18 Mai 2009

Kulturelle Unterschiede beim Aussichherausgehen

Bei einer Stadtführung durch Würzburg gerieten wir in die Fänge mehrerer sogenannter Originale: eine gewisse „Marktbärbel“, ein „Schorsch“ und ein „Karl“ (Foto).

Bereits frühmorgens fütterten sie uns mit pforztrockenen Bratwürsten und reichten dazu reichlich Frankenwein. Zudem erlaubte uns das Trio tiefe Einblicke in die fränkische Seele.

„Der Frang-ge an sich“, psychologisierte zum Beispiel der Karl, „geht scho aus sich raus – abber mehr so nach inne.“


Auch dem dort wild grassierenden Katholizismus standen die Drei überraschend pragmatisch gegenüber. „Die war Nonne“, gluggste der Schorsch über eine historische Würzburgerin, „unn zwar scho inner dridde Generadsion …“

Als ich diese Schnurren heute im Büro dem Exilfranken erzählte, lachte er sich fast einen Kropf. Wir sind also – wie man aus der letzten Bemerkung mühelos rückschließen kann – wieder zurück auf St. Pauli.

„Willkommen zu Hause!“, juchzte Ms. Columbo freudestrahlend, als wir vor unserer Haustür eine eben erst eingetrocknete Kotzpfütze vom Wochenende entdeckten. Home, schiet home …

Drunten im Frankenland haben wir solchen Straßenschmuck hingegen nirgends gesehen. Nicht mal ein Autokennzeichen mit der naheliegendsten aller Kombinationen: „WÜ-RG“.

Das ist eben der Hauptunterschied zwischen dem Kiez und Würzburg: Hier geht man zwar auch gern aus sich heraus, aber mehr so nach außen.



10 Kommentare:

  1. Mir scheint, der Franke ist ein stets ein kleiner Philosoph!

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  2. staun über deine schreibkompeddenzen. so den gekonnten kreis ziehen mit den körperflüssigheiten und dem nicht gesehenen autokennzeichen- superb.
    gruß von einer frranggenfrreundin

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  3. Mein Lieblingsdialog aus dem fränkischen bleibt der zweier Mütter über das Kind, "wo" am Kühlfach hantiert: "Derf des des?" - "Des derf des!" - "Des des des derft."

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  4. „Der Frang-ge an sich“, psychologisierte zum Beispiel der Karl, „geht scho aus sich raus – abber mehr so nach inne.“

    Das geht mir auch so mit meinem nördlichen Naturell - Grüße an Karl !
    Manch einer kann sich eben auch nach innen outen.

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  5. GP, zumindest ich kenne einen Franken, auf den die Berufsbezeichnung „Philosoph“ in erheblichem Maße NICHT zutrifft.

    Wildgans, wahrscheinlich meinen Sie „Schreibgombeddensen“, nicht wahr?

    Sehr schön, Schlenzalot, dieser Dialog ist außerordentlich sprechend.

    „Nach innen outen“ – warum fällt mir so was nie ein? Danke, Olaf.

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  6. Gerne doch, Herr Matt.

    Da fällt mir aus irgendeinem unerfindlichen Grund die phlegmatische Gelassenheit des melancholischen Geistesmenschen ein.
    Das ist nicht von mir erfunden - aber eine großartige Beschreibung eines nicht unbedingt unangenehmen Zustandes.

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  7. glassigger aus der unterfrängisch'n metzgerei:

    "didda, dei dadaa is da!"

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  8. Als Ex-Wuerzburger und Wahlmuenchner empfehle ich einen Besuch bei www.pelzig.de.
    Der Mainfranke an sich findet sich hier wieder... in der Perfektion der Form die Olaf oben beschreibt...

    ..und ja, Autos mit WÜ-RG... gibt es durchaus

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  9. Ja, der Herr Pelzisch. Immer wieder und ständig zu empfehlen. Einer meiner Favoriten aus der Branche.
    Im Moment ganz vorne: Werner Koczwara und sein Stuttgarter in New York (guckst Du bei YouTube).

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