Nach einigen Jahren – möglicherweise Anfang der Neunziger – begann ich mich zu wundern, dass dem arbeitsamen Gesellen nie der Strom ausging. Nein, der Taschenrechner kalkulierte, dividierte, zog Wurzeln, ohne je zu klagen oder aus Strommangel das Display abzuschalten.
Nichtsdestoalledem wanderte der EL-230 irgendwann in irgendeine Schublade in irgendeinem Büromöbel. Denn inzwischen war der Personalcomputer der neuste heiße Scheiß, und ich Hipster schaffte mir die erste Windows-Mühle an, einen Victor Vicki, und später einen Macintosh-Performa; Beginn einer langen und glücklichen Apple-Geschichte.
Mit diesen Vielfachkönnern waren natürlich auch einfache Berechnungen locker zu wuppen, und die große Zeit der Taschenrechner neigte sich ihrem Ende zu. Ich klackerte hinfort munter auf Tastaturen herum und vergaß die tapfere alte Sharp-Mähre. Bis gestern: Da räumte Ms. Columbo im Büro auf und aus, und was fiel ihr in die Hände? Der EL-230.
Was damit sei, fragte sie, ob er weg könne. Mit einem nostalgischen Lächeln nahm ich den Taschenrechner in die Hand. Flashbacks aus Abizeiten blitzten vor meinem inneren Auge auf. Dann drückte ich aus Jux und Dollerei einfach mal die On-Taste.
Es erschien eine Null. Der EL-230 meldete sich zurück zum Dienst. Er wartete auf eine Rechenaufgabe.
Ich war baffer als baff. Wie kann das sein bei einem Gerät aus den Achtzigern, bei dem nie, nie, nie die Batterien erneuert wurden? Solarzellen schieden als Erklärung aus, so was war damals noch Science-Fiction, und selbst wenn nicht, so hatte der EL-230 doch den Großteil seines geruhsamen Lebens im seligen Winter-, Sommer-, Herbst- und Frühlingsschlaf in sonnenfernen Schubladen verbracht.
Hatte Sharp im EL-230 vielleicht einen Fusionsreaktor verbaut? Ist er atombetrieben? Oder handelt es sich dabei gar um das erste funktionierende Perpetuum Mobile der Wissenschaftsgeschichte?