Erinnert sich eigentlich noch jemand an Bücher? Ich meine nicht das, was man zu Weihnachten verschenkt, was in der Amazon-Bestenliste auftaucht und sich bei Thalia zu Bergen türmt.
Sondern das, was man aufschlägt und langsam Seite für Seite von vorne bis hinten in der richtigen Reihenfolge durchliest. Bücher. Diese zusammengehefteten Papierseiten, die mal wichtig waren, so verdammt wichtig. In der Ära vor dem Internet, vor Spiegel online, vor der iTunes-Bibliothek mit zehntausend Songs, vor dem Job, der sich immer tiefer hineingefressen hat in dein Leben, deine Freizeit, deinen Urlaub.
Echte Bücher, zerzaust und gealtert durch echtes Lesen. Ich habe festgestellt, dass ich mich kaum noch daran erinnere, aus all den genannten Gründen. Früher habe ich Bibliotheken verschlungen, wild durcheinander, Hauptsache Buchstaben – von „Perry Rhodan“ bis Dostojewski, von Goethe bis Kerouac, von Dan Shocker bis Nabokov und von Rimbaud über Highsmith bis Brussig.
Und jetzt reicht es Woche für Woche nur noch für die FAS und den Spiegel und ein paar Flackerblicke in Fach- und Konkurrenzzeitschriften. Das musste sich ändern, unbedingt. Und seit heute hat sich das geändert, zumindest ist ein Anfang gemacht.
Heute nämlich hatten Ms. Columbo und ich unsere erste gemeinsame Lesestunde. Wir setzten uns pünktlich um halb 10 hin mit je einem Buch – und lasen. Sonst nichts. Keine Musik nebenbei, kein Mailcheck zwischendurch, kein Film im Hintergrund. Nicht mal das Telefon hat geklingelt, danke schön.
Am kommenden Montag folgt die nächste Lesestunde. Vielleicht gehen wir irgendwann sogar auf zwei pro Woche. Eine neue Ära hat begonnen. Sie ist so was von 20. Jahrhundert.
Aber vielleicht hat sie eine strahlende Zukunft.
Was wurde denn gelesen?
AntwortenLöschenbtw: Vorlesen lassen hat ebenfalls einen hohen Reiz und einen kulturellen Ursprung. Fragen Sie meine Tochter ...
Johnny Cash: Die Autobiografie
AntwortenLöschenMarijane Meaker: Mein Leben mit Pat
Danke.
AntwortenLöschenLesen hat was. Manchmal erspart es einem sogar das Denken.
AntwortenLöschenUnd zusammen lesen die Kommunikation. Ich lese gerade meine leeren Flaschen zusammen.
moinmoin
AntwortenLöschenlieber matt! wenn du mal wieder in hessen bist, mach mal 'nen schlenker nach thüringen. ich zeige dir dann mal unseren bücherwahnsinn. zum teil erheblich zerlesene exemplare - sogar marx, engels und lenin - ja ok die sind (noch) nicht zerlesen.
aber sag mal: plant ihr beiden auch andere lebenswichtige tätigkeiten so penibel wie bücher zu lesen?
mit dem lesen halten wir es wie mit dem poppen: wenn wir zeit und lust haben tun wir's. einfach so. ohne plan. ;)
blondyonly
Jo, Bücher sind Teil meines Lebens. Inzwischen sogar meines Berufslebens. Ich mache Bücher. Bücher von Menschen, die etwas zu schreiben haben, das die Welt lesen soll.
AntwortenLöschenUnd mein eigenes Buch lese ich natürlich vor. Im Rahmen einer auf neudeutsch "Reading Comedy Show".
Ich kann nur empfehlen, mal wieder ein Buch zu lesen, anzufassen, zu beschnuppern und vielleicht sogar mal daran herumzukauen. Schmeckt anders als ein Bildschirm ..... :)
CeKaDo, das stellen wir auch gerade fest.
AntwortenLöschenBlondyonly, wir mussten das Lesen penibel planen; die Gründe dafür stehen im Text. Andere Tätigkeiten folgen hingegen in der Tat anderen Prämissen …
Opa, die von Ihnen geschilderte Art des Lesens ergab sich auch bei uns immer automatisch, seltsam.
Ich kann gar nicht ohne Bücher. Unbedingt auch parallel: Jagoda Marinic "Eigentlich ein Heiratsantrag", Matt Beaumont "Staying alive" - und das sind nur die Bücher, die ich immer am Mann habe.
AntwortenLöschenAuf dem Nachttisch liegt noch "Die Wirklichkeit der Medien", "Für Gott, Vaterland und Coca Cola" (sehr empfehlenswert. Lese ich zum zweiten Mal) und "Lateral thinking" von Edward de Bono.
Aber ich hab auch aktuell weder Miss noch Mrs im Haus. Da kommt man schon mal zu was.
Lesen ist ja Kino für'n Kopf. Die schönste Form also.
AntwortenLöschenWieviel Seiten schafft man in nur einer Stunde, und klingelt nach einer Stunde etwa der Wecker?
Ich finde das überaus unromantisch, aber löblich, dass Sie es überhaupt machen. Bloß: Wo bleibt denn da die Hingabe. Da Sie aber immerhin nicht im Bett liegen, verhalten Sie sich selbst im Sinne meines Lieblingskritikers wahrlich respektvoll dem Autor gegenüber. Nun hoffe ich nur noch, dass Sie nicht etwa den letzten Satz schon lesen, bevor Sie ihn sich verdient haben. Die Tante hält auch das für eine schlimme Sünde. Immerhin hat der Autor sich mächtig Mühe gegeben und der letzte ist mindestens so schwer zu finden wie der erste...
Ich erinnere mich fast täglich ans Lesen. Die gute "ZEIT" wird von mir am Wochenende mit viel Zeit gelesen, fast täglich lese ich in meinem jeweils zu lesendem Buch, meist vor der Arbeit beim Frühstück, wenn ich alleine frühstücke. Ich würde was vermissen, wenn ich kein Buch lesen würde. Ich habe kaum noch Platz für weitere Bücher und überlege gerade, wo und wie ich mein bereits gelesenen Bücher woanders unterbringe. Flohmarkt bringt nichts, außer einen Euro, Ebay auch nicht (nachher verkalkuliere ich mich noch bei den Versandkosten und zahle drauf) und wegschmeißen wäre zu schade.
AntwortenLöschen@matt
AntwortenLöschenich sehe da (also im text) keine gründe, welche ein derartiges vorgehen begründen oder gar erzwingen könnten. ich sehe da nur ausreden und ein (bzw. 2) schlechte(s) gewissen.
blondyonly
Ein Buch lesen. Hmm. Gar nicht so einfach, wie man denkt!
AntwortenLöschenIn Anbetracht der Uhrzeit handelte es sich wohl um eine Spätlese, wenn nicht - im Hinblick auf den Lesestoff - gar um eine Nachlese.
AntwortenLöschenLesen Bildet. Bei Büchern mehr als bei Zeitungen.
AntwortenLöschenDas kommt auf das Buch an. Und auf die Zeitung.
AntwortenLöschenToronto21, solltest du in Hamburg wohnen, dann ist das Antiquariat in der Rathauspassage für Dich eine Option. Die nehmen alles und holen sogar ab. Geld gibt's nicht, aber dafür dient das Ganze einem guten Zweck (http://www.rathauspassage.de/dobrick.cms/fe.php?page=html/1.0_rathauspassage/ziele.html).
AntwortenLöschenKleine Korrektur: Meakers Erinnerungsbuch heißt „Meine Jahre mit Pat“.
AntwortenLöschenramses101, soll ich hier mal eine Aufruf starten, um Sie von den Büchern weg und hin zum Ewigweiblichen zu führen? Sie werden sehen: Das funktioniert.
Amber, ich habe quasi jahrzehntelang vorm Schlafengehen im Bett gelesen und mich somit – wenn ich Ihrer seltsamen Logik folgen wollte – respektlos gegenüber Autoren verhalten. Genau das Gegenteil war der Fall. Nur wem ich höchsten Respekt zolle, liege ich gleichsam zu Füßen. Aber den letzten Satz habe ich niemals vor der Zeit gelesen.
Toronto, Ihre Spitze gegen mich (Versandkosten!) habe ich genau verstanden!
Blondyonly, das Problem ist das Bloggen. Hätte ich das nicht angefangen, würde ich wohl lesen. Die Kunst muss künftig darin bestehen, beides zu verbinden.
dein_koenig, Ihre Aussage kann ich genausowenig goutieren wie ramses. Hitlers „Mein Kampf“ bildet mit Sicherhet weniger als jede beliebige Ausgabe der Süddeutschen Zeitung, wenn Sie mir die kleine Übertreibung gestatten.
also "mein kampf" werde ich mir schon deshalb irgendwann antun, weil victor klemperer und co. so oft darauf verweisen und ich immer darauf bestehe beide seiten zumindest zur kenntnis zu nehmen. im übrigen kenne ich hochgelobte bücher die unmöglich besser sein können als die ergüsse eines adolf hiedler, wer das nicht glaubt lese zum beispiel mal den "regenroman" - grausiges lesen und nur im bett zu ertragen.
AntwortenLöschenblondyonly
Wein lesen beim Fritz Currle am Stintfang.
AntwortenLöschenEinen bekömmlichen Hamburger Roten.
Das hätte doch auch was.
/oldman
Empfehle Matt und allen anderen Musikinteressierten "White Bicycles" von Joe Boyd zur Lektüre: Brillant erzählte und höchst aufschlussreiche Erinnerungen an die Musikszene der 60er Jahre, geschrieben von einem der intelligentesten Zeitzeugen (der sich seinen Verstand durch eine zeituntypische Zurückhaltung beim Drogenkonsum bewahrt hat).
AntwortenLöschenDas ist erschütternd, Matt. Ich erinnere mich noch, wie ich damals zum ersten Mal Ihr Wohnzimmer sah und spontan ausrief: „Das gibt es ja doch!”
AntwortenLöschenBis dahin dachte ich nämlich, daß solcherlei mit Büchern vollgepflasterte Wohnzimmer ausschließlich in bildungsdünkelhaften Filmen vorkämen.
Bei mir gibt es kaum Bücher im Wohnzimmer. Komischerweise muß ich mir aber keine Zeit zum Lesen verordnen.
Momentan gerade, Sie wissen es ja, Norman Mailler.
naja matt teils teils.
AntwortenLöschenMein Kampf ist auf jeden fall das dümmste Buch der Geschichte. Da bildet man sich schon (weiter),sollte man es lesen, vorausgesetzt man bringt die nötige geistige Reife mit.
Manche Artikel in der SZ oder FAZ oder jede andere Zeitung sind nur Schlagzeilen mit Text drumherum.
Für wirkliche Infos braucht man schon fundierte Berichte, Zeitschriften oder halt BÜcher.
Bücher 1 Zeitung 0. hihihihi
ich lese zwar (fast) nur Krimis, aber das - sofern möglich - täglich (nächtlich). Leider wurde DuMonts Kriminalbibliothek nicht weiter geführt, aber da ich alle Bände um die 100) besitze starte ich gerade einen neuen lesemarathon.
AntwortenLöschenGut, dass die ersten Bücher seit vielen Jahren inmeinem Besitz sind.