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07 März 2010
Wir haben alle unser(e) Päckchen zu tragen
Der aufregendste Moment heute beim Spiel HSV gegen Hertha (1:0, Jansen, 40.) war keiner, der auf dem Spielfeld passierte. Sondern der, als mir mein Etui mit der Sonnenbrille ins Klo fiel.
Zum Glück hatte mein Vorgänger ordnungsgemäß gespült. Danke, Unbekannter. Dennoch war das Ganze eine recht unangenehme Sache. Immerhin konnte ich das Etui spitzfingrig von der Wasseroberfläche klauben, weil es aufschwamm. Die Brille alleine hingegen wäre zweifellos sofort untergegangen, und ob ich mental in der Lage gewesen wäre, meinen halben Oberkörper im Abfluss zu versenken wie einst Ewan McGregor in „Trainspotting”(Foto) – nun, da bin ich mir nicht so sicher. Doch das war ja auch dank des Etuiauftriebs nicht nötig.
Das Wasser hatte sich gleichwohl ohne Umschweife durch die Ritzen des Behälters gezwängt und drinnen ein bisschen umgeguckt, zuungunsten meiner Sonnenbrille. Eine (zumindest subjektiv) ekle Entwicklung, der schleunigst entgegengetreten werden musste. Doch selbstverständlich war der in Sachen Hygiene liederliche HSV nicht auf die Idee gekommen, seine Klos mit etwas so Absurdem wie Toilettenpapier auszustatten.
Wer dem Verein jetzt beispringen und einwenden möchte, das Papier sei eben unterm Ansturm harndranggeplagter Massen irgendwann ausgegangen, dem muss ich leider lauthals entgegenschleudern, dass sich mein Missgeschick noch vorm Anpfiff zutrug, und wenigstens zu diesem Zeitpunkt hätte doch irgendwo in dieser gottverlassenen Kabine zumindest eine kümmerliche Rolle auffindbar sein müssen, NICHT WAHR?
Wie auch immer: Ich konnte nicht direkt vor Ort mit ersten Trocknungsmaßnahmen beginnen, und das verbesserte meine Laune keineswegs. Derweil hatte der Stadiondebütant German Psycho draußen auf der Tribüne ganz andere Sorgen:
a) schämte er sich aus ästhetischen Gründen in Grund und Boden für seine über die Jeans gezogene Jogginghose („Sie passte nicht drunter!“). Außerdem fror er b) erbärmlich am Kopf, weil er sich weigerte, die von mir angebotene Wollmütze zu tragen („Damit sehe ich scheiße aus!“ „Aber du siehst dich doch damit gar nicht.“ „Aber ich weiß, dass ich damit scheiße aussehe!“).
c) bekam er Eishände, weil er nicht an Handschuhe gedacht hatte, aber dennoch entschlossen war, sich an zwei Grad kaltem Bier zu delektieren. Und schließlich hatte er d) noch immer daran zu knabbern, dass er mit seinem Outfit vorhin bei McDonalds nicht weiter aufgefallen war, er war praktisch einer von diesen Leuten gewesen …
Das Etui habe ich übrigens weggeworfen.
06 März 2010
Wie ich mal vergeblich der Mediamarkt-Werbung vertraut habe
Von: Matt Wagner
Datum: 5. März 2010 21:43:46 MEZ
An: kontakt@mediamarkt.de
Lieber Mediamarkt,
heute erhielt ich dein neues Werbefaltblatt und war augenblicklich elektrisiert: Du offeriertest Elvis’ „Comeback Special“ von 1968 in der „Deluxe Edition“ für sagenhaft schmale 5,90 Euro. Das ist für drei DVDs des Kings ein richtig gutes Angebot.
Sofort warf ich mich aufs Rad und strampelte gen Altona, um das Teil zu erwerben, und zwar gleich mehrfach, denn ich habe Freunde, die scheuten bisher die Kosten. Vor Ort allerdings fand ich Dutzende von 5,90-Angeboten, doch ausgerechnet dieses nicht. Nur die lächerliche „Special Edition“, ein Machwerk auf lediglich einer DVD, das zurecht für unter 6 Euro verramscht wird.
Also fragte ich einen Mitarbeiter nach der „Deluxe Edition“. Der Schnauzbart zuckte die Schultern: „Ich mach nur Fernsehen.“ Immerhin zeigte er mir die vage Richtung der DVD-Abteilung: „Da hinten hinterm Pfeiler.“ Ich taperte dorthin und fragte eine junge Frau in Mediamarktrot nach der Triple-DVD.
Sie wusste gar nichts, wandte sich aber an einen Kollegen. Der sagte, das Teil sei wohl noch auf den Paletten. „Außerdem“, sekundierte die Frau, „gilt der Prospekt erst ab heute Abend“. Warum er dann schon am hellichten Morgen der Mopo beiliegt, vermochte sie nicht zu sagen.
„Etwas, das im Prospekt beworben wird, sollten Sie auch im Angebot haben“, formulierte ich eine – wie mir schien – Binsenweisheit. Die junge Frau zog die Schultern hoch bis an die Ohren, lächelte schief wie der Turm von Pisa und giggelte nervös: „Da kann ich ja nichts dafür! Außerdem habe ich gerade erst angefangen!“
So kam ich nicht weiter, das war klar. Daher wandte ich mich an den Informationsschalter vorne an der Kasse und schilderte mein Problem, indem ich meine Binsenweisheit wiederholte: „Etwas, das im Prospekt beworben wird, sollten Sie auch im Angebot haben.“
Der Mann hinterm Tresen gab mir sofort und bedingungslos recht, und die Frau an seiner Seite telefonierte eilfertig mit der zuständigen Abteilung. Fernmündlich erfuhr sie von einer nur hälftig erfolgten Lieferung, und unter der fehlenden Hälfte müsse sich auch die Elvis-„Deluxe Edition“ befinden. Außerdem sei man beim Umbauen.
Was das eine mit dem anderen zu tun hatte, wurde mir spontan nicht klar, doch die beiden am Infoschalter hatten gleich einen praktischen Rat für mich, so dass ich dieser Dialektik nicht auf den Grund gehen mochte: Ich solle doch einen anderen Mediamarkt aufsuchen, zum Beispiel den in Harburg.
Gute Idee. Für die „Deluxe Edition“ für 5,90 würde ich zur Not auch nach Graceland fahren. Also bestieg ich die S-Bahn nach Harburg. Für die folgenden Ereignisse kannst du nichts, Mediamarkt, trotzdem schildere ich sie kurz. Bereits am Bahnhof Dammtor nämlich stockte die Fahrt. Eine Lautsprecherstimme informierte uns über eine „betriebsfremde Person im Gleis zwischen Hauptbahnhof und Berliner Tor“, so dass diese Bahn „auf unbestimmte Zeit“ hier verweilen müsse.
Zehn zähe Minuten später meldete sich die Stimme noch einmal. Man müsse nun wegen der betriebsfremden Person im Gleis den Strom abstellen. Und schon erloschen alle Lichter. Ich seufzte und radelte nach Hause, innerlich Elvis’ Klassiker „Devil in disguise“ vor mich hinsummend.
Abends um sechs wollte ich es noch einmal probieren. „Ruf lieber vorher beim Mediamarkt in Harburg an“, riet meine Gattin, „nicht, dass du umsonst die Reise antrittst.“ Und eine Reise ist das vom Kiez aus, weiß Gott. Also rief ich an.
Es meldete sich eine Frau Suhrmann. Ich schilderte ihr mein Anliegen, erläuterte den Flop in der Altonaer Filiale und erkundigte mich explizit nach „Elvis Presley's '68 Comeback Special Deluxe Edition“. Sie eruierte das Ganze und gab Entwarnung: „Davon sind ausreichend Bestände vorhanden.“
Großartig. Also ging ich neuerlich auf Weltreise, durchs wilde Hammerbrook über die Elbe gen Süden, die betriebsfremde Person war längst aus dem Gleis, ob am Stück oder nicht, werde ich morgen aus der Mopo erfahren, und irgendwann stand ich im Mediamarkt Harburg vor den 5,90-Stapeln und fand die „Deluxe Edition“ nicht.
Ich wandte mich an einen Mitarbeiter. Er durchwühlte die Stapel und hielt mir die gelassen triumphal die lächerliche „Special Edition“ vor die Nase. „Nein“, sagte ich, „schauen Sie mal auf Ihren Prospekt: Dort ist die ,Deluxe Edition' abgebildet, die hat ein ganz anderes Cover.“
Grummelnd ging er zu seinem Computer, ich folgte ihm. Er tippte und grummelte, und nach ungefähr drei Minuten fand er immer wieder nur die Schmalspurversion. „Aber ich suche die mit den drei DVDs“, insistierte ich. „Drei DVDs für 5,90 Euro?“, sagte er vorwurfsvoll, „das geht ja auch nicht.“ „Aber SIE bewerben sie doch!“, rief ich, „in Ihrem eigenen Prospekt!“
Und dann kam der Mann mir mit dem Totschlagsargument schlechthin: Es handele sich um einen Druckfehler. Die Leute, die das Layout für den Prospekt entwürfen, hätten keine Ahnung von Filmen, die suchten sich die Cover aus dem Web, und dabei ginge halt manchmal was schief. Wie jetzt gerade bei Elvis.
„Aber deswegen habe ich doch vor der Weltreise angerufen!“, jammerte ich. „Wen denn?“, frage er. „Frau Suhrmann!“, heulte ich. „Wir sind auch nur Menschen. Menschen machen Fehler.“
Sein zweites Totschlagsargument binnen fünf Minuten. Für ihn war die Sache damit erledigt, und ich schlich geschlagen davon. Er kam nicht mal auf die Idee, mir irgendeine Art der Kompensation für den vergeudeten halben Tag anzubieten, zum Beispiel ein Bonbon, einen Espresso, zwei 4-GB-USB-Sticks oder wenigstens die Stanley-Kubrick-Box als Blu-ray.
Aber es ist ja noch nicht zu spät.
Mit erschöpften Grüßen, Mediamarkt, dein elvisdeluxeeditionsloser
Matt
Datum: 5. März 2010 21:43:46 MEZ
An: kontakt@mediamarkt.de
Lieber Mediamarkt,
heute erhielt ich dein neues Werbefaltblatt und war augenblicklich elektrisiert: Du offeriertest Elvis’ „Comeback Special“ von 1968 in der „Deluxe Edition“ für sagenhaft schmale 5,90 Euro. Das ist für drei DVDs des Kings ein richtig gutes Angebot.
Sofort warf ich mich aufs Rad und strampelte gen Altona, um das Teil zu erwerben, und zwar gleich mehrfach, denn ich habe Freunde, die scheuten bisher die Kosten. Vor Ort allerdings fand ich Dutzende von 5,90-Angeboten, doch ausgerechnet dieses nicht. Nur die lächerliche „Special Edition“, ein Machwerk auf lediglich einer DVD, das zurecht für unter 6 Euro verramscht wird.
Also fragte ich einen Mitarbeiter nach der „Deluxe Edition“. Der Schnauzbart zuckte die Schultern: „Ich mach nur Fernsehen.“ Immerhin zeigte er mir die vage Richtung der DVD-Abteilung: „Da hinten hinterm Pfeiler.“ Ich taperte dorthin und fragte eine junge Frau in Mediamarktrot nach der Triple-DVD.
Sie wusste gar nichts, wandte sich aber an einen Kollegen. Der sagte, das Teil sei wohl noch auf den Paletten. „Außerdem“, sekundierte die Frau, „gilt der Prospekt erst ab heute Abend“. Warum er dann schon am hellichten Morgen der Mopo beiliegt, vermochte sie nicht zu sagen.
„Etwas, das im Prospekt beworben wird, sollten Sie auch im Angebot haben“, formulierte ich eine – wie mir schien – Binsenweisheit. Die junge Frau zog die Schultern hoch bis an die Ohren, lächelte schief wie der Turm von Pisa und giggelte nervös: „Da kann ich ja nichts dafür! Außerdem habe ich gerade erst angefangen!“
So kam ich nicht weiter, das war klar. Daher wandte ich mich an den Informationsschalter vorne an der Kasse und schilderte mein Problem, indem ich meine Binsenweisheit wiederholte: „Etwas, das im Prospekt beworben wird, sollten Sie auch im Angebot haben.“
Der Mann hinterm Tresen gab mir sofort und bedingungslos recht, und die Frau an seiner Seite telefonierte eilfertig mit der zuständigen Abteilung. Fernmündlich erfuhr sie von einer nur hälftig erfolgten Lieferung, und unter der fehlenden Hälfte müsse sich auch die Elvis-„Deluxe Edition“ befinden. Außerdem sei man beim Umbauen.
Was das eine mit dem anderen zu tun hatte, wurde mir spontan nicht klar, doch die beiden am Infoschalter hatten gleich einen praktischen Rat für mich, so dass ich dieser Dialektik nicht auf den Grund gehen mochte: Ich solle doch einen anderen Mediamarkt aufsuchen, zum Beispiel den in Harburg.
Gute Idee. Für die „Deluxe Edition“ für 5,90 würde ich zur Not auch nach Graceland fahren. Also bestieg ich die S-Bahn nach Harburg. Für die folgenden Ereignisse kannst du nichts, Mediamarkt, trotzdem schildere ich sie kurz. Bereits am Bahnhof Dammtor nämlich stockte die Fahrt. Eine Lautsprecherstimme informierte uns über eine „betriebsfremde Person im Gleis zwischen Hauptbahnhof und Berliner Tor“, so dass diese Bahn „auf unbestimmte Zeit“ hier verweilen müsse.
Zehn zähe Minuten später meldete sich die Stimme noch einmal. Man müsse nun wegen der betriebsfremden Person im Gleis den Strom abstellen. Und schon erloschen alle Lichter. Ich seufzte und radelte nach Hause, innerlich Elvis’ Klassiker „Devil in disguise“ vor mich hinsummend.
Abends um sechs wollte ich es noch einmal probieren. „Ruf lieber vorher beim Mediamarkt in Harburg an“, riet meine Gattin, „nicht, dass du umsonst die Reise antrittst.“ Und eine Reise ist das vom Kiez aus, weiß Gott. Also rief ich an.
Es meldete sich eine Frau Suhrmann. Ich schilderte ihr mein Anliegen, erläuterte den Flop in der Altonaer Filiale und erkundigte mich explizit nach „Elvis Presley's '68 Comeback Special Deluxe Edition“. Sie eruierte das Ganze und gab Entwarnung: „Davon sind ausreichend Bestände vorhanden.“
Großartig. Also ging ich neuerlich auf Weltreise, durchs wilde Hammerbrook über die Elbe gen Süden, die betriebsfremde Person war längst aus dem Gleis, ob am Stück oder nicht, werde ich morgen aus der Mopo erfahren, und irgendwann stand ich im Mediamarkt Harburg vor den 5,90-Stapeln und fand die „Deluxe Edition“ nicht.
Ich wandte mich an einen Mitarbeiter. Er durchwühlte die Stapel und hielt mir die gelassen triumphal die lächerliche „Special Edition“ vor die Nase. „Nein“, sagte ich, „schauen Sie mal auf Ihren Prospekt: Dort ist die ,Deluxe Edition' abgebildet, die hat ein ganz anderes Cover.“
Grummelnd ging er zu seinem Computer, ich folgte ihm. Er tippte und grummelte, und nach ungefähr drei Minuten fand er immer wieder nur die Schmalspurversion. „Aber ich suche die mit den drei DVDs“, insistierte ich. „Drei DVDs für 5,90 Euro?“, sagte er vorwurfsvoll, „das geht ja auch nicht.“ „Aber SIE bewerben sie doch!“, rief ich, „in Ihrem eigenen Prospekt!“
Und dann kam der Mann mir mit dem Totschlagsargument schlechthin: Es handele sich um einen Druckfehler. Die Leute, die das Layout für den Prospekt entwürfen, hätten keine Ahnung von Filmen, die suchten sich die Cover aus dem Web, und dabei ginge halt manchmal was schief. Wie jetzt gerade bei Elvis.
„Aber deswegen habe ich doch vor der Weltreise angerufen!“, jammerte ich. „Wen denn?“, frage er. „Frau Suhrmann!“, heulte ich. „Wir sind auch nur Menschen. Menschen machen Fehler.“
Sein zweites Totschlagsargument binnen fünf Minuten. Für ihn war die Sache damit erledigt, und ich schlich geschlagen davon. Er kam nicht mal auf die Idee, mir irgendeine Art der Kompensation für den vergeudeten halben Tag anzubieten, zum Beispiel ein Bonbon, einen Espresso, zwei 4-GB-USB-Sticks oder wenigstens die Stanley-Kubrick-Box als Blu-ray.
Aber es ist ja noch nicht zu spät.
Mit erschöpften Grüßen, Mediamarkt, dein elvisdeluxeeditionsloser
Matt
05 März 2010
Udo Lindenberg wird immer präsenter
Manche dürften an der Wachsversion von Udo Lindenberg vor allem die Tatsache schätzen, dass sie nicht so was wie „Keine Panik!“ nuscheln kann. Ich zum Beispiel.
Die Figur ist die jüngste Errungenschaft des Hamburger Panoptikums am Spielbudenplatz, nur wenige Meter entfernt von Lindenbergs Stern auf der Reeperbahn. Verantwortlich für die erschreckend lebensechte Nachbildung des sog. „Panikrockers“, der seit vielen Jahren in der Atlantic-Bar ungestraft verhaltensauffällig werden darf, indem er absichtlich Likör verschüttet, ist die Bildhauerin Saskia Ruth.
Die Kleidung des wächsernen Udo – samt Hut und Sonnenbrille – wurde übrigens vom Original höchstpersönlich getragen und dann gespendet. Sie ist also durch und durch mit Udos DNS imprägniert, und wer die Figur stibitzt oder auch nur den hässlichen Hut, der könnte Lindenberg klonen.
Doch wer will das schon.
Foto: Panoptikum
02 März 2010
Weggeknurrt
Wie man Huren, Koberer und „Hasse-ma-n-Euro?“-Schnorrer elegant abtropfen lässt, weiß ich dank 15-jährigen Kieztrainings inzwischen aus dem Eff-eff. Aber Leute vom WWF?
Ich wäre ratlos gewesen, hätte mich vielleicht sogar auf ein höflich-ablehnendes Gespräch eingelassen, doch zum Glück hatte ich den Franken an meiner Seite.
Als der Typ vom WWF seinen Stand verließ, um uns anzusprechen, knurrte der Franke ihn auf unnachahmliche Weise final weg. Und zwar mit folgenden, souverän im Majestatis pluralis formulierten Worten:
„Wir hassen Tiere.“
Genial. Und übertragbar: Sollten mich demnächst Katholiken in der Fußgängerzone missionieren wollen, wüsste ich schon, wie ich sie abschmettern könnte. Zum Beispiel mit dem Satz: „Sorry, ich stehe auf Sex mit Erwachsenen.“
Müsste klappen.
PS: Natürlich hasse ICH keine Tiere. Auch nicht die Beispielkaninchen auf dem Foto.
01 März 2010
Super Schnäppchen
Auf dem Flohmarkt in den Messehallen erstand ich heute die originalverschweißte Klaus-Kinski-DVD „Roland - Die Horden des eisernen Ritters“, und zwar für laue zweifünfzig.
Super Schnäppchen, dachte ich, und sollte sich der Streifen als doof entpuppen (was bei einem Kinski-Film sehr wahrscheinlich ist; ich weiß das, bin schließlich sein größter Fan), dann kann ich ihn immer noch bei Amazon weiterverkaufen.
Natürlich ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die DVD dort gebraucht nur 1,99 brächte und selbst neu weniger kostet als das, was ich heute auf dem Flohmarkt hinlegen musste.
Einschließlich Gebühren und Porto ist demnach selbst Verschenken deutlich lukrativer – zumindest wenn ich die mir unweigerlich entgegenschlagende Dankbarkeit pekuniär umrechne.
Wer in meinem Freundeskreis demnächst Geburtstag hat, sollte sich also schon mal unauffällig wegducken.
Super Schnäppchen, dachte ich, und sollte sich der Streifen als doof entpuppen (was bei einem Kinski-Film sehr wahrscheinlich ist; ich weiß das, bin schließlich sein größter Fan), dann kann ich ihn immer noch bei Amazon weiterverkaufen.
Natürlich ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die DVD dort gebraucht nur 1,99 brächte und selbst neu weniger kostet als das, was ich heute auf dem Flohmarkt hinlegen musste.
Einschließlich Gebühren und Porto ist demnach selbst Verschenken deutlich lukrativer – zumindest wenn ich die mir unweigerlich entgegenschlagende Dankbarkeit pekuniär umrechne.
Wer in meinem Freundeskreis demnächst Geburtstag hat, sollte sich also schon mal unauffällig wegducken.
28 Februar 2010
Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (24)
27 Februar 2010
Fundstücke (68): „Sie sparen: EUR 0,01“
1. Sehr merkwürdige Fehlermeldung meines Powerbooks:
2. „Jeder Mensch sollte zu etwas gut sein. Manche verändern den Lauf der Weltgeschichte oder schreiben Sinfonien. Andere trinken Bier.“ Kramer über den Franken.
3. Aus der schriftlichen Einladung zur Mitgliederversammlung des FC St. Pauli: „Es unterbleibt vor und während der Versammlung der Ausschank alkoholhaltiger Getränke.“ Sag mal, FC St. Pauli, was denkst du eigentlich, wer wird sind – Prolls???
4. „Mich füttert keiner, ich kann in jede Hand beißen.“ Entdeckt bei Don Alphonso.
5. Geile Rabattaktion von Amazon, ein Killer:
2. „Jeder Mensch sollte zu etwas gut sein. Manche verändern den Lauf der Weltgeschichte oder schreiben Sinfonien. Andere trinken Bier.“ Kramer über den Franken.
3. Aus der schriftlichen Einladung zur Mitgliederversammlung des FC St. Pauli: „Es unterbleibt vor und während der Versammlung der Ausschank alkoholhaltiger Getränke.“ Sag mal, FC St. Pauli, was denkst du eigentlich, wer wird sind – Prolls???
4. „Mich füttert keiner, ich kann in jede Hand beißen.“ Entdeckt bei Don Alphonso.
5. Geile Rabattaktion von Amazon, ein Killer:
26 Februar 2010
Der Sandalenbuddha
Im 112er-Bus auf der letzten Bank hinten links, wo ich immer gern sitze, weil ich dort den linken Fuß schön hochstellen und mich überhaupt recht bequem und breitbeinig hinfläzen kann, da sitzt schon einer. Ich setze mich daneben.
Augenblicks hüllt mich seine Dunstglocke ein. Es ist ein Mix aus dieses Jahr noch nicht geduscht und letztes Jahr auch nicht.
Aus dem Augenwinkel sehe ich seine struppigen langen, mit Grau durchwirkten Haare, die trägt er auf dem Kopf genauso wie vorne im Gesicht, seine Jacke hat Weltkriegspatina.
Den linken Fuß – das finde ich rührend vertraut – hat er schön hochgestellt, etwa so, wie ich es tun würde. Allerdings trage ich gemeinhin feste Schuhe, zumal im Winter, und seine fahlgelben Füße stecken barfuß in halb zerfallenen Sandalen.
Ein bemitleidenswertes Wesen, dessen Äußeres nicht mit der buddhaesken, ja geradezu sandalesken Ruhe in Einklang zu bringen ist, die es ausstrahlt. Doch der Mann strahlt noch mehr aus, und das kann meine Nase nun schlicht nicht mehr ertragen.
Ich setze mich zwei Reihen weiter nach vorne. An der Haltestelle Reeperbahn steigt ein großer Mann afrikanischer Provenienz zu, sein dicker Stoffmantel mit dem Riesenkragen wirkt edel. Zielsicher steuert er (natürlich) die Rückbank an, setzt sich – und steht zwei Sekunden später wieder auf, um mir gegenüber Platz zu nehmen, obwohl er jetzt rückwärts fahren muss. Ich schmunzle, aber natürlich weiß er nicht warum.
So sorgt der struppige ungeduschte Sandalenbuddha die ganze Zeit für Verkehr im Bus, obwohl er nichts weiter tut, als ganz hinten links schön den Fuß hochzustellen und ansonsten sinnierend aus dem Fenster in eine wenig verheißungsvolle Zukunft zu starren.
Seine Barfüßigkeit erinnert mich an den Frühling, und das ist doch ein recht schönes Gefühl.
Augenblicks hüllt mich seine Dunstglocke ein. Es ist ein Mix aus dieses Jahr noch nicht geduscht und letztes Jahr auch nicht.
Aus dem Augenwinkel sehe ich seine struppigen langen, mit Grau durchwirkten Haare, die trägt er auf dem Kopf genauso wie vorne im Gesicht, seine Jacke hat Weltkriegspatina.
Den linken Fuß – das finde ich rührend vertraut – hat er schön hochgestellt, etwa so, wie ich es tun würde. Allerdings trage ich gemeinhin feste Schuhe, zumal im Winter, und seine fahlgelben Füße stecken barfuß in halb zerfallenen Sandalen.
Ein bemitleidenswertes Wesen, dessen Äußeres nicht mit der buddhaesken, ja geradezu sandalesken Ruhe in Einklang zu bringen ist, die es ausstrahlt. Doch der Mann strahlt noch mehr aus, und das kann meine Nase nun schlicht nicht mehr ertragen.
Ich setze mich zwei Reihen weiter nach vorne. An der Haltestelle Reeperbahn steigt ein großer Mann afrikanischer Provenienz zu, sein dicker Stoffmantel mit dem Riesenkragen wirkt edel. Zielsicher steuert er (natürlich) die Rückbank an, setzt sich – und steht zwei Sekunden später wieder auf, um mir gegenüber Platz zu nehmen, obwohl er jetzt rückwärts fahren muss. Ich schmunzle, aber natürlich weiß er nicht warum.
So sorgt der struppige ungeduschte Sandalenbuddha die ganze Zeit für Verkehr im Bus, obwohl er nichts weiter tut, als ganz hinten links schön den Fuß hochzustellen und ansonsten sinnierend aus dem Fenster in eine wenig verheißungsvolle Zukunft zu starren.
Seine Barfüßigkeit erinnert mich an den Frühling, und das ist doch ein recht schönes Gefühl.
25 Februar 2010
24 Februar 2010
Was Kirche und Kiez trennt
Wer aktuell erwägt, zum Christentum zu konvertieren, hat die Qual der Wahl, aber buchstäblich.
Wo soll er bloß hin – zu den Kinderf*ckern, die vor jeder neuen Vergewaltigung die letzte einfach wegbeichten? Oder doch lieber zu den Suffköppen, die den Abendmahlswein wegkippen, als gäbe es selbst für sie kein Morgen?
Hach, es ist ein Krux mit dem Kreuz. Da lobe ich mir doch den Kiez: Hier ist der Sex nicht ganz so tabulos, und wer besoffen Auto fährt, ist in der Regel noch clever genug, sich nicht erwischen zu lassen.
Womit wir völlig unelegant überleiten können zum legendären Tittenmaler Erwin Ross, den Günter Zint, der unermüdlichste Kiezfotograf aller Zeiten, unzählige Male in seinem Leben abgelichtet hat.
Heute mailte mir Günter – selbst ein Kiezoriginal wie viele seiner Motive – einige sehr schöne Ross-Fotos, von denen ich hier eins dokumentiere.
Will sagen: Wer für Bücher, Filme oder was weiß ich St.-Pauli-Bilder aus knapp fünf Jahrzehnten braucht, der kommt an Günters Archiv nicht vorbei – und sollte sich einfach mal mit ihm in Verbindung setzen.
PS: Nein, er bezahlt mich NICHT für diesen Blogbeitrag. Er wusste nicht mal was davon.
23 Februar 2010
Skurrilitäten des Alltags
Im Hans-Albers-Eck mitten im Rotlichtviertel sahen wir vier Jungs von allenfalls knapp 18, die wie an der Schnur aufgereiht an einem Wandtresen saßen.
Die Wand vor ihnen war verspiegelt, und statt miteinander zu sprechen, starrten die Jungs die ganze Zeit ihr jeweils eigenes Spiegelbild an. Ab und zu nippten sie an ihrem (höchstwahrscheinlich illegal ausgeschenkten) Bier, ansonsten waren sie sich selbst genug. Ein irgendwie friedliches Bild. So voller Narzissmus und vielversprechender Zukunft.
Ein irgendwie unheimliches Bild hingegen präsentierte sich mir heute Mittag im Ottenser Restaurant Zinken. Auf der Herrentoilette gibt es zwei Waschbecken im Meterabstand, und wenn du bei einem den Hahn aufdrehst, läuft synchron auch der andere. Verblüfft deklinierte ich alle Möglichkeiten durch: Der Effekt war immer der gleiche.
Zurück im Gastraum sprach ich einen Kellner darauf an. „Auf dem Herrenklo laufen immer beide Wasserhähne, wenn man einen aufdreht. Wissen Sie das eigentlich?“ Kellner: „Ja.“ Matt: „Und welchen Zweck hat das?“ Kellner: „Das ist ein Defekt.“
… Der allerdings schon jahrelang besteht, wie ich später vom Franken hörte, der diese Geschichte dereinst bereits vom Syrer erzählt bekommen hatte (der Franke selbst nämlich besucht niemals Toiletten in Gaststätten und richtet es immer so ein, dass er zu Hause … Aber lassen wir das.).
Die Waschbecken des Zinken jedenfalls verbrauchen seit Jahren ungestraft eine doppelt so hohe Wassermenge wie nötig, dabei würde man in der Sahelzone töten für zwei Tropfen davon und auf Haiti …
Aber lassen wir das.
PS: Mein Beispielfoto ist schon älter. Inzwischen heißt der Laden Zum kleinen Zinken, Untertitel: „Restaurant für Arm und Reich“. Die Herrenklohähne übten sich aber auch schon zum damaligen Zeitpunkt im Synchronfließen.
Die Wand vor ihnen war verspiegelt, und statt miteinander zu sprechen, starrten die Jungs die ganze Zeit ihr jeweils eigenes Spiegelbild an. Ab und zu nippten sie an ihrem (höchstwahrscheinlich illegal ausgeschenkten) Bier, ansonsten waren sie sich selbst genug. Ein irgendwie friedliches Bild. So voller Narzissmus und vielversprechender Zukunft.
Ein irgendwie unheimliches Bild hingegen präsentierte sich mir heute Mittag im Ottenser Restaurant Zinken. Auf der Herrentoilette gibt es zwei Waschbecken im Meterabstand, und wenn du bei einem den Hahn aufdrehst, läuft synchron auch der andere. Verblüfft deklinierte ich alle Möglichkeiten durch: Der Effekt war immer der gleiche.
Zurück im Gastraum sprach ich einen Kellner darauf an. „Auf dem Herrenklo laufen immer beide Wasserhähne, wenn man einen aufdreht. Wissen Sie das eigentlich?“ Kellner: „Ja.“ Matt: „Und welchen Zweck hat das?“ Kellner: „Das ist ein Defekt.“
… Der allerdings schon jahrelang besteht, wie ich später vom Franken hörte, der diese Geschichte dereinst bereits vom Syrer erzählt bekommen hatte (der Franke selbst nämlich besucht niemals Toiletten in Gaststätten und richtet es immer so ein, dass er zu Hause … Aber lassen wir das.).
Die Waschbecken des Zinken jedenfalls verbrauchen seit Jahren ungestraft eine doppelt so hohe Wassermenge wie nötig, dabei würde man in der Sahelzone töten für zwei Tropfen davon und auf Haiti …
Aber lassen wir das.
PS: Mein Beispielfoto ist schon älter. Inzwischen heißt der Laden Zum kleinen Zinken, Untertitel: „Restaurant für Arm und Reich“. Die Herrenklohähne übten sich aber auch schon zum damaligen Zeitpunkt im Synchronfließen.
21 Februar 2010
Kein Risiko
Matt zum alten Freund C: „Wie geht es eigentlich deiner Tochter?“
Junge frische Freundin des alten Freundes C. mit aufgerissenen Augen zum alten Freund C.: „Was: Du hast eine TOCHTER?“
Exakt wegen dieses denkbaren Gesprächsverlaufs fragte ich meinen alten Freund C. (M., scharf) in Gegenwart seiner jungen frischen Freundin dann doch lieber nicht nach dem Befinden seiner Tochter. Und als sie mal nicht dabei war, dachte ich nicht dran.
Vielleicht ist das aber auch alles völlig unwichtig.
20 Februar 2010
Blasphemie!
„Ich habe schlechte Nachrichten“, sagte C. am Telefon, „wir kommen euch besuchen.“
„Ach, es gibt schlechtere Nachrichten“, antwortete ich – und dachte: zum Beispiel das Abschmelzen der Polkappen. Das stimmt natürlich gar nicht, im Gegenteil: Ich freute mich auf den Besuch von C. und N., zumal sie gleich am zweiten Tag in die „Pop Life“-Ausstellung in der Kunsthalle gehen wollten.
Dort stießen wir auf Maurizio Cattelans blasphemische Pferdeinstallation und dachten, es handele sich um ein ausgestopftes Tier, weil wir kurz zuvor über Damen Hirsts in Formaldehyd eingelegtes echtes Kalb mit den goldenen Hufen gestolpert waren, doch Cattelan hatte Fiberglas genommen und ein Pferdefell drübergezogen, was uns hätte beruhigen sollen.
Und das tat es dann auch, irgendwie (doch nicht).
18 Februar 2010
Fundstücke (67)
17 Februar 2010
Rubens ist tot
Wieder ein Kiezoriginal weniger.
Nach Stefan Hentschel, Käse-Renate, Opa Edi und Domenica hat es nun auch den Maler Erwin Ross erwischt.
Bis zuletzt hat der 83-Jährige – Kampfname: Rubens von der Reeperbahn – in seinem Atelier Bilder produziert. Seine saftigen Porträts draller Nackter zieren flächendeckend den Kiez. Auch die gespreizten Beine, durch die man die Ritze an der Reeperbahn betritt, sind sein Werk, und zwar sein berühmtestes.
Ross’ malte Frauen immer so, wie Klischeemachos sie sich vorstellen: üppig, kurvig, verspielt und mit sinnlichem Blick.
Die Härte des Sexgeschäfts, den Schmuddel, die emotionale Verrohung, die auf dem Kiez ja auch zu Hause sind, hat er stets rausgehalten aus seinen Bildern. Stattdessen verkörpern sie das Versprechen auslebbarer Lust – und zugleich die Chance, dass die porträtierte Sexbombe dir irgendwann zwei Kinder schenkt und ihr glücklich werdet im Treppenviertel mit Elbblick.
Seit dem 12. Februar ist Ross nicht mehr da. Seine Nackten aber werden es noch lange sein.
16 Februar 2010
Karneval bei Lillo
Lillo ist ein untersetzter schwarz- und kulleräugiger Italiener sowie unumschränkter Cheffe des Restaurants Don Camillo e Peppone in der Seilerstraße, wo wir heute zu viert einfielen.
Lillo musste einige Pannen erklären im Laufe des Abends, zum Beispiel die rhythmischen Stromausfälle, die zum Glück durch die vorsorglich aufgestellten Kerzen vorzüglich kompensiert wurden. Oder die vergessenen Antipasti. Und er tat das mit so viel Charme und – was noch wichtiger war – generös spendierten Likören, Schnäpsen und Weinflaschen, dass wir ihm nicht die Spur böse sein konnten, ganz im Gegenteil.
„Tute mir leide mit de vergessene Antipasti“, barmte er kulleräugig. „Macht nix“, kalmierte ich verständnisvoll die Lage, „wir kommen trotzdem wieder.“ Lillo erstrahlte wie eine Lichterkette und rief: „I love you!“, wobei er eine irgendwie kugelrunde römische Version von Michael Jackson abgab, nur vokal tieffrequenter.
Zwischendurch erfreute er uns mit einer kaluaähnlichen Kreszenz namens „Jack Russell“. „So etwasse habese noch nie e-getrunke!“, versprach Lillo beim Verteilen des pechschwarzen Trunks, den ich auf 16 Umdrehungen schätzte.
„Nein, sinde 42“, korrigierte er mit plötzlich verschwörerhaft gedämpfter Stimme und informierte uns über einen erst neulich stattgefundenen Exzess zu viert, an dem er federführend beteiligt war und dessen Bilanz am Ende einen Verbrauch von sechs Flaschen Jack Russell ergab.
„Und wisse was? Wir ware nich betrunke!“, schwor Lillo und schickte einen Gehilfen aus, damit wir den kaluaähnlichen Geschmack zeitnah mit einem Kräuterlikör übertünchen konnten.
Schließlich beschwor er uns, unbedingt zu seiner Karnevalsparty am 27. Februar zu kommen. „Aber übermorgen ist doch schon Aschermittwoch“, staunte Ms. Columbo, „dann ist doch alles vorbei.“
Lillo schaute mitleidig. „In welche Monat isse Karneval?“, fragte er rhetorisch. „Im Februar“, antworteten wir unisono. „Un sibbe un zwansiste? Isse nich Fäbbuar?“, triumphierte der Philosoph vom Appenin.
Dieser Logik konnten wir uns natürlich nicht verschließen, zumal wir nach Jack Russell, Averna und sizilianischem Vino Bianco eh zu jeder Konzession bereit gewesen wären. „Bitte kommese vorbei am sibbe un zwansiste un bringe Freunde mit“, sagte Lillo, während er die Gesamtrechnung um acht Prozent kürzte, wegen der ganzen Pannen. Man müsse sich nicht mal verkleiden, versprach er, für Getränke sei ebenfalls gesorgt, alles natürlich kostenlos. „Machese Werbung für de Karneval!“, rief Lillo.
Doch dieses Blog ist werbefrei, das würde ich natürlich niemals tun.
15 Februar 2010
Fundstücke (66)
Dieser reizvolle Veranstaltungshinweis findet sich auf dem Monatsprogramm des Sommersalons am Spielbudenplatz – ein Killerargument für einen baldigen Besuch.
Außerdem kann man im Rahmen der Veranstaltung „SCHEISSE AUSSEHEN – SCHEISSE TANZEN“ seine hässlichste Klamotte gegen ein Astra tauschen.
Ich wühl schon mal im Kleiderschrank.
14 Februar 2010
Nur mit Ausweis
Sonnabend vergangener Woche war ein großer Tag für Ms. Columbo. Sie hatte im Mediamarkt eine FSK-18-Blu-ray aufs Kassenband gelegt – und wurde doch wahrhaftig nach ihrem Personalausweis gefragt.
Nicht, dass sie auch nur annähernd ihrem Alter entsprechend aussähe, keineswegs; doch ernste Zweifel an ihrer Volljährigkeit hatte selbst ich noch nie, der sie seit langem durch die rosarote Brille des vergötternden Gatten betrachtet. Jedenfalls war das ein toller Tag für Ms. Columbo; ihr Strahlen glühte noch nach bis zum frühen Abend.
Heute stand ich ebenfalls an der Mediamarktkasse mit einer FSK-18-Blu-ray. Und da sagte der Kassierer: „Wir müssen uns neuerdings von jedem den Personalausweis zeigen lassen, der Ab-18-Produkte kauft.“ Ich war perplex. „Auch wenn man so aussieht wie ich?“, fragte ich zurück. „Ja, von jedem“, sagte der Kassierer. Also zum Beispiel auch von Nelson Mandela (91).
Und deshalb darf Ms. Columbo von diesem Vorfall nie erfahren.
Nicht, dass sie auch nur annähernd ihrem Alter entsprechend aussähe, keineswegs; doch ernste Zweifel an ihrer Volljährigkeit hatte selbst ich noch nie, der sie seit langem durch die rosarote Brille des vergötternden Gatten betrachtet. Jedenfalls war das ein toller Tag für Ms. Columbo; ihr Strahlen glühte noch nach bis zum frühen Abend.
Heute stand ich ebenfalls an der Mediamarktkasse mit einer FSK-18-Blu-ray. Und da sagte der Kassierer: „Wir müssen uns neuerdings von jedem den Personalausweis zeigen lassen, der Ab-18-Produkte kauft.“ Ich war perplex. „Auch wenn man so aussieht wie ich?“, fragte ich zurück. „Ja, von jedem“, sagte der Kassierer. Also zum Beispiel auch von Nelson Mandela (91).
Und deshalb darf Ms. Columbo von diesem Vorfall nie erfahren.
13 Februar 2010
Lecker: gebackene Kortaffel
Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:
a) Der Kumpirbräter bat den Schildermaler per schriftlicher Vorlage, „Baked Patoto“ aufs Schild zu pinseln, und der Schildermaler dachte, kein Problem, Kunde, du bist König, und malte schweigend wie bestellt.
Oder …
b) … der Schildermaler verschrieb sich versehentlich, doch der Kunde – eher des Kumpirbratens als des Englischen mächtig – merkte zum Glück nichts, und jetzt ist der Fauxpas längst verjährt.
Wie auch immer: Das Ergebnis ist …
a) … am Grindelhof 8 verewigt und
b) einem wintertagversüßenden Schmunzeln recht dienlich.
12 Februar 2010
In Schillers Quetsche
So daunig und ätherisch, so wolkigweich verwunschen, so pathos- und gefühlsumflort die elektronische Musik von Schiller alias Christopher von Deylen auch ist: Sein Händedruck ist definitiv Heavy Metal.
Damit nimmt er schlagartig Platz 2 in meiner persönlichen Härtehitliste ein, direkt hinter dem (freilich unerreichbaren) Kalle Schwensen.
Von Deylens Händedruck widerfuhr mir heute im Restaurant Kochlabor, wo besorgt dreinschauende Männer aus Holz an den Wänden kleben – und mit genau diesem Gesichtsausdruck werde ich der nächsten Begegnung mit Schiller entgegenblicken.
Vor einer mit Kalle Schwensen freilich sähe ich eher aus wie der Typ auf Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“.
Am besten meidet man also beide.
11 Februar 2010
Die Lachse des Guten
Seit unzähligen Jahren essen wir jeden Samstagabend mit Estragon und Zitronengras verfeinertes Lachsfilet an mit Safran aromatisiertem Basmatireis plus Brokkoli. Dazu gibt es stets eine trockene Rieslingspätlese von der Mosel, manchmal auch vom Mittelrhein.
Wenn wir Dinnerdebütanten zu Gast haben, servieren wir dieses Gericht ebenfalls, weil es niemanden auf der ganzen weiten Welt gibt, der es besser hinkriegt als wir, auch Mälzer oder Rach nicht.
Und warum erzähle ich das alles so sinn- und pointenlos? Aus einem einzigen Grund: Weil mir sonst nichts Besseres einfiel, um den spontan kreierten Kalauer in der Überschrift zu rechtfertigen.
10 Februar 2010
09 Februar 2010
Dräns west
Wenn wir uns in der U3 der Haltestelle Sternschanze nähern, ertönt stets die Bandansage einer sonoren Herrenstimme, die sich liebevoll um englischsprachige Passagiere kümmert.
Natürlich: Das hier ist ja auch Hamburg, das Tor zur Welt. Die sonore Herrenstimme sagt:
„Plies tschäinsch hier for echsebischen holl änd dräns west.“
Sehr lange Zeit habe ich mich gefragt, was die Stimme wohl mit „Trance West“ meinen könnte. Klar, ich kenne Trance als einen modernen Tanzstil, aber was hat das mit der Messe um die Ecke zu tun? Und warum muss es ausgerechnet die westliche Variante des Trance sein? Seine kulturellen Ursprünge scheinen mir doch eher im Osten zu liegen oder in Afrika.
Nein, das ergab alles keinen Sinn. Oder meinte der sonore Herr vielleicht so etwas wie einen „Transvest“iten? Immerhin liegt die Sternschanze in unmittelbarer Kieznähe; so abwegig wäre letztere Variante also nicht. Doch um mich semantisch restlos zu überzeugen, hätte der Satz irgendwie anders gestrickt sein müssen.
Monate-, möglicherweise jahrelang blieb der Sternschanzensatz für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich fühlte mich ein wenig wie jener Mensch, der aus dem Refrain von Bob Dylans größtem Hit immer ein rührendes Freundschaftsbekenntnis für Ameisen herausgehört hatte („… the ants are my friends …“)
Jedenfalls hörte ich immer nur „änd dräns west“, mein Hirn ließ sich davon nicht mehr abbringen. Und Ms. Columbo ging es beruhigenderweise ganz genauso.
Doch dann eines Tages (der noch gar nicht fern ist) legte jemand einen Synapsenschalter um, und plötzlich war die Sache glasklar. Die sonore Herrenstimme sprach von „entrance west“ – Westeingang! Alles fügte sich, der Satz ergab einen Sinn, die Welt fiel zurück in ihre Angeln, Naturgesetze galten wieder.
Seither fahre ich viel unneurotischer U-Bahn – was sich aber bald wieder ändern könnte, denn ich stelle gerade fest, dass sich die Mopo bereits des Dräns-west-Problems angenommen hatte.
Diesen Eintrag lösche ich trotzdem nicht mehr, so.
Natürlich: Das hier ist ja auch Hamburg, das Tor zur Welt. Die sonore Herrenstimme sagt:
„Plies tschäinsch hier for echsebischen holl änd dräns west.“
Sehr lange Zeit habe ich mich gefragt, was die Stimme wohl mit „Trance West“ meinen könnte. Klar, ich kenne Trance als einen modernen Tanzstil, aber was hat das mit der Messe um die Ecke zu tun? Und warum muss es ausgerechnet die westliche Variante des Trance sein? Seine kulturellen Ursprünge scheinen mir doch eher im Osten zu liegen oder in Afrika.
Nein, das ergab alles keinen Sinn. Oder meinte der sonore Herr vielleicht so etwas wie einen „Transvest“iten? Immerhin liegt die Sternschanze in unmittelbarer Kieznähe; so abwegig wäre letztere Variante also nicht. Doch um mich semantisch restlos zu überzeugen, hätte der Satz irgendwie anders gestrickt sein müssen.
Monate-, möglicherweise jahrelang blieb der Sternschanzensatz für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich fühlte mich ein wenig wie jener Mensch, der aus dem Refrain von Bob Dylans größtem Hit immer ein rührendes Freundschaftsbekenntnis für Ameisen herausgehört hatte („… the ants are my friends …“)
Jedenfalls hörte ich immer nur „änd dräns west“, mein Hirn ließ sich davon nicht mehr abbringen. Und Ms. Columbo ging es beruhigenderweise ganz genauso.
Doch dann eines Tages (der noch gar nicht fern ist) legte jemand einen Synapsenschalter um, und plötzlich war die Sache glasklar. Die sonore Herrenstimme sprach von „entrance west“ – Westeingang! Alles fügte sich, der Satz ergab einen Sinn, die Welt fiel zurück in ihre Angeln, Naturgesetze galten wieder.
Seither fahre ich viel unneurotischer U-Bahn – was sich aber bald wieder ändern könnte, denn ich stelle gerade fest, dass sich die Mopo bereits des Dräns-west-Problems angenommen hatte.
Diesen Eintrag lösche ich trotzdem nicht mehr, so.
08 Februar 2010
Zwischen Ballett und Bockwurst
Abends waren wir beim Konzert der jungen russischen Klaviervirtuosin Olga Scheps in der Laeiszhalle.
Sie spielte Schumann, Mozart und Chopin auf einem Steinwayflügel, und zwar mit verblüffender physischer Eleganz. Ihre Armbewegungen ließen mich seltsame Allegorien assoziieren, zum Beispiel an Seeschlangen, die durch ein Meer aus Gelatine schwimmen.
Und wenn sie eine Taste mit dem kleinen Finger anschlug und die ganze Hand dabei aufstellte, erinnerte das an eine Ballettänzerin, die einbeinig auf der Zehenspitze balanciert.
In der Pause gab es am Laeiszhallentresen übrigens Bockwurst und Brezeln, wohl als Kontrast zur Grazie der Pianistin. Auf dem Heimweg, der dank Scheps von Euphorie überzuckert war, hörten wir dann im Vorübergehen folgenden Dialog.
Mann (steht vor seinem geparkten Wagen): „Ach du Scheiße!“
Begleiter: „Was denn – hast du etwa schon wieder einen Strafzettel bekommen?“
Mann: „Nein, ich hatte extra einen hingehängt – und der ist jetzt weg.“
Manche Leute haben Sorgen.
Sie spielte Schumann, Mozart und Chopin auf einem Steinwayflügel, und zwar mit verblüffender physischer Eleganz. Ihre Armbewegungen ließen mich seltsame Allegorien assoziieren, zum Beispiel an Seeschlangen, die durch ein Meer aus Gelatine schwimmen.
Und wenn sie eine Taste mit dem kleinen Finger anschlug und die ganze Hand dabei aufstellte, erinnerte das an eine Ballettänzerin, die einbeinig auf der Zehenspitze balanciert.
In der Pause gab es am Laeiszhallentresen übrigens Bockwurst und Brezeln, wohl als Kontrast zur Grazie der Pianistin. Auf dem Heimweg, der dank Scheps von Euphorie überzuckert war, hörten wir dann im Vorübergehen folgenden Dialog.
Mann (steht vor seinem geparkten Wagen): „Ach du Scheiße!“
Begleiter: „Was denn – hast du etwa schon wieder einen Strafzettel bekommen?“
Mann: „Nein, ich hatte extra einen hingehängt – und der ist jetzt weg.“
Manche Leute haben Sorgen.
07 Februar 2010
Der Umdreher
Beim Konzert von Laura Veirs im Uebel & Gefährlich steht vor uns der abgebildete Typ mit Entenfußhaltung. Seine Eigenheit: Er dreht sich alle paar Sekunden um.
Anfang dachte ich noch, er missbillige unser kurzes Geplauder, doch diese Theorie wird bald falsifiziert. Denn er dreht sich ständig um, auch nachdem wir längst verstummt sind. Mindestens viermal die Minute, erst nach links, dann nach rechts.
Sein Blick scannt dabei jedesmal die Umgebung hinter uns ab, als suchte er jemand oder fühlte sich verfolgt. Vielleicht stimmt ja auch beides. Jedenfalls fängt der Umdreher mich mächtig an zu nerven.
Statt mich aufs Konzert zu konzentrieren, entwickle ich innerhalb kurzer Zeit Zwangshandlungen. Zum Beispiel beginne ich die Sekunden zu zählen, bis der Entenfüßler erneut den Kopf wendet – da: schon wieder.
Mir schwillt der Kamm. Aber warum eigentlich? Der Typ dreht sich doch nur um. Und er schaut nicht mal uns an, sein Blick streift uns nicht mal.
Trotzdem fühle ich mich belästigt. Ms. Columbo übrigens auch, doch das stellt sich erst später heraus, als wir in stiller Übereinkunft an die Theke geflüchtet sind, um dem Umdreher zu entgehen. „Als hätte er ein Recht darauf, neugierig zu sein“, erregt sich Ms. Columbo, und zwar mit meiner nachdrücklichsten Billigung.
In mir keimt ein peinliches Verständnis für die „Was guckst du?“-Aggressoren, die nichts weiter brauchen als einen vermeintlich ungebührlichen Blick, um zuzuschlagen. Irgendwo tief in uns steckt wohl noch immer das vorzivilisatorische Instinkttier, das alles, was uns widerfährt, nach archaischen Maßstäben interpretiert – und uns entsprechend vorzivilisatorische Reaktionen nahelegt.
Allerdings sind wir nur an die Theke geflüchtet, anstatt ihm die Kauleiste zu zerdellen. Und auf diese Kulturleistung dürfen wir zu Recht sehr, sehr stolz sein.
Anfang dachte ich noch, er missbillige unser kurzes Geplauder, doch diese Theorie wird bald falsifiziert. Denn er dreht sich ständig um, auch nachdem wir längst verstummt sind. Mindestens viermal die Minute, erst nach links, dann nach rechts.
Sein Blick scannt dabei jedesmal die Umgebung hinter uns ab, als suchte er jemand oder fühlte sich verfolgt. Vielleicht stimmt ja auch beides. Jedenfalls fängt der Umdreher mich mächtig an zu nerven.
Statt mich aufs Konzert zu konzentrieren, entwickle ich innerhalb kurzer Zeit Zwangshandlungen. Zum Beispiel beginne ich die Sekunden zu zählen, bis der Entenfüßler erneut den Kopf wendet – da: schon wieder.
Mir schwillt der Kamm. Aber warum eigentlich? Der Typ dreht sich doch nur um. Und er schaut nicht mal uns an, sein Blick streift uns nicht mal.
Trotzdem fühle ich mich belästigt. Ms. Columbo übrigens auch, doch das stellt sich erst später heraus, als wir in stiller Übereinkunft an die Theke geflüchtet sind, um dem Umdreher zu entgehen. „Als hätte er ein Recht darauf, neugierig zu sein“, erregt sich Ms. Columbo, und zwar mit meiner nachdrücklichsten Billigung.
In mir keimt ein peinliches Verständnis für die „Was guckst du?“-Aggressoren, die nichts weiter brauchen als einen vermeintlich ungebührlichen Blick, um zuzuschlagen. Irgendwo tief in uns steckt wohl noch immer das vorzivilisatorische Instinkttier, das alles, was uns widerfährt, nach archaischen Maßstäben interpretiert – und uns entsprechend vorzivilisatorische Reaktionen nahelegt.
Allerdings sind wir nur an die Theke geflüchtet, anstatt ihm die Kauleiste zu zerdellen. Und auf diese Kulturleistung dürfen wir zu Recht sehr, sehr stolz sein.
06 Februar 2010
05 Februar 2010
Zurück aus der Zukunft
August 2018. Ich sitze in der Bar Tutto Silenzio, die seit dem Inkrafttretens des Schalleliminierungsgesetzes für Ausschank- und Gastronomiebetriebe (SchElG) unfassbar boomt, und nippe an meinem hydraulisierten Molekularshake.
Als die PVZ (Partei für Veganismus und Zwangsgesundheit) vor drei Jahren die Macht übernommen hatte, verbot sie sofort Alkohol als unethisch; und seither ersetzt der hydraulisierte Molekularshake alles mit Umdrehungen. Allerdings nur unzulänglich.
Ich sitze hier mit K., der jetzt aber viel lieber einer von 50 000 im ausverkauften Googlestadion an der Müllionisierungsanlage wäre. Dort spielen nämlich gerade den achten Abend hintereinander die famosen The Fine Arts Showcase (im Vorprogramm: The Killers, Rolling Stones), und K. jammert rum, weil er keine Karte mehr bekommen hat.
„Ich hätte auch tausend Euro statt der geforderten 330 bezahlt“, schluchzt er, „aber es gab ja nicht mal mehr einen Schwarzmarkt!“
„Und ich“, sage ich versonnen und nippe am Shake, „habe sie damals – genauer gesagt: am 4. Februar 2010 – im Molotow gesehen. Vor 36 Leuten. Mich mitgezählt.“ K. starrt mich an, als sei ich die Reinkarnation von Emmett L. „Doc“ Brown.
Dann muss ich ihm ein Autogramm geben, direkt auf sein ausrollbares 37-Zoll-iPad.
PS: Ich empfehle „Dolophine Smile“
04 Februar 2010
Fundstücke (65)
03 Februar 2010
Geschnieft, aus verschiedenen Gründen
Schnuffelnd stieg ich heute Morgen in den 37er-Bus, ließ mich ächzend auf den Sitz fallen und kramte den iPod raus, um mir die Fahrt nach Altona mit Roger Eno zu versüßen.
Zwei Sitze vor mir drehte sich plötzlich ruckartig eine Frau zu mir herum. Sie starrte mir in die Augen, ihr rechter Arm schoss hervor wie vom Katapult abgefeuert, und in ihrer ausgestreckten Hand erblickte ich – eine Packung Papiertaschentücher.
Ich hatte wohl einen Tuck zu lang geschnieft. Doofer Roger Eno.
Zum Glück wurde der Tag abends noch veredelt. Und zwar von der drahtigen alten Cree-Indianerin Buffy Sainte-Marie, die mir in der Fabrik ihre 46 Jahre alte überzeitliche Protesthymne „Universal Soldier“ vorsang.
Drei Minuten für die Ewigkeit; ich hätte ein Taschentuch gebraucht. Doch die Frau aus dem Bus war nirgends zu sehen.
Zwei Sitze vor mir drehte sich plötzlich ruckartig eine Frau zu mir herum. Sie starrte mir in die Augen, ihr rechter Arm schoss hervor wie vom Katapult abgefeuert, und in ihrer ausgestreckten Hand erblickte ich – eine Packung Papiertaschentücher.
Ich hatte wohl einen Tuck zu lang geschnieft. Doofer Roger Eno.
Zum Glück wurde der Tag abends noch veredelt. Und zwar von der drahtigen alten Cree-Indianerin Buffy Sainte-Marie, die mir in der Fabrik ihre 46 Jahre alte überzeitliche Protesthymne „Universal Soldier“ vorsang.
Drei Minuten für die Ewigkeit; ich hätte ein Taschentuch gebraucht. Doch die Frau aus dem Bus war nirgends zu sehen.
02 Februar 2010
01 Februar 2010
Vögel, die ins Nirgends starren
Die von ramses101 fein beobachteten Blutflecken im Schnee auf dem Außenalstereis haben wir heute auch gesehen.
Allerdings fiel in unserer Gegenwart niemand um oder auch nur auf. Ein friedliches Herumgehen und -stehen prägte die Stimmung auf der riesigen Eisfläche. Deshalb war das einprägsamste Bild des Tages auch nicht auf der Alster zu sehen, sondern auf dem Spaziergang dorthin, im Park Planten un Blomen.
Auf einem zugefrorenen Teich stand ein Schwarm Möwen still und stumm herum und starrte gemeinsam in Richtung Süden. Das sah aus wie eine eingefrorene Vogelschwarmskulptur – und schlug mich derart in den Bann, dass ich nicht mal auf die Idee kam zu fotografieren.
Stattdessen starrte ich (als Herdentier) einfach ebenfalls in die gleiche Richtung wie die Vögel. Aber dort war absolut nichts zu sehen.
Nicht mal ein gelandetes Ufo.
31 Januar 2010
Die gemütlichsten Ecken von St. Pauli (21)
Skandal: Das Imperial-Theater ignoriert das Waffenverbot.
30 Januar 2010
Und als nächstes Voodoopuppen?
In einem Behandlungszimmer meines Hausarztes – zum Glück im kleinsten, schäbigsten und deshalb von mir zuvor noch nie betretenen – hängt ein Riesenplakat an der Wand. Es ist überschrieben mit „Ohrakupunktur-Tafel“.
Diese Übersicht, bei der Hirnrissigkeit und Detailreichtum eine unheilvolle Allianz geschmiedet haben, behauptet, es gäbe Punkte an meinem Ohr, die hingen direkt mit meinem Hintern zusammen. Oder meiner Gebärmutter.
Das Plakat faselt von „Meridianen“ und „Energielinien“, also lauter zusammenfantasierten Schimären, deren experimenteller Nachweis bisher immer laut krachend scheiterte und für deren Erforschung man deshalb hinfort bittebitte keinen Cent mehr ausgeben soll. Abgemacht?
Das Plakat als solches wäre natürlich kein Problem (ich meine, es gibt Leute, die lesen Vampirromane und hängen trotzdem keinen Knoblauchkranz ans Küchenfenster) und sein Verfasser nur ein interessanter Fall für einen einfühlsamen Psychotherapeuten – …
… hinge dieses Ding nicht ausgerechnet im Behandlungszimmer meines Hausarztes.
Was kommt als nächstes – Voodoopuppen? Das Handeln dieses mir stets ehrenhaft und seriös vorkommenden Mannes schien mir bisher von überprüfbaren Erkenntnissen geprägt und weniger von Spinnereien aus einer eh von Spinnereien komplett durchsuppten Zeit, als man noch an Drachen, fliegende Teppiche und die Scheibenform der Erde glaubte.
Kurz: Ich war nachhaltig erschüttert.
Dummerweise ist der Mann gerade im Schiurlaub, weshalb ich ihm nicht persönlich mein Vertrauen entziehen konnte. Und vielleicht – an diese Hoffnung klammere ich mich jetzt – weiß er auch gar nichts von diesem vertrauenserodierenden Schaubild, sondern es war die Interims- und Assistenzärztin, die den (auch künstlerisch erbärmlichen) Humbug heimlich aufgehängt hat.
Bei ihrer Diagnose verließ sie sich übrigens dann doch lieber auf Laboranalysen und Röntgenbilder. Sonst hätte ich ihr auch was gehustet.
(Andererseits: Das hab ich auch so. Aber aus anderen Gründen.)
PS: Von irgendwelchen ohrakupunkturverteidigenden Kommentaren bitte ich dringend abzusehen. Der Effekt wird eh nur der sein, dass ich das Bedürfnis verspüre, Ihnen die Nummer eines einfühlsamen Psychotherapeuten rauszukramen. Und danach können Sie schließlich auch selber googeln.
Diese Übersicht, bei der Hirnrissigkeit und Detailreichtum eine unheilvolle Allianz geschmiedet haben, behauptet, es gäbe Punkte an meinem Ohr, die hingen direkt mit meinem Hintern zusammen. Oder meiner Gebärmutter.
Das Plakat faselt von „Meridianen“ und „Energielinien“, also lauter zusammenfantasierten Schimären, deren experimenteller Nachweis bisher immer laut krachend scheiterte und für deren Erforschung man deshalb hinfort bittebitte keinen Cent mehr ausgeben soll. Abgemacht?
Das Plakat als solches wäre natürlich kein Problem (ich meine, es gibt Leute, die lesen Vampirromane und hängen trotzdem keinen Knoblauchkranz ans Küchenfenster) und sein Verfasser nur ein interessanter Fall für einen einfühlsamen Psychotherapeuten – …
… hinge dieses Ding nicht ausgerechnet im Behandlungszimmer meines Hausarztes.
Was kommt als nächstes – Voodoopuppen? Das Handeln dieses mir stets ehrenhaft und seriös vorkommenden Mannes schien mir bisher von überprüfbaren Erkenntnissen geprägt und weniger von Spinnereien aus einer eh von Spinnereien komplett durchsuppten Zeit, als man noch an Drachen, fliegende Teppiche und die Scheibenform der Erde glaubte.
Kurz: Ich war nachhaltig erschüttert.
Dummerweise ist der Mann gerade im Schiurlaub, weshalb ich ihm nicht persönlich mein Vertrauen entziehen konnte. Und vielleicht – an diese Hoffnung klammere ich mich jetzt – weiß er auch gar nichts von diesem vertrauenserodierenden Schaubild, sondern es war die Interims- und Assistenzärztin, die den (auch künstlerisch erbärmlichen) Humbug heimlich aufgehängt hat.
Bei ihrer Diagnose verließ sie sich übrigens dann doch lieber auf Laboranalysen und Röntgenbilder. Sonst hätte ich ihr auch was gehustet.
(Andererseits: Das hab ich auch so. Aber aus anderen Gründen.)
PS: Von irgendwelchen ohrakupunkturverteidigenden Kommentaren bitte ich dringend abzusehen. Der Effekt wird eh nur der sein, dass ich das Bedürfnis verspüre, Ihnen die Nummer eines einfühlsamen Psychotherapeuten rauszukramen. Und danach können Sie schließlich auch selber googeln.
29 Januar 2010
Medialer Wandel in der Gosse
In den späten 70er Jahren lagen manchmal halbtote „Compact-Cassetten“ im Rinnstein. Teils meterweit hatten sie in bizarren Schlingen und Mustern Magnetband ausgewürgt.
Ich fragte mich immer, was da wohl drauf sein könnte, welche Musik oder welche Stimmen, nahm aber nie eine dieser verdreckten Plastikboxen mit. Wer hatte sie überhaupt dort hingeworfen, in den Rinnstein, und warum? Ungelöste Fragen.
In den späten 80ern nahm die Anzahl der Kassetten im Rinnstein dramatisch ab, dafür fand man dort nun manchmal Floppydiscs. Das war die Urform der sogenannten „Disketten“, mit denen damals Computer gefüttert werden mussten, weil es noch kein USB oder WLAN gab.
Floppys waren ungefähr so groß wie eine 45er-Vinylsingle, aber biegbar und – wenn man die Schutzhülle aufriss – vom gleichen Braun wie das ein Jahrzehnt zuvor aus Compact-Cassetten hervorgewürgte Magnetband.
Auch die Disketten hob ich niemals auf, obwohl die Neugier, welche geheimen Daten sie wohl bergen könnten, mich durchaus umtrieb, das gebe ich zu. Doch kollateral mikroskopisch kleine Kiesel, Haare und Hundekotkügelchen ins Innere meines gigantischen 20-Megabyte-Festplattenrechners zu befördern, erschien mir allzu riskant.
Heute morgen nun, als ich kurz vorm Frühstück schlaftrunken durchs Fenster hinab auf die Seilerstraße schaute, erblickte ich weder Compact-Cassetten noch Floppys, sondern: eine größere Anzahl verstreuter, ihrer schützenden Hülle beraubter CDs, die nackt und silbrig im Morgenlicht glitzerten.
Was da wohl drauf ist? Alles ist möglich, nicht nur Musik und Stimmen: Texte, Pornos, komische Fotos, Liechtensteiner Steuerdaten. Doch ich habe sie wieder liegengelassen, wie immer in den vergangenen 30 Jahren.
All das liegt übrigens erst dann im Rinnstein, wenn seine Lebenszeit vorüber ist. Und man erfährt nie, wer es dort hingeworfen hat und warum.
Ich fragte mich immer, was da wohl drauf sein könnte, welche Musik oder welche Stimmen, nahm aber nie eine dieser verdreckten Plastikboxen mit. Wer hatte sie überhaupt dort hingeworfen, in den Rinnstein, und warum? Ungelöste Fragen.
In den späten 80ern nahm die Anzahl der Kassetten im Rinnstein dramatisch ab, dafür fand man dort nun manchmal Floppydiscs. Das war die Urform der sogenannten „Disketten“, mit denen damals Computer gefüttert werden mussten, weil es noch kein USB oder WLAN gab.
Floppys waren ungefähr so groß wie eine 45er-Vinylsingle, aber biegbar und – wenn man die Schutzhülle aufriss – vom gleichen Braun wie das ein Jahrzehnt zuvor aus Compact-Cassetten hervorgewürgte Magnetband.
Auch die Disketten hob ich niemals auf, obwohl die Neugier, welche geheimen Daten sie wohl bergen könnten, mich durchaus umtrieb, das gebe ich zu. Doch kollateral mikroskopisch kleine Kiesel, Haare und Hundekotkügelchen ins Innere meines gigantischen 20-Megabyte-Festplattenrechners zu befördern, erschien mir allzu riskant.
Heute morgen nun, als ich kurz vorm Frühstück schlaftrunken durchs Fenster hinab auf die Seilerstraße schaute, erblickte ich weder Compact-Cassetten noch Floppys, sondern: eine größere Anzahl verstreuter, ihrer schützenden Hülle beraubter CDs, die nackt und silbrig im Morgenlicht glitzerten.
Was da wohl drauf ist? Alles ist möglich, nicht nur Musik und Stimmen: Texte, Pornos, komische Fotos, Liechtensteiner Steuerdaten. Doch ich habe sie wieder liegengelassen, wie immer in den vergangenen 30 Jahren.
All das liegt übrigens erst dann im Rinnstein, wenn seine Lebenszeit vorüber ist. Und man erfährt nie, wer es dort hingeworfen hat und warum.
28 Januar 2010
27 Januar 2010
Kleos alte Zöpfe
Bin dank eines hartnäckigen Hustens zurzeit Ms. Columbos Versuchskaninchen in Sachen Tee.
Zunächst setzte sie mich im Rahmen einer kontrollierten Abgabe den traditionsreichen Sorten Pfefferminze und Fenchel aus. Als das trotz meiner sprichwörtlichen Teeabneigung recht unfallfrei gelang, wurde sie experimenteller und bereitete einen Kaltauszug der Eibischwurzel zu – ein Aufguss, den sie mir nur mit dem schmerzlichen Lächeln des Umverzeihungbittens zu servieren wagte.
Gestern toppte sie das mit einem sogenannten Kleopatratee. Meine Vermutung, bei der Basis des Getränks müsse es sich um die seit 2000 Jahren ungewaschenen Zöpfe der Pharaonin handeln, wischte Ms. Columbo unwirsch beiseite: „Nein, auch nur Gewürze.“
Jetzt will ich am liebsten kein Versuchskaninchen mehr sein, sondern mich ganz auf Fenchel konzentrieren. Wahrscheinlich war das von Anfang an ihr Ziel.
Zunächst setzte sie mich im Rahmen einer kontrollierten Abgabe den traditionsreichen Sorten Pfefferminze und Fenchel aus. Als das trotz meiner sprichwörtlichen Teeabneigung recht unfallfrei gelang, wurde sie experimenteller und bereitete einen Kaltauszug der Eibischwurzel zu – ein Aufguss, den sie mir nur mit dem schmerzlichen Lächeln des Umverzeihungbittens zu servieren wagte.
Gestern toppte sie das mit einem sogenannten Kleopatratee. Meine Vermutung, bei der Basis des Getränks müsse es sich um die seit 2000 Jahren ungewaschenen Zöpfe der Pharaonin handeln, wischte Ms. Columbo unwirsch beiseite: „Nein, auch nur Gewürze.“
Jetzt will ich am liebsten kein Versuchskaninchen mehr sein, sondern mich ganz auf Fenchel konzentrieren. Wahrscheinlich war das von Anfang an ihr Ziel.
26 Januar 2010
Busfahrers Glücksmomente
Heute traf ich den schweigsamsten Stoiker seit Buster Keaton. Er war Busfahrer der Linie 37 und sah exakt aus wie Fritz Rau: strähnige graue, zurückgekämmte Haare, schmale Lippen, Brille, grauer Bart.
Als ich grüßte und ihm im Vorübergehen meine Abokarte zeigte, blickte er stoisch durch die Windschutzscheibe.
Vom Gang aus sah ich eine Rollstuhlfahrerin, die gerne die hintere Tür geöffnet haben wollte. Ich ging den halben Weg zurück Richtung Buster und rief: „Bitte öffnen Sie die Tür für eine Rollstuhlfahrerin!“. Dann setzte ich mich.
Die Rollstuhlfahrerin klopfte gegen die weiter geschlossene Tür. Ich stand noch einmal auf und ging diesmal ganz nach vorne. „Eine Rollstuhlfahrerin möchte gern rein, könnten Sie die Tür öffnen?“, fragte ich. Buster zeigte etwa die gleiche Reaktion, wie man sie in diesem Moment auch vom Matterhorn erwartet hätte, und gab weiter stumm Karten aus.
Eine Passagierin, die als zweite in der Schlange – also in etwa einem Meter Entfernung vom Fahrer – auf die Entrichtung des Fahrpreises wartete, lächelte mich an und sagte gut verständlich: „Er kann keine zwei Sachen gleichzeitig.“ „Er kann anscheinend nicht mal hören“, antwortete ich so laut, dass er uns ebendieses Handicap zwangsläufig weiterhin vorspielen musste. Daher: keine Reaktion.
Von hinten lautes Klopfen. Tja. Man sollte halt immer ein Brecheisen mit sich führen, als Buspassagier. Ich setzte mich. Als alle neueingestiegenen Fahrgäste abgefertigt waren, öffnete der Herr der Türen endlich mit einem Tastendruck die hintere. Die Rollstuhlfahrerin fuhr herein und rief ein unberechtigtes „Danke!“ nach vorne.
Buster schloss beide Zugänge. Ein junger Mann kam angelaufen, prallte an die vordere Tür und klopfte. Der Busfahrer schaute geradeaus und fuhr los. An der Haltestelle Davidstraße dann die letzte kleine Schikane, die seinem Arbeitstag die nötige Restsüße verlieh: Am einzigen dort stehenden Fahrgast fuhr er fünf Meter weit vorbei, damit der Mann fluchen und spurten musste.
Ich liebe den HVV.
Als ich grüßte und ihm im Vorübergehen meine Abokarte zeigte, blickte er stoisch durch die Windschutzscheibe.
Vom Gang aus sah ich eine Rollstuhlfahrerin, die gerne die hintere Tür geöffnet haben wollte. Ich ging den halben Weg zurück Richtung Buster und rief: „Bitte öffnen Sie die Tür für eine Rollstuhlfahrerin!“. Dann setzte ich mich.
Die Rollstuhlfahrerin klopfte gegen die weiter geschlossene Tür. Ich stand noch einmal auf und ging diesmal ganz nach vorne. „Eine Rollstuhlfahrerin möchte gern rein, könnten Sie die Tür öffnen?“, fragte ich. Buster zeigte etwa die gleiche Reaktion, wie man sie in diesem Moment auch vom Matterhorn erwartet hätte, und gab weiter stumm Karten aus.
Eine Passagierin, die als zweite in der Schlange – also in etwa einem Meter Entfernung vom Fahrer – auf die Entrichtung des Fahrpreises wartete, lächelte mich an und sagte gut verständlich: „Er kann keine zwei Sachen gleichzeitig.“ „Er kann anscheinend nicht mal hören“, antwortete ich so laut, dass er uns ebendieses Handicap zwangsläufig weiterhin vorspielen musste. Daher: keine Reaktion.
Von hinten lautes Klopfen. Tja. Man sollte halt immer ein Brecheisen mit sich führen, als Buspassagier. Ich setzte mich. Als alle neueingestiegenen Fahrgäste abgefertigt waren, öffnete der Herr der Türen endlich mit einem Tastendruck die hintere. Die Rollstuhlfahrerin fuhr herein und rief ein unberechtigtes „Danke!“ nach vorne.
Buster schloss beide Zugänge. Ein junger Mann kam angelaufen, prallte an die vordere Tür und klopfte. Der Busfahrer schaute geradeaus und fuhr los. An der Haltestelle Davidstraße dann die letzte kleine Schikane, die seinem Arbeitstag die nötige Restsüße verlieh: Am einzigen dort stehenden Fahrgast fuhr er fünf Meter weit vorbei, damit der Mann fluchen und spurten musste.
Ich liebe den HVV.
25 Januar 2010
Ruud van Nistelrooys bevorstehender Kreuzbandriss
Nicht nur ganz Hamburg – ausgenommen St.-Pauli-Fans –, sondern praktisch ganz Restdeutschland überschlägt sich, weil der holländische Altstar Ruud van Nistelrooy zum HSV wechselt. Dabei ist der Mann bald 34 (ein für Stürmer methusalemisches Alter) und wurde bei Real Madrid dermaßen aussortiert, dass sie nicht mal mehr Geld für ihn haben wollen.
Der hiesige Jubel verweist letztlich auf einen latenten Minderwertigkeitskomplex der Bundesliga. Noch jeder große Name muss ungefragt als Pseudobeweis für die Wertigkeit der Liga herhalten. Dabei übersieht man gern, dass es den Topleuten in der Blüte ihrer Jahre nicht im Traum eingefallen wäre, nach Deutschland zu wechseln.
Wenn sie aber am Winteranfang ihrer Karriere in England, Italien oder Spanien nur noch die Ersatzbänke drücken dürfen, gehen sie schließlich doch noch nach Deutschland, wo sie selbst zwar nur noch auf ein Gnadenbrot hoffen (also zwei Millionen netto im Jahr), doch ihr einstiger Glamour in vorauseilender Masseneuphorie allzu gerne mit künftiger Realität verwechselt wird.
Kann natürlich sein, dass van Nistelrooy noch mal eine gute Halbserie gelingt. Wahrscheinlicher aber ist das Modell „langwierige Knieverletzung nach drei Spielen“.
Gut, es gibt hier auf dem Kiez eh wichtigere Dinge als van Nistelrooys bevorstehender Kreuzbandriss: Im Millerntorstadion (hier ein älteres Foto mit Michel) sind am Samstag beim Spiel gegen Aachen die Bierleitungen eingefroren, und die Fans mussten auf Glühwein umsteigen. Das ist Tragik!
Unabhängig davon haben wir eh die Schnauze voll von der vielwöchigen Dauerkälte. Hiermit fordere ich daher die zuständigen Kräfte auf, endlich in den Frühlingsmodus zu wechseln.
Und zwar pronto. Soll heißen: bis gestern.
24 Januar 2010
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