11 Mai 2007

Children of the revolution

Gestern nahm die Hamburger Polizei überall in der Stadt vorsorglich G8-Gegner hoch. Betroffen war auch der Freund eines Freundes von Kramer, was den vor Empörung sofort lodernd entflammten Kollegen solidarisch ins hart umkämpfte Schanzenviertel trieb.

Dort setzte sich Kramer umstandslos in ein Café und beobachtete die Lage bei einem Galão.

Beim Franken kann er mit dieser Vorgehensweise freilich nicht punkten. „Er hat eine Bahnsteigkarte für die Revolution gelöst!“, blökt der Würzburger heute resümierend. „Du Flaneur des Widerstands!“, falle ich ergänzend ein.

Bevor Kramer im Café seinen für jede Revolution zweifellos nütz- und dienlichen Beobachtungsposten eingenommen hatte, war er
allerdings sogar kurz in eine vergleichsweise heikle Lage geraten, das darf hier nicht verschwiegen werden.

„Ein Polizist hat mich barsch angepflaumt: Gehen Sie weiter!“, erzählt Kramer schaudernd und stolz, zumal er augenblicklich protestierend geschwiegen und sich dann betont langsam getrollt hatte; ins Café, wie gesagt. Dort begoss der tapfere Kramer seine Provokation der Staatsmacht dann mit besagtem Galão.

Derweil zogen die rund 2000 G8-Gegner mit im Schnitt 0,5 Polizisten Begleitschutz
pro Mann weiter nach St. Pauli; Ms. Columbo und mich riss die Revolution aus der Gemütlichkeit des gemeinsamen Abendessens. Vom Balkon aus sahen wir der inzwischen nur noch verbalen Schlacht zu.

Dort gab es leider keinen, bei dem wir einen Galão hätten ordern können.

8 Kommentare:

  1. Soll das jetzt Sarkasmus sein ?Keinerlei Kritik über die völlig überzogene Anzahl der grünen Jungs?Konform mit Nagel? Der ähnlich einem Schäuble das Gebet des Anti-Terrorkampfes verlauten lässt?Gebetsmühlenartig?Ich bin wirklich enttäuscht.Eine treue Leserin

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  2. Sehr gut, MMa (=Maestro Mat)! Man muss der Realität ins ungeschminkte Gesicht und ins Auge schauen.

    Sehr interessant in diesem Zusammenhang ein Artikel in Ausgabe 05/2007 des mMgazins "brand eins":

    "Bis vor Kurzem stand Heiligendamm, das uralte Seebad an Mecklenburgs Ostseeküste, für Sommerfrische und gepflegte Langeweile.

    Doch im Juni findet hier der G8-Gipfel statt.
    Deshalb wird die Idylle in eine Hochsicherheitszone verwandelt.
    Eine Operation mit Folgen."

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  3. Die hohe Anzahl der grünen Jungs wirkt nur beim ersten
    Blick überzogen, verehrte treue Frau Anonym.
    Der / die erste G8 GegnerIn der/die einem grünen Jung
    eine Eiswaffel ins Auge piekt entzieht sofort 8 Wanderern
    ihren Begleitschutz.
    Vier Behelmte liegen nämlich zum Zwecke der Fixierung auf
    dem/der PiekserIn. Und so weiter. Um das Einsatzkonzept
    durcheinander zu bringen also Eis Essen und die Waffel als
    Waffe benutzen. Auch wenn's ins Auge gehen kann.

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  4. Als bekennender G8-Gegner (meine Sidebar schlägt Links) bin ich jetzt nach Herrn Nagel wohl Angehöriger einer terroristischen Vereinigung.

    Ich bitte um Besuche von zahlreichen Kassiber-Schmugglern auf der Krankenstation von Santa Fu, ich habe kein Laptop.

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  5. opa, das wird heute nachmittag erledigt. Ich muss nur noch im Internet nachschlagen, wie man eine Feile im bereits gebackenen Kuchen unterbringt.

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  6. Ach Matt, Sie alter Weggucker ;-) (schon erstaunlich, daß anscheinend Menschen „treu” bei Ihnen lesen, ohne Sie auch nur ein einziges Mal verstanden haben zu können)... in der Tat haben mich die Berichte über diese Aktion sehr mitgenommen. Vor allem, weil man ja auch gleich noch denjenigen droht, die gegen das Vorgehen demonstrieren wollen. „Nicht nur Hooligans, auch gewaltbereite (! nicht etwa: Gewalt ausübende) Störer” sind also in Schutzhaft zu nehmen.

    Wir sind viel weiter weg von einem freiheitlichen Rechtstaat als wir eigentlich glauben.

    Kramer hat das getan, was wir alle in solchen Momenten tun: Weggucken und sich fügen. Es sind ja nur die Anderen.

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  7. Wow, jetzt weiss ich auch warum der Herr Bundespräsident den Ex-Terroristen nicht begnadigt hat. Scheiss Zeitpunkt einfach - Ex-Terroristen überwachen und "Volksaufstände" niederknüppeln das geht nun wirklich nicht gleichzeitig.

    Vielleicht weitet sich der Telekom Streik noch richtig aus - dann kriegen die kleinen grünen Kampfmoppel gar nichts mit, weil keiner Anruft und um Hilfe bettelt!!!

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