09 Mai 2007

An den Stapeln sollt ihr sie erkennen

Das verlässlichste Indiz für die bevorstehende Pleite eines Magazins liefert der Fitnessclubindikator. Sobald sich auf den Ablageflächen meines Clubs eine Zeitschrift anfängt zu stapeln, weiß ich, was los ist.

Es ist das letzte Aufbäumen. Verzweifelt versucht der Verlag, die unverkäuflichen Hefte loszuwerden, um den Werbekunden weiter eine stabile Auflage zu suggerieren. Doch vergebens: Wenn die Stapel erst mal meinen Fitnessclub vermüllen, ist nix mehr zu machen.

Monatelang türmte sich hier zuletzt die Zeitschrift Woman, „Nimm mich!“, lockte sie, und ich gab sogar nach und las einen Artikel über die Ursachen des Drehschwindels.

Doch die Stapel wurden immer mehr und jeder immer höher. Man hörte quasi live den Countdown ticken, und vorletzte Woche war es soweit: Gruner & Jahr meldete das Aus für Woman. Ich freilich wusste das schon länger, dank Fitnessclubindikator.

Seit einiger Zeit stapelt sich hier übrigens immer mal wieder die Zeitschrift Healthy Living. Der nächste Countdown läuft.

Übrigens sind auch dramatische Anzeigenpreisnachlässe ein ernstes Alarmzeichen. Insofern ist die aktuelle Schaltung der BILD-Zeitung im kress-express („Statt 331.331 Euro zahen Sie nur 200.000 Euro für 1/1 Seite“) ein echter Hoffnungsschimmer.

19 Kommentare:

  1. "jede wahrheit braucht einen mutigen, der sie ausspricht" - eine große deutsche boulevardzeitung

    man wagt ja gar nicht, auch nur annähernd an finanzielle probleme, geschweige denn den ruin der 'bild' zu denken.

    und doch hofft man tag für tag, diekmann und co. mögen mutig sein und die lang ersehnte wahrheit aussprechen: "bild zieht nicht nach berlin, bild steht vor dem aus."

    man muss schließlich träume haben.

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  2. Das Problem hätte dann der Arbeitsmarkt: BILD-Leute sind doch völlig verhunzt und schwer vermittelbar.

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  3. Ich bin dafür!

    Denn ich boykottiere die Volkszeitung mit dem besonderen Gefühl für politisch hörige Wahrheit schon seit meiner Geburt. Ich habe noch nie einen Zeitungsverkäufer mit der Aufforderung "Eine Bild bitte!" konfrontiert.

    Ich würde beim Untergang dieses Blattes vermutlich denken "Jetzt hast Du es geschafft!"

    Wobei ich allerdings auch befürchte, daß die Bildzeitungsredakteuere dann ohne Umschweife direkt in die Poltik gehen und dort führende Postitionen über Nacht einnehmen. Schließlich ist eine Ähnlichkeit im Verhalten nicht von der Hand zu weisen.

    Bildrepublik Deutschland wird dann unverzüglich nach der Amtsübernahme der ehemaligen Redakteure und Reporter die ersten diplomatischen Ohrfeigen verteilen und binnen 24 Stunden den 3. Weltkrieg begonnen haben.

    Und Schuld habt dann gewohnheitsmäßig der Spiegel, der dann unverzüglich verboten wird.

    Fortsetzung folgt

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  4. Schwer vermittelbar ... stimmt. Die arbeiten noch mit Quark XPress 3.3.2 und Apple-G3, die mit ihrem exorbitanten Arbeitsspeicher von 256 MB immer wieder für viel Freude bei den Mitarbeitern sorgen (Zitat: „Wenn ich Quark aufhabe, mach ich doch Photoshop nicht auch noch auf, dann fliegt mir der Rechner weg. Also mach ich die Freisteller als Polygon. Das geht schneller.“)

    Leider gibt es den Rabatt nur für die Bundesausgabe ... und da schaltet sowieso kaum jemand. Warten wir mal ab, ob der Rabatt „nach erfolgreicher Einführung“ ab September auch für die Regionalausgaben gilt. DAS wäre dann ein ernstes Zeichen ;-)

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  5. Im Vergleich zu anderen Boulevardzeitungen halte ich die Bild immer noch für eine sehr ausgewogene Zeitung. Nein, nicht im Vergleich zu seriösen Zeitungen. Aber lesen Sie doch mal die vergleichbaren Magazine in England, Frankreich, Polen...!

    Und mal ehrlich: Die MoPo ist doch nur deswegen besser, weil sie zwar auf gleichem Niveau wenigstens Ihrer politischen Überzeugung näher ist.

    Wir alle wissen doch, daß es einen Bedarf für Boulevardzeitungen gibt.

    Daß die breite Masse eben keine FAZ- oder Süddeutsche-Leser sind.

    Daß es aber ausgerechnet ein konservativer Verlag geschafft hat, dieses Massenmedium zu stellen, ist doch der eigentliche Grund für Ihren Hass auf Bild, oder?

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  6. @ GP, nein, ich folge da eher Alan Posener von der WamS: Auch ich mag es nicht, wenn „an die niedersten Instinkte appelliert wird“ und Menschen aus Auflagegründen ins Elend gestürzt werden. Ob das nun Rechte oder Linke tun.

    @ Anrufe ohne Meldung: Wie meinen …?

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  7. GP: Dumm, provinziell und schlecht gemacht, wie sie ist, steht die MoPo in moralischer Hinsicht meilenweit über der Drecks-Bild. Ich verstehe einfach nicht, warum man sich immer wieder von eigentlich intelligenten Menschen diese Gleichsetzungen anhören muss. Anders gesagt: Die "Bild" ist verbrecherisch, die MoPo in aller Regel nicht. Mit links oder rechts hat das erst mal nichts zu tun.

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  8. Ich hätt's nicht schöner sagen können.

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  9. Andreas, genau das ist eben nicht der Fall. Die Bild bietet sicherlich keinen hochkarätigen Journalismus, aber sie bewegt sich innerhalb der demokratisch legitimen Grenzen.

    Moralisch steht diese MoPo eben nur über der Bild, wenn man die eigene politische Überzeugung als Maßstab für Moral nimmt.

    Wenn man beide Zeitungen nebeneinanderlegt, sind sie jeweils reißerisch aufgemacht, auf ein wenig gebildetes Publikum ausgerichtet und nach unseren Maßstäben schlecht geschrieben. Aber ich kann nicht erkennen, daß eine der beiden Zeitungen wirklich Hetze betreibt.

    Kann aber auch daran liegen, daß ich die Bild schon lange nicht mehr gelesen habe, ich mag mich ja jederzeit eines besseren belehren lassen. Die MoPo jedenfalls kenne ich (Joeys-Kunde...)
    Und die finde ich immer höchst amüsant.

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  10. Lieber GP, bitte vergleichen Sie mal die Rügen, die BILD vom Presserat wegen Verstoßes gegen das Presse- und Persönlichkeitsrecht bekommt, und jene, die die Mopo erhält – die Mopo kriegt nie eine, die BILD stellt jedes Jahr Rekorde auf.

    Und jedes Jahr bleiben dank BILD Existenzen auf der Strecke, Leute werden wegen der Hetzkampagnen krank, verlieren ihren Job, werden manchmal sogar in den Selbstmord getrieben.

    Und dabei denke ich nicht mal an die klatschspaltensüchtigen Promis, die teils selbst Schuld dran sind, sondern an Normalos, die oft zu Unrecht ins Visier geraten.

    Werden Sie erst mal dank BILD „Deutschlands schlimmster Chromaxtschwinger“ ohne Augenbalken und mit vollem Nachnamen (beides übrigens Verstöße gegen das Presserecht) – und dann reden wir weiter … ;-)

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  11. genau das ist der gravierende unterschied. bild stigmatisiert menschen - meistens auf grund wilder spekulationen - vor den augen der öffentlichkeit.

    von schlechtem journalismus kann da keine rede mehr sein. die bild geht weiter.

    sie zerstört, wie matt schon richtig sagte, existenzen.

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  12. Mal was anderes: Interessant, dass auf der „Woman“-Website mit keinem Wort erwähnt wird, dass das Blatt eingestellt wurde.

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  13. … geschweige denn, dass man künftig als Abonnent die „Brigitte“ zugestellt bekommt …

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  14. http://bp3.blogger.com/_2wEy-SGZOHk/RkLUczkEm5I/AAAAAAAAATg/FhTmT49vrug/s1600-h/keinehure.gif

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  15. Hm, ich verstehe Sie immer noch nicht. Sie waren also bis heute eine „Klickhure“ (was verdient man da eigentlich so?), aber was hat das mit diesem Eintrag zu tun?

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  16. @Matt 1:00: Nein. Es finden sich in der Redaktion der Bild und BamS und anderen Springermedien auch kluge, neutrale, kompetente Redakteure und Menschen.

    Viele Redakteure haben sich vom wahrhaftigen Teil des Blattes (Boulevard, Promi, Bödsinn etc.) allerdings innerlich losgelöst und kümmern sich schlichtweg stur um ihr Ressort. Und das tun sie sogar oft verdammt gut ...

    Ich musste das schreiben, das wissen Sie.

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  17. "SGZOHk/RkLUczkEm5I/AAAAAAAAATg/FhTmT49vrug/s1600-h/keinehure.gif"
    Haben wir es hier jetzt etwa auch schon mit BILD-Journalismus zu tun ;-) ?!

    In den Wartezimmern und Kneipen liegen übrigens auch immer erstaunlich viele Galas herum – Oh Gott, die sind echt pleite …

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  18. Grundsätzlich halte ich es für richtig, daß sich nicht ausgelastete Schreiberlinge in Fitnessclubs sinnvoll betätigen. Hierzu gehört auch diese Studie.

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