06 Januar 2006

Der Besuchsversuch

Nach ernstzunehmender Kritik an der ausufernden Länge meiner Blog-Beiträge wird nun gekürzt. Ich bin schließlich beeinflussbar und stolz darauf.

Also erwähne ich nur kurz die heute Abend explosionsartig auftretende dramatische Unterversorgung mit Single Malt Scotch Whisky (Laphroaig, zehnjährig), die ich erst feststelle, als die Dinnergäste schon auf dem Weg sein müssen.

Ein unerträglicher Zustand, da ich zum Dessert mit der goldbraunen Kreszenz von der Insel Islay glänzen will – und selbst schon spüre, wie sich die eine oder andere Geschmacksknospe erwartungsfroh der Verkostung entgegenreckt. Ich behebe den Mangel sofort und zielsicher in der Kastanienallee. Später stellt sich allerdings heraus, dass niemand Whiskey möchte. Selbst ich nicht.


Gestern Nacht müssen übrigens die beiden Fantasiepsychopathen German Psycho und Pat Bateman nach eigener Aussage wirr brabbelnd die Rückseite der Reeperbahn durchtorkelt haben, um dem Urheber dieses Blogs ihre Aufwartung zu machen. Ein schmeichelhaftes Ansinnen, in seinem Reiz vergleichbar mit jenem von Jack Nicholson in „Shining“
, als er seine Frau in der Abstellkammer (korrigiert mich, wenn's doch die Küche war) partout besuchen möchte – in Begleitung einer formidablen Axt.

Ich fühle mich selbstverständlich geehrt!


Große Musik, die heute durch den iPod floss: „He was a friend of mine“ von Willie Nelson, „Everybody sounds like Coldplay now“ von Mitch Benn & The Distractions und „A song for Nicole“ von Minor Majority.


5 Kommentare:

  1. Die Ehre wäre ganz auf unserer Seite gewesen, wenn Sie denn unser flehentliches Klingeln erhört hätten.

    Außerdem darf die Chromaxt ja durchaus als ein zwar exaltiertes, aber eben nicht zuletzt auch sperriges Spielzeug gelten, so daß ihr Transport über den Kiez schon für gewisse Irritation gesorgt hätte, selbst zu so fortgeschrittener Stunde.

    Ich beispielsweise hatte lediglich das Rasiermesser bei mir - natürlich nur, um mich gegebenenfalls meines abendlichen Bartschattens entledigen zu können.

    Allerdings hätte das Fehlen von Singlemalts definitiv einen Schatten auf Ihre Gastfreundschaft geworfen, so gesehen können wir uns also guten Gewissens vertagen.

    Natürlich sind Sie jederzeit auch bei uns willkommen, und da ja sogar der Tanzlehrer den Beginn des automatischen Zeitalters noch erleben durfte, haben Sie wirklich nicht viel zu befürchten; außer vielleicht einen gustatorischen Schock, denn ich habe derzeit offen:

    Lagavulin 16J
    Ardbeg 1977
    Ardbeg 10J.
    Ardbeg Uigedail
    Glenfarclas 1977
    Bruichladdich 10J.
    Tamnavulin 12J.
    Talisker 10J.
    Glenfiddich 12J.
    Glenlivet 12J.
    Highland Park 18J.
    Caol Ila 15J.
    Dalmore 12J.
    Isle of Jura 10J.
    Bowmore Legend
    Bowmore 12J.

    ... und natürlich auch den obligaten Laphroaig. Die müssen alle in den nächsten Monaten weg. Im Sommer trinke ich keinen Whisky, und nach vier Monaten ist der Geschmack eh' zum Teufel. Wenn Ihnen also der Sinn nach einem kleinen Tasting steht, schauen Sie mal vorbei.

    Wie auch immer, ein gepflegter Kanten Lagavulin wird jetzt sicher dem Erreichen der erforderlichen Bettschwere förderlich sein.

    Gute Nacht...

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  2. Eine beeindruckende, geradezu verlockende Liste! Und zugleich so fragil, so bedroht in Ihrer Existenz! Denn wie Sie zu Recht anmerken – und viele Menschen wissen das nicht –, vergeht Whisky recht fix.

    Da Sie das ebenfalls wissen, gibt es nur folgende Erklärungsmöglichkeiten für diese gloriose Aufstellung offener Single Malts:

    a) Sie sind Quartalsäufer. Aber einer mit Anspruch.

    b) Ihr Freundeskreis ist ebenso groß wie geschmacklich vorgebildet und setzt auf eine angemessene Versorgung durch Sie.

    c) Ihnen ist es letztlich egal, einen fad gewordenen Bowmore Legend wegschütten zu müssen.

    Die Option c) würde mich betrüben.

    Das mit dem Tasting wird wohl erwogen. Wobei ich zurzeit noch der Zweiweltentheorie anhänge, die besagt, dass es besser sei, Virtuelles und Reales nicht zu vermischen, Web und Wirklichkeit auseinanderzuhalten.

    Diese Theorie ist eine Verfeinerung jener, die George Costanza in „Seinfeld“ mit großer Überzeugungskraft vorträgt; bei ihm allerdings gemünzt auf die unbedingt notwendige Trennung zwischen der Welt der Zweierbeziehung und jener des Freundeskreises.

    Dennoch freut und ehrt mich Ihr Vorschlag natürlich sehr, zumal er eingedenk der Erfahrung mit dem Tanzlehrer erfolgte.

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  3. Auch Experimente mit Glaskügelchen, die als Kompensation für die entnommenen Mengen in die Whiskyflasche gegeben werden sollten, vermochten das Dahinschwinden gerade der wärmeren Torfnoten nicht zu verhindern. In der Tat musste ich mich daher schon einer prominenten Menge Ardbeg Ten auf die denkbar ärgerlichste Weise entledigen - durch das Verfüttern an Banausen.

    Aber zurück zu den von Ihnen angebotenen Konklusionen.
    Normalerweise trifft tatsächlich eine Kombination von a) und b) zu, wobei ich im Falle a) durchaus Quartal- durch Quotidian- ersetzen würde.

    Dürfte ich im heimischen Salon das Berauschende noch mit Rauch umgeben, es wäre alles wohl noch viel schlimmer; so aber hält mich S. erfolgreich vom permanenten Konsum ab.

    Ach ja, Ihre Adaption des Costanzatheorems in Ehren, aber das wird auf Dauer nicht funktionieren; nicht, solange wir wissen, wo Sie wohnen... ;-)

    Was machen Sie denn heute abend so?

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  4. Das Öffnen einer Whiskyflasche markiert zugleich den Beginn des Verfallsprozesses – wegen der unvermeidlich einsetztenden Alkoholverflüchtigung.

    Nur er, der Alkohol, war schließlich in der Lage, die ubiquitären Bakterien vom Verzehr der Aromastoffe abzuhalten, und jetzt, wo er in zwar mikroskopischen Dosen, doch unaufhaltsam die Flasche flieht, werden die Angriffsflächen für die kleinen Feinschmecker immer größer. Und der Whisky geht dahin. Ein Wiederauffüllen mit reinem Alkohol würde das Problem gleichwohl nicht lösen, da das fein austarierte Verhältnis aller Ingredienzen ja das Geheimnis eines Single Malt ausmacht.

    Es bleibt bei der bekannten, aber nicht allzu schlimmen Lösung: zügig trinken.

    Hinsichtlich der ausgeführten Zweiweltentheorie haben Sie natürlich Recht: beide sollten mitwirken. Aber diese Honorigkeit würde ich Ihnen durchaus zutrauen, nach allem, was ich über Sie weiß.

    Tja, heute Abend – wahrscheinlich Kino. „Match Point“, Scarlett Johansson, ach …

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  5. Endlich mal jemand, der den wohlschmeckenden Laphroaig zu würdigen weiß! Sämtliche Freunde, denen ich dieses Kleinod kredenzte waren der Meinung, ich hätte einen gutgefüllten Aschenbecher verflüssigt. Geschmacklich kollidieren da leider Welten.

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