06 März 2011

Ein echter Fuffziger



Esso-Tankstelle, Spielbudenplatz. Die sogenannte „Kulttanke“ also, über die Spiegel TV alle zwei Wochen irgendeine Reportage dreht, weil dort Betrunkene drollige Sachen machen.

„Tut mir furchtbar Leid, wirklich“, sage ich möglichst kleinlaut zum Kassierer, „aber ich habe nur einen Fünfziger. Ist das schlimm?“ Ich halte dem unglaublich sanftmütig wirkenden anatolischen Glatzkopf die Mopo samt großem Schein hin und versuche zu gucken wie eine Dackelwelpe.

Schließlich muss ich ihm ja nicht erzählen, dass ich gerade das letzte Kleingeld im Backhus für
Walnussbrötchen hergab. Er würde mich bestimmt fragen, womit er es verdient habe, kleingeldtechnisch schlechter behandelt zu werden als das Backhus, und darauf wäre mir nur eine Antwort eingefallen: Gedankenlosigkeit. Ignoranz. Geistige Trägheit. (Na gut: Das waren drei Antworten.)

„Ja, das ist schlimm“, sagt er mit dem bittersten Lächeln seit Erfindung der Oberlippe. Kopschüttelnd sucht der Mann (es handelt sich wahrscheinlich genau um jenen „Ausländer“, der neulich angeblich „einen Deutschen“ rausgeschmissen hat) das Wechselgeld zusammen und blättert es mir mit vorwurfsvoller Melancholie hin.

„Mit Taxifahrern könnten Sie das nicht machen“, mahnt er, noch immer bitter lächelnd. „Wenn die zwei Fünfziger hintereinander bekommen, werden die sauer.“

Ich nehme die 49,40 Euro entgegen und verstaue sie in meiner Börse. „Sie sind aber kein Taxifahrer“, kontere ich. Ein schlagfertiger Einfall, wie mir scheint, denn in Verbindung mit meinem frühlingshaften Strahlen baue ich so eine gummiartige wall of charme auf, an der seine Enttäuschung, seine Bitterkeit, seine Melancholie nicht nur abprallen, sondern sich sogar verwandeln werden in eine Art Vorfrühlingsglück, welches sein ganzes Wochenende prägen wird.

Und genau so kam es dann auch.


(Foto: www.reeperbahn-garagen.de)

3 Kommentare:

  1. ich hatte ja eigentlich eine Geschichte über 280 Minuten ohne erwartet
    naja, zumindest war der Fuffi Ihrer und nicht der vom Franken

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  2. Sie haben sich als "Nichtnorddeutscher" geoutet. Oder wieso schreiben Sie BackhuUs?

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  3. Wenn ich jemals behauptet hätte, ein Norddeutscher zu sein, hätte ich mich in der Tat als Gegenteil davon outen können. So aber ist es einfach nur ein Fehler – den ich natürlich umgehend korrigieren werde … ;)

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