Ms. Columbo glaubt manchmal, ich käme aus China.
Das liegt weniger an physiognomischen Auffälligkeiten als an jenem speziellen hessischen Dialekt, der mich noch immer befällt, sobald ich mit meiner Familie telefoniere.
Die wichtigsten Indizien für Ms. Columbos Vermutung eines asiatischen statt Westerwälder Genpools möge folgendes Satzbeispiel illustrieren. Es ist zwar konstruiert, doch oftmals scheint ja im Verdichteten das Allgemeine auf.
Nehmen wir also zur Veranschaulichung den folgenden Fragesatz, zunächst auf Hochdeutsch: „Sag, wo möchtest du denn dein Heu hin haben – auf dieses dickgeschnittene Stück Brot dort?“
Das klingt surreal, zugegeben, und das ist es auch, doch dieses kleine feine Konstrukt wird gleich verdeutlichen, warum Ms. Columbo die Ursachen für meine Liebe zur Pekingente nicht in kulinarischer Weltoffenheit vermutet.
Die soeben formulierte Frage lautet in meinem Dorfdialekt nämlich folgendermaßen – festhalten:
„Ai, wu wolld dau da dai Haa hi ho – off dey digg Dong do?“
Achtmal laut gelesen, und du kriegst Mandelaugen, versprochen. Der Satz klingt nicht nur dank seiner Lust an Einsilbenwörtern mit Auslautvokalen ausgesprochen unhessisch, sondern enthält auch noch phonetische Spezifika, welche die deutsche Sprache eigentlich gar nicht vorsieht.
Normalerweise wird nämlich ein geschlossenes o (wie in „so“ oder „doof“) im Gegensatz zum offenen (wie in „oft“) immer lang ausgesprochen. So ist es auch im letzten Wort unseres Fallbeispiels, „do“: langes o.
Das Wort „Dong“ hingegen besteht eisern darauf, das o geschlossen auszusprechen – und es dennoch derart kurz und schnell wegzupusten, als sei der Teufel hinter ihm her.
In Wahrheit mag ich übrigens Sushi noch lieber als Pekingente.
(Foto: ’n digg Dong.)
Ach du dickes Brot...
AntwortenLöschenAls Gefangener im kurpfälzischen Genpool muss ich fast die Waffen strecken. Hiesige gebräuchliche Begriffe wie "Warasundo" (Hatten Sie denn Sonne im Urlaub?) müssen hier ganz klar zurückstehen. Ich bitte um einen Podcast.
AntwortenLöschenkennste auch "zuggerdonge"?
AntwortenLöschenJoshuatree, ein Podcast wäre, glaube ich, für nichthessische Ohren unzumutbar.
AntwortenLöschenWildgans, das Wort kenne ich selbstverständlich, schriebe es aber „Zoggerdonge“, und zwar mit zwei geschlossenen o.
Westerwälder Genpool? Interessant. Ich hätte das Gebell jetzt in die Wetterau sortiert .... ;)
AntwortenLöschenmulldruffshibbl, mulldruffshibbl, aich gie glaich mo zwiwweln schnibbeln.
AntwortenLöschenSu sull es sei!
Soll ich? Ja, ich soll, for the rest of the world's sake: „Mulldruffshibbl“ sind Maulwurfshügel.
AntwortenLöschenDer Blogersteller scheint mir in einer Art von von Bringschuld zu sein.
AntwortenLöschenIst das dann auch die Gegend, wo die Sunneiprelld?
AntwortenLöschenIch bin auch mit einem Hessen verbunden, allerdings wirkt sich das telefonisch eher harmlos aus:
A:Vorname Nachname.
B:Ai.
A:Un?
B:Aija.