Gestern, an einem kühlen, aber sonnigen Herbsttag, saß ich mittags an der Alster und möfelte mein Pausenbrot, als plötzlich eine Dame von etwa 60 Jahren sich ihrer Kleider entledigte. Darunter trug sie einen dunklen Badeanzug. Sie betrat den Steg, und dann ging sie ein paar Runden schwimmen.
Im Anschluss lief sie – weiterhin im Badeanzug und tropfnass – zehn Minuten lang auf dem Holzsteg hin und her, ehe sie zur Bank neben meiner ging, wo ihre Sachen lagen, und sich abtrocknete.
Ein älteres Rentnerpaar trat herbei und sagte: „Das machen Sie nicht zum ersten Mal, nöch?“ Die Dame bestätigte das lächelnd. „Wie viel Grad hat denn das Wasser?“, lautete die nächste Frage. „Woher soll ich das denn wissen?“, blaffte die Dame stolzvergnügt zurück, ließ sich dann aber doch zu einer Schätzung herab: „Auf jeden Fall unter 15 Grad.“
Das Rentnerpaar trollte sich bewundernd. Und ich alter Kiezianer, der ich wollmützengeschützt an diesem kühlen, aber sonnigen Herbsttag mein Pausenbrot möfelte, fühlte mich plötzlich eins ganz und gar nicht mehr: hartgesotten.
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