08 April 2007

Bei den Osterfeuern

Was ist bloß so interessant daran, der zerstückelten Leiche eines Baumes dabei zuzusehen, wie sie ihre zeitlebens mühsam akkumulierte Energie in Form von Licht und Hitze vergleichsweise schlagartig wieder abgibt?

Keine Ahnung, doch auch wir entern an der Reeperbahn bei einbrechender Dunkelheit den überfüllten 36er-Bus, um unten an der Elbe die Osterfeuer brennen zu sehen.

Der Wind bläst von Westen her, wo jenes Meer liegt, das uns eines Tages alle überfluten wird, und deshalb riechen wir die Feuer, lange bevor wir sie sehen. Ironischerweise fördern die sinnlosen Osterfeuer genau jenen Effekt, der einst das Meer dazu bewegen wird, uns alle zu überfluten, doch heute Abend ist es noch nicht so weit.

Und als wir vor den Feuern stehen, lodert sogleich die archaische Faszination des Flammenstarrens wieder auf; sie muss uns ganz tief in den Genen liegen, und wahrscheinlich würden wir aus den gleichen Gründen auch problemlos den Geschmack eines Mammuts wiedererkennen.

Es ist heiß an den Feuern, doch der Wind, der von Westen her weht, ist kalt und böse, und statt uns in irgendeiner der Strandkneipen von innen her mit flüssiger Wärme auszukleiden, steigen wir wieder in den Bus, fahren nach Hause und legen einen Horrorfilm auf, den wir aus mehreren Gründen nach der Hälfte abbrechen.

6 Kommentare:

  1. Dieses Jahr war es irgendwie nur der halbe Spaß. Östlich vom Feuer wäre es warm gewesen, da wäre man aber binnen kürztester Zeit an Rauchvergiftung gestorben. Westlich vom Feuer war es kalt und zugig, zumal der Westwind die Wärme nach Osten getragen hat. Aber da konnte man ja nicht stehen. Siehe oben. Selten an einem Osterfeuer so geschlottert wie dieses Jahr. Dafür roch ich nur sehr dezent nach Rauch.

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  2. tach
    also das mit dem zusammenhang zwischen holzfeuer und meeresspiegelanstieg solltest du dir nochmal erklären lassen (von jemandem der es besser weiss als du ;)). der bus zum und vom feuer und der fernseher haben ganz sicher mehr zur erderwärmung beigetragen als die knäckerchen.

    gruss
    blondyonly

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  3. Kleinvieh macht auch Mist, so hab ich's gelernt!

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  4. ja - aber man hat auch so viel falsches gelernt - oder? zum beispiel was man als kind alles nich essen darf - die roten beeren der eibe sind nicht giftig! sondern der rest des baumes.
    wenn man das holz dauerhaft als CO2-speicher nutzen will muss man es vor verbrennung UND vor verrottung schützen und das geht halt schlecht.
    wie gesagt da gibts ne menge zu wissen!

    blondyonly

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  5. Du wirst zugeben, dass es durchaus darauf ankommt, in welchem Zeitraum das gespeicherte CO2 wieder freigesetzt wird, oder? Es ist ein Unterschied, ob du den Amazonaswald innerhalb eines Jahres abfackelst oder ihm 1000 Jahre Zeit zum Verrotten gibst.

    Ansonsten hast du natürlich völlig Recht.

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  6. ich hoffe doch nicht, dasz die hamburger osterfeuer mit tropenholz betrieben wurden! ;)
    also von so einem nadelbaum ist nach 4-5 jahren tot im wald liegen nicht mehr viel übrig und das ist ja in geologischen maszstäben praktisch genauso schnell wie verbrennung. fossile brennstoffe dagegen haben sich vor zig mio. jahren (braunkohle ca. 65mio.jahre) über tausende von jahren in den heutigen lagerstätten gebildet und werden seit ca.100 jahren (geologisch gesehen - quasi auf einen schlag) buchstäblich verheizt. und wo auf der welt findet man zukünftige lagestätten fossiler brennstoffe in denen sich die sonnenenergie von heute sammeln könnte?

    blondyonly

    PS: nicht umsonst wird holzbefeuerter heizung eine CO2-bilanz nahe null zugeschrieben
    -> siehe auch stichwort biodiesel & co.

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