16 Januar 2006

Die Jungs von Matt

Die Werbeagentur Jung von Matt, Erfinder der „Du bist Deutschland“-Kampagne, geht juristisch gegen ihren eigenen Erfolg vor. Klingt irre, ist es auch.

Es gibt ja bekanntlich unzählige Satiren, Witze und Verballhornungen dieser Ermutigungsanzeigen, und da ja jede Werbung gute Werbung ist, nützt der Kampagne auch jede Veräppelung; schließlich wird darüber diskutiert, gelacht, gejuxt, und die Bekanntheit von „Du bist Deutschland“ steigt.

Also toll für die Jungs von Matt. Denkt man. Dort aber sind solche Wirkungszusammenhänge kurioserweise unbekannt: Die Agentur nämlich ließ gestern die Website mit dem hübschen Hundelogo, www.wieder-deutschland.de, für ihre ätzenden Persiflagen abmahnen. Argument: Markenmissbrauch.

Das erinnert deutlich an den gerade erst verebbten Fall Heidi Klum – und ist ungefähr so intelligent, als würde der FC Bayern München bundesweite Stadionverbote für gegnerische Fans erwirken.

Du, Jung von Matt, bist wirklich Deutschland – nämlich verbissen und ziemlich zipfelmützig. Also genau das, was flotte, coole Werbejungs auf keinen Fall sein dürfen.


Alle Beiträge zum Thema:
Du bist nicht Deutschland, Deutschland!
Die Jungs von Matt
Die matte Entschuldigung
Der missbrauchte Gerald Asamoah

Große Musik, die heute durch den iPod floss: „Hello sun“ von Amber Smith, „Alleluja“ von Christian Kjellvander und „Quite alright“ von Dusty Fingers.


17 Kommentare:

  1. Irgendwie wirklich peinlich. Erst diese dämliche Kampagne, dann das Rumgezicke.

    Den Ruf als besonders „hippe“ Firma dürften sie sich damit selbst zerstören. Dabei muß ich zugeben, daß die wenigen Leute, die ich aus dem Laden bisher kennengelernt habe, wirklich ganz anders (und äußerst sympathisch, sogar bodenständig) waren.

    War wohl deren Head Of Permanent Outgoing Incomes, der das verbrochen hat.

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  2. Möchte mich meinem Vorredner anschliessen, aber nicht ohne auf eine weitere, sehr simple, emotionale und berufsimmanente Erkärungsmöglichkeit für diese überzogene Reaktion hinzuweisen:

    Die verletzte, trotzige Eitelkeit des/r "Kreativen".

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  3. Der oder die Kreative hätte m. E. aber sehr geschmeichelt, geradezu gebauchpinselt auf die Gegenkampagnen reagieren müssen.

    Nein, nein, das will mir nicht in den Kopf.

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  4. Matt, vielleicht hat es dem Kreativen auch geschmeichelt - nur der "Auftraggeber" verlor die Souveränität? Dies ist im Agenturgeschäft durchaus üblich ;-).

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  5. Alles schön und gut. Man kann die Kampagne toll finden oder scheiße. Jeder, wie er mag.
    Wer aber so blöd ist, seine Gegenkampagnenseite nicht Wider-Deutschland.de (übersetzt für die Doofen: gegen deutschland), sondern tatsächlich und unsagbar stümperhaftblöd wieder-deutschland.de zu nennen. Sorry, der hat es nicht anders verdient. Weg mit der Seite, hin zu Menschen, die wirklich konstruktive Kritik üben (können).

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  6. Lektor, Sie bringen einen Diskussionsansatz auf, der recht häufig bei der Betrachtung von Zensur und Freiheitsrechten - meines Erachtens fälschlicherweise - aufgebracht wird: Die Sinnhaftigkeit des zensierten Werkes.

    Meines Erachtens darf man gar nicht erst anfangen, darüber zu diskutieren, ob etwas wertvoll ist oder nicht, wenn man über Zensur nachdenkt. Es gibt absolut keine Notwendigkeit, etwas künstlerisch wertvoll oder auch nur halbwegs sinnvoll zu gestalten: Das Recht auf Freiheit sollte die Freiheit, Unsinn zu schreiben, beinhalten.

    Analog dazu die Diskussion über „Killerspiele“: Die Argumentation, daß diese Spiele in irgendeiner Art und Weise einem positiven Zweck dienen, ist nicht zielführend.

    Denn letztlich geht es, wie Matt bereits ausgeführt hat, darum, ob es sein kann, daß mit juristischen Mitteln gegen die freie Meinungsäußerung vorgegangen werden kann. Das Recht auf freie Meinungsäußerung (oder im anderen Fall: Um die Zensurfreiheit medialer Produkte) ist an sich bereits ein Wert! Zumindest solange, wie sie nicht in hetzerischer Art (Holocaustleugnung u.ä.) betrieben wird.

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  7. Lektor, ich habe das ganz anders verstanden – so im Sinne: „schon wieder Deutschland, schon wieder patriotisches Getümel“.

    Ihre Deutung kam mir gar nicht in den Sinn.

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  8. Mir auch nicht, ich halte es für ausgeschlossen, daß der Betreiber dieser Seite nicht zwischen wider und wieder unterscheiden kann.

    Da mißtraue ich eher Herrn Lektor. Darf man erfahren, für wen der Herr tätig ist?

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  9. Das ist ja zauberhaft. Ausgerechnet JvM. Sonst immer wieder fürn Späßchen zu haben. Zum Beispiel eine von S&J nicht belegte sj.domain buchen und virtuell die S&J-Seite durch die JvM-Seite verdrängen zu lassen. Nee, wat hamwer jelacht. Austeilen ohne einstecken zu können ist ungefähr das Peinlichste, was es gibt. Ich sag jetzt aber nicht, dass das typisch deutsch ist.

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  10. Manueller Trackback:

    http://www.werbeblogger.de/index.php/2006/01/17/frust_mit_der_keule

    Früher, ja da war alles noch so einfach, so klar und kerzengerade. Als das gerade entdeckte Feuer in der Höhle prasselte, das befellte Weib ein paar Mammutsteaks auf den Rost knallte und der Höhlenmann nach getaner, wenn auch meist recht eintönigen Arbeit, mit der Keule auf der linken, dem erlegten Tier auf der rechten Schulter, zufrieden knurrend durch das Höhlenspalier trottete. Konflikte gab es eigentlich so gut wie keine und wenn, wurden diese auf recht einfach und schnelle Art gelöst. (...)

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  11. Lustig, da hat mir eben erst ein Kollege am Telefon von JvMs Tollereien erzählt, und jetzt stoße ich bei Ihnen auf die Sache.

    Wir sind im Telefonat übrigens auf den Sachverhalt gekommen, dass JvM die ganze Geschichte ja auch nur geklaut hat (wenn das der Führer wüsste) und haben uns überlegt, dass nun eigentlich der Freistaat Bayern (schließlich haben die ja auch die Rechte an Seinem Kampf) erst mal gegen JvM klagen müsste.

    Da wären dann all diese kleingeistigen Ideenfaschisten zwieträchtig vorm Kadi versammelt und könnten der Welt wunderbaren Anschauungsunterricht darin erteilen, was für bornierte Arschlöcher sie in Wahrheit sind.

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  12. Eben, beim Döner holen, sehe ich ein Leporello auf der Theke zwischen Börek und türkischer Pizza vor mir - eine Einladung zur 9. Islam Woche in Mannheim. Titel: "Auch wir sind Deutschland." Darunter das schwaz/rot/goldene Farblogo.

    Ich schüttle den Kopf und hoffe, daß die islamische Gemeinde, die diese interreligöse und interkulturelle Woche veranstaltet, keine Abmahnung bekommt. Aber man weiß ja nie. Oder sagt man sich in diesen gewissen Stellen: "So ist´s brav, liebe Islamis?".

    Der Döner schmeckte übrigens wie immer hervorragend. Auch ohne scharf.

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  13. Mit oder ohne Dackel?

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  14. Entweder habe ich gerade meine interpretatorischen Fähigkeiten verloren oder mir fehlt evtl. (hanseatisches?) Insiderwissen:

    Dackel?

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  15. Das schwarzrotgoldene Farblogo: mit oder ohne Dackel?

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