Wir landen in der Bar 20up im Empire Riverside Hotel (Foto). Dort, in majestätischen 60 Metern Höhe, ist der Ausblick auf den Hafen dank der gigantischen Panoramafenster so unfassbar glorios, dass sich quasi jedes Pixel des optischen Eindrucks exponentiell in den Getränkepreisen niederschlägt.
Für ein Viertel Grauburgunder berappt man hier zehn Euro, ein Preis, der sich nur durch beständiges Hinuntergucken auf den Hafen halbwegs amortisiert. Doch das tue ich natürlich nicht, wo ich doch eine taufrisch berühmte Buchautorin als Tischgast habe.
Danach verschlägt es uns in die Ritze. Sie liegt 60 Höhenmeter tiefer an der Reeperbahn, und selbstverständlich erwarten wir dort ein adäquat abgesenktes Preisniveau von zwar nicht einem 60-stel des 20up, aber doch ein erheblich niedrigeres. Für die zwei Piccolofläschchen Durchschnitts-Pinot-Grigio möchte die zentimeterdick beschminkte Wirtin Inge allerdings gloriose neun Euro pro Stück, so dass wir mit Trinkgeld exakt auf dem Riverside-Niveau landen.
Der entscheidende Unterschied liegt im Ausblick: Statt majestätischer Kreuzfahrtschiffe im Trockendock präsentiert sich uns ein Fernseher, auf dem DSF läuft, und eine Polaroidgalerie mit Autogrammen von Lisa Fitz und Jan Fedder.
Ein Grund zu gehen, zumal die im Wesentlichen von Schminke zusammengehaltene Wirtin den Stones-Song „Brown Sugar“ derart aufdreht, dass an eloquente Plaudereien nicht mehr zu denken ist.
Allerdings hatte dafür auch schon der Wein gesorgt – zumindest bei Frau Vey, deren taufrischer Ruhm sich noch ganz und gar nicht in exponentiell wachsender Trinkfestigkeit niedergeschlagen hat.