In der Kneipe schräg gegenüber der Davidwache bin ich mit GP verabredet. „Dort gibt es eine Raucherlounge“, hatte er frohlockt.
Als er den Kellner nach der genauen Lage des Raumes fragt, offeriert der allerdings sofort einen Aschenbecher. „Das ist verboten“, teste ich pflichtgemäß des Kellners Gesetzestreue. „Ja, aber bis März wird das nicht bestraft“, trägt er lächelnd Eulen nach Athen, denn natürlich weiß ich das längst. Und ich mag kleine unverhoffte, zwischen Ernst und Spott changierende Wortgefechte mit wildfremden Menschen.
Let’s roll: Ob er nicht wisse, dass dieses lachhafte Moratorium bis März nichts weiter sei als ein billiger Wahlkampftrick von Bürgermeister Ole von Beust, der keine Lust habe, bei der just Ende Februar anstehenden Landtagswahl auch noch die Stimmen der Raucher zu verlieren, aber danach umso ungerührter zuschlagen werde? Ob er, der Kellner, etwa darauf reinzufallen gedenke? Ja, ob er gar von Beust wählen wolle???
All diese Fragen knattere ich ihm fröhlich vor, und er lächelt sie lässig weg und sagt, nein, den gedenke er nicht zu wählen. „Ich werde Sie anzeigen!“, grinse ich. „Dann werde ich Sie rauswerfen!“, grinst er zurück. „Ich gehe sofort rüber zur Davidwache!“, plustere ich mich auf. So haben wir unseren Spaß.
Der Kellner holt den nächsten Chardonnay, der vollendete Gentleman GP hingegen hat inzwischen den Aschenbecher auf einem leeren Nachbartisch abgestellt und bläst den Rauch ins Irgendwo, jedenfalls weg von mir.
Wenig später beugt sich ein älterer Herr herüber. Ermuntert von GPs offensichtlich ungeahndetem Gesetzesbruch, doch noch immer sichtbar unsicher, bittet er um leihweise Überlassung des Aschenbechers. GP reicht ihn rüber.
„Tut gut, sich mal wieder so richtig illegal zu fühlen, nicht wahr?“, frage ich den Nachbarraucher gespielt komplizenhaft. „Äh, genau“, antwortet er. „Sie sind ein Revoluzzer“, ziehe ich die Schraube weiter an, „wie Che Guevara!“. Er schaut verwirrt, seine Begleiterin ebenfalls.
Kein Zweifel: Es wird höchste Zeit für den nächsten Chardonnay.
Tja - und steht der Mensch jetzt abends draußen rauchend vor einem Aschenbecher, dann grinsen/ lächeln jetzt einige Passanten wissend. Auch nicht schlecht.
AntwortenLöschenSo geschehen am letzten Donnerstag, abends in der Hein-Hoyer-Straße. Und die vor (Zigaretten-)Feinstaub zu schützende Belegschaft (es ist ja der Umweg über den Arbeitsschutz, den dieses Gesetz genommen
hat) ging umschichtig alle halbe Stunde vor die Tür. Eben wegen des Arbeitsschutzes und bestimmt nicht zum Ankobern. Und auch nicht, weil drinnen etwa geraucht wurde.
Na ja. Mal sehen, wie das weitergeht. Es ist ja alles so schrecklich vernünftig. Den Raucherraum im Rathaus und Udo Nagels "Dienstraucherzimmer" finde ich drollig. Und die Angestellten und Beamten der Staatsanwaltschaft (gegenüber von unserem Büro) rauchen jetzt auf dem Flachdach.
Und die eine Staatsanwältin kann mit ihrem roten Peugeot-Cabrio immer noch nicht gefahrenfrei rückwärts vom Parkplatz rangieren. Es ist jedes Mal ein etwa zehnminütiges Dramolett und das geht seit zwei Jahren so. Wahnsinn, sie.kann.es. einfach.nicht. Und solche Leute erheben Anklagen vor Gericht. Oh je.
nach lächelnder lektüre noch den erleuchtenden aha-effekt einer unrestaurierten altbauwohnung. schon fühl ich mich viel besser.
AntwortenLöschenIch finde es sehr nett von Ihnen, wie Sie die Tatsache haben unter den Tisch fallen lassen, daß der „vollendete Gentleman” anstelle eines Weines ein ganz plebejisches Astra zu sich nahm. Auf diese Weise kann ich weiterhin den Mann von Welt spielen und keiner merkts.
AntwortenLöschenSie müssen aber auch alles kaputtmachen!
AntwortenLöschen(Außerdem blieb es nicht bei nur einem Astra.)