20 Mai 2007

Hier werden skills gepostet

Wie das mit diesem Blog wohlvertraute Publikum seit langem weiß, geht es auf der Rückseite der Reeperbahn nicht immer nur um Sex & Drugs & Rock’n’Roll, sondern hie und da auch um dummbratzige Satzverhunzer und -zerhäcksler, die gleichwohl eine tragische biografische Fehlentscheidung dazu brachte, beruflich „irgendwas mit Sprache“ machen zu wollen.

Meist handelt es sich dabei um Werber oder Promoter, was also pimpe wäre, denn denen hört eh niemand zu. Sollte man meinen. Ist aber nicht so. Denn was diesen beiden Berufsgruppen den lieben langen Tag so an denglischen Sprachunfällen aus dem Mund purzelt, findet sich oftmals plötzlich in freier Wildbahn wieder.

Es gibt wirklich Menschen, die das nachplappern und sich – ähem – cool dabei fühlen. Das aber nur nebenbei; mein Blogpublikum ist zum Glück resistent. Ich auch. Neulich wollte mir ein Partypromoter mit diesen Worten den Mund wässrig machen:
„Das roughe Spektrum überrascht diesmal mit Frequenzen von Fusion Drum n Bass bis Breakbeatz, Deep-House und rotzigem Elektrotrash auf 2 Floors.“
Klang abschreckend, natürlich mied ich diese Party. Gegenüber dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper war der Partypromoter allerdings eine kümmerliche Wurst. Kopper nämlich hub mal folgendermaßen zu sprechen an und avancierte so schlagartig zur neuen Jil Sander:
„Jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate-identity, die mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird.“
So zitiert es zumindest Ferris Goldenstein in seinem neuen Buch „Business-Denglisch“. Bei einer Bank, die Leute wie Kopper auf der Gehaltsliste hat, möchte ich jedenfalls kein Konto haben, so viel ist sicher.

Ein Restaurant hingegen, das mir versehentlich „Käse mit Oliver“ anbietet, werde ich stets von Herzen gern aufsuchen – und die Käseplatte trotzdem meiden.

Nur zur Sicherheit.

19 Kommentare:

  1. Heidemarie ist wirklich eine Klassikerin. In der FAZ fand sich am 22.03.96 folgende Aussage von ihr:

    "Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils."

    (Quelle: wikipedia)

    Das ist doch wirklich wunderbar. Und von Salat mit Oliver sollte man zumindest als Vegetarier Abstand nehmen.

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  2. Wie jetzt?! Hat Hilmar das nun gesagt, oder wird er "nur" zitiert? Wo ist das angeblich gesagte nachzulesen?
    Bei Ferris "macht blau" Goldenstein ist immer Vorsicht geboten.

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  3. Tja, was gesagt wurde, kann zitiert werden, und wenn Letzteres korrekt geschieht, weiß man hinterher, was gesagt wurde. Nicht wahr?

    Warum ist denn bei Herrn Goldenstein „immer Vorsicht geboten“? Da ich den Herrn vorher nicht kannte, freue ich mich über Aufklärung.

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  4. bosch, unter dem Sander-Link findet sich dieses Zitat ebenfalls; Quelle: Computerwoche, 1996.

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  5. Ich hoffe, Ms. Columbo kicherte beim Thema "Salat mit Oliver".

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  6. Mal schauen – sie kennt den Eintrag noch nicht.

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  7. Fakt ist, Sie sind doch so old fashioned, Matt, daß Ihnen einfach das Leveragen der keinen Sinn zu machen scheint, aber am Ende des Tages ist das eine Success Story, deren Highlight auch Sie appreciaten müssen. Dann werden Sie diese alten Texts nur noch sadly erinnern!

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  8. Well formuliert, german psycho, da ziehe ich doch den chapeau..

    Mich persönlich erfreut an Matts Beitrag das schöne Wort "Gammelsprech". Wunderbar. Ich freue mich jetzt schon auf den Gebrauch des Wortes und auf das Gesicht desjenigen, der damit beehrt wird: "Ach, hör doch auf mit deinem Gammelsprech!" oder "Lassen Sie Ihren Gammelsprech und geben Sie den Parkplatz frei."
    Eine wunderbar subtile Beleidigung, die als solche nicht sofort erkannt wird und bestimmt für Verblüffung sorgen wird.

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  9. Nun verschießen Sie nicht Ihr ganzes Pulver, werter GP! Sie wissen doch: Wir arbeiten an dem „PROJEKT" …

    Anna N, ich kann mir sogar stolz die Urheberschaft an diesem Wort ans Revers heften. Und viel Größeres habe ich auch im Leben noch nicht geleistet, sprachhistorisch gesehen.

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  10. Es ist aber schön (zu sehen), daß Sie - im Gegensatz zu den Gammelsprechern selbst - wenigstens etwas in dieser Richtung geleistet haben.

    Lesen Sie doch dazu mal das aktuelle Spiegel-Interview! Da kommen Sie auf ganz neue Ideen...

    So, jetzt aber back to work, ich muß noch die Updates der Backups cleanen, um die Server Downtime zu reducen! Und vorher muß ich mir noch nen Coffee grabben.

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  11. Sie wollen mich aber nicht wirklich in den Wahnsinn treiben, oder?

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  12. Das war dediziert nicht meine Absicht, weil, das würde ja nicht wirklich Sinn machen. Es ist meine feste Idee, daß Sie in 2007 weiterhin einen Unterschied machen werden.

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  13. Matt, sollte ich "Gammelsprech" in schriftlicher Form irgendwo verwenden, würde ich selbstverständlich auf Ihre Urheberschaft verweisen, mit Zitat, Quellenangabe und allem!

    Es sei denn, Sie möchten nicht, dass das Wort aus dem geschützten Bereich Ihres Blog entführt wird und in die freie Wildbahn entlassen wird? Es ist ja noch neu und wenig benutzt, nicht dass es sich unter den Artgenossen nicht eingliedern kann, im Rudel immer an letzter Stelle steht, beim Essen als Letzter dran kommt und dann noch abspülen muss!Auswilderungen sind ja immer mit Vorsicht zu betrachten!

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  14. Nein, nein: raus damit! Mein Lebenszweck ist vollendet, wenn ich damit irgendwann im Duden oder Brockhaus lande.

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  15. Ok, Sie haben es so gewollt..

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  16. Gerade eben gehört: „Ich habe gar nicht wirklich realisiert, daß wir das noch nicht kommuniziert haben”.

    Ich habe daraufhin den Kopf auf den Tisch gehauen (sein Kopf, mein Tisch).

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  17. Und: Ist eine Besserung eingetreten?

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  18. Ja, der Tisch hat jetzt eine schöne Maserung.

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