08 August 2008

Dankbare Rückzahlung



Stelle gerade erfreut fest, dass auch Leute, die im gleichen Jahrzehnt geboren sind wie ich, sich noch durchaus in ihren 30ern befinden können, wenn auch nur noch gerade so eben. Irgendwie tröstlich.

Themawechsel: Warum gehen Leute, die einen Schirm dabei haben, bei Regen trotzdem immer unter schützenden Überdachungen lang und nehmen dort jenen den Platz weg, die sich ohne Schirm hüpfend und springend durch die Stadt bewegen, von Markise zu Markise? Warum?

Die Schirmbesitzer könnten ihr Gerät während des beschützten Gehens wenigstens zuklappen. Aber nein, Einfühlungsvermögen in die Lage verzweifelter Wasserscheuer ist ihnen gänzlich fremd.

Themawechsel: 1902 (Foto oben) klangen Sexanzeigen irgendwie lieblicher als 2008 (unten). „Dankbare Rückzahlung“: Eine solche Ansprache adelt doch jeden geschmeichelten Mann zum herzensreinen Ritter.

Die moderne Variante indes weckt eher unbehagliche Gefühle, bis hin zu einer gewissen Ängstlichkeit – diese Anzeige hätte auch Dracula aufgeben können.

Aber ich kann ja gar nicht mitreden.

11 Kommentare:

  1. Hallo, lieber Anrufer. Du kennst mein Mega-Französisch bis zum Schluß noch nicht ...?

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  2. Ganz genau! Da ist man doch gleich ganz anders drauf.

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  3. Hach, das waren noch Zeiten, nicht wahr? Ich meine, als die Prostituierten noch solche Anzeigen aufgeben mußten, weil sie ansonsten Probleme mit den Strafverfolgungsbehörden bekommen hätten...

    Ich glaube, mir ist da der Dracula doch irgendwie lieber.

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  4. die zweite annonce erinnert mich an meine regelmäßigen zwiegespräche mit meiner guten freundin astra pilsener...

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  5. schluck du luder ist wahrscheinlich die gleich antwort auf beide anzeigen.

    was die Regenschirmbesitzermarkisenschutzsucher
    angeht, wahrscheinlich ein Urinstinkt, der Technik nicht zu trauen und lieber eine bekannte lösung zu bevorzugen. Oder der typische Stadtinstinkt, zu tun was alles anderen tun.

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  6. Ein Ergebnis von Stilbildung über 106 (in Worten: Einhundertsechs) Jahre.
    Früher war alles besser...

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  7. Dankbare Rückzahlung klingt gar nicht mal schlecht.

    Dagegen verlieren die modernen Anzeigen, obwohl so etwas wie "endgeile Oma" immer wieder lustig klingt.

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  8. Repressalien, verehrter GP, sind natürlich immer schlecht, doch sie haben stets zu fantasievollen Austricksmanövern geführt, die ohne Repressalien nicht entstanden wären. Zum Beispiel ist die Zeile „Well, Im the little red rooster, babe/Too lazy to crow the day“ feiner und poetischer, als wenn der Sänger unverblümt gesagt hätte, er habe gerade keine Lust auf einen Fick.

    Da bin ich also auf einer Linie mit Olaf und svensonsan.

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  9. Hierzu folgendes Erlebnis:
    Eben saßen ein Dickbauch und ein Guinness-aus-der-Dose-Trinker neben mir in der Bahn.
    Dickbauch hatte die Mopo auf dem Schoß: "Wo sinnie Titten?"
    "Titten? Wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo?" echote Doofbier.
    Dickbauch blätterte hektisch zu den Anzeigen der Dracula-Rubrik und reichte Doofbier vertrauensvoll die Zeitung.
    "Watt soll datt, ich brauch' sowatt nich'", meinte Doofbier, "ich brauch' keine Nudd'n."
    Ganz ehrlich, die zwei hatten wirklich keine andere Ansprache verdient. Die wären nicht mal nüchtern und im Dunkeln als herzensreine Ritter durchgegangen.

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  10. Deswegen, lieber Matt, sind wir beide ja auch so große Freunde Chinas. Ohne Repression keine Kunst!

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  11. Vielleicht könnten wir uns auf folgende Sprachregelung einigen: Ohne Repression schlechtere Kunst. Wobei ich damit keine normative Aussage verbunden wissen möchte, sondern nur eine empirische.

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