Unser Haus ist deutlich über hundert Jahre alt, und die Fußleisten bestimmt kaum jünger, wenn überhaupt. Beim Renovieren mussten sie nun einmal abgenommen werden.
Dahinter tauchte unversehens ein Stapel handschriftlicher Dokumente auf. Sie waren angesengt, verrußt, von den Zeitläuften deformiert und gewellt. Aufregend!
Ich beugte mich konzentriert über die gestochen scharfe Sütterlinschrift. Allerdings konnte ich kaum etwas entziffern. Nur ein paar Datumsangaben und hie und da ein Wort wie „verwundet“ oder so ähnlich.
Vielleicht stammten die Aufzeichnungen aus einem der beiden Weltkriege. Waren wir etwa auf die echten Hitler-Tagebücher gestoßen? Sollte ich Gerd Heidemann – immerhin wohnt er in Ottensen – um eine Expertise bitten?
Ich beschloss, damit noch zu warten und zunächst meine betagten Eltern zu konsultieren, beide des Sütterlins nicht unkundig. Sie beugten sich interess- und konzentriert über die gestochen scharfe Schrift.
Aus den Bruchstücken, die sie enträtseln konnten, schloss ich indes leicht enttäuscht rück auf eine profane Schularbeit. Vielleicht ein Diktat. Es gab rot angestrichene Wörter und ein Kapitel, das klar lesbar mit „Verbesserung“ überschrieben war.
Eine ausführliche sachkundige Exegese der historischen Artefakte steht allerdings weiter aus, Überraschungen sind also ohne weiteres noch drin. Alles ist möglich!
Wenn der Stern Interesse hat, soll er mir bitte ein Angebot machen.
Das Recycling ist eben keine Erfindung der letzten 30 Jahre.
AntwortenLöschenHat die Wohnung auch Türen, die einfach nur zugeschlossen, die Türklinken abgebaut und dann mit Holz und (Zeitungs-)Papier verfüllt wurden, bevor man darüber tapeziert hat?
Früher war es auch üblich die Wände erst mal mit einer Schicht Zeitungspapier zu bekleben bevor die Tapete drauf kommt, damit wurden leichte Unebenheiten ausgeglichen und es isolierte vielleicht auch ein wenig gegen Lärm und Kälte.
Aus solchen Funden konnten wir mal den halben 2. Weltkrieg nachlesen. Leider waren die Zeitungen so alt, dass sie später zerbröselt sind.
Vielleicht sind da doch irgendwo noch wichtige Tagebücher ;-).
… oder die Weltformel!
AntwortenLöschenAber es war ein Diktat VON HITLER! Ganz sicher! Bei einem seiner legendären Malerausflüge an das Albion-verseuchte Hamburg, um dort den verjudeten Schmutz der Elbe und Alster in all seiner Widerwärtigkeit einzufangen, fuhr der damals-noch-nicht-Führer eigenhändig mit einer (doppelspännigen) Pferdekutsche von Wien gen Hamburg, stellte dort aber fest, daß er das Abitur immer noch nicht in der Tasche hatte und beschloß aber, eine Deutscharbeit zu schreiben.
AntwortenLöschenLeider bekam er weder mit, daß der Lehrer sich über seine Meldegängertätigkeit im Weltkriege lustig machte ("verwundet werden konnte er lediglich an der Leber"), noch war er in der Lage, die Sprache des arischen Herrenmenschen korrekt auf Papier zu bringen.
Ja, da stauenen Sie, was? Wissen die wenigsten!
Ihr
Axel Stoll
Und wissen Sie was: Ich staune wirklich! Echt! Ich werde hinfort nie mehr erwägen, Herrn Heidemann zu konsultieren.
AntwortenLöschenWow ... ein wirklich aufregender Fund - auch wenn es "nur" eine Schularbeit ist.
AntwortenLöschenAls wir in unserer Wohnung den Boden sanierten (auch über 100 Jahre alt) fanden sich im Schutt unter dem Schiffbrettboden Unmengen an Kleidung und einzelnen (!) Schuhen. War gruselig zu sehen, worauf man da jahrelang herumgelaufen ist ...
Ach, wissen Sie: Es gibt Schlimmeres …
AntwortenLöschenUrgs.
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