10 Juni 2007

Die Puppenfrage

Heute stand mir schier aus dem Nichts eine Frage klar vor Augen, nämlich die, ob das Heer der Kölner Prostituierten während des Evangelischen Kirchentages womöglich Extraschichten schieben muss. Oder ob vielleicht gar hiesige Kiezhuren an den Rhein gereist sind, um Bedarfslücken zu schließen, ähnlich wie sie es alljährlich beim Oktoberfest in München tun.

Solch häretischen Gedanken hing ich nach während einer ausgiebigen Radtour über drei Flohmärkte; wahrscheinlich kamen sie auf dank der immensen Hitze und einer Begegnung auf dem Promenadenweg hinterm Tropeninstitut, wo mir fünf starke Jungs in Shorts und Bierlaune entgegenkamen.

Einer von ihnen trug eine prall aufgeblasene Gummipuppe mit willig geöffnetem Mund unterm Arm. Sie sah aus wie die abgebildete Munch-Variante, und auf ihrer Brust stand „Dolly“.

„Du und Dolly, ihr seid ein gutes Team!“, lobte ihn einer seiner Kumpels, und ich will gar nicht wissen, was genau er damit meinte. Doch ehe ich es trotzdem erfahren hätte, war ich auch schon vorübergerollt.

Gleichwohl fragte ich mich auf dem Weg zum Flohmarkt am Hein-Köllisch-Platz, wer solche Puppen wohl in der Entwicklungsphase auf naturgetreue Funktionalität testet – ist es der Chemiker, der ihre Kunststoffhaut entwickelt hat? Der Designer, der die äußere Form entwarf? Oder besteht der Vertriebschef auf dem Jus primae noctis?

Denn obwohl es kongenial erscheint: Man kann eine solche Puppe kaum mit einem Dildo zur Marktreife bringen.

14 Kommentare:

  1. Ihr Beitrag ist ungewohnt unrund. Eckig, also.

    Ich gehe davon aus, dass die Fahrradfahrer mit Dolly auf den Kirchentag fahren. Und sie dort inklusive Reinigungsmittel, Gleitgel und Luftpumpe weiterverleihen.

    Über das Problem der "primae noctis" hinaus darf ich auf "Braveheart" verweisen. Womit ich auf dem Kirchentag bin, der immer ökumenischer wird.

    Fazit für mich und heute: Haben Puppen eine Seele?

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  2. Nun, ich hoffe nicht. Sonst nähme die beschriebene Puppensorte angesichts ihrer recht abwechslungslosen künftigen Tätigkeiten gewiss Schaden an ihr.

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  3. Da wo sich die Menschen sammeln braucht es Ärzte, Sanitäter, Toiletten und Huren. Können die nicht aus dem eigenen Umfeld beschafft werden, müssen sie von auswärts kommen.

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  4. Sie müssen bedenken, dass Köln das Jahr über nachfrageorientiert versorgt wird. Wenn nun plötzlich eine erkleckliche Anzahl mehr Leute in der Stadt auftauchen, kann man das Angebot aus eigener Kraft ja nicht schlagartig erweitern. Somit ist der Länderprostituiertenausgleich eine ganz feine Sache. Und St. Pauli lässt sich da eben nie lange bitten.

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  5. Das Runde muss in das Eckige?

    Also ich finde den Beitrag sehr rund, vor allem in der Bildmitte, wo sich der Mund der davonlaufenden Dame befindet...

    Ich schätze mal, dass die Puppen im Rahmen einer 14 tägigen innerbetrieblichen Weihnachtsfeier getestet werden. Also jetzt nicht 14 Tage lang, sondern alle 14 Tage!

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  6. Ich bewundere Ihre Insiderkenntnisse, verehrte Anna, die Sie nur unzureichend durch eine vorgeschobene Schätzung zu verbergen suchen … ;-)

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  7. Ein Freund von mir hat tatsächlich einmal versehentlich beobachten müssen, wie sein gegenüber lebender Nachbar (Typ Einzelgänger) bei flimmernden Fernsehlicht eine derartige Gummipuppe aufblies, diese mit Schmackes auf sein Bett legte, mit noch mehr Schmackes auf diese Puppe rauffiel und sie in wenigen Minuten durchrammelte. Ja, durchrammeln passt in diesem Fall am besten, wie mein Kumpel mir bestätigte. Wie immer in solchen Momenten dauerte es länger, bis mein Kumpel begriffen hat, was sich da vor seinen Augen abspielte. Aber er versicherte mir, rückblickend betrachtet war es kein schöner Anblick und er hätte gerne darauf verzichtet.

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  8. Wer weiß: Vielleicht sind diese Puppen ja wirklich konkurrenzfähig.

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  9. Matt, es fiel mir zu spät auf, dass ich mich durch die ganzen Details verraten hatte.
    Dabei habe ich die wirklichen Insiderkenntnisse "Chef, ich verzichte auf den Jahresurlaub und den Firmenwagen, wenn ich auch mal bei einer Weihnachtsfeier dabei sein darf!"- "Müller, lassen Sie das, die Plätze sind schon vor 3 Jahren verlost worden." nicht mal angekratzt..
    :D

    Stefan, Ihr Kumpel heisst nicht zufällig Rudi?

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  10. Matt: wie oft gibt es denn einen Flohmarkt am Hein-Köllisch-Platz?

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  11. Keine Ahnung. Es war dort der erste, von dem ich überhaupt je hörte. Wohingegen der Schlachthof allwöchentlich Schauplatz eines Flohmarktes ist, und dorthin verschlug es mich natürlich auch noch.

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  12. @Astrid,

    nein, sein Vorname beginnt mit O und der Nachbar ist inzwischen auch ausgezogen. Sehr zum Wohlwollen meines Freundes, der seine inzwischen geborenen Kinder nun unbeaufsichtigt aus dem Fenster schauen lassen kann.

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  13. Aus vertrauenswüriger Quelle weiß ich, dass sich in der Zeit des Kirchentages in der Umgebung von Köln das Sexuallebben nicht verringert hat.

    Übrigens war es der evangelische Kirchentag. Und die sollen ja nicht so prüde sein wie die Katholen.

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  14. Der Franke argumentiert übrigens immer genau andersrum: Die Katholen seien sehr viel sinnenfroher als die Evangelen. Sie könnten nämlich ungerührt poppen, sodann beichten, und alles sei wieder bestens – während die Evangelen nie sicher sein können, ob sie in der Hölle des privaten Gebetes auch die richtigen Worte gefunden haben; außerdem fehle das institutionalisierte Feedback von oben.

    Da könnte was dran sein (sagt ein Ex-Evangele).

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