Kramer und ich wollen unsere Fähigkeiten im Tischtennis wieder reaktivieren, wollen sie aus den Tiefen unserer neuronalen Netze hervorfischen. So etwas verlernt man ja nicht mehr, es ist nur verschüttet. Man muss das Körpergedächtnis wecken.
Entscheidend dafür ist eine Tischtennisplatte, und die haben wir unlängst auf einem Spielplatz in der Nähe der Redaktion entdeckt. Als wir mit Schlägern, Bällen und erwartungsfrohen neuronalen Netzen dort eintreffen, stellt die Platte sich als missbraucht heraus.
Eine Handvoll Erstklässlerinnen schubst darauf einen fußballgroßen Plastikball hin und her, und die Ansage eines der Mädchen („Eins zu null!“) minimiert unsere Hoffnung, in absehbarer Zeit die Spielfläche okkupieren zu können.
Trotzdem warten wir eine Weile, während der Punktestand enervierend langsam fortschreitet. Die Kinder sind offenbar angetan von ihrem öden Spiel. Also beschließen wir, den Spielplatz suchend zu umrunden – in der Hoffnung auf eine weitere, am besten freie Platte, finden aber nichts.
Alles ist da: Rutschbahnen, Drehscheiben, Reifenschaukeln, krakeelende Bälger aller Sprachen und Nationen, doch kein weiteres Rechteck mit aufgespanntem Netz. Wir postieren uns wieder in Plattennähe, um sofort einschreiten zu können, wenn die rücksichtslose Brut für eine Sekunde das Territorium freigeben sollte. „Eins zu null!“, schallt es schon wieder herüber, und wir sacken innerlich zusammen. Sie haben offenbar von vorne angefangen.
Mir wird kurz bewusst, wie die Situation auch missdeutet werden kann. Zwei erwachsene Männer mit deutlichen Alterungserscheinungen lungern an einem Kinderspielplatz herum und beobachten Vorschulmädchen beim elastischen Körperspiel. Ich versuche, möglichst antipädophil dreinzuschauen. Kramer auch.
„Eins zu null!“
Wir geben auf. Im Weggehen passieren wir eine ungefähr Vierjährige. „Du wirst irgendwann unsere Rente bezahlen müssen“, eröffne ich ihr freundlich und bestimmt, doch die Göre heuchelt Unverständnis.
Ein Tag der Niederlagen. Dabei haben wir keinen einzigen Ball geschlagen.
PS: Nein, das Bild hat keinen Bezug zu dieser Geschichte. Aber ich konnte die Kinder ja schlecht fotografieren. Spätestens dann hätte irgendjemand die Polizei gerufen.
Ex cathedra: Die Top 3 der Songs mit Sportbezug
1. „Rummenigge all night long“ von Alain & Denise
2. „Football“ von Iggy Pop
3. „In Zaire“ von Johnny Wakelin
Bei einem mehrmonatigem Praktikum in einem von Dir ausgewählten Hamburger Jugendheim könntest Du sehr schnell wieder an die Tischtennis-Form von damals kommen. Und den Kids nebenbei noch etwas von guter Musik erzählen, und damit diese Interaktion zu beiden Seiten hin produktiv gestalten.
AntwortenLöschen*feix*
Ich darf übrigens darauf hinweisen, daß Tischtennis in diesen Tagen nicht mehr bis 21, sondern nur noch bis zu 11 gewonnenen Bällen pro Satz gezählt wird. Das kommt imho älteren, technisch versierten Spielern gegenüber jüngeren, dynamischeren Kontrahenten sehr entgegen.
Das mit den verkürzten Sätzen habe ich auch schon gehört. Lächerlich!
AntwortenLöschenJa, in geriatrischen Kreisen (so ab 40 ;-) wird diese Kunst oft noch nach alten Regularien zelebriert. Aber gut zu hören, daß Du Dir Aufbaugegner aussuchst. Das ist vernünftig und stärkt das Selbstbewußtsein. Dieser merkwürdige weisse Ball, der ungewollt oder gar willentlich seltsame Richtungen einschlägt ist tatsächlich oft auch sehr schnell, wie ich aus der Erinnerung weiß.
AntwortenLöschenWann ist euer Rückspiel oder gibt es gar keine Revanche?
Rückspiel ist gut – wir haben ja nicht mal eine Partie zustandegekriegt. Erst mal gilt es, eine kinderfreie Tischtennisplatte zu finden, dann werde ich Kramer das Fell über die Ohren ziehen. Oder er mir …
AntwortenLöschenIn jedem Schulhof gibt es Platten. Je nach Medien- und Publikumsinteresse könnten diese spätabends auch a) lichttechnisch durch Energierversorgung durch die Autobatterie illuminiert werden und/oder b) durch die gleiche Energiequelle sogar akustisch Athmosphäre erhalten. Tic-Tac-Toe würden vom Namen her ansatzweise passen, bei den Titeln hast Du sicher spontan bessere Ideen:
AntwortenLöschen;-)
Ich würde nächstes Mal den Franken mitnehmen. Wenn der ein bißchen hungrig guckt, sind die Kids gleich weg.
AntwortenLöschenSie werden lachen: Er war sogar eingeladen, uns Gesellschaft zu leisten. Allerdings missfiel ihm die vorgesehene Rolle, die er spielen sollte: die des Cheerleaders. Dabei würde er sich grotesk großartig machen in Pomponwuscheln. Na ja, er sah das anders.
AntwortenLöschen