28 April 2007

Auf nach Sachsen

Morgen geht es auf Kurzurlaub nach Dresden, und ich schwöre Ms. Columbo auf die Reise ein. „Wir müssen versuchen“, führe ich aus, „nicht über diese Menschen und ihre Sprache zu lachen. Wir müssen versuchen, uns auf den semantischen Kern ihrer Aussagen zu konzentrieren.“

Ms. Columbo ist grundsätzlich einverstanden, bringt aber eine Korrektur an. „Wir müssen vor allem versuchen“, sagt sie, „den semantischen Kern ihrer Aussagen zu verstehen.“ Ich nicke. Es ist ein Experiment. Neuland, Terra incognita. Sachsen eben.

Als Rüstzeug hole ich mir noch eine Kiezvolldusche in der Domschänke, wo die Zementierung des ersten Tabellenplatzes von St. Pauli (3:0 gegen Ahlen!) zünftig begangen wird. Während den Fans dank der Kombination aus Euphorie und Astra zunehmend die Gesichtszüge entgleisen, sind jene der zwei Domschänkenxanthippen wie in Beton gegossen.

Anders können die beiden solche Abende auch nicht überstehen. Und um die fragwürdige Statik des abgebildeten Bierturms mental zu ertragen, hilft nur genau jene Stoik, über die sie im Übermaß verfügen.

Der Astraturm brach übrigens den ganzen Abend über nicht zusammen, was man von einigen St.Pauli-Fans nicht unbedingt behaupten kann.

So, jetzt auf nach Sachsen. Haben die da überhaupt schon WLAN? Oder Strom?

6 Kommentare:

  1. Bin mal sehr gespannt, was Sie so zu berichten haben.
    Denn Ende Juni werde auch ich auf eine Expedition in den östlichsten Osten Deutschlands geschickt (und das, wo ich in Rufweite des Selfkant wohne). Problem #1: ich kriege keinen direkten Hinflug. *seufz*

    Ich wünsche viel Spaß zwischen Frauenkirche und gläserner Manufaktur!

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  2. Lieber Matt, mach dir über Wlan und Strom keine Gedanken. Dank üppiger Solidaritätszuschläge, die ja per Gesetz noch mindestens bis 2019 (oder war es 2029?) fließen sollen, sind die Ossis fully equiped, wie ich in solchen Fällen immer zu sagen pflege (man möge mir diesen Anglizismus verzeihen).

    Erst Donnerstag gab es auf Plusminus eine Sendung über den Ausbau der Binnengewässer, die im Osten perfekt ausgebaut sind und auch noch perfekter ausgebaut werden, wobei die so gut wie kaum genutzt werden. Aber die Rahmenbedingungen sind da. Ich denke, mit Strom und Wlan ist es nicht anders. Wahrscheinlich haben die sogar schon die nächste Generation nach DSL, von der wir hier im Westen noch gar nichts wissen und dank Hartz IV bleibt sie aber ungenutzt, weil viele sich die Flatrate nicht leisten können. Ich weiß, ich klinge sarkastisch und gehässig, aber als erklärter Gegner des Solis muss ich irgendwann andere Geschütze auffahren, damit diese Alimentierung endlich ein Ende hat.

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  3. Lieber Matt,
    bitte unterstützen Sie mich in meiner "Kampagne" gegen die Frauenkirche - indem Sie diese NICHT besuchen. Wer den Soli so dringend braucht, kann auf eine weitere Kirche wohl erstmal verzichten. Oder kaufen Sie ihren Kindern ein zweites, schickeres Fahrrad, wenn es sich nur oft genug beleidigt auf den Boden wirft? Wie Stefan richtig anmerkte, schmeißt der durchschnittliche Ossi mit "unseren" Soli-Geldern nur so um sich, um gleich darauf das beleidigte Gesicht aufzusetzen und zu jammern. Wohlgemerkt - die Hände dabei in der Hosentasche. Um allen empörten Lesern vorzugreifen - ich bin selbst im Osten geboren und weiß worüber ich schreibe.

    Ich persönlich finde Dresden ja total überbewertet. Neben dem furchtbaren Dialekt erlebe ich die Menschen als mürrisch, lächerlich, komisch und langweilig. Da bin ich gespannt, welchen semantischen Kern Sie herausfiltern können. Selbst bei größter Mühe war meine Ausbeute bisher nur mangelhaft.

    Mit dem W-Lan sollten Sie verhalten pessimistisch bleiben - ich bin in Dresden aus einem Café geflogen, weil ich vorhatte, dort für 2-3 Stunden ungestört zu arbeiten. Bei meiner Frage nach einem W-Lan Netz sah man mich erst an, als hätte ich Erich Honecker getötet - dann bat man mich, es doch lieber ganz woanders zu versuchen. Auch via UMTS war ich nicht mehr willkommen. Vielleicht lag es auch daran, daß ich arbeiten und nicht jammernd in die Fraunkirche gehen wollte.

    Viel Glück - bitte berichten Sie.

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  4. Das ist ungerecht! Unseren mühsam aus Schnapsgläsern und Tabletts errichteteten Konkurrenz-Turm hat Xanthippe 2 einfach so abgeräumt - selbstverständlich kommentar-, emotions- und humorlos.

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  5. Das war offenbar ihre Art zu zeigen, dass sie den Astraturm für weit gelungener hielt. Und zumindest gewagter war er auch.

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  6. Schon interessant wie wenig „westdeutsche Schwestern und Brüder“ eigentlich über unsere Republik und regionale Besonderheiten wissen. Offensichtlich haben diese netten Zeitgeiste vergessen (ich möchte hier nicht nach deren Alter fragen), dass es 19 Jahre nach dem Fall der Mauer andere Probleme in Deutschland gibt, als irgendwelche Neiddebatten oder unqualifizierte Blogs über WLan- bzw. Stromverfügbarkeit oder deren Nutzung zu führen! Der Soli wird auch im Osten vom Lohn/ Gehalt abgezogen und die Menschen arbeiten dort auch und sicherlich unter bzw. zu anderen Bedingungen als in vielen westdeutschen Unternehmen. Und übrigens Freundlichkeit ist auch nicht gerade eine Stärke von vielen westdeutschen Mitmenschen! Also wieder Mal runterkommen und lieber die waren Probleme benennen und anpacken. Freundliche Grüße aus Thüringen in den Rest der Welt :-)

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