Wir hatten mal ein ältliches Paar im Haus, das kam oft spätnachts vom Kiezbummel zurück und brauchte zehn Minuten für drei Stockwerke. Dabei sang es im Treppenhaus.
„Hoide wlau un moijen wlau und üwermoijen wieda!“ So informierten die beiden uns Nachbarn über ihr Ideal von Freizeitgestaltung.
Inzwischen sind sie ausgezogen. Manchmal treffe ich die Frau – eine blondierte Mittfünfzigerin mit zuviel Kajal um die Augen, als dass es nicht nach Verzweiflung röche – an der Bushaltestelle. Dann höre ich sofort ihr Lied wieder vorm inneren Ohr: „… hoide wlau …“
Davon ahnt sie nichts in ihrer verhärmten Ernsthaftigkeit, mit der sie auf den Bus wartet, denn sie erkennt mich nie. Ich habe einfach ein Durchschnittsgesicht, das ist das Problem.
Oder die Gnade.
Vielleicht gehören Sie ja einfach nicht in die Zielgruppe der Dame, was ja nicht das Schlechteste sein muss!
AntwortenLöschenMan muss ja nicht jedermanns-jederfraus Beuteschema erfüllen!
Da sprechen Sie ein wahres Wort gelassen aus.
AntwortenLöschenIn dem Fall würde ich von Gnade sprechen. Ich wäre froh, wenn die Mutter eines früheren Freundes (die Freundschaft dauerte von 8 bis 14) mich nicht mehr erkennen würde. Aber da gibt es kein Entkommen und ich muss mich den immer gleichen Fragen nach meinem Vater, meiner Schwester, meiner Tochter, meinem Leben stellen und die immer gleichen Antworten geben und dabei nett lächeln. Aber ich bin da milde gestimmt. Wer weiß was ich für Fragen stelle, wenn ich mal so alt bin.
AntwortenLöschenBessere. Versprochen.
AntwortenLöschen@Matt,
AntwortenLöschendafür würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen. Als Kind habe ich sie gehasst, die Ausrufe, "Du bist aber groß geworden!". Heute ertappe ich mich selbst dabei, wie es mir gelegentlich rausrutscht. Meine Neffen und meine Nichte können es bezeugen.