlicherweise auch noch öffentlich. Aber immerhin Kommunikation. Menschen in misslichen Lagen sind findig. 

Heute musste ich allerdings feststellen: Diese Kommunikation ist illegal. 

Zwar gilt laut Artikel 5 des Grundgesetzes in Deutschland die Meinungsfreiheit, doch parallel anscheinend auch das oben abgebildete Schild. Es hängt an der Mauer des Gefängnisses und deklariert es als ordnungswidrig, wenn freie Menschen auf einem freien Gehweg etwas rufen. 

Einen Verstoß dagegen bedroht dieses nonchalant das Grundgesetz außer Kraft setzende Schild – wenn denn die drei Scheine unten rechts nicht nur symbolisch gemeint sein sollten – mit satten 300 Euro Bußgeld.

Das Rufen von „MÄNNO, ALDER, HAST DU DIE FEILE DENN NICHT IM FLADENBROT GEFUNDEN?“ ist also erheblich teurer als das Überfahren einer roten Ampel samt Sachschaden (200 Euro) oder das Donnern durchs Dorf mit satten 110 Sachen (280 Euro).

Und jetzt die gute Nachricht: Fürs Hochrufen gibt es keine Punkte in Flensburg.

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18 April 2014

Fundstücke (187): Aus gegebenem Anlass


Was ist noch älter als dieser ganze Osterschmus? 
Der hier abgebildete Olivenbaum.

Entdeckt im Garten Gethsemane, Jerusalem.

15 April 2014

Herrn Dinklage ist es hier zu feucht


„Game of Thrones“-Star Peter Dinklage dreht gerade auf St. Pauli. Seine 137 Zentimeter Sexappeal steuert er zur Verfilmung von Karen Duves Roman „Taxi“ bei, der über weite Phasen auf dem Kiez spielt. 

Hamburger „Game of Thrones“-Fans sind jetzt ganz hibbelig und wollen mit Dinklage Bier trinken, wenn man den Schanzentwitterer Weltregierung als Maßstab nimmt. Heute hat sich der kleine Mann, der während der Drehzeit bestimmt bei Sibel Kekili untergekommen ist, in einem Interview mit dem Abendblatt allerdings beklagt über die Stadt.  

„Ich hätte nicht gedacht“, soll er gesagt haben, „dass es hier so viel regnet.“ 

Ein Satz, der mich bis ins Mark trifft. Denn er befeuert erneut das sich seit der fatalen Drei-Wetter-Taft-Werbung hartnäckig haltende Falschgerücht, in Hamburg regne es viel. 

Die vielen Gespräche, in denen ich das fussellippig richtigstellte, die meteorologischen Statistiken, die ich bei Bedarf auch bei scheinbar harmlosen Kneipengesprächen wie zufällig hervorzuzaubern in der Lage bin: alles umsonst, wenn so ein dahergelaufener New Yorker nach zwei gerade mal mittelfeuchten Tagen in der Stadt „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viel regnet“ sagt.

Deshalb noch mal zum Mitschreiben, Mr. Dinklage und lieber Rest der Welt: In Hamburg regnet es nicht viel. Jedenfalls nicht so viel wie in München. Glauben Sie also bitte keinem Lannister. Er ist auch nicht schlauer als die Drei-Wetter-Taft-Werbung.

Foto: HBO

12 April 2014

Geht’s noch dekadenter?

Gestern Abend war ich zur Partie des FC St. Pauli gegen den 1. FC Kaiserslautern eingeladen, und zwar in ein Separee, wie sie hier in Beerbung der Umgebungstradition die teuren Firmenlounges nennen.

Dabei entblödete ich mich nicht, vor und während des unschön endenden Spiels (2:3 in der siebenundneunzigsten Minute!) Sachen zu essen – zum Beispiel die hier abgebildete Komposition aus Wirsing, Lamm und Schupfnudeln. Begleitet natürlich von sorgsam darauf abgestimmten Getränken.

Könnte ich mich glatt dran gewöhnen, ich willenlos durchgentrifizierter Pseudopaulianer.

11 April 2014

Ist Pete Doherty überhaupt kieztauglich?


Aha, so, so, der britische sog. „Skandalrocker“ Pete Doherty zieht also nach St. Pauli. Der Exlover von Kate Moss wird unser neuer Nachbar. Feine Sache. 

Aber ist Doherty überhaupt kieztauglich? Ich habe da so meine Zweifel. Vor einem Konzert seiner Band Babyshambles habe ich Doherty mal über die Hundewiese an der Schmuckstraße staksen sehen, und was soll ich sagen: Er hat kein einziges Mal geguckt, wo er hintritt. FAIL! 

Ich würde sagen, bevor Pete Doherty ein Visum für St. Pauli kriegt, muss er sich erst mal das komplette Blog „Die Rückseite der Reeperbahn“ durchlesen, und wenn er das wegen Überforderung verweigern sollte, dann hat er wenigstens die Beiträge mit dem Etikett „St. Pauli“ durchzuackern. 

Aber vorher Schuhe ausziehen, sonst brauche ich ne Nasenklammer.


07 April 2014

Pareidolie (94–95)


Damit sich nicht wieder gar so viele Motive ansammeln, werde ich einfach öfter pareidolisieren müssen. 

Das zwischen Grinsen und Erschrecken changierende Gesicht links entdeckte ich am Wochenende an unserer Kabinentür auf der MS Amelia. Und die so missmutige wie einäugige Timberlandtasche stammt von der Webseite meiner einstigen Kommilitonin Afsun, die inzwischen in Norditalien hochwertige Secondhandmode an die Frau von Stil vertickt.

Erstaunlich, wozu ein Studium der Politikwissenschaft so alles gut ist.

PS: Eine ganze Galerie gibt es bei der Pareidolie-Tante.


06 April 2014

Die Pe’st


Wohin man auch fährt im vereinigten Europa: Der Deppenapostroph ist garantiert schon da – aber nur selten mit einer derartigen Penetranz.

Entdeckt in Nimwegen, Niederlande.


02 April 2014

Ich hör nix


Mein neuer Masseur Bernie erzählt von seinem Leben. Seinem Berufsleben. 

Die Praxis, in der er arbeitet, hat sich unlängst auch urkomischen Humbug wie „Cranio-Sacral-Therapie“ zugelegt, vor allem zur Behandlung von Tinnitus, und Bernie hat dafür eine saugute Begründung, die selbst für Esoterikabstinenzler wie mich unmittelbar einsichtig ist. 

„Man kann natürlich nicht beweisen, dass der Tinnitus damit weggeht“, sagt Bernie und lächelt fein. „Aber man kann auch nicht beweisen, dass jemand den Tinnitus überhaupt hört.“ Ergo? Cranio! 

Bernie ist bauernschlau, und die Krankenkassen finanzieren es. 

Wer also ernsthaft erwägt, seine Kasse zu schröpfen, um damit Bernies Arbeitsplatz zu sichern, der simuliere einfach einen Tinnitus. Niemand kann ihm das Gegenteil beweisen. 

Aus Protest gegen diese Praxis gehe ich jetzt sofort mit Ms. Columbo und meinen Eltern auf Flusskreuzfahrt nach Amsterdam (Foto). So.


27 März 2014

Wenn Leslie mit dem Schnauzer wackelt

Nach dem Tod von Walross Antje († 17. Juli 2003) avancierte Leslie Mandoki (m.) zum weltweit bedeutendsten Schnauzbartträger von ganz Hamburg – wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob er überhaupt in Hamburg wohnt. 

Heute jedenfalls traf ich den Dschingis Khan des Schlagerpops in Berlin, und zwar bei einer Echo-Party auf der Dachterrasse des Europa-Centers. Ich musste unwillkürlich an „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ denken, weil Christiane F. sich mit ihrem Freund gern hier oben traf – zwei Teeniejunkies, ausgerechnet bewacht vom Symbol der Bürgerlichkeit schlechthin, dem Mercedes-Stern. 

Auf der heutigen Echo-Party hatte ich übrigens weder Walross Antje noch Leslie Mandoki entgegengefiebert, sondern vorwiegend dem möglichen Eintreffen der blonden Latinbombe Shakira. Indes kam doch nur Tim Bendzko und nahm Goldene Schallplatten mit. 

Noch vor wenigen Jahren hätte Bendzko für seine Erfolge nur genau halb so viele Goldene Schallplatten bekommen. Weil die Labels es aber einfach nicht mehr mitansehen konnten, wie wenige sie dank Ihrer (ja, ich meine Sie!)  illegalen Downloads nur noch vergeben konnten, haben sie die Anforderungen einfach halbiert. Alle sind dadurch wieder viel glücklicher.

Über solche Tricksereien kann ein altgedientes Walross wie Leslie Mandoki freilich nur verächtlich mit dem Schnauzer wackeln. Seine Goldenen Schallplatten waren damals alle noch richtige – und keine halben Sachen.

Darauf ein dreifaches „Hey! Ho!“