Neulich beim Lunch bei meinem Lieblingsgriechen im Mittelweg stach mir das Cover einer dort herumliegenden alten Ausgabe der Zeitschrift „Welt vegan“ ins Auge. Dies vor allem wegen der so irritierenden wie vielversprechenden Schlagzeile „Vegan Vögeln“ (sic!). Was meinte die Redaktion wohl damit?
Zunächst dachte ich an einen peinlichen Rechtschreibfehler und nahm an, in Wahrheit seien „Vegane Vögel“ gemeint, also welche, die auf Mücken und Würmer verzichteten und deshalb aus Sicht des Magazins innerhalb der Gattung der Federtiere besonders förderungswürdig seien. Zumindest mehr als Adler oder Enten, die anscheinend noch nicht so weit sind.
Dann aber dämmerte mir, dass die Schlagzeile „Vegan Vögeln“ lediglich dank der mangelnden Groß-/Kleinschreibungsskills der Redaktion an der Verdeutlichung ihres Sujets scheiterte. Es ging bestimmt nicht um eine der artenreichsten Klassen der Wirbeltiere, sondern um: menschlichen Matratzensport.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen in dieser Situation gegangen wäre, aber ich musste dringend die Zeitschrift zur Hand und den entsprechenden Artikel in Augenschein nehmen. Denn ist nicht veganes Vögeln per se paradox, da doch dabei gewöhnlich ordentliche Fleischportionen involviert sind und manchmal sogar proteinreiche Stoffe inkorporiert werden? Oder meinten die etwa Sex mit Puppen?
Nein, wie sich beim Lesen herausstellte; sondern Kondome, Gleitgel und Sexspielzeuge ohne tierische Inhaltsstoffe. Die Autorin „Einhorn Linda“ (sic!) empfahl zum Beispiel bei der Wahl der Hilfsmittel auf Lederriemen zu verzichten. Ihr Alternativvorschlag: Fahrradschläuche.
Die generelle Voraussetzung aber, um überhaupt in den Infight gehen zu können, stellte Einhorn Linda klar, sei für sie eine vegane Lebensweise. Denn sie könne überhaupt keinen Sex haben, wenn ihr „Gewissen voller Massentierhaltungsszenen“ wäre.
Eine lohnenswerte Lektüre also. Und alles nur wegen eines Rechtschreibfehlers! Nur die olfaktorische Halluzination, die vom Gedanken an Fahrradschläuche ausgeht, würde ich gern wieder los. Am liebsten bald.
PS: Die oben abgebildeten Vögel leben nicht vegan. Trotzdem scheinen sie sehr befriedigenden Sex zu haben, wenn man die alljährlichen Nachwuchsraten betrachtet. Es geht also!