21 März 2010

Im Pott, Tag 2: Zwischen Prinz und Papst

Unsere Zimmernummer im Maritim Hotel ist die 1109, aber wir sind zum Glück nicht abergläubisch, außerdem ist es erst März und nicht September.

Im Frühstücksraum treffen wir die Kickerinnen des 1. FFC Frankfurt, darunter die beste deutsche Fußballerin aller Zeiten, Birgit Prinz (übrigens mit großer Sicherheit eine gute Freundin von Hoteldirektor Chytra). Zufällig stehen wir gemeinsam an den Saftspendern, als ein älterer Herr ihr jovial die Schulter tätschelt und sagt: „Na, habt ihr eine Chance in Duisburg?“

Birgit Prinz würdigt ihn keines Augenwinkelblickes, sondern mustert weiterhin starr den Grapefruithahn und knurrt: „Keine. Aber die nutzen wir.“ Birgit Prinz kennt Spontisprüche! Es ist wirklich ein Wochenende voller Überraschungen.

Eher erwartbar verläuft dagegen unsere Besichtigung der Schalker Veltins-Arena. Der Stadionführer heißt Wolfgang Danzer und ist ein eloquenter Witzbold, vor allem, wenn es um den großen Revierrivalen Dortmund geht, den hier auf Schalke jeder nur Lüdenscheid-Nord nennt.

Danzer erklärt uns, wie der Rasen unterm Stadion rausgeschafft wird. „Das ist noch nie schiefgegangen“, sagt er. „Und wenn mal was schiefgeht, dann holen wir die Schwarz-Gelben zum Schieben.“ Wir lachen – und das müssen wir auch tunlichst tun, schließlich sind wir alle vorher mit einem Schalke-04-Fanschal ausstaffiert worden, sogar Ms. Columbo.

Je nach Gegner, erläutert Danzer derweil das Konzept der VIP-Lounge, in die wir gerade vorgestoßen sind, gibt es unterschiedliche kulinarische Angebote, zum Beispiel Maultaschen, wenn die Stuttgarter kommen. „Für die Schwarz-Gelben“, juchzt er, „natürlich nur Wasser und Brot!“

Dann geht’s runter in die Kabinen. Dort gibt es neben Pissoirs (visioniere kurz Kuranyi, wie er strullend davorsteht, kann das Bild aber rasch wieder verdrängen) auch eine vollfunktionsfähige Kapelle, damit sich vor allem Brasilianer wie Bordon vorm Spiel ordnungsgemäß bekreuzigen können. Schalke vermietet den Raum zudem für Hochzeiten und Taufen, und das wird jährlich hundertfach genutzt, obwohl das Ehrenmitglied des Vereins, zu dessen Wohlgefallen man in der Veltins-Arena einst diese merkwürdige Kapellenidee umsetzte, längst unfreiwillig austrat: Papst Johannes Paul II.

Danach brechen wir auf nach Essen zur Zeche Zollverein, ein stillgelegtes Kohlebergwerk, das zum Weltkulturerbe erklärt wurde – „wie die Pyramiden von Giseh oder das Taj Mahal“, erklärt der Zechenführer so lapidar wie latent prallstolz. Von ihm lerne ich auch ein neues Wort. Es bezeichnet die Metallkonstruktion über dem Zechengebäude und heißt „Doppelbockvollwandstrebengerüst“.

Ich schwöre, er hat es ohne jeden Deppenbindestrich ausgesprochen, und allein dafür könnte ich das ganze Ruhrgebiet knutschen.

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6 Kommentare:

  1. Zett said....

    Hab´gerade mal bei ebay nachgesehen, ein Angebot Fan Schal Schalke, ein Gebot : ein Euro.

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  2. Wichtig ist, was am Ende hinten rauskommt, das wusste schon Altkanzler und Lauternfan Helmut Kohl.

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  3. Ich hoffe sie kommen auch noch nach Dortmund und können sich von dem ganzen Mist den die Gelsenkirchener so von sich geben erholen. Genießen Sie auch unbedingt einen Innenstadtbummel durch Gelsenkirchen. Mehr Hässlichkeit ist höchstens noch im Osten Deutschlands zu finden.

    In dem Sinne..

    A.Nonym

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  4. Den Dortmund-Besuch muss ich aufs nächste Mal verschieben. Ist denn die Innenstadt dort von größerem Liebreiz?

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  5. Aber sicher. Allerdings sollten Sie mit dem Auto anreisen, da der Hauptbahnhof wie soviele hier in der Region doch eher durch Mittelmässigkeit glänzt.

    Mit besten Wünschen,

    A.Nonym

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  6. Ich werde mir keinesfalls ein Auto anschaffen, nur damit Dortmund bei mir besser wegkommt … ;-)

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