01 April 2007

Marilyn

Vorm Edeka-Markt stellt sich ein kleines Mädchen auf die Lüftungschlitze an der Hauswand, lässt sich das Röckchen von der Abluft hochpusten und schleckt dazu ein Eis.

Ich grinse popkulturhistorisch und sehe, wie eine Frau in meinem Alter, die gerade ihr Fahrrad abschließt, ebenfalls grinst, und zwar genauso. „Marilyn“, sagen wir synchron – und grinsen noch breiter.

Das Mädchen ist zu jung, um irgendetwas zu wissen von der überzeitlichen Wucht seines ikonografischen Verhaltens; es fragt sich bestimmt, warum zwei fremde Erwachsene sich wissend angrinsen, darum geht es lieber weg, die Sache ist ihm unheimlich.

Auch wenn es dageblieben wäre, hätte ich es natürlich nicht fotografiert; die Zeiten sind nicht danach, als Erwachsener kleine Mädchen zu fotografieren, deren Röckchen gerade hochgepustet werden. Deshalb gibt es an dieser Stelle nur ein Stilleben der verwaisten Lüftung.

Marilyn muss (und kann) man sich einfach dazudenken. Immerhin liegt sogar ihr Eisbecher noch da.

4 Kommentare:

  1. Wer weiß, vielleicht wird dieses Mädchen eines Tages eine neue Kultfigur - genau so mystisch wie Marylin - und Du warst Zeuge eines kurzen Preview in ihre Zukunft. Aber voraussichtlich bleibt sie in der Menge verschwunden. Die Zeiten sind schlecht für mystische Kultfiguren.
    Ich hoffe, sie hat ihr Eis aufessen können, bevor Euer Lachen sie weggescheucht hat?

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  2. Hey, das Mädchen war ein St.Pauli-Kind! Es hat schon ganz andere Situationen überstanden, ohne sein Eis aufgeben zu müssen.

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  3. Mit Hinblick auf den zurückgelassenen EIsbecher könnte man diesen Beitrag mit "Ziviler Ungehorsam 2007" verbinden können.

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  4. Matt, was bin ich froh, daß Sie es nicht photographiert haben. Ansonsten wären Sie nämlich schon in der neuen Schäuble-Reloaded-Super-Datenbank. Und wie Sie ja sicher wissen, wird dort auch das Umfeld der möglichen Kinderschänder und Terroristen gespeichert. Und dann wäre ich auch schon polizei- und geheimdienstlich bekannt. Und wie Sie ja wissen, stört das doch sehr bei meinem Tun.

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