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14 September 2008
Kann mir keine Melone kaufen!
Wie wir alle wissen, spielten sich die Beatles Anfang der 60er auf dem Kiez den Podex ab. Dabei wurden sie unglaublich gut – und anschließend zur erfolgreichsten Band aller Zeiten; die Zukunft eingeschlossen, wie mir Ms. Columbos Glaskugel soeben bestätigt hat.
Trotzdem gab es im dröseligen Hamburg nie offizielle Gedenkstätten, die an diese Weltsensation erinnerten. Japanische Touristen oder zugereiste Blogger mussten sich mit privaten Publikationen bewaffnet mühsam von Wirkungsstätte zu Wirkungsstätte hangeln.
Und dabei hätte es jetzt auch bleiben sollen. Denn wenn es eine Stadt 48 Jahre lang nicht schafft, den Ruhm der größten Band der Welt touristisch zu nutzen, sollte sie besser für immer schweigen.
Gleichwohl haben wir hier seit Mittwoch einen Beatles-Platz, zwischen Reeperbahn und Großer Freiheit, im Angesicht des Stripschuppens Susis Showbar. Von dort sieht man nun eine kreisrunde Fläche aus dunklem Belag, die an eine Schallplatte gemahnen soll. Darauf stehen fünf Schattenumrisse aus geformten Metallbändern: die vier Beatles und – etwas abseits – der arme Stuart Sutcliffe, der die Band 1960 verlassen hatte und zwei Jahre später in Hamburg einer Hirnblutung anheim fiel.
Wie auch immer: Das Ganze ist ein schmuckloses, geradezu ärmliches Arrangement, zumindest im schonungslosen Licht eines strahlenden Septembertages. Es wirkt hingeschlurt und billig. Man kann es nicht mal richtig fotografieren.
Wie ungemein liebevoll die Stadt an das Projekt ranging, zeigt nicht nur seine betrübliche Schlichtheit, sondern auch die Sorgfalt seiner Ausgestaltung. In die runde Grundform sind Songtitel der Beatles eingelassen, aber man ließ die Inschriften leider nicht Korrektur lesen, dafür war wohl kein Geld mehr da. Denn jetzt fehlt „Sgt. Pepper’s“ für immer sein angestammtes und grammatisch unabdingbares Apostroph:
Und der bedauernswerte Song „Can’t buy me love“ büßte auf dem Weg zum Beatles-Platz ein Leerzeichen ein und endet jetzt auf „melove“. Oder liegt der Tippfehler ganz woanders, nämlich beim v? Vielleicht gibt es ja einen mir unbekannten Beatles-Song, der von einer Kürbisfrucht handelt („Can’t buy a melon“), und statt eines Leerzeichens hat die Stadt den unbestimmten Artikel vergessen, dafür aber hinten ein e zu viel angehängt?
Man weiß es nicht. Man weiß nur eins: Millionen von Touristen und Kiezbesuchern werden künftig feststellen, dass man in Hamburg, wo die Beatles zur größten Band der Welt wurden, nicht mal ihre Songtitel fehlerfrei buchstabieren kann.
Kann hier eigentlich jemand gut mit einem Winkelschleifer umgehen?
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Hier hier.
AntwortenLöschenEs empfiehlt sich wohl eher eher ein Trennschneider aber damit kriegt man auch bloß die alten Lettern weg und keine neuen hin.
Aber wenn ich mir die Bilder so anschaue, scheinen mir sowieso die notwendigen Dehnungsfugen sowie eine vernünftige Oberflächenversiegelung zu fehlen. Insofern dürfte sich das Problem nach dem ersten größerem Frost wohl von selbst erledigen.
Glück auf! :–)
Melodie, Ode, One, Loden, Dove, ... mir fällt auch nix Gescheites dazu ein.
Und ich habe mich am Wochenende des Alstervergnügens gefragt, warum an der Ecke Reeperbahn/Große Freiheit Bauzäune, Mannschaftswagen der Polizei und Gedrängel herrschte. Ich fühlte mich schon fast in die 80er versetzt ('89 war im Kindergarten halt extrem viel los!).
AntwortenLöschenAber als ich am Mittwoch auf Radio HH während der Arbeit nahezu alle gefühlten 5 Sekunden mit einem 5 Minuten Report dran erinnert wurde, dass es sich um ein Beatles-Denkmal handelt, vor 7 Jahren angeregt von Stef(ph)an Heller, finanziert mit 275.000EUR Steuergeldern (jap, nach einer Endlosschleife brennen sich solche Nichtigkeiten einfach in die Membran ein), war ich doch leicht enttäuscht.
Und die von Ihnen aufgeführten Fehler und Schlampereien sind wirklich nicht zu verantworten.
Darauf erstmal n Schnaps!
nilsdiemaus, das ist zweifellos eine adäquate Reaktion. Prost!
AntwortenLöschenCorax, Sie machen mir Hoffnung. Möge der Winter hart und grimmig werden.
Assoziationen aus Nordbaden:
AntwortenLöschena) Hamburg wollte nicht nur Lennon noch einmal erschießen.
b) "Can´t buy me love" passt halt nicht aus Konsumentensicht auf die Reeperbahn.
c) Kickboxer im Anfängertraining machen sich mit Tritten schon vor dem Winter über diese komischen Figuren her.
d) Ich glaube das alles nicht.
e) "Why don´t we do it in the Road?"
Fragen Sie mich nicht warum, aber ich muß gerade an das vorweihnachtliche Plätzchenausstechen in Mutters Küche denken.
AntwortenLöschenAber tatsächlich liegt die Vermutung nahe, das sich diese stein- und metallgewordene Peinlichkeit aus schon erwähnten Gründen in Wohlgefallen auflöst.
Naja, im Grunde eine gute Sache, die Idee, die ausfuehrung dann eher bescheiden.
AntwortenLöschenDas sie Herr Wagner nun auch noch mit dem Trennschleifer kommen, bringt bestimmt einige Leute auf die Idee die Figuren abzutrennen um damit, ja die Weihnachtszeit naht, uebergrosse Plaetzchen zur Adventszeit auszustechen und zu backen. Herr Wagner, was haben Sie nur manchmal fuer Einfaelle
joshuatree, Ihre zweite Assoziation finde ich besonders amüsant.
AntwortenLöschenJa, HerrUnbekannt, man könnte mit diesen Formen in der Tat lebensgroße Beatles-Plätzchen ausstechen. Gar keine schlechte Idee. Trotzdem sollten Sie stehen bleiben, Herr aquiiinla; der Trennschleifer schwebte mir eher als eine Art Korrekturstift vor, mit dessen Hilfe kundige Hände die in Stein gemeißelten Schreibfehler verbessert werden könnten.
Doch wie ich höre, könnte das Wetter höchststelbst das alles erledigen. Warten wir’s ab.
okay, da Beatles nur mal wirklich Old School sind, kein Winkelschleifer - sondern Hammer und Meißel. Da können wir alle mit umgehen.
AntwortenLöschenIch sah neulich ein Foto der Figuren bei Nacht. In der Dunkelheit werden sie (ansatzweise) hübsch von unten geleuchtet und gewinnen ein wenig an Fotogenität.
AntwortenLöschenSie sehen zwar immer noch aus wie riesige Plätzchenformen - aber immerhin wie beleuchtete.
Das war am letzten Donnerstag gegen Mittag das Niveau TschingBumm/ Sparkasse auf Ellermann-Level, HH 1 (ich stand da gerade im Stau auf der Reeperbahn). Und seitdem fahre ich jeden Abend mit dem Bus da vorbei und sehe es mir an.
AntwortenLöschenDas ganze Ding wird innerhalb weniger Wochen ramponiert sein, mindestens verbogen, soweit noch vorhanden.
Und wie herrunbekannt habe ich auch als erstes an Plätzchenausstechformen gedacht. Und jede Wette: Es.wird.sie.geben als Souvenir in klein. Ein Beutel mit den Formen drin und einer netten Geschichte über die Beatles, bestimmt in souveräner Diktion verfaßt von der Wirtschaftsbehörde (Abteilung: Tourismus und PR) in fünf Sprachen.
14.00 EUR ? Mit Foto vom Beatles-Platz dann 19.00 EUR ? Wir werden es erfahren, wenn sie an den Displays vor den Läden hängen.
Was die Schreibfehler angeht, die sind jedenfalls ein Laserprodukt , very kalt und künstlich. Da ist für Feinheiten kein Platz, Herr Matt. Das wird nur programmiert.
Und die Diskussion um das Deppenapostroph muß wohl jetzt von der anderen Seite her noch einmal geführt werden. Da haben die bestimmt etwas mißverstanden, weshalb Sie sich jetzt Sysiphus glücklich vorstellen sollten...
Es stimmt wohl: Die Zeiten der Hymnen und Denkmäler ist vorbei.
Ach so, ja: Werkzeug - überhaupt kein Problem. Mittäterschaft wird ausdrücklich angeboten. Keine Vorstrafen, das Strafverfahren könnte eingestellt werden bei guter Argumentation zu diesem Leidmal und den Gründen der "Sachbeschädigung".
Und wenn nicht, dann würde ich eine Bewährungsstrafe beantragen mit der Bewährungsauflage, ein neues Beatlesplatzsiehunddenkmal hinzustellen.
Ach herrje. Bin ja noch nicht dort gewesen, um es mir anzuschauen, aber wenn nicht einmal richtig geschrieben wurde, ist das mächtig peinlich! *tsts*
AntwortenLöschenmelodien für melonen?
AntwortenLöschenobschon direkt um die ecke wohnend, habe ich mir diese anhäufung von altmetall bislang noch nicht in natura angeschaut. offensichtlich habe ich nix verpasst. wenn der schrott tatsächlich ne schlappe viertelmillion gekostet hat, sollte doch zumindest garantie drauf sein oder nachbesserung der schreibfehler im preis inbegriffen...
Der Gitarrenmann links ist dann wohl der
AntwortenLöschenMarktleiter von LIDL am Beatles Platz?
Sooo füllig war Paul Mc C. nie.
Haben Sie die Schulklasse mit einem Kasten
Astra bestochen, damit die Ihnen nicht durch 's
Bild latschten?
Soweit ich es mitbekommen und noch in Erinnerung habe, hat sich die Stadt mit 275000EUR beteiligt, die andere Hälfte (!) kam durch private Spenden, Vereine, etc zusammen ... Und das für Ausstechformen ...
AntwortenLöschenAlso wirklich. Das einzige Gute am Beatles-Platz war wohl die Idee. Ich bin tief enttäuscht.
AntwortenLöschenIch finde den Beatles-Platz nicht hässlich. Ich bin froh, dass Privatinvestoren dafür gesorgt haben, dass es endlich einen gibt. (Der eingravierte Name Alexander Klaws hat mich allerdings etwas irritiert.) Es hat mir jedenfalls echt Spaß gemacht, dort Samstagnachmittag in der Sonne zu sitzen und die interessierten Leute zu beobachten.
AntwortenLöschenAber: An eine Vinylscheibe erinnert er nicht wirklich. Schade, war eigentlich ne nette Idee. Die Skulpturen, die ich anfangs echt hässlich fand, erfüllen immerhin den Zweck, dass man sich gut hinter ihnen ablichten lassen kann. Und sie glitzern schön im Sonnenlicht. Aber ich bezweifle, dass die lange im Boden verankert bleiben, ist eine recht wackelige (um nicht zu sagen billige) Geschichte. Wenn erst mal die Betrunkenen drüber herfallen.
Ja, und das mit den Beatles-Songtiteln ist echt peinlich. Noch ärgerlicher finde ich am Beatles-Platz allerdings, dass Autos drüber fahren dürfen. Vermutlich sieht man also die Schreibfehler aufgrund des Abriebs dann bald sowieso nicht mehr ;-)
Die Fehler wurden so einer Seite eines Radiosenders behoben. Nun können wir alle wieder beruhigt schlafen.
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