Heute wollte mir eine Promoterin zum Abschluss ihrer Mail die Frage stellen: „Oder wie wollen wir das machen?“ Das glaube ich zumindest herausfiltern zu dürfen aus der Zeile, die wirklich da stand:
„Doer wie wollen wir das amchen?“
Das zugegeben leicht bäurisch wirkende Verb „amchen“ hat einen scheuen Charme, der viel zu selten gewürdigt wird – ebenso wie die schlichte Überzeugungskraft meines Obst- und Gemüsehändlers Thorsten.
Natürlich hätte er alle möglichen Argumente sammeln und kommunizieren können, die seine Orangen zum Must-have geamcht hätten. Aber einfach „Lecker“, ohne Ausrufezeichen: Killer!
Gekauft habe ich trotzdem Rauke, Feldsalat und eine Avocado.
Thorsten, das ist doch der mit den verschimmelten Avocados?
AntwortenLöschenDas Killerwort "lecker" (besonders - wie abgebildet - auf dem Strich) hat nicht nur für Süddeutsche erhebliches Abschreckungspotential. So etwas würde ich z.B. nie in den Mund nehmen.
Nichts, überhaupt nichts gegen Thorsten! Jeder Gemüsehändler muss abends aussortieren – zumindest wenn er ein guter ist wie er.
AntwortenLöschenDie Strichkonnotation ist mir mal wieder nicht aufgefallen. Danke fürs mit der Nase draufstoßen!
@ Opa: Was sagen denn die Süddeutschen dazu? Dass den Schweizern unsere "leckere Feinkost" ein Graus ist, war mir bekannt, aber wie sagen Sie denn zu lecker? Hier bei mir (auch im Süden) ist mir noch keine derartige Phobie aufgefallen.
AntwortenLöschenIch kann natürlich nicht für DIE Süddeutschen sprechen, nicht einmal für DIE Allgäuer. "Lecker" würde jedenfalls keiner meiner Freude oder Bekannten sagen. Wenn es schmeckt, schweigt man halt.
AntwortenLöschenMeine Nichte, die mich bekocht, erhielt z.B. (nicht von mir) auf ihre entsprechende Nachfrage als Antwort:
"Ist doch egal, wie's schmeckt - Hauptsache, der Ranzen spannt..."
Die Schweizer haben "währschaft" im Angebot - für Deftiges, das offenbar gleichzeitig die Abwehrkraft des Eidgenossen stärkt.(natürlich ist Gewähr (für Qualität/Sättigung) die Mutter, nicht das Gewehr)
AntwortenLöschenGluschtig ist eine andere Version, die zeigt, dass dort wirkliche Geniesser zuhause sind.
"Lecker" ist für mich immer ein Warnzeichen. Lecker finden heisst,nix Gutes gewohnt sein.
@ Matt:
AntwortenLöschenWie sollte es auch, in dieser Gegend ...
@Grenzgänger: Das ist ja Blödsinn. Ich bin mit Gutem auf- und weitergewachsen und finde ausschließlich Gutes auch lecker.
AntwortenLöschenLecker ist, von mir aus: norddeutsch, aber dort eben eine ganz normale, spontane und in der Regel ehrliche Geschmacksäußerung. Mit der Rafinesse des Dargebotenen hat das nüscht zu tun.
(Zu Werbezwecken würde ich aber in der tat darauf verzichten, denn was ist dann mit all dem guten Zeugs, das ohne "lecker" auskommen muss?)
"Lecker" ist einfach lecker, das sagen auch die Saarländer.
AntwortenLöschenUnd das ganz ohne Hintergedanken...
Lecker funktioniert einfach.
AntwortenLöschenSogar mit Strom. Und dabei ist Strom einfach nicht "lecker".
"Leckerli" auch nicht.
Na ja.
... und sind das nicht Mandarinen aus Argentinien?
AntwortenLöschenÓla e ciao, Stefano
Wenn ich mir die Früchte genauer betrachte: ja, Mandarinen. Peinlich.
AntwortenLöschenBei uns in Harburch sacht man:
AntwortenLöschenRund und satt, schön is datt - Amen!
Meine Damen und Herrn,
AntwortenLöschendie Kultur, auch die der Sprache, hat sich von Süden nach Norden ausgebreitet - nicht umgekehrt.
Gerade ein Ramses weiß das natürlich sehr genau.
Der Ausdruck lecker ist sehr wahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Bonifatius, unser Abgesandter, nach der Herstellung von Anmachholz bei Ihnen im Suppentopf landete.
(Auch wenn es seinerzeit eine Eiche war, die fallen musste)
Herr Heintzer, Ihr „Rund und satt, schön is datt“ ist eine wunderbare Ergänzung zu Opas Lebensweisheit „Hauptsache, der Ranzen spannt". Ich muss schon sagen: Ohne dieses Blog wäre ich erheblich dümmer als eh schon.
AntwortenLöschenDer Ausruf „lecker!“ – um die Diskussion abzukürzen – ist und bleibt ein spontaner emotional getriebener Ausruf und ist insofern unantastbar, ganz unabhängig von seiner Ethymologie oder gar Geografie. Das war dazu das letzte Wort, meine Damen und Herren.